Gläserne Welten: Fabbians architektonisches Abenteuer

Es gab einen anderen guten Grund dafür, Laminis in diesem Steinbruch zu fotografieren: Stein und Glas aus Vicenza sind zwei Materialien, die in der Architektur häufig Verwendung finden. Das Fotoshooting von Fabbian stellt genau diese Verbindung heraus. Bewusst vermeidet der Hersteller Fabbian in seinem Katalog Laminis in konventioneller Weise als statisches Stillleben zu präsentieren. Laminis wird vielmehr in einer inspirierenden und poetischen Art in einer atmosphärischen Umgebung zum Leben erweckt. Das Licht in der Höhle ist diesig und in Kuhlen im Boden haben sich
glatte, spiegelnde Wasserflächen gebildet, die eine geheimnisvolle Stimmung erzeugen.

Durch die Inszenierung der imposanten Laminis-Gebilde in der hochwandigen Höhle, konnten auch ihre Eignung als architektonische Elemente herausgestellt und demonstriert werden, wie gut sie sich in (innen-)architektonische Zusammenhänge einfügen. Der Katalog erzählt die Geschichte von Fabbian auf der faszinierenden Reise zum Mittelpunkt der Erde. Am Anfang scheint die Höhle abweisend. Ihr Eingang ist dunkel und düster und die Stimmung wird immer unheimlicher, je näher die Expedition dem Erdkern kommt.

Schliesslich, gegen Ende der Reise aber nimmt man eine Reflexion, einen Lichtschimmer wahr. Plötzlich tauchen die juwelenartigen Glasplatten von Laminis auf wundersame Weise aus dem Nichts auf. Sie erinnern vor dem Hintergrund der kalten Steinwände an glitzernde, wertvolle Steine oder Stalaktiten. Auf dem weiteren Weg in der Höhle werden die Glaskompositionen zu komplexen Wänden und Korridoren und zeigen auf welche Weise Laminis architektonische Räume definieren kann. Dank ihrer fein gearbeiteten gemusterten Oberflächen wirken diese leuchtenden Glasplatten und -wände elegant und sphärisch zugleich. Wie durch ein Wunder in der dunklen Höhle gefunden, referieren sie zudem auf geheime Gemächer aus längst vergangenen Zeiten. Nichtsdestotrotz wirken diese traumartigen Glaswände absolut zeitgemäss.

Später wenn man sich wieder auf den Weg an die Erdoberfläche begibt, befruchten die Erinnerungen dieser Reise die Suche nach innovativen Möglichkeiten, Laminis in verschiedensten Interieur-Projekten einzusetzen. Das modulare Design von Laminis wird durch die Verwendung eines der Bestseller von Fabbians innovativen Produkten ermöglicht, Tile, einem rechteckigen oder quadratischen Glaselement, das LED-Leuchten enthält. Tile ist ein hochflexibles System, das es ermöglicht Glasfliesen zu kombinieren und zu Wänden oder Glasscheiben verschiedener Grössen zusammenzusetzen. Momentan können diese in eine Höhe von bis zu acht Metern realisiert werden und in mannigfaltiger Weise von Architekten und Innenarchitekten angepasst und variiert werden, insbesondere wenn sie als individuelles Detail in einem Projekt eingesetzt werden.

Als Tile vor fünf Jahren entworfen wurde, gingen bei Fabbian viele Nachfragen ein, ob das System auf spezielle Kundenwünsche angepasst werden könne. Zu dieser Zeit wäre das nur möglich gewesen, wenn die Kunden die Mehrkosten für die Entwicklung neuer Gussformen übernommen hätten. Natürlich hätten Fabbian die Gussformen selbst entwickeln können, dennoch wäre die Investition zunächst zu hoch und vor allem kostspielig gewesen – nicht dass das die Firma davon abgehalten hätte, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Glücklicherweise war die Entwicklung von kostengünstigen Gussformen schnell von Erfolg gekrönt. Diese ermöglichten es, personalisierte Glasscheiben und -wände für Kunden zu gestalten.

Der Herstellungsprozess von Laminis beginnt heute damit, dass geschmolzenes Glas in eine Form gegossen wird. Eine weitere Form wird sodann auf das sehr heisse Glas gepresst, um ein gafisches Relief zu hinterlassen. Verschiedene Formen können unterschiedliche Muster erzeugen, sodass der Anzahl von dekorativen Mustern, mit denen Laminis „bedruckt“ werden kann, keine Grenzen gesetzt sind.

Laminis kann auch durch die Verwendung von verschiedenen Farben den Wünschen der einzelnen Kunden angepasst werden. Seine mosaikähnlichen Bestandteile sind in unterschiedlichen Tönen erhältlich und ermöglichen somit eine noch grössere individuelle Gestaltung. Der Herstellungsprozess der farbigen Glasfliesen weicht von dem der durchsichtigen ab. Er beginnt mit einem Glasbläser, der dünne Glasschälchen herstellt. Wenn diese abgekühlt sind, werden sie zerstossen und die Glasfragmente als Rohmaterial zur Herstellung der farbigen Fliesen verwendet. Im nächsten Schritt wird transparentes geschmolzenes Glas über diese Fragmente und in einem weiteren Schritt in eine Form, in der sie sich vermischen, gegossen. Die so produzierten Fliesen sind mit gefärbten Glas durchzogen. Danach können farbige Fliesen mit ganz durchsichtigen kombiniert werden. Die Möglichkeiten sind endlos.

Einer der reizvollen Aspekte von Laminis ist, dass es in Handarbeit hergestellt wird; es ist eben kein Massenprodukt, und die Glasfliesen bestechen durch ihre künstlerische Anmutung. Die Töne der farbigen Glasfliesen sind nicht deckend und gesättigt, sondern gesprenkelt und rufen somit einen natürlichen, ungleichmässigen Effekt hervor und machen die einzelnen Fliesen umso einzigartiger.

Die einzige Einschränkung von Laminis ist seine Grösse: die Fliesen sind nur in drei Grössen und Formen erhältlich, aber innerhalb dieses Rahmens lassen sich unendlich viele verschiedene individuelle Glaswände kreieren. Momentan empfiehlt Fabbian, dass diese mit einer Höhe von vier Metern aufgebaut werden. Dennoch wurden in der Vergangenheit auch einzelne Flächen zusammengesetzt, die über diese Höhe hinausgingen, manche waren sogar bis zu acht Meter hoch. Alternativ kann Laminis auch als kleineres dekoratives Element eingesetzt werden, beispielsweise als Lüster.

Das äusserst vielseitige Laminis-System lässt sich auf verschiedene Arten einsetzen: Es kann Räume in Form eines Raumteilers definieren oder Wände als dekorativer Vorhang schmücken. Wenn sich die Wände und Fliesen überlappen, erzeugen sie subtile, verflochtene Glaslagen, die an wertvolle Stoffe denken lassen. Kurz, Laminis ist für Architekten und Innenarchitekten ein unbeschriebenes Blatt, dass sie nach Lust und Laune nach ihren individuellen Vorlieben gestalten können. Die einzelnen Fliesen mit verschiedenen Mustern können auf unzählige Arten kombiniert werden, sie erlauben unbeschränkte Konfigurationsmöglichkeiten.

Fabbian wurde vor über fünfzig Jahren gegründet und hat seinen Sitz in Venedig. Der Hersteller ist bekannt für seine Leuchten, für die lediglich hochqualitatives Glas zum Einsatz kommt. Obwohl die Firma starke Wurzeln in der Glasbläsertradition von Murano hat, hat sie sich auf neueste Glasherstellungstechniken spezialisiert. Regelmässig arbeitet sie mit so angesehenen Designern wie Karim Rashid, Matali Crasset und Benjamin Hubert zusammen und ist bekannt für Designs wie Multispot und Beluga – und natürlich Tile.