Als der Zürcher FLUIDSOLIDS-Gründer Beat Karrer auf seinen Schweizer Kollegen Lukas Scherrer, Inhaber des kalifornischen Designstudios SHIBULERU traf, war das der Startschuss für eine aussergwöhnlich fruchtbare kooperative Bromance.

Zwei Kontinente, eine Vision: Beat Karrer verschiebt mit seiner innovativen FluidSolids-Technologie die Grenzen im Materialbereich (oben), während Lukas Scherrers Firma Shibuleru ansprechende Produkte und dauerhafte Erlebnisse kreiert (unten)

Als Beat auf Lukas traf: FluidSolids | Aktuelles

Zwei Kontinente, eine Vision: Beat Karrer verschiebt mit seiner innovativen FluidSolids-Technologie die Grenzen im Materialbereich (oben), während Lukas Scherrers Firma Shibuleru ansprechende Produkte und dauerhafte Erlebnisse kreiert (unten)

×

Beat Karrer weiss, wie man Komplimente macht.

"Er zieht den Scheiss durch", sagt der erfahrene Zürcher Designer und Gründer des Materialinnovators FluidSolids über seinen Kollegen, den Schweizer Industriedesigner Lukas Scherrer. Wie kreative Brüder, aber ohne die Konkurrenz und das Psychodrama einer echten Familie, haben Karrer und der Wahlkalifornier Scherrer als geschäftlich erfolgreiche, selbständige Designer eine kontinuierliche Arbeitsgemeinschaft etabliert, in der sie klug ihre jeweiligen Skills und Kontakte verknüpfen für einen maximierten unternehmerischen Effekt.

Angefangen hat alles damit, dass beide eingeladen waren, an einer Schweizer Universität Studentenworkshops zu leiten. "Wir hatten die gleiche Art, unsere Studenten anzuleiten", erklärt Scherrer, früherer Senior Designer der internationalen Designberatung IDEO in Palo Alto und Gründer von SHIBULERU, einer Designfirma aus San Francisco, die Innovationen für hochkarätige Start-Ups und Fortune-500-Kunden umsetzt. "Wir wollten beide keine Sympathiepreise bei den Studenten gewinnen, sondern erreichen, dass sie etwas lernen. Ich stellte fest, dass Beat seine Studenten dem gleichen Druck aussetzte und dachte mir, 'das passt sehr gut zusammen.'"

Der in Zürich ansässige Beat Karrer (oben) und der Wahlkalifornier Lukas Scherrer (unten). "Lukas und ich haben beide sehr ein sehr grosses Ego", sagt Karrer, "aber wir sind alt genug, dass es funktioniert, mit diesen zwei Egos nebeneinander."

Als Beat auf Lukas traf: FluidSolids | Aktuelles

Der in Zürich ansässige Beat Karrer (oben) und der Wahlkalifornier Lukas Scherrer (unten). "Lukas und ich haben beide sehr ein sehr grosses Ego", sagt Karrer, "aber wir sind alt genug, dass es funktioniert, mit diesen zwei Egos nebeneinander."

×

Gemeinsame Jury-Mitgliedschaften bei verschiedenen Design-Awards auf beiden Seiten des Atlantiks folgten, festigten ihre Beziehung und führten zu einem tiefen Verständnis des gegenseitigen Modus Operandi. Was sie aneinander erkannten war nicht nur die Möglichkeit, Talente, Geschäftssinn und Ressourcen zu bündeln, sondern auch, sich gegenseitig zu inspirieren und entlang der Grösser-als-die-Summe-der-Teile-Linie zu pushen. "Jedesmal wenn wir reden hört es sich so an, als würden wir einfach Blödsinn quatschen", sagt Scherrer. "'Ich werde eine Fabrik bauen.' Aber das nächste mal, wenn ich in der Schweiz bin, hat Beat eine Fabrik!"

Die Fabrik, von der hier die Rede ist, ist Karrers neue State-of-the-Art Forschungs- und Produktionsstätte FluidSolids in Zürich, wo er und sein Materialalchimisten-Team eine paradigmenverschiebende Produktionstechnologie entwickelt haben – eine, die industrielle Abfallprodukte über ein speziell entwickeltes, proprietäres Verfahren in biobasierte, nachhaltige Hochleistungsmaterialien transformiert. Intelligenter Kunststoff statt Mülldeponie. Geeignet für Druck- und Spritzguss sowie für Extrusion verleihen Karrers FluidSolids sowohl Consumer-Produkten, wie Möbeln und Elektronik, als auch Konstruktionselementen Form.

Das Wunder-Biopolymer FluidSolids kann druck- und spritzgegossen sowie extrudiert werden (oben). Scherrers superrationales Aero-Regalsystem für Living Divani (mitte). Die mimijumi Babyflasche von Shibuleru (unten)

Als Beat auf Lukas traf: FluidSolids | Aktuelles

Das Wunder-Biopolymer FluidSolids kann druck- und spritzgegossen sowie extrudiert werden (oben). Scherrers superrationales Aero-Regalsystem für Living Divani (mitte). Die mimijumi Babyflasche von Shibuleru (unten)

×

Im Spirit der Zusammenarbeit fungiert FluidSolids neues Headquarter auch als Quasi-Showroom für Scherrers Arbeit. Karrers junges und dynamisches Team kommt seit kurzem in den Genuss von Scherrers PIER Büromöbelsystem für den Premium-Designhersteller Vitra. Es ist tatsächlich die erste europäische Präsentation von Pier, das in den Staaten Anfang des Jahres bei der Chicagoer NeoCon gelauncht und bereits von einem grossen Blue-Chip-Kunden für deren Zentrale bestellt wurde. Für Vitra ist es natürlich eine Gelegenheit, die eigene Marke an einem der innovativsten Start-ups auszurichten.

Dies ist nur ein Beispiel einer ganzen Serie an Hilfestellungen, die das Schweizer Duo sich gegenseitig gegeben hat. Zum Beispiel hat die Möbelmarke Living Divani beim letztjährigen Salone del Mobile in Mailand Scherrers super-rationales Regalsystem Aero präsentiert. Designer und Hersteller wurden einander vorgestellt von Karrer. Scherrer wiederum hat Karrer mit Consumer-Electronics Kunden im Silicon Valley verknüpft, woraus einige sehr interessante Projekte hervorgegangen sind. "Wenn ich in den USA bin, öffnet er mir die Türen zu den Kunden, und wenn er in Europa ist öffne ich ihm Türen zu vielen Plätzen in der Möbelwelt." Jeder gibt dem Anderen lokale kulturelle Kompetenz indem er nicht nur weiss, wer die Akteure des jeweiligen Bereiches sind, sondern auch, wie man vor Ort Geschäfte macht.

Moderne Alchimie: Karrer's paradigmenverschiebende Technologie FluidSolids transformiert industrielle Abfallprodukte mithilfe eines proprietären Prozesses in nachhaltige, biobasierte Hochleistungsmaterialien

Als Beat auf Lukas traf: FluidSolids | Aktuelles

Moderne Alchimie: Karrer's paradigmenverschiebende Technologie FluidSolids transformiert industrielle Abfallprodukte mithilfe eines proprietären Prozesses in nachhaltige, biobasierte Hochleistungsmaterialien

×

Aber Karrer und Scherrer studieren nicht nur Fahrpläne, sie kriegen auch den Zug. Oder den Flieger. Wie in einem Roadmovie gehen sie dorthin, wo sie Möglichkeiten sehen. Have passport, will travel. Scherrer erklärt: "Mit Beat ist es so: Wenn man irgendwo sein sollte, dann wird man auch dort sein. Man muss etwas investieren. Hingehen, drüber reden, begeistert davon sein. Dann werden auch die Leute begeistert sein. Was auf keinen Fall funktioniert ist, wenn Du jemanden anrufst und ihm erzählst: 'Ich bin der und der Designer. Ich habs voll drauf. Ich möchte mit Euch arbeiten.' Besser Du bist in einem Team und ihr stellt euch gegenseitig vor. Es geht um Credibility. Die Menschen fliegen zu den verrücktesten Plätzen, um Urlaub zu machen. Wir fliegen zu den verrücktesten Plätzen, um Geschäfte zu machen."

Was ganz klar gut bei den beiden funktioniert ist die Art, wie sie echte Leidenschaft mit dem tiefen Wunsch, Dinge zu ändern, kombinieren. Scherrer: "Unser Ansatz war immer 'Wir sind sowieso grad in der Gegend, wir kommen mal rum. Wir sind Designer, ihr seid Designer. Wir sind keine Salesleute, wir werden also nicht versuchen euch etwas zu verkaufen.'" Als Resultat seiner fortgesetzten Zusammenarbeit mit Karrer ("Seit Jahren gehen wir zusammen zu Meetings") hat Scherrer – das Potenzial der Materialtechnologie seines Zürcher Kollegen vollumfänglich begreifend – z. B. einem kalifornischen Kunden dabei geholfen, seine Produktion von ABS-Kunststoffteilen auf FluidSolids umzustellen.

Der Arbeitsbereich der neuen State-of-the-Art Forschungs- und Produktionsanlage von FluidSolids in Zürich ist mit Scherrers Büromöbelsystem PIER für Vitra ausgestattet

Als Beat auf Lukas traf: FluidSolids | Aktuelles

Der Arbeitsbereich der neuen State-of-the-Art Forschungs- und Produktionsanlage von FluidSolids in Zürich ist mit Scherrers Büromöbelsystem PIER für Vitra ausgestattet

×

Das transformative Potenzial des Wundermaterials ist derart, dass es einen Ehrenplatz im Büro der Schweizer Innovationsplattform Swissnex in San Francisco hat. In der Empfangshalle findet sich, neben solch respektablen Marken wie Vitra, Ruckstuhl und Creation Baumann, ein Regalsystem das komplett aus FluidSolids hergestellt wurde. "Die Zusammenarbeit mit Beat Karrer und Lukas Scherrer ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir arbeiten", sagt Swissnex Associate Director Sophie Lamparter. "Unsere Kooperation begann im Jahr 2014, nachdem Beat für den Designpreis Schweiz nominiert wurde und wir die Awards-Ausstellung nach LA zur Dwell on Design holten, der grössten Designmesse an der Westküste. Es war ein gutes Statement für eine innovative und designorientierte Schweiz. Beat und Lukas sind ein wichtiger Teil davon."

Und das ist alles worum es geht. Zwei Schweizer Kreative, die sich eine Plattform teilen.
Tatsächlich arbeitet jeder ständig daran die Plattform für den anderen zu erweitern und zu erhöhen. Man erntet was man sät. Nenn es Karma. "Lukas und ich, wir haben beide sehr grosse Egos", gesteht Karrer. "Aber wir sind alt genug, dass es ausgezeichnet funktioniert, mit diesen zwei Egos nebeneinander."

Nun, so zieht man den Scheiss wohl durch...

© Architonic

Erwähnte Profile