Heiss ist es nicht nur in der Küche. Restaurantaufträge bringen des Architekten kreative Säfte in Wallung und sorgen für unerwartete Speiseumgebungen und erinnerungswürdige Erlebnisse.

Nach dem Genuss kultureller Nahrung kommen Gäste der National Gallery Singapore in Universal Design Studios Odette Restaurant in den Genuss tatsächlicher Speisen. Foto: Jovian Lim

Geschmackvoll: Inspirierende Restaurantprojekte | Aktuelles

Nach dem Genuss kultureller Nahrung kommen Gäste der National Gallery Singapore in Universal Design Studios Odette Restaurant in den Genuss tatsächlicher Speisen. Foto: Jovian Lim

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Die zweite Tranche unserer Serie über Gastwirtschaftsprojekte, die die Hotel- und Restaurantlandschaft auf kreative Weise gewürzt haben, gibt einen Überblick über kürzlich fertiggestellte Dining-Locations, die überzeugende Konzepte umsichtig ausgeführt servieren. Alles andere als magere Zeiten.

Higher Ground, Melbourne, Australien
DesignOffice

Auf grosser Flamme kocht das Restaurantprojekt Higher Ground des australischen Architekturbüros DesignOffice. Das weiträumige Interieur eines alten, backsteinernen Kraftwerks wurde in eine Speisestätte verwandelt, in der man die materielle Struktur der ursprünglichen Verwendung noch deutlich lesen kann. Die Architekten haben den grossen Raum offen beibehalten, ermöglichen den Gästen aber gleichzeitig Intimität und spielerische Perspektiven durch abgestufte, miteinander verbundene Plattformen.

Beton bildet den materiellen und strukturellen Kontrapunkt zum unverputzten Klinker des alten Gebäudes, mit Säulen, die den Raum emphatisch punktieren, um den Wohnbereich über der Halle zu stützen. Die Verbindung zwischen den Ebenen erfolgt über betont geometrische Stahltreppen.

Das australische Büro DesignOffice erhielt die materielle Struktur eines alten Klinkerkraftwerks für sein Higher Ground Restaurant in Melbourne. Fotos: Sean Fennessy

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Das australische Büro DesignOffice erhielt die materielle Struktur eines alten Klinkerkraftwerks für sein Higher Ground Restaurant in Melbourne. Fotos: Sean Fennessy

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Fucina, London, UK
Andy Martin Architects

Die Metapher erhält physische Gestalt im Restaurant Fucina von Andy Martin Architects in London. Die gewellte Klinkerdecke spielt sowohl in Form und Material auf die Speisen an, die man serviert: gehobene, im Holzofen gebackene Pizza. Wie ein geblähter Magen spiegeln die steinernen Höcker die klassische Gestalt eines kuppelartigen Pizzaofens.

Über diesen bildlichen Spass hinaus und als optisches Gegengewicht zu seiner Dichte hat die Restaurantfassade die Form eines feinen Stahlsiebs mit eingepasstem farbigem Glas. Letzteres fungiert als eine Art Schleier zwischen den Tischgästen und dem Treiben auf der Strasse.

Eine gewellte Klinkerdecke spiegelt in Form und Material den klassischen, kuppelförmigen, holzbefeuerten Pizzaofen im Restaurant Fucina von Andy Martin Architects in London

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Eine gewellte Klinkerdecke spiegelt in Form und Material den klassischen, kuppelförmigen, holzbefeuerten Pizzaofen im Restaurant Fucina von Andy Martin Architects in London

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Odette, Singapur
Universal Design Studio

Die kulturelle Nahrung der National Gallery Singapore wird neuerdings auf das geschmackvollste ergänzt durch die tatsächliche Nahrung, die das Restaurantprojekt des Universal Design Studio seinen kunstliebenden Gästen offeriert. Im Zuge der Generalüberholung des Museums eröffnete Odette mit seiner feinen und raffinierten Ästhetik. Natürliches Holz, rosa Terrazzo, Messingelemente und blasse Textilien erzeugen eine sanfte Farbpalette, die die Anmut der Küche von Chef Julien Royer widerspiegelt

Natürliches Licht wird genutzt, um den hellen Eindruck noch zu verstärken, den der Raum selbst bietet. Das gesamte Designschema positioniert sich als nachdrücklich anders zu den traditionellen Fine-Dining-Umgebungen mit ihren tiefen, dunklen Farbtönen. Die optische Leichtigkeit zieht sich bis in die verglaste Küche, die den Blick auf die Köche bei der Arbeit gestattet.

In Universal Design Studios Odette Restaurant kommen Gäste in den Genuss einer verfeinerten, ästhetischen Kombination aus naturbelassenem Holz, rosa Terrazzo, Messingelementen und blassen Textilien. Fotos: Jovian Lim

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In Universal Design Studios Odette Restaurant kommen Gäste in den Genuss einer verfeinerten, ästhetischen Kombination aus naturbelassenem Holz, rosa Terrazzo, Messingelementen und blassen Textilien. Fotos: Jovian Lim

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Vin Sante + N House, Tokio, Japan
Shigeru Ban

Als es um den Entwurf eines Restaurants ging, war der japanische Architekt Shigeru Ban, Meister der Pappröhren, nichts weniger als inkosequent. Mit grösstmöglicher Wirkung wohl in seiner Pappkathedrale nach dem Erdbeben von 2013 in Christchurch, Neuseeland materialisiert, war die Konstruktionstechnik mit Papierröhren ursprünglich jenseits ästhetischer Gründe als ein tragfähiges Verfahren für Postkatastrophenszenarien gedacht. Neueste Inkarnation dieser Technik ist Bans Vin Sante + N House Projekt in Tokio, Japan.

Das dreistöckige Wohnhaus – hergestellt aus grossen Brettschichtholzplatten – beherbergt auf Strassenebene ein kleines Restaurant, das über Decken und Wände wellenförmig mit Bans charakteristischen Pappröhren verkleidet ist. Eingerichtet mit Möbeln von Ban (natürlich hauptsächlich aus Pappröhren hergestellt) erzeugt das gesamte Innenschema eine warme, schützende Atmosphäre.

Der japanische Architekt Shigeru Ban entschied sich für sein Vin Sante Restaurant im Erdgeschoss seines N House in Tokio für seine bekannte Papprohr-als-Baumaterial-Technik. Fotos: Hiroyuki Hirai

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Der japanische Architekt Shigeru Ban entschied sich für sein Vin Sante Restaurant im Erdgeschoss seines N House in Tokio für seine bekannte Papprohr-als-Baumaterial-Technik. Fotos: Hiroyuki Hirai

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Hakuunsou, Yugawara, Präfektur Kanagawa, Japan
Makoto Yamaguchi Design

Kennzeichnend für das Hakuunsou-Projekt von Makoto Yamaguchi Design aus Tokio ist
ein leidenschaftlicher Dialog mit der Natur und der sensible, sinnliche Einsatz der verwendeten Materialien. Das Interieur eines traditionellen japanischen Gasthauses wurde überführt in ein zurückhaltendes und doch sehr ausdrucksstarkes Restaurantambiente. In Form und Textur wird ein starker Bezug auf die Wälder und Flüsse des topografischen Kontextes hergestellt, zum Beispiel durch den sorgfältigen Einsatz von Oberflächen aus roh geschnittenem Stein und den steinern verfliesten Boden im Zusammenspiel mit üppigen Textilien in Form raumteilender Vorhänge, teilweise Teppichboden und gepolsterten Möbeln.

Verbindendes Motiv ist das traditionelle, betont geometrische Asanoha-Muster (eine Abstraktion sich überlappender Hanfblätter), ausgeführt in Wandvertäfelung und Holzschirmen. Die Verglasung – sowohl Bandfenster als auch innere Raumteiler – stellt sicher, dass den Gästen während des Essens eine gesunde Portion "echter Natur" in ihrem reinen, üppig grünen Überfluss serviert wird. Es geht immer ums Gemüse.

Die Tokioter Makoto Yamaguchi Design etablieren für ihr Hakuunsou-Projekt in Yugawara, Japan, einen Dialog zwischen Innen und Aussen mit einer Palette natürlicher Holztöne, rohem Stein und stilisierten natürlichen Mustern. Fotos: Koichi Torimura

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Die Tokioter Makoto Yamaguchi Design etablieren für ihr Hakuunsou-Projekt in Yugawara, Japan, einen Dialog zwischen Innen und Aussen mit einer Palette natürlicher Holztöne, rohem Stein und stilisierten natürlichen Mustern. Fotos: Koichi Torimura

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Restaurant Hafen, Romanshorn, Schweiz
Susanne Fritz Architekten

Und wenn Sie jetzt immer noch hungrig sind, dann haben die Zürcher Susanne Fritz Architekten ein anspruchsvolles und doch spielerisches Restaurantprojekt in der Schweizer Stadt Romanshorn für Sie. Direkt am Bodensee gelegen nimmt das Designschema das Seefahrtmotiv aus dem unmittelbaren Hafenkontext auf. In dem alten Gebäude einer Vergnügungsschiffahrtgesellschaft vom Bodensee hat Fritz einen Raum für Gourmets geschaffen, der mit Holzrippendach und Bullaugenfenstern ebenso ein Stück sinnvoller Platzschaffung ist, wie er gastronomisches Ziel ist.

Susanne Fritz Architekten kombinieren Edles und Verspieltes in ihrem Restaurant Hafen in Romanshorn am Bodensee, Schweiz. Bullaugen und eine gerippte Holzdecke stellen den Bezug zur lokalen Schifffahrtgeschichte her. Fotos: Pierre Kellenberger

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Susanne Fritz Architekten kombinieren Edles und Verspieltes in ihrem Restaurant Hafen in Romanshorn am Bodensee, Schweiz. Bullaugen und eine gerippte Holzdecke stellen den Bezug zur lokalen Schifffahrtgeschichte her. Fotos: Pierre Kellenberger

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