Die in Brooklyn ansässige Beleuchtungsmarke Trella hat sich einem Designethos verschrieben, das nicht nur von Handwerkskunst und ausgewählten Materialien geleitet ist, sondern sich auch durch eine enge kreative Zusammenarbeit zwischen Designer:innen, Handwerker:innen und Kund:innen auszeichnet.

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Ein ständiger Dialog zwischen Design und Fertigung bestimmt die Arbeit des in Brooklyn ansässigen Studios Trella. Das Experimentieren und die Problemlösung finden parallel zur Herstellung in der Werkstatt statt

Unser kollektives Gewissen stellt momentan die Ethik der Massenproduktion in Frage, und die Hersteller hochwertiger Möbel gehen zu einer achtsameren und individuelleren Fertigung über. Gleichzeitig wird die Design-and-Make-Mentalität in der Branche immer präsenter. Sie ist neu und doch alt. So rücken Werkstätten immer mehr in den Vordergrund, und dies zu einem Zeitpunkt, an dem sich Designunternehmer zu den 2022 sehr wichtigen Themen abfallfreie Produktion, Individualisierung und Langlebigkeit bekennen.

Die Benedict-Leuchte war das Gründungsprodukt des Studios und wurde seitdem in vielen verschiedenen Metallen, Farben und Ausführungen hergestellt. Preussisch Blau, hier zu sehen, ist das Ergebnis eines Oxidationsprozesses

Trella und der Aufstieg der Designer-Maker | Aktuelles

Die Benedict-Leuchte war das Gründungsprodukt des Studios und wurde seitdem in vielen verschiedenen Metallen, Farben und Ausführungen hergestellt. Preussisch Blau, hier zu sehen, ist das Ergebnis eines Oxidationsprozesses

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Die Rückkehr der Studio-Werkstatt

Nur wenige verkörpern diesen Design-and-Make-Ansatz besser als Trella, die in Brooklyn ansässige Marke, die sowohl Designstudio als auch Ladenlokal ist. Das von dem ausgebildeten Architekten Daniel Termini und dem ehemaligen Bildhauer und Schmuckhersteller Timothy Mellema gegründete Studio ist vielleicht am besten für seine Benedict-Leuchte bekannt, eine kugelförmige Leuchte, die von zwei zusammengeschobenen Metallhalbkugeln umschlossen wird. Die Leuchte ist buchstäblich das Produkt einer glücklichen Fügung, denn eigentlich wollten die beiden Gründer die Halbkugeln als Füsse für ein massgeschneidertes Möbelprojekt herstellen – beide haben Erfahrung im Drechseln und in der Metallbearbeitung und betrieben zuvor eine Werkstatt, die andere lokale Designmarken belieferte. Eines Tages fielen zwei dieser Kugeln auf angenehme Weise zusammen und den beiden Kreativen ging ein Licht auf – bzw. es wurde mundgeblasen, damit es zu den beiden sich umarmenden Metallschalen passte.


Nur wenige verkörpern diesen Design-and-Make-Ansatz besser als Trella, die in Brooklyn ansässige Marke, die sowohl Designstudio als auch Ladenlokal ist


Die Benedict-Leuchte wird inzwischen in allen möglichen Messingausführungen hergestellt, darunter in einem oxidierten Preussischblau und in einer von Hand aufgetragenen alten Patina sowie in Nickel, Zinn und pulverbeschichteten Ausführungen – in elf Standardfarben und zahllosen individuellen Farboptionen –, die innerhalb einer Leuchte gemischt werden können. Benedict ist nicht nur in verschiedenen Grössen erhältlich, sondern auch als einzelne Hängeleuchte und als Wandleuchter, als zwei- oder fünfflammiger Kronleuchter, als geradliniger Kronleuchter zur Beleuchtung von Tischen oder Kücheninseln oder in einer Gruppe von drapierten Hängeleuchten. Bei der Erkundung des Potenzials dieser Leuchte entdeckten die beiden Gründer, dass ihre Berufung eigentlich darin bestand, selbst zu basteln und zu tüfteln. Sie wollten ihre eigenen Entwürfe – angefangen von den grundlegenden Funktionsteilen eines Stücks bis hin zur dekorativen Ausführung – entwickeln und sie für spezifische Projekte anpassen und individuell gestalten. Neben dem direkten Kundenkontakt arbeiteten sie auch mit einem Pool von internen und externen lokalen Fachleuten zusammen, um Artikel auf Bestellung herzustellen.

Das Hauptaugenmerk des Studios liegt auf dem Lichtdesign. Zu Benedict ist die Familie Klein hinzugekommen, die ihre einzigartigen strukturierten Muster – Sunburst oder Gingko Leaf – durch ein Ätzverfahren erhält

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Das Hauptaugenmerk des Studios liegt auf dem Lichtdesign. Zu Benedict ist die Familie Klein hinzugekommen, die ihre einzigartigen strukturierten Muster – Sunburst oder Gingko Leaf – durch ein Ätzverfahren erhält

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Materialien als Leitfaden für die kreative Praxis

Die Arbeit von Trella beginnt zwar nicht immer auf dem Reissbrett, aber die Produktdesigns der Marke entwickeln sich auf einem ebenso kreativen Weg. Die beiden Gründer legen bewusst ihre digitalen Ablenkungen beiseite, schalten die Telefone ab und nehmen sich regelmässig Zeit für Experimente, um ihre kreative Praxis und ihr Portfolio weiterzuentwickeln. Aus dieser kreativen Auszeit können neue Patinas und Oberflächen entstehen, wie etwa das haptische Gingko-Relief, das aus Experimenten mit Ätzungen hervorging. Das Gingko-Muster ist so filigran, dass die beiden Gründer eigens einen Spiegel entworfen haben, um es auf Augenhöhe zu präsentieren. „Wir zelebrieren die Möglichkeiten von Materialien”, sagt Mellema, während er den Abschnitt eines zusammenhängenden Kupferrohrs immer wieder dreht. Das Rohr stammt von einer Materialprobe, die ihnen irrtümlich zugeschickt wurde; Mellema ist von ihm wie gebannt, weil er sicher ist, dass sich mehr daraus entwickeln könnte.


„Wir zelebrieren die Möglichkeiten von Materialien“


Die beiden Gründer übernehmen die Rollen von Designern und Herstellern und stellen in der Entwicklungsphase ihr Ego hintenan. Wenn sie zum Beispiel mit einer Idee zu ihrem Glasbläser kommen, fliesst dessen Expertise in den Prozess ein. „Wir fragen ihn nach seiner Meinung, denn wir wollen auf keinen Fall etwas herstellen, das mühsam zu produzieren ist; der Prozess sollte vorhersehbar sein“, so Termini. „Es ist wie beim Kochen“, fügt Mellema hinzu. „Ich habe das Gefühl, man merkt, ob jemand während der Zubereitung gestresst war.“

Der Prozess von Trella besteht zu gleichen Teilen aus Spielen und Experimenten und der effizienten und präzisen Herstellung von Komponenten. Alles findet im Studio oder in Werkstätten in einem Umkreis von 20 Meilen statt

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Der Prozess von Trella besteht zu gleichen Teilen aus Spielen und Experimenten und der effizienten und präzisen Herstellung von Komponenten. Alles findet im Studio oder in Werkstätten in einem Umkreis von 20 Meilen statt

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Poetisch und praktisch

So entstehen Objekte, die poetisch und praktisch sind – und skalierbar. Die Verschleissteile ihrer Leuchten werden im Studio entworfen und in der Werkstatt gebaut, sodass keine Nachbestellungen bei einem Projekt erforderlich sind. Termini und Mellema verfügen über eine Reihe von im Studio gefertigten und auf Lager befindlichen Teilen, die sie an verschiedene Modelle anpassen und in grossen Mengen produzieren, um schnell auf Reserven zugreifen zu können – sie nennen es „Wirtschaftlichkeit der Produktion“. Die Interaktion zwischen Kund:innen und Studio konzentriert sich dann auf die Details der Endbearbeitung – die genaue Grösse, Anordnung oder Ausführung der dekorativen Teile. Es ist ein Modell, das eine effiziente, abfallfreie und anpassungsfähige Produktion ermöglicht.

Die Gründer Timothy Mellema und Daniel Termini bringen ihre Erfahrungen aus der Architektur, der Schmuckherstellung und der Bildhauerei in Trellas praktischen, abfallminimierenden und anpassbaren Designprozess ein

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Die Gründer Timothy Mellema und Daniel Termini bringen ihre Erfahrungen aus der Architektur, der Schmuckherstellung und der Bildhauerei in Trellas praktischen, abfallminimierenden und anpassbaren Designprozess ein

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Da sämtliche Designprozesse des Studios von Material und Handwerk geleitet sind, sind die beiden Gründer besonders stolz, wenn ihre präzisen Details auch entsprechend gewürdigt werden – genau das, was bei industrieller Massenproduktion vielleicht verloren geht. Eine Kollegin, die kürzlich auf einer Fachmesse Leuchten ausstellte, blieb bei Trella stehen, um die Stücke zu begutachten; als sie sah, dass es sich nicht um gekaufte Teile handelte, sagte sie nur: „Gutes Handwerk.“ Für Termini ist das das schönste Kompliment. „Man kann unsere Stücke immer weiter heranzoomen, und ich bin sicher, dass unsere Arbeit auch bei näherer Betrachtung eine überzeugende kleine Komposition ist.“ Durchdacht und anpassbar, was könnte im Jahr 2022 zeitgemässer sein?

© Architonic

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