Eine ganze Reihe neuer, richtungsweisender Museen exponiert nicht nur, sondern imponiert dabei gehörig. Sehen Sie selbst.

David Adjayes kürzlich fertiggestelltes Smithsonian National Museum for African American History and Culture in Washington DC ist ein prägnantes neues Element der hauptstädtischen National Mall. Foto: Alan Karchmer, NMAAHC

Zeigefreudig: Museumsarchitektur ausgestellt | Aktuelles

David Adjayes kürzlich fertiggestelltes Smithsonian National Museum for African American History and Culture in Washington DC ist ein prägnantes neues Element der hauptstädtischen National Mall. Foto: Alan Karchmer, NMAAHC

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Peter Zumthor ist offensichtlich nicht glücklich.

In einem Interview mit der Zeitschrift CLAD sagte der berühmte schweizer Architekt kürzlich, dass die im Sommer veröffentlichten Renderings seines Entwurfes für LACMAs neues Zuhause in Los Angeles dem Projekt nicht gerecht würden, da sie zu "kommerziell aussehend" seien. Sein Büro arbeite an neuen, erklärte er, die die Vorstellungskraft sowohl seiner Kollegen als auch der breiten Öffentlichkeit hoffentlich besser stimulierten, als die erste Bilderserie es vermochte.

Als Ausstellungsräume sind Museen selbst Orte, die genau begutachtet werden – exponierte, öffentlichen Raum definierende Gebäude, die, wenn gut geplant, das geschäftliche Umfeld ankurbeln und die Stadtidentität verstärken können. Schlecht konzipiert haben Museen allerdings oft mehr mit Staubfängern als mit lebendigen Ausstellungsorten gemein.

Architekt John Pawson verwandelte das ikonische Commonwealth Institute Gebäude mit dem eigenwilligen Kupferdach im Londoner Kensington in das neue Heim des Design Museums mit 10.000qm Ausstellungsfläche. Fotos: Luke Hayes (1, 2), French and Tye (3, 4)

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Architekt John Pawson verwandelte das ikonische Commonwealth Institute Gebäude mit dem eigenwilligen Kupferdach im Londoner Kensington in das neue Heim des Design Museums mit 10.000qm Ausstellungsfläche. Fotos: Luke Hayes (1, 2), French and Tye (3, 4)

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Wenn es ein Museum gibt, dessen bevorstehende Eröffnung ungeahnte Vorfreude auslöst, dann ist es die des umgezogenen London Design Museums. Abgewandert vom alten Standort in Bermondsey, den es seit seiner Gründung 1989 durch den Design-Granden Sir Terence Conran und den Kritiker Stephen Bayley bewohnte, bezieht es seinen neuen Sitz im denkmalgeschützten ehemaligen Institutsgebäude des Commonwealth (1962 mitsamt seinem unverwechselbarem Kupferdach fertiggestellt) in Kensington, West London. Die neue Inneneinrichtung steuerte der angesehene Architekt John Pawson bei, die Gesamtkosten des Projektes betrugen 83 Millionen Pfund (92 Millionen Euro). Eine Verdreifachung der Grösse bedeutet nicht nur mehr Ausstellungsfläche, das Museum dient gleichzeitig als Plattform für einen Pool kreativer Talente: Eine neue Dauerausstellung, entworfen vom Studio Myerscough, eine modifizierte visuelle Identität vom Fernando Gutiérrez Studio und ein Leitsystem von Cartlidge Levene.

Eine filigrane Bronzehaut – Referenz an Motive afro-amerikanischen Kunsthandwerks – umhüllt die verglaste Struktur des neuen Smithsonian National Museum for African American History and Culture in Washington DC. Fotos: Alan Karchmer, NMAAHC

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Eine filigrane Bronzehaut – Referenz an Motive afro-amerikanischen Kunsthandwerks – umhüllt die verglaste Struktur des neuen Smithsonian National Museum for African American History and Culture in Washington DC. Fotos: Alan Karchmer, NMAAHC

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Von Kupfer zu Bronze. Das kürzlich vollendete Smithsonian National Museum for African American History and Culture des preisgekrönten Architekten David Adjaye in Washington DC – eine echte Bereicherung der hauptstädtischen Kulturlandschaft – verfügt über eine expressive Hülle aus Bronzefiligran, die zikkuratförmig auf allen Seiten in voller Höhe (ausser auf Strassenniveau) die Glasfassade verkleidet. Auf funktionaler Ebene fungiert die Haut als umfassender Brise-Soleil, sie hat aber auch eine rhetorische Rolle: Das Design spielt auf Motive afroamerikanischen Kunsthandwerks an. Innen haben Adjaye Associates (in Partnerschaft mit Davis Brody Bond, The Freelon Group und der SmithGroupJRR) säulenfreie Räume und eine eindrucksvolle Galerie in dreifacher Höhe geschaffen.

Das spanische Büro Barozzi Veiga realisierte eine strukturierte Betonfassade für den ansonsten nüchternen, würfelförmigen Flügel des Bündner Kunstmuseums in Chur, Schweiz. Fotos: Simon Menges

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Das spanische Büro Barozzi Veiga realisierte eine strukturierte Betonfassade für den ansonsten nüchternen, würfelförmigen Flügel des Bündner Kunstmuseums in Chur, Schweiz. Fotos: Simon Menges

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Textur findet sich auch am neuen Flügel des Bündner Kunstmuseums in Chur, Schweiz, wo das spanische Büro Barozzi Veiga eine dekorative geometrische Betonfassade für das ansonsten rationale, würfelförmige Gebäude entworfen hat. Es ist gleichzeitig architektonischer Kontrapunkt zur angrenzenden Villa Planta – ein klassischer, ornamentierter Bau, der die Museumssammlung enthält – und, über die symmetrischen Grundrisse, Dialog-Partner. Die relativ beschränkte Grundfläche der Erweiterung wird durch unterirdische Ausstellungsebenen ergänzt, die deutlich grösser sind als die obere. Über eine unterirdische Treppe ist der neue Flügel mit der Villa Planta verbunden.

Tageslicht fällt durch die verglaste Hülle auf den grossen, Plaza-artigen Bereich, der die beiden Ausstellungsgebäude des neuen Museum of Contemporary Art and Planning Exhibition von Coop Himmelb(l)au in Shenzhen verbindet. Fotos: Szeto Wing

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Tageslicht fällt durch die verglaste Hülle auf den grossen, Plaza-artigen Bereich, der die beiden Ausstellungsgebäude des neuen Museum of Contemporary Art and Planning Exhibition von Coop Himmelb(l)au in Shenzhen verbindet. Fotos: Szeto Wing

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Vereint statt bloss verbunden sind die beiden Bereiche, die das neue Museum of Contemporary Art and Planning Exhibition (kurz: MOCAPE) der Kooperative Himmelb(l)au im rapide wachsenden Shenzhen in China (10 Millionen Einwohner, Tendenz steigend) bilden. Der Komplex besteht aus zwei programmatisch unterschiedlichen Museumseinheiten, die durch einen grossen, platzähnlichen Zwischenraum verbunden sind, der auch als gemeinsamer Eingang fungiert. Die transparente Fassade des Letzteren lässt Tageslicht in die verschiedenen Ebenen und Umlaufrouten und gewährt den Besuchern gleichzeitig einen Blick nach draussen auf das Stadtbild. Der grosszügige Eindruck setzt sich in den weit gespannten Ausstellungshallen mit Höhen von 6 bis 17 Metern fort. Im urbanen Geflecht der aufblühenden Metropole präsentiert sich dieses Projekt mindestens ebenso sehr auf einem Sockel, wie die Ausstellungsstücke die es beherbergt.

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