Sie haben nicht nur den guten Vorsatz, etwas mehr Zeit draussen zu verbringen, sondern auch noch das dringende Bedürfnis nach Rückzug? Die Sache ist klar wie ein Bergsee: Sie brauchen eine Hütte.

Referenz an eine prototypische Scheune: Rabbit Snare Gorge in Neuschottland (Kanada), entworfen von Omar Gandhi und dem New Yorker Studio Design Base 8. Foto: Doublespace Photography

Hut ab: Die neue Hüttenarchitektur | Aktuelles

Referenz an eine prototypische Scheune: Rabbit Snare Gorge in Neuschottland (Kanada), entworfen von Omar Gandhi und dem New Yorker Studio Design Base 8. Foto: Doublespace Photography

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Geopolitische Turbulenzen sind ja lange noch nicht alles.

Berücksichtigen wir den zunehmenden Stresslevel als Begleiterscheinung modernen urbanen Lebens (vom Winter und seinem rabiaten Umgang mit unserem Vitamin-D-Haushalt ganz zu schweigen), dann wird der verheissungsvolle Wunsch nach Rückzug in die Isolation verständlich. Nur Mensch, Natur und jede Menge Holz.

Architekturgrande Le Corbusier hatte offensichtlich verstanden, wie das einfache Leben in gebaute Form zu bringen sei, als er seine Cabanon entwarf. Seine Ode an den Minimalismus, die programmatisch perfekte Ferienhütte an der Côte d'Azur, dient 65 Jahre nach ihrer Konstruktion noch immer als kreativer Massstab für Kleinarchitektur (selbst der Entwurfsprozess war klein: weniger als eine Stunde benötigte Le Corbusier dafür).

TOM'S HUT, WIENERWALD, ÖSTERREICH
In jüngster Zeit ging eine Vielzahl internationaler Architekten zurück zu den Wurzeln und entdeckte den Spass am Entwerfen von Hütten – vor allem Holzbauten draussen in der Wildnis – für Kunden mit dem Wunsch nach physischer Erholung, mentaler Entspannung und kreativer Inspiration. Auf einem Spaziergang durch den Wienerwald in Österreich kann es gut passieren, dass man auf die kompakte Holzhütte trifft, die das Architekturbüro Raumhochrosen für einen Life-Coach entworfen hat, der sich eine Pause gönnen wollte vom, nun ja, Leben. Als Rückzugsort von der Hektik der Stadt gedacht steht die kantige, vorgefertigte Struktur namens Tom's Hütte auf einem unebenen Hang und verfügt über grosse, ladenartige Elemente an Vorder- und Hinterseite, die weggeklappt oder hochgeschoben den Blick durch üppige Panoramafenster freigeben.

Refugium im Wienerwald: Das österreichische Büro Raumhochrosen entwarf eine kompakte Holzhütte mit zwei grossen Fenstern auf gegenüberliegenden Seiten. Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel

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Refugium im Wienerwald: Das österreichische Büro Raumhochrosen entwarf eine kompakte Holzhütte mit zwei grossen Fenstern auf gegenüberliegenden Seiten. Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel

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HEMMELIG ROM, ELLENVILLE, USA
Auch Hemmelig Rom (Norwegisch für "geheimer Raum") im New Yorker Hinterland lässt viel Aussen nach Innen. Die kleine Hütte aus Eichenholz von Studio Padron fungiert als Stand-Alone-Gästezimmer und Bibliothek. Durch zwei grosse Fenster fluten erkleckliche Mengen Tageslicht ins Innere der Ein-Raum-Konstruktion. Die horizontal gestapelten Vierkantbalken mit integrierten Nischen, die als Bücherregale dienen, sind von Aussen vertikal mit schwarzem Holz verkleidet.

Studio Padrons kleiner, schwarzer “Hemmelig Rom” (Norwegisch für “geheimer Raum”) im New Yorker Hinterland ist gleichzeitig Gästezimmer und Bibliothek. Fotos: Jason Koxvold

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Studio Padrons kleiner, schwarzer “Hemmelig Rom” (Norwegisch für “geheimer Raum”) im New Yorker Hinterland ist gleichzeitig Gästezimmer und Bibliothek. Fotos: Jason Koxvold

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POLE HOUSE, MILL CREEK BEACHES, MANITOBA, KANADA
Zwei weitere Hüttenprojekte betonen das Vertikale – beide in etwas grösserem Massstab, aber mit moderatem Grundriss. Das Manitoba Pole House des kanadischen Büros DIN Projects steht, wegen des hohen Grundwasserspiegels, auf vier Pfählen aus recycelten Gasrohren. Im Inneren sind Rahmen, Balken und Schichtholzplatten der Konstruktion exponiert.

Wegen des hohen Grundwasserspiegels steht das Manitoba Pole House vom Büro DIN Projects auf Stelzen aus recycelten Gasrohren. Die Rahmenstruktur im Inneren ist unverkleidet. Fotos: DIN Projects

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Wegen des hohen Grundwasserspiegels steht das Manitoba Pole House vom Büro DIN Projects auf Stelzen aus recycelten Gasrohren. Die Rahmenstruktur im Inneren ist unverkleidet. Fotos: DIN Projects

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RABBIT SNARE GORGE, CAPE BRETON, NOVA SCOTIA, KANADA
Auch in Kanada, diesmal an der Küste Neuschottlands, steht die holzverkleidete Hütte des Architekten Omar Gandhi aus Halifax und des New Yorker Büros Design Base 8. Die nach ihrem Ort benannte Hütte Rabbit Snare Gorge zitiert traditionelle örtliche Architekturformen. Das scheunenartige Gebäude mit dem spitzen Giebel organisiert sich über drei Stockwerke und verfügt über einen mit Cortenstahl gerahmten Eingang und einen Balkon im ersten Stockwerk. Durch den Einsatz versteifter Platten wird die ungezügelte Gewalt der Elemente abgemildert.

Architekt Omar Gandhi und Design Base 8 entwarfen Rabbit Snare Gorge in Neuschottland (Kanada) mit steilem Giebel, cortenstahlgerahmtem Eingangsbereich und verglastem Balkon im ersten Stock. Fotos: Doublespace Photography

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Architekt Omar Gandhi und Design Base 8 entwarfen Rabbit Snare Gorge in Neuschottland (Kanada) mit steilem Giebel, cortenstahlgerahmtem Eingangsbereich und verglastem Balkon im ersten Stock. Fotos: Doublespace Photography

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KANIN WINTER CABIN, MOUNT KANIN, SLOWENIEN
Wo wir gerade von ungezügelter Natur reden: Diesbezüglich ist wohl kein Hütte weiter draussen, als OFIS Arhitektis dramatisch gelegene Mikrokonstruktion in den slowenischen Bergen. Der aluminiumverkleidete 10-Quadratmeter-Bau wurde vorkonstruiert von einem Militärhubschrauber zum Bestimmungsort transportiert und mit Seilen sicher an der Kante zum Abgrund von Mount Kanin verzurrt. Unerschrockene Bergsteiger finden im Inneren der ganz in Holz ausgekleideten Struktur drei Pritschen, die direkt an ein grosses Panoramfenster angrenzen.

Wer wagt, gewinnt.

Mutige Kletterer, die es bis zum Gipfel von Mount Kanin in Slowenien schaffen, können ihr Lager in der mit Seilen dramatisch am Abhang befestigten Mikrohütte von OFIS Arhitekti beziehen. Fotos: Janez Martincic & Ales Gregoric

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Mutige Kletterer, die es bis zum Gipfel von Mount Kanin in Slowenien schaffen, können ihr Lager in der mit Seilen dramatisch am Abhang befestigten Mikrohütte von OFIS Arhitekti beziehen. Fotos: Janez Martincic & Ales Gregoric

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