Indem sie die räumlichen Bedürfnisse ihrer Bewohner:innen berücksichtigen, schaffen diese Projekte ein zielgerichtetes architektonisches Umfeld, das ihre häusliche Erfahrung aufwertet. Mit dabei: Nendo, Estudio Guto Requena, EKAR und Hiroyasu Imai.

Projekte wie das Dog / Human House von EKAR in Thailand zeigen die Flexibilität und Sensibilität des Designs für die Bedürfnisse der verschiedenen Bewohner:innen. Foto: Rungkit Charoenwat

Speziesübergreifende Wohnsitze: Häuser für Pflanzen, Tiere und Menschen | Aktuelles

Projekte wie das Dog / Human House von EKAR in Thailand zeigen die Flexibilität und Sensibilität des Designs für die Bedürfnisse der verschiedenen Bewohner:innen. Foto: Rungkit Charoenwat

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Indem wir anerkennen, dass sowohl Pflanzen als auch Tiere, die in unseren Häusern leben, domestizierte Wesen sind, können wir überlegen, ob wir sie innerhalb der funktionalen Grenzen des auf den Menschen ausgerichteten Lebens einschränken sollten. Das wirft die Frage auf, was als würdige, artübergreifende Behausung bezeichnet werden kann.

Die architektonische Auflösung des Raums kann ein Wohnprojekt als ein artenübergreifendes häusliches System begreifen und folglich eine Vielzahl von Spezies miteinander und mit ihrer Umwelt auf gleichberechtigte Weise in Kontakt bringen. Diese vier Projekte stellen das herkömmliche Konzept von Wohnarchitektur in Frage, die in erster Linie auf ihre menschlichen Bewohner:innen zugeschnitten ist.

Beim Stairway House von Nendo in Japan durchdringt das neu durchdachte Treppenelement das Gebäude vom Vorplatz aus und steigt zu einem Oberlicht hinauf. Fotos: Takumi Ota

Speziesübergreifende Wohnsitze: Häuser für Pflanzen, Tiere und Menschen | Aktuelles

Beim Stairway House von Nendo in Japan durchdringt das neu durchdachte Treppenelement das Gebäude vom Vorplatz aus und steigt zu einem Oberlicht hinauf. Fotos: Takumi Ota

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Stairway House in Minato City, Japan, von Nendo

In diesem Wohnprojekt geht eine Treppe über ihre offensichtliche Funktion hinaus, die vertikale Zirkulation in einem dreistöckigen Gebäude zu erleichtern. Stattdessen wird sie umfunktioniert, um einen grosszügigen Raum sowohl für Pflanzen als auch für die acht Katzen zu schaffen, die überwiegend mit der älteren Generation der Familie im ersten Stock leben. Dieses strategisch positionierte Element im Stairway House fördert eine ideale räumliche Anordnung für das Gedeihen von Pflanzen. Nendo aktivierte ein Vollfenster als Teil der Frontfassade, das diesen Effekt verstärkt und eine treibhausartige Umgebung schafft.


Indem wir anerkennen, dass sowohl Pflanzen als auch Tiere, die in unseren Häusern leben, domestizierte Wesen sind, können wir überlegen, ob wir sie innerhalb der funktionalen Grenzen des auf den Menschen ausgerichteten Lebens einschränken sollten


Die Berücksichtigung der Richtung des Sonnenlichts, seiner Positionierung und seiner Beziehung zu dieser Treppe optimiert die Umweltbedingungen und fördert das Wohlbefinden der Pflanzen. Gleichzeitig bietet die Treppe den dort lebenden Katzen einen erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus sie ihr Revier überblicken, Zuflucht finden, sich in den letzten Sonnenstrahlen sonnen und beim Klettern ihre Beweglichkeit unter Kontrolle halten können, was zu ihrer allgemeinen Gesundheit und Flexibilität beiträgt.

Eine Vielzahl von überwiegend einheimischen Pflanzenarten bedeckt fast jeden Winkel des Varanda Apartments in Brasilien und lässt die Grenzen des technischen Betriebssystems verschwimmen. Fotos: Maíra Acayaba

Speziesübergreifende Wohnsitze: Häuser für Pflanzen, Tiere und Menschen | Aktuelles

Eine Vielzahl von überwiegend einheimischen Pflanzenarten bedeckt fast jeden Winkel des Varanda Apartments in Brasilien und lässt die Grenzen des technischen Betriebssystems verschwimmen. Fotos: Maíra Acayaba

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Varanda Apartment in Sao Paulo, Brasilien, von Estudio Guto Requena

In einer bemerkenswerten Fusion hat das Estudio Guto Requena mit dieser hybriden Wohnung in einem der modernen Wahrzeichen von Sao Paulo ein vielseitiges privates Biom geschaffen, das die Koexistenz fördert, indem es Technologien wie Netzwerkkabel, Mikrocontroller und Sensoren einbezieht, die die systematische Nutzung des Raums verbessern. Die Umgebung beherbergt eine Vielzahl von Bewohner:innen, darunter Pflanzen, Obstbäume, einen produktiven Gemüsegarten, zwei Hunde und Menschen, die sich hoch über der Stadt befinden.


Pflanzen teilen sich den Lebensraum mit den anderen Bewohner:innen des Varanda Apartments und schaffen so ein einzigartiges und biophiles Lebensgefühl


Die Architekt:innen haben eine Wohnung ohne traditionellen Balkon in eine innovative Raumkonfiguration verwandelt, die mit viel raumhohem Glas und natürlichen Materialien optimale Bedingungen für die Beleuchtung und Beheizung der Pflanzen bietet. Sie teilen sich den Lebensraum mit den anderen Bewohner:innen des Varanda apartment und schaffen so ein einzigartiges und biophiles Lebensgefühl.

Die Weitläufigkeit im Dog / Human House von EKAR ermöglicht es seinen Besitzer:innen, das Wohlbefinden der dort lebenden Bäume und Hunde auch in einem halb geschlossenen Raum zu gewährleisten. Fotos: Rungkit Charoenwat

Speziesübergreifende Wohnsitze: Häuser für Pflanzen, Tiere und Menschen | Aktuelles

Die Weitläufigkeit im Dog / Human House von EKAR ermöglicht es seinen Besitzer:innen, das Wohlbefinden der dort lebenden Bäume und Hunde auch in einem halb geschlossenen Raum zu gewährleisten. Fotos: Rungkit Charoenwat

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Dog / Human House in Phra Prathom, Chedi Sub-district, Thailand, von EKAR

EKAR architects hat die traditionellen Strukturelemente verändert und so die Mehrzwecknutzung ihres Dog / Human House demokratisiert. Durch den Verzicht auf bestimmte Dachflächen können die Bäume ungehindert wachsen, die Hauptsäulen dienen den Hunden als Urinale, und das bewusste Fehlen von Regenwassersammelkanälen sorgt dafür, dass das Wasser ungehindert nach unten fliesst, um den umliegenden Boden zu nähren. Der Pool des Hauses ist mit einer Treppe ausgestattet, die sowohl für Hunde als auch für Menschen geeignet ist und die gemeinsame Nutzung fördert.

EKARs Entwurfsphilosophie für dieses Haus dreht sich darum, die Unterschiede zwischen den Massstäben von Mensch und Hund in den Räumen zu erkennen, in denen sich ihre lebenswichtigen Aktivitäten abspielen. Indem die räumlichen Anforderungen aller Bewohner:innen in den Vordergrund gestellt werden, entsteht ein Haus für alle Arten, das sicherstellt, dass sie nicht um ihr Wohlbefinden, ihren Komfort und ihr Vergnügen konkurrieren. Die Architekt:innen betonen, dass „der respektvolle Umgang miteinander gegenwärtig das wichtigste Thema des Menschseins ist, und das gilt auch für die Architektur.”

Möbelstücke sollen die Nutzungsmöglichkeiten vervielfachen. Im Boko House dienen gezielte Löcher in den eingebauten Regalen als Versteck für Katzen und verbergen Technik wie einen Projektor für ihre menschlichen Besitzer:innen. Fotos: Hiroyasu Imai

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Möbelstücke sollen die Nutzungsmöglichkeiten vervielfachen. Im Boko House dienen gezielte Löcher in den eingebauten Regalen als Versteck für Katzen und verbergen Technik wie einen Projektor für ihre menschlichen Besitzer:innen. Fotos: Hiroyasu Imai

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Boko House in Matsudo, Japan, von Hiroyasu Imai

In einem reduzierten Raum definiert Hiroyasu Imai den Zweck von Möbeln, die traditionell nur für den menschlichen Gebrauch bestimmt sind, neu, indem er ihnen einen bewussten Doppelnutzen verleiht. Diese Verwandlung wird in einer 65 m2 grossen Wohnung in Japan veranschaulicht, in der zwei Katzen und ein Paar leben, die sich mit den Möbeln auf eine Art und Weise beschäftigen, die ein tiefes Verständnis für die Gewohnheiten, das Leben und die Sicherheit beider Arten widerspiegelt.


„Für die Menschen dient der Spalt als Abtrennung, um Tiefe und Raum zu spüren. Für die Katzen ist es ein grosser Platz und ein Ort, an dem sie sich verstecken können“


Diese Perspektive erweitert die Möglichkeiten für die tierischen Bewohner innerhalb des gemeinsamen Lebensraums für Menschen. Die Entwürfe dienen nicht nur einem doppelten Zweck, sondern passen auch die Art ihrer ursprünglichen Verwendung an, um den Bedürfnissen beider Arten gerecht zu werden. Hiroyasu Imai erklärt: „Wir haben einen 350 mm breiten Spalt unter den Regalen, der Küche und dem Waschbecken angebracht. Für die Menschen dient er als Abtrennung, um Tiefe und Raum zu spüren. Für die Katzen ist es ein grosser Platz und ein Ort, an dem sie sich verstecken können.“ Das Boko House ermöglicht nicht nur die Koexistenz, sondern verbessert auch die Zweckmässigkeit des gemeinsamen Lebensraums für Mensch und Katze.

© Architonic

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