Heimtextil 2023: Der Stoff, der aus Ressourcen ist

Gerade wenn es um Textilien geht, ist das direkte Erleben mit allen Sinnen eine Notwendigkeit. Wie verhält sich ein Stoff im Licht, wie fällt er und wie sind seine haptischen Eigenschaften? Nach pandemiebedingten Kalenderverschiebungen gab es 2022 ein einmaliges Summer Special im Juni, 2023 zieht die Heimtextil in voller Grösse zurück auf ihren gewohnten Spot im Januar und ist damit vom 10. bis zum 13. Januar wieder das Start-Event für das Messejahr in Frankfurt. Das Leitthema „Textiles Matter“ der Heimtextil Trends 23/24 unterstreicht die Bedeutung von Textilien für die Einrichtungs- und Objektausstatterbranche und stellt heraus, dass hier in den letzten Jahren ein Innovationsspurt hingelegt wurde. Denn gerade weil Textilien in ihrer Herstellung auf vielfältige Rohstoffe setzen, werden eine nachhaltige und zukunftsfähige Design- und Produktionsweise sowie die Kreislaufwirtschaft immer wichtiger.

Schon jetzt zeichnet sich ein grosses Interesse an der Heimtextil ab – sowohl von Aussteller- als auch von Besucherseite. Über 2.400 Aussteller aus 55 Ländern haben sich registriert und es wird ein ebenso internationales Publikum auf der wichtigsten Trendplattform für Wohn- und Objekttextilien, Interiordesign und -trends erwartet. Die Themenwelt Textil verbindet Innenarchitekten, Architekten und Designer, adressiert Hotels, den Objektbereich und die Einrichtungsbranche, reicht von Stoffen über Teppiche bis zu Tapeten. Kaum ein Material ist so vielseitig und so vielseitig einsetzbar. Die Heimtextil gibt die einzigartige Möglichkeit, einen Überblick über die Strömungen und Entwicklungen, Innovationen und Tendenzen zu behalten, liefert viel Raum für die Erweiterung von Netzwerken und informiert mit einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Ein wichtiges Veranstaltungs-Modul ist das Fachprogramm Interior.Architecture.Hospitality, das an allen vier Messetagen mit Vorträgen und Führungen aufwartet. Neu ist die Kombination TALKS & TOURS, bei der ausgewählte Experten einen Rundgang zu bestimmten Themengebieten anbieten. Mit dabei ist etwa Dorothee Maier, eine der Gründer:innen des Innenarchitektur-Studios Meierei aus München, die sich die Frage stellt „Warum eigentlich nicht lebenslänglich?“.

Ihr Fokus liegt auf dem guten Altern von qualitativ hochwertigen Materialien. Maier stellt die Langlebigkeit dem Recycling und der Wegwerfkultur gegenüber. Sie zeigt Stoffe mit dem Potential, Lebensbegleiter zu werden – und präsentiert auch solche im zweiten Lebenszyklus. Auch Natalie Pichler vom österreichischen Designstudio Offora setzt sich mit einem sinnvollen Materialeinsatz auseinander. Ihre Tour ist mit „Wenig, weniger, am besten“ überschrieben und berichtet wie gerade Textilien als raumbildende Elemente material- und energiesparend eingesetzt werden können.

Mit der Interior.Architecture.Hospitality LIBRARY hat die Heimtextil bereits 2020 eine Materialbibliothek ins Leben gerufen, die dauerhaft online abrufbar ist. Auf der Messe können die für die aktuelle Ausgabe brandneu kuratierten Textilen vor Ort in einer Ausstellung erlebt und bezüglich ihrer besonderen Eigenschaften erfahren werden. Schwerpunkte für die Auswahl 2023 sind „schwer entflammbar“, „schalldämmend“, „lichtbeständig“, „antimikrobiell“ und „wasserabweisend“ – und damit Themen, die ganz zeitgemäss auf die aktuellen Herausforderungen der Innenarchitektur antworten. Diese Neuzugänge gehen in die digitale Datenbank ein, die dann mit jedem Messejahr als relevantes Recherchetool weiter anwächst.

Immer im Fokus steht das Thema Nachhaltigkeit. Die diesjährige Designprognose Heimtextil Trends 23/24 kommt von der Zukunftsforschungsagentur Franklin Till. „In Anbetracht des ökologischen Notstands, in dem wir uns derzeit befinden, steht die Textilindustrie in der Verantwortung, ihre Prozesse zu überprüfen und zum Besseren zu verändern. Aus diesem Grund verfolgen wir bei dieser Ausgabe der Heimtextil Trends einen materialorientierten Ansatz und konzentrieren uns auf die Beschaffung, das Design und die Nachhaltigkeit von Materialien“, erläutert Marta Giralt Dunjó von Franklin Till. Vier Kernstrategien haben die Experten herausgearbeitet, wobei sich alle aus der Kreislaufwirtschaft als Grundlage ableiten. Nachhaltige Produktion, Wiederverwertung und Recycling sollen dafür sorgen, dass sich der Bedarf an neuen Rohstoffen verringert.

Altes oder Veraltetes muss nicht entsorgt werden – eine Chance für ein neues Leben bietet das von den Experten identifizierte Trendthema „Make and Remake“. Gebrauchte Materialien, aber auch Altbestände und Reste werden überdruckt, überfärbt oder mittels Patchwork zu neuen Produkten. Die Themenfelder „From Earth“ und „Nature Engineered“ setzen sich mit natürlichen Produkten auseinander, die entweder bewusst ihre ökologischen und organischen Ästhetik behalten oder über modernste Techniken aufgewertet werden. Der vierte und letzte Trendbereich stellt das aktuelle Megathema der Kreislaufwirtschaft in den Fokus. „Continuous“ präsentiert geschlossene Kreisläufe, bei denen abfallfrei aus gebrauchten Produkten neue Materialien recycelt werden. Präsentiert werden die Trends als Herzstück der Messe im Trend Space, der nicht nur einen Blick in die Zukunft der Wohn- und Objekttextilien bietet, sondern vielleicht auch der beste Start- und Orientierungspunkt für den Gang durch die extensiven und thematisch dichten Messehallen ist.

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