Musikalische Live-Aufführungen sind im Zeitalter digitaler Reproduktion alles andere als tot, wie ein Blick auf neue Konzertsäle und -hallen weltweit beweist. Zugabe!

Die Hamburger Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron öffnet ihre Pforten 2017; Foto: Maxim Schultz

Bestnoten: Die neuen Konzerthallen | Aktuelles

Die Hamburger Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron öffnet ihre Pforten 2017; Foto: Maxim Schultz

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Dank seiner Fähigkeit, Form, Volumen und Textur zu gestalten wird Licht häufig als ultimatives immaterielles architektonisches Element definiert.

Die Art, wie wir gebaute Umwelt wahrnehmen, ist aber nicht allein auf das Sehen beschränkt, sondern sie ist eine multisensorische Erfahrung. Genauso wie das Visuelle formt das Klangliche unser Erleben von Lust (oder Unlust) bei der Aneignung von Räumen, durch die wir uns bewegen.

Vor dem Hintergrund einer (späten) Zunahme des Bewusstseins und der Praxis akustischer Planung in der Architektur hat eine ganze Reihe von Architekten jenem Gebäudetyp, bei dem Klang wörtlich auf der Hauptbühne stattfindet einen frischen, kreativen Ausdruck gegeben. Der Konzertsaal, dessen einziger Rai­son d'être in optimierter Übertragung und Konsum von Klang besteht, erlebt seine Renaissance. Einige kürzlich abgeschlossene Projekte zwischen Low-Budget und Wahrzeichen bringen den Performance-Raum mit der High-Performance-Akustik zusammen.

Herzog & de Meurons mit Spannung erwartete Elbphilharmonie im Hamburger Hafen dient zugleich als Kulturstätte, Hotel und spektakuläres Stück urbaner Raumschaffung; Fotos: Maxim Schultz

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Herzog & de Meurons mit Spannung erwartete Elbphilharmonie im Hamburger Hafen dient zugleich als Kulturstätte, Hotel und spektakuläres Stück urbaner Raumschaffung; Fotos: Maxim Schultz

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Aufgrund einer Reihe von Rückschlägen seit einem Jahrzehnt im Bau tritt Herzog & de Meurons lang erwartete Elbphilharmonie in Hamburg an, die architektonische Messlatte (oder den Dirigentenstab) 2017 deutlich nach oben zu legen. Trotz seines fast 800-Mio-Euro-Preisschildes ist das Projekt alles andere als Kunst um der Kunst willen. Vielmehr ist es gleichzeitig Heimat des NDR Elbphilharmonie Orchesters, 250-Zimmer-Hotel und spektakuläres Stück urbaner Raumschaffung für Hamburgs regeneriertes Hafenviertel.

Von aussen wie eine Ansammlung einzelner Strukturen, unterstreicht Barozzi Veigas Stettiner Philharmonie ihre Vermeidung des Monolithischen mit einer hintergrundbeleuchteten Glasrippenfassade, die in der Nacht sanft leuchtet; Fotos: Menges, Hufton + Crow

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Von aussen wie eine Ansammlung einzelner Strukturen, unterstreicht Barozzi Veigas Stettiner Philharmonie ihre Vermeidung des Monolithischen mit einer hintergrundbeleuchteten Glasrippenfassade, die in der Nacht sanft leuchtet; Fotos: Menges, Hufton + Crow

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Im Vergleich zum Langzeitdrama um Hamburgs neuen kulturellen Veranstaltungsort spielt die Philharmonie Stettin des spanischen Büros Barozzi Veiga in Bezug auf Standort, Umfang und Entstehung eine ganze Oktave tiefer. Ausgeführt als eine Reihe verketteter, stolz gegiebelter Einheiten, erscheint das Gebäude fast wie eine Ansammlung separater Strukturen. Der 1000-sitzige Konzertsaal und der kleinere Raum für Kammermusik sind über eine grosse, sehr grafische Wendeltreppe zu erreichen. Jeglichen monolithischen Eindruck tilgt das Äussere zudem durch seine transluzente Oberfläche. Die hintergrundbeleuchtete Glasrippenfassade strahlt in der Nacht sanftes Licht aus.

Fernando Menis' innovatives Material für das Innere seines Konzertsaals CKK Jordanki in Thorn (Polen) hat ästhetische und akustische Funktion; die Mixtur aus zerkleinerten Ziegeln und Beton sorgt für optimale Akustik; Fotos: Replińska, Certowicz

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Fernando Menis' innovatives Material für das Innere seines Konzertsaals CKK Jordanki in Thorn (Polen) hat ästhetische und akustische Funktion; die Mixtur aus zerkleinerten Ziegeln und Beton sorgt für optimale Akustik; Fotos: Replińska, Certowicz

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Wir bleiben in Polen und bei einem spanischen Architekten, aber von Leichtigkeit wechseln wir zu Schwere. Eine Mischung aus zerkleinertem rotem Backstein und Beton gibt dem Innenraum von Fernando Menis' CKK Jordanki in Thorn eine eher schroffe Anmutung, die zusammen mit den eckigen Flächen des Auditoriums eine unterirdische Atmosphäre erzeugt. Ästhetik und Akustik gehen Hand in Hand: die vom Architekten speziell entwickelte Materialtechnik "Picado" sorgt für optimale akustische und optische Eigenschaften.

Das Innere des Konzertsaals von Peter Haimerl Architektur in der bayerischen Gemeinde Blaibach mit seinen Metalldrahtsitzen folgt der äusseren, nach oben gebogenen Form, die wirkt als sei das Gebäude teilweise eingesunken; Fotos: E. Beierle

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Das Innere des Konzertsaals von Peter Haimerl Architektur in der bayerischen Gemeinde Blaibach mit seinen Metalldrahtsitzen folgt der äusseren, nach oben gebogenen Form, die wirkt als sei das Gebäude teilweise eingesunken; Fotos: E. Beierle

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Apropos Höhlenmotiv: Im bayrischen Ort Blaibach hat das Büro Peter Haimerl Architektur eine 500 Quadratmeter grosse Konzerthalle mit steinverkleidetem, monolithischem Äusserem und geschichtetem Beton-Auditorium realisiert. Der Innenraum mit seinen geneigten Sitzen verweist auf die äussere, faszinierend nach oben gebogene Form, die auf den ersten Blick wie eine teilweise abgesackte Struktur wirkt.

Ready-Made-Ästhetik kombiniert mit sehr praktischer Modularität bilden das Konzept des Le Port Franc Musikzentrum in Sion, Schweiz. Die inneren Räume können den Erfordernissen angepasst werden; Fotos: Thomas Jantscher

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Ready-Made-Ästhetik kombiniert mit sehr praktischer Modularität bilden das Konzept des Le Port Franc Musikzentrum in Sion, Schweiz. Die inneren Räume können den Erfordernissen angepasst werden; Fotos: Thomas Jantscher

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In Sion in der Schweiz finden wir eine Konzerthalle, die steinerne Ewigkeit zugunsten von Stangenware ablehnt. Savioz Fabrizzi Architectes verwenden für ihr Musikzentrum Le Port Franc alte Schiffscontainer. Eine alternative Bauweise für eine alternative Kulturszene. Alternierend ist auch die Organisation des Raumes: durch den modularen Charakter der Konstruktion können die Räume des Zentrums je nach Anforderung bezüglich Verwendung und Ambiente verändert werden. Hier wird nach Gehör gespielt.

Die dramatisch kurvige, aluminiumverkleidete Form der Oper von Harbin in Nordchina wurde vom Pekinger Büro MAD Architects gestaltet und verfügt über 1600 Sitze; Fotos: Iwan Baan

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Die dramatisch kurvige, aluminiumverkleidete Form der Oper von Harbin in Nordchina wurde vom Pekinger Büro MAD Architects gestaltet und verfügt über 1600 Sitze; Fotos: Iwan Baan

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