In Zusammenarbeit mit dem etablierten französischen Designinstitut VIA arbeitet die Hungarian Fashion & Design Agency daran, ungarisches Design auf der Weltkarte zu verankern.

Die flexible Tangens-Kollektion der Designerin Sára Kele, hergestellt von Rotte – Gewinnerin des "Red Dot: Best of the Best" Award

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Die flexible Tangens-Kollektion der Designerin Sára Kele, hergestellt von Rotte – Gewinnerin des "Red Dot: Best of the Best" Award

×

Eine immer wieder beliebte Attraktion auf internationalen Designmessen sind Stände mit den Arbeiten talentierter DesignerInnen aus einem Land oder einer Region, die ausserhalb ihrer Grenzen kaum bekannt sind. Sie spiegeln durch ihre Herstellungsverfahren, die verwendeten Materialien und ihre Ästhetik die lokale Kultur wider und stellen eine erfrischende Alternative zur Globalisierung dar. Für InnenarchitektInnen und ArchitektInnen auf der Suche nach ungewöhnlichen Stücken sind diese oft frischen und originellen Arbeiten besonders interessant.

Die digitale Kommunikation hat während der Pandemie eine wichtige Rolle gespielt, doch die Bedeutung von Messen ist in einer Post-Corona-Welt nur noch offensichtlicher geworden: Messen ermöglichen es InnenarchitektInnen, die Qualität oder ästhetische Wirkung neuer Produkte aus erster Hand zu beurteilen.

Davon profitieren auch die Aussteller, wie die Hungarian Fashion & Design Agency (HFDA) nur allzu gut weiss. Ihre kürzlich gestartete Initiative, ein Inkubationsprogramm namens design LAB, soll den besten ungarischen DesignerInnen und Herstellern zu weltweiter Bekanntheit verhelfen. Der erste Schritt in diese Richtung ist eine Zusammenarbeit mit dem traditionsreichen französischen Designinstitut Valorisation de l‘Innovation dans l‘Ameublement (VIA), das französisches Design fördert und es in seiner Pariser Galerie präsentiert.

Ein Detail der juwelenartigen Berri-Leuchtenfamilie, entworfen von POSITION Collective und hergestellt von Úri Lux

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Ein Detail der juwelenartigen Berri-Leuchtenfamilie, entworfen von POSITION Collective und hergestellt von Úri Lux

×

VIA organisiert auch „Speed-Dating-Events“, bei denen Designschaffende mit Herstellern zusammentreffen, um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit auszuloten. Angeregt von VIA startete die HFDA ihr design-LAB-Programm mit einer eigenen Speed-Dating-Veranstaltung (die letztes Jahr aufgrund der Pandemie digital stattfand). Dabei wurden je sieben ungarische DesignerInnen und Hersteller zusammengebracht, die sechs Monate Zeit hatten, ein fertiges Produkt zu präsentieren. Das Ergebnis waren 43 serientaugliche Entwürfe; die HFDA hat sich verpflichtet, die Produktion von sieben von ihnen zu unterstützen. „Wir sind ausserordentlich stolz darauf, dass über 40 einzigartige, innovative Kreationen bereit sind, sich auf Messen weltweit zu behaupten“, sagt Zsófia Bata-Jakab, CEO der HFDA.


HFDAs kürzlich gestartete Initiative, ein Inkubationsprogramm namens design LAB, soll den besten ungarischen DesignerInnen und Herstellern zu weltweiter Bekanntheit verhelfen


VIA stellt alle sieben Produkte während der Pariser Designwoche (9. bis 18. September) in seiner Galerie in der Avenue Ledru-Rollin aus. Fünf Entwürfe werden auch auf der Pariser Messe Maison & Objet (9.-13. September) präsentiert.

Die Produkte des design LAB zeichnen sich vor allem durch ihre Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit aus – und sie werden für ihre herausragende Qualität gelobt. Die 15-teilige Möbelfamilie Tangens der Designerin Sára Kele, die von Rotte hergestellt wird, wurde gerade mit dem „Red Dot: Best of the Best“ für höchste Designqualität ausgezeichnet. Für HFDA ist die Nachricht dieser renommierten Auszeichnung eine echte Bestätigung für die Ziele des design LAB.

Oben: ein modulares Element von Tangens. Unten: eine Kommode aus der Kollektion Loop, entworfen von Máté Horváth von Forms Design und hergestellt von Árkossy Bútor

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Oben: ein modulares Element von Tangens. Unten: eine Kommode aus der Kollektion Loop, entworfen von Máté Horváth von Forms Design und hergestellt von Árkossy Bútor

×

Kele berücksichtigt bei der Gestaltung eines Objekts immer auch dessen Umweltverträglichkeit. Nach langen Recherchen über die für Tangens zu verwendenden Materialien fand Kele einen Bezugsstoff von guter Qualität, der sich angenehm anfühlt und nachhaltig ist. Tangens wurde für Homeoffices entworfen – daher der häusliche Look. Es handelt sich um eine leichte, modulare Kollektion, die sich problemlos umstellen lässt, was ihre Zwanglosigkeit noch verstärkt. Die rohrförmigen Metallrahmen erinnern an die Ästhetik des Bauhaus, was vielleicht eine Anspielung auf die ungarische Herkunft des Entwurfs ist. Der ungarische Künstler László Moholy-Nagy war am Bauhaus Professor.


„Wir sind ausserordentlich stolz darauf, dass über 40 einzigartige, innovative Kreationen bereit sind, sich auf Messen weltweit zu behaupten“


Ähnlich flexibel ist die Loop-Familie – zwölf modisch geschwungene Möbelstücke, darunter Kommoden und Sideboards in ansprechend stimmungsvollen Tönen, von kastanienbraun bis waldgrün, entworfen von Máté Horváth von Forms Design und hergestellt von Árkossy Bútor. Sie fungieren als modulare Elemente, die auf verschiedene Weise konfiguriert werden können und teilweise aus recycelten Materialien bestehen.

Das nachhaltige, modulare Sofa Match von Máté Horváth, hergestellt von Varkoly Fiai Der stapelbare, reduzierte Stuhl Tile, entworfen von Dániel Lakos von Planbureau und hergestellt von Balaton Bútor

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Das nachhaltige, modulare Sofa Match von Máté Horváth, hergestellt von Varkoly Fiai Der stapelbare, reduzierte Stuhl Tile, entworfen von Dániel Lakos von Planbureau und hergestellt von Balaton Bútor

×

In Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Varkoly Fiai hat Horváth ausserdem die Sofafamilie Match entwickelt, von deren Schlichtheit man sich nicht täuschen lassen sollte, denn sie bietet ein Höchstmass an Flexibilität: Ihre modularen Einheiten in verschiedenen Grössen lassen sich auf vielerlei Weise zusammensetzen. Alle Stücke sind mit einem Stoff aus recycelten PET-Flaschen überzogen, während die Kissen mit Schaumstoffabfällen aus dem Produktionsprozess gefüllt sind.

Der Designer Dániel Lakos vom Budapester Studio Planbureau und der Hersteller Balaton Bútor haben gemeinsam den elegant-schlichten Stuhl Tiles entworfen. Trotz seines Understatements ist der Stuhl dank der subtil abgewinkelten Flächen seiner schlanken Sitzfläche und Rückenlehne – sie erinnern an gefaltetes Papier -äusserst charakterstark.

Oben: die opulente Pendelleuchte Berri, entworfen von POSITION Collective und realisiert von Úri Lux. Unten: Designer Miklós Leits und die auffällige Leuchte Hommage von Micro-Licht Lighting Studio

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Oben: die opulente Pendelleuchte Berri, entworfen von POSITION Collective und realisiert von Úri Lux. Unten: Designer Miklós Leits und die auffällige Leuchte Hommage von Micro-Licht Lighting Studio

×

Im Bereich der Beleuchtung gibt es die Leuchtenfamilie Hommage, die von dem Licht- und Innenarchitekten Miklós Leits und dem Micro-Licht Lighting Studio entwickelt wurde. Das dramatische Design verbindet eine industrielle Ästhetik – grosse Glasscheiben werden als Flutlicht verwendet – mit einer handwerklichen Ästhetik, denn die Scheiben sind mit opulenten Porzellanglasuren überzogen.

Ein weiteres Lichtdesign ist die sechsteilige Berri-Kollektion, die von dem Duo Attila Kertész und Bence Simonfalvi von POSITION Collective und Úri Lux entworfen wurde. Inspirationsquelle für diese dekorative, mit Glaskugeln besetzte Pendelleuchte waren der Schneebeerenstrauch und seine Beeren. Wie ein Schmuckstück zeichnet sie sich durch raffinierte Details aus – Holz, leuchtendes Metall und Glaspigmente.

Die Pet Flat in drei Farbtönen, eine hochmoderne Hundehütte, entworfen von István Ulmann und hergestellt von Tilia 2002

Das Design LAB der HFDA fördert das beste ungarische Design | Aktuelles

Die Pet Flat in drei Farbtönen, eine hochmoderne Hundehütte, entworfen von István Ulmann und hergestellt von Tilia 2002

×

Und schliesslich werden Hundeliebhaber Pet Flat bewundern – eine nachhaltige, intelligente Hundehütte mit Solarpaneelen, die über einen Sensor Strom für die Beleuchtung erzeugen. Ausgestattet ist die Hütte auch mit internen und externen Kameras, damit Besitzer ihre Hunde aus der Ferne überwachen können. Ausserdem verfügt sie über eine Schiebewand, die für eine natürliche Belüftung sorgt. Ihre Erfinder sind der Designer und Architekt István Ulmann und der Hersteller Tilia 2002.

In Paris werden diese Entwürfe aufschlussreichen Einblick in das zeitgenössische ungarische Design bieten. Gegenüber neuen, als Prototypen präsentierten Arbeiten haben sie den Vorteil, dass es sich um voll funktionsfähige Stücke handelt, die von Architekten und Innenarchitekten erworben werden können. "Ein wichtiges Kriterium für die HFDA sind Designprodukte, die sich für die Serienproduktion eignen“, erklärt Bata-Jakab. “Das gibt Herstellern und Designern auch wirtschaftliche Stabilität.“

Alles in allem ist diese französisch-ungarische Zusammenarbeit eine Erinnerung, dass Ungarn in Sachen innovatives Design eine Vorreiterrolle in Mitteleuropa spielt.

© Architonic