Ausstellung in der Deutschen Guggenheim / Berlin bis zum 1.2.2009

Eine weisse Kiste mit einem riesigen vermoderten Ei? Nein, eher ein technoider irgendwie archaischer Ballon? Ein Wal, der sich in Raum und Zeit geirrt hat und nun eingequetscht mitten in der Stadt gestrandet ist?

Anish Kapoor, Turner-Preisträger 1991, hat als Auftragsarbeit für die Deutsche Guggenheim in Berlin eine Skulptur aus Corten-Stahl geschaffen, die mit einer nur 8 mm starken Hülle und den Abmessungen 14.5 x 8.97 x 4.48 m die ca. 500 m2 große Galerie Unter den Linden grandios und monumental füllt. In einer sanften Berührung mit Boden, Wand und Decke ist die Hülle organisch deformiert, wirkt dabei unglaublich leicht und durch die rostige Stahloberfläche gleichzeitig roh und schwer. 154 Stahlteile sind paßgenau mit sichtbaren Bolzen und Scharnieren zusammengeschraubt, so dass kein Lichtstrahl ins Innere der Hülle gelangt. Von der Treppe, die zu Museumsshop und Cafe führt, ist ein Blick ins Innere möglich – schwärzeste leere Dunkelheit.

Durch ihre Größe ist die Skulptur nicht auf einen Blick zu erfassen, sondern fordert die Wahrnehmung gerade durch Unfassbarkeit und Mehransichtigkeit wie Mehrdeutigkeit heraus.

Diesen Prozess des fragmentarischen Sehens von Raum und Leere, Volumen und Materialität initiiert Kapoor, der in diesem Zusammenhang von „geistigen Skulpturen“ spricht, auch in seinen anderen Arbeiten wie z.B. bei „Marsyas“ (Tate Modern, London, 2002) oder dem „Sky Mirror“ (Rockefeller Centre, New York, 2006).

„Memory ist eine ortspezifische Arbeit, in der es um Form und Leere geht und die eine Herausforderung an die Architektur des Deutsche Guggenheim darstellt und diese verändert. Sie gehört zu Kapoors größten und einprägsamsten Werken,“ bestätigt Richard Armstrong, Direktor der Solomon R. Guggenheim Foundation.

Die Skulptur ist noch bis zum 1. Februar in Berlin zu sehen, zu einem späteren Zeitpunkt im Guggenheim Museum New York.

Fotos: Mathias Schormann über Deutsche Guggenheim