From high demand to material shortages, from delivery delays to price increases – a tense international market is also presenting the furniture industry with ever new challenges, while also often being cited as one of the winners of the crisis. (DE only)

Gute Nachricht: Die Schweizer Möbelbranche zählt zu den Gewinnern der Pandemie. Foto: Markus Winkler on Unsplash

Mirror, mirror on the wall – Corona and the furniture industry | News

Gute Nachricht: Die Schweizer Möbelbranche zählt zu den Gewinnern der Pandemie. Foto: Markus Winkler on Unsplash

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Auf den ersten Blick erscheint die Möbelbranche auf dem Höhenflug. Der Mensch zieht sich zurück und richtet ein. Anstelle der entfallenen Fernreise wurden Haus und Heim optimiert und verschönert. Auch wenn der erste Lockdown 2020 aufgrund von Ladenschliessungen, unterbrochenen Lieferketten sowie der Umstrukturierung der Betriebe seine Spuren hinterlassen hat, sind die Zahlen und die Stimmung wieder positiv. Sogar mehr als das, denn laut GfK Schweiz verzeichnete die Möbelbranche 2020 erstmals seit über zehn Jahren wieder ein Wachstum – und das um 4,6 Prozent.

Fakt ist: Das Zuhause ist zum Mittelpunkt der Krise avanciert. Cocooning heisst der wiederentdeckte Trend, der den Rückzug in die eigenen vier Wände zelebriert und Wünsche wie Notwendigkeiten weckt – von der tiefenentspannenden Sofalandschaft oder Hightech-Kücheninsel über die neue Leichtigkeit des Seins in Form von Gartenmöbeln und Swimmingpools bis zur neuen Homeoffice-Ausstattung mit hauseigenem Chefsessel.

Design mit Botschaft: Das Zuhause soll zum Ort der Leichtigkeit und Positivität werden, wie hier mit dem filigranen Wohnprogramm NARA von MAB. Foto: MAB Möbel AG

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Design mit Botschaft: Das Zuhause soll zum Ort der Leichtigkeit und Positivität werden, wie hier mit dem filigranen Wohnprogramm NARA von MAB. Foto: MAB Möbel AG

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Wer die Möglichkeit hat, macht es sich derzeit zu Hause noch gemütlicher und multifunktionaler. Von der Einzelanschaffung bis zur Neuinterpretation des gesamten privaten Lebensraumes. Wie lange dieser Trend anhalten wird, ist schwer zu sagen. Die Kristallkugel mit Blick in die Zukunft hat inzwischen einen Sprung. Sicher ist jedoch, so plötzlich die Pandemie unsere Welt auf den Kopf gestellt hat, umso langwieriger wird sie uns begleiten. Auf die erste Phase schneller Notfallmassnahmen folgt ein sukzessiver Prozess, der sich zeitverzögert auf sämtliche Bereiche ausrollt. Mal plakativer, mal subtiler. Mal mit Hürden und mal mit neuen Chancen verbunden.

Bitte warten
Noch ist die wiederentdeckte Wertschätzung des Zuhauses gross und die Nachfrage hoch. Doch wer sich gerade eine neue Küche oder ein Regalsystem anschaffen möchte, sollte etwas Geduld mitbringen. Denn bei vielen Materialien, wie Holzwerkstoffen, Metallkomponenten, Polsterschäumen, Bezugsstoffen oder auch Verpackungsmaterialien bestehen Lieferengpässe. Vieles von dem, was Möbelhersteller benötigen, ist derzeit knapp. Eine Herausforderung, die sich laut Prognosen zum Ende des Jahres langsam wieder beruhigen sollte.

Im Wartebereich: Polstermöbel sind derzeit besonders gefragt, wie die SIDE CHAIRS von Strässle. Foto: Strässle Switzerland

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Im Wartebereich: Polstermöbel sind derzeit besonders gefragt, wie die SIDE CHAIRS von Strässle. Foto: Strässle Switzerland

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Der Preis der Zeit
Aus der Materialknappheit resultierenden jedoch nicht nur Verzögerungen in der Produktion, sondern auch höhere Kosten bei den Zulieferprodukten, die sich bis zum Endkunden auswirken werden. Auch die Preise für heimische Hölzer wie Eiche, Buche, Nussbaum und Nadelhölzer dürften im Vergleich zum Vorjahr teurer werden. Wer dennoch auf Massivholzmöbel von regionalen Manufakturen setzt, wird mit hoher Qualität und nachhaltiger Langlebigkeit belohnt. Werte, die beständig bleiben.

Heiss begehrt
Auch das Portfolio ist entscheidend für den Erfolg. Während Küchen- und Polstermöbel derzeit besonders beliebt sind, verzeichneten Büromöbelhersteller aufgrund der Umstrukturierung der Unternehmen und der Verlagerung ins Homeoffice bisher eher Verluste. Doch nichts ist beständiger als der Wandel. Schliesslich sind Flexibilität und Variabilität schon lange Programm und neue Konzepte für den ortsunabhängigen und somit krisensicheren Arbeitsplatz gefragter denn je. Weiterhin gilt: Je spontaner ein Möbel auf die gegebenen Umstände reagieren und sich zwischen Home und Office anpassen kann, desto zukunftsträchtiger. Darüber hinaus werden Trendthemen wie Gesundheit, Ergonomie und Nachhaltigkeit sicherlich noch mehr an Bedeutung gewinnen und sich in allen Einrichtungsbereichen widerspiegeln.

Neue Werte: Auch heimisches Holz wird teurer. Dafür sparen Möbel von ansässigen Manufakturen nicht nur CO2, sondern unterstützen die regionale Branche. Foto: von Rickenbach

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Neue Werte: Auch heimisches Holz wird teurer. Dafür sparen Möbel von ansässigen Manufakturen nicht nur CO2, sondern unterstützen die regionale Branche. Foto: von Rickenbach

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Online handeln
An Ideen wie Lösungen fehlt es der Branche nicht. Die Aufgabe besteht nun vielmehr darin, einzelne Aspekte neu zu verknüpfen und unter den unsicheren Vorzeichen weiterzuentwickeln – egal ob Möbel, Konzepte, Produktionsweisen oder Vertriebswege. Viele Hersteller haben bereits den ersten Lockdown genutzt, ihre Produktentwicklung zu vertiefen und neue Themen in Angriff zu nehmen. Dazu gehört auch der konzeptionelle wie technische Ausbau der Onlineshops – die wahren Gewinner der Pandemie. Ein Distributionskanal, der definitiv weiterwachsen wird. Auch hier sind hybride Konzepte gefragt, die den Off- mit dem Onlinehandel in Zukunft noch besser verknüpfen.

Auf hybriden Wegen: Händler mit Onlineshop hatten es gut in der Krise. Auch wenn der persönliche Kontakt unersetzlich bleibt. Foto: Good Faces on Unsplash

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Auf hybriden Wegen: Händler mit Onlineshop hatten es gut in der Krise. Auch wenn der persönliche Kontakt unersetzlich bleibt. Foto: Good Faces on Unsplash

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Persönlichkeit gewinnt
Doch trotz aller Onlinekäufe – samt anschliessendem Diplom im DIY – bleibt der Fachmann unverzichtbar. Von der Beratung über die individuelle Planung bis zur Ausführung. Am besten, wenn dieser auch noch vor Ort verfügbar ist. So entfremdend der Rückzug auf den ersten Blick auch scheinen mag, er weckt doch zeitgleich das Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Begegnungen und Gemeinschaft. Auch in der Inneneinrichtung. In diesem Punkt gewinnt vor allem der Möbelhersteller des Vertrauens. Denn persönliche Beratung und massgeschneiderte Umsetzungen bleiben unbesiegbar. Ganz egal, wohin uns die Wellen der Krise auch treiben.

Text: Julia Hauch

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