Die Frankfurter TECHTEXTIL bietet vom 9. bis 12.5.2017 einen fundierten Überblick über die enormen Fortschritte im Bereich der Hightech-Textilien.

Nur ein Beispiel von vielen: Dynamisch gekrümmtes Stadiondach in Kiew mit Lüftungsaustritten. Das universelle Membranmaterial ist Polytetrafluorethylen oder kurz: PTFE (© 3M-Dyneon/M. Bredt)

Strich und Faden: Techtextil 2017 | Aktuelles

Nur ein Beispiel von vielen: Dynamisch gekrümmtes Stadiondach in Kiew mit Lüftungsaustritten. Das universelle Membranmaterial ist Polytetrafluorethylen oder kurz: PTFE (© 3M-Dyneon/M. Bredt)

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Bauen mit Textilien ist längst mehr als das Spannen riesiger Membranen. Es zählt zu den Textil-Sparten, denen ein signifikantes Wachstum prognostiziert wird. Eigenschaften und Möglichkeiten von Hightech-Textilien übertreffen traditionelle Materialien in vielen Punkten ganz klar und in beeindruckender Weise. Dank intensiver Forschung und Entwicklung sind in allen technischen Anwendungsbereichen für textile Konzepte enorme Fortschritte erzielt worden. Zahlreiche innovative Lösungen nimmt man jedoch kaum wahr, da sie ihre Leistung im Verborgenen erbringen.

Das kleidungstaugliche Textil mit integrierten LEDs (© Forster Rohner), das Abstandsgewirk als Betonbewehrung (© Fraas) oder der Wettbewerbsbeitrag ’Loop’ von Selma Durand (2015) zeigen das weite Spektrum textiler Forschung und Entwicklung

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Das kleidungstaugliche Textil mit integrierten LEDs (© Forster Rohner), das Abstandsgewirk als Betonbewehrung (© Fraas) oder der Wettbewerbsbeitrag ’Loop’ von Selma Durand (2015) zeigen das weite Spektrum textiler Forschung und Entwicklung

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Von den auf der Techtextil bedienten zwölf Anwendungsbereichen, wie z. B. Agrotech, Oekotech und Geotech, sind für den textilaffinen Architekten Hometech und Buildtech vielleicht die interessantesten. Am besten, man überzeugt sich selbst und nutzt vom 9. bis 12. Mai 2017 die Möglichkeiten, sich in den Hallen 3, 4 und 6 des Frankfurter Messegeländes bei Präsentationen und in Gesprächen zum Stand der Dinge zu informieren. Der weltgrösste Branchentreff zum Thema technische Textilien bietet Einblicke, Ausblicke und nicht zuletzt einen optimalen Überblick.

Die Welt des Leichtbaus, der weitgespannten Membrandächer und intelligenten Fassaden ist mit einer Fülle von Bildern spektakulärer Konstruktionen im Bewusstsein von Architekten verankert. Vor allem Sportstätten, Verkehrsbauten und zeichenhafte Ausstellungsarchitektur repräsentieren den State of the Art in Sachen textiles Bauen. Zahllose Verfahren erlauben heute die perfekte Anpassung eines Gewebes an seine vorgesehene Verwendung. Flexibilität, Elastizität, Festigkeit, Lichtdurchlässigkeit, Widerstandsfähigkeit sind nur ein Teil mittlerweile perfekt steuerbarer Qualitäten von Geweben.

Messealltag: Verblüffende Produkte wie beispielsweise extrem flache Heizelemente für Fußböden oder diverse materialverstärkende Gewebe für die Bauindustrie – und alles verknüpft in anregenden Gesprächen und interessanten Kontakten

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Messealltag: Verblüffende Produkte wie beispielsweise extrem flache Heizelemente für Fußböden oder diverse materialverstärkende Gewebe für die Bauindustrie – und alles verknüpft in anregenden Gesprächen und interessanten Kontakten

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Gleichzeitig wird die Anwendung textiler Produkte auch in solchen Bereichen vorangetrieben, die zwar optisch nicht spektakulär, aber nicht minder revolutionär sind. Der Faserbeton ist nur ein Beispiel und der weitgehende Verzicht auf Bewehrungsstahl dabei nur ein Aspekt. Nicht von ungefähr hat Carbonbeton den Zukunftspreis 2016 erhalten. Grosses Innovationspotenzial liegt in der Möglichkeit, einer textilen Gebäudehülle weitaus mehr Funktionen zuzuweisen als Wetter- und Sonnenschutz. Sie kann Energie gewinnen, das Mikroklima verbessern und Schall- und Wärmeschutz übernehmen. Wenn man es genau betrachtet, hat sich die textile Fläche, das gewebte Stück Stoff archaischer Zeit zu einem multipotenten Hochleistungserzeugnis entwickelt, das selbst von heute an noch weit in die Zukunft weist.

Ein weiteres Einsatzgebiet liegt in der textilen Ausstattung von Räumen; auch sie bietet neben willkommenen optischen Effekten völlig neue Funktionalitäten. Die Integration diverser Sensoren und Leiterbahnen, lichtführende Filamente, diverse Beschichtungen von Fasern oder Geweben, die an individuelle Anforderungen angepasst werden, faszinieren schon heute. Dass in einer Krankenstation der Boden Alarm schlägt, wenn ein Patient gefallen ist oder die Innenwand einer Bar mit optischen Überraschungen unterhält, wird zu unserem Alltag gehören. Vielleicht animiert uns eine Winterjacke mit eingewebten Heizelementen aktuell vor allem zu einem skeptischen Lächeln, aber wichtig ist allein, dass diese vermeintliche Science Fiction auf dem Weg in unseren Alltag ist. Forschungsinstitute, Hersteller und Konfektionäre für Bekleidungs-, Möbel- oder Bau-Stoffe arbeiten intensiv an der textilen Zukunft.

Ein viel beachteter Wettbewerbsbeitrag vor zwei Jahren war die textile Betonschalung, die in ihrer Oberflächengestalt an eine Polsterfläche erinnert und die typischen Schalungslöcher vermeidet

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Ein viel beachteter Wettbewerbsbeitrag vor zwei Jahren war die textile Betonschalung, die in ihrer Oberflächengestalt an eine Polsterfläche erinnert und die typischen Schalungslöcher vermeidet

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Das Sonderareal ‚Living in Space’ in Halle 6.1 präsentiert diesen wichtigen Aspekt sehr anschaulich. Es ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Messe mit der ESA und dem DLR. Der Besucher erhält spannende Einblicke in die Wirkzusammenhänge textiler Lösungen, die sogar von jenseits des alltäglichen Erlebnishorizontes unser Leben beeinflussen können. In die Zukunft weist auch die 14. Auflage des Studentenwettbewerbes „Textile Strukturen für neues Bauen“ 2017. Der Wettbewerb soll den Austausch zwischen Studierenden/Berufsanfängern und der Industrie fördern und wird von Prof. Dr. Werner Sobek fachlich und wissenschaftlich betreut.

Geschäumte Textilschläuche im Experimentierstadium (© Fabric Foam). Der „Leichtbau“ ganz anderer Art in Form der Textilbetonbrücke in Albstadt-Lautlingen überzeugt schon seit Jahren (© Groz-Beckert)

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Geschäumte Textilschläuche im Experimentierstadium (© Fabric Foam). Der „Leichtbau“ ganz anderer Art in Form der Textilbetonbrücke in Albstadt-Lautlingen überzeugt schon seit Jahren (© Groz-Beckert)

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Ähnlich spannend wird die Prämierung des 14. Techtextil Innovation Award, bei dem es um herausragende Neu- und Weiterentwicklungen von Vliesstoffen sowie technischer Textilien und funktionaler Bekleidungstextilien geht.

Neben Eindrücken und Inspirationen bietet die Messe erneut ihr kostenpflichtiges und in der Fachwelt angesehenes "Techtextil-Symposium" zur Textilforschung. Im Saal Europa in Halle 4.0 stehen 49 Vorträge zur Wahl. Zum ersten Mal gibt es dabei eine Zusammenarbeit mit der Chemiefasertagung Dornbirn, die einen der sieben Vortragsblöcke übernimmt. Man kann also davon ausgehen, dass ein Messebesuch vor dem Hintergrund konkreter Projektplanung zusätzlich ein Beitrag zur persönlichen Weiterbildung ist.

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