Geräumig und vielseitig: neue Küchenräume

Eine Folge der Coronapandemie ist die Tendenz zu einer stärkeren Unterteilung der Wohnung. Nachdem die Menschen lange Zeit in ihren Häusern eingesperrt waren, haben sie Mittel und Wege gefunden, ihre Arbeitsbereiche von den Räumen zu trennen, die sie für soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten nutzen. Offene Küchen und Wohnräume lassen sich natürlich an diese modernen, neu entdeckten Bedürfnisse anpassen. Mit dem so genannten "broken plan", der den Einbau von Schiebetüren und flexiblen Trennwänden oder die Schaffung einer Reihe kleinerer, multifunktionaler Räume vorsieht, wird die räumliche Offenheit, die so sehr zum Synonym für modernes Wohnen geworden ist, nie ganz verschwinden.

Ein Beispiel dafür ist das Concrete Plinth House von DGN Studio in London. Der Holz-Beton-Anbau an ein traditionelles Wohnhaus beherbergt eine offene Küche mit einer Kochinsel und einem Essbereich mit Blick in den Garten. Der hellgraue Beton, das helle Holz und die gelben Ziegelsteine schaffen nicht nur ein einheitliches Äusseres, sondern die gedämpften Farben sorgen im Innenbereich zudem für eine entspannte Atmosphäre. Obwohl sich die Wohnküche auf einer niedrigeren Ebene als der Wohnbereich befindet, schaffen klare Sichtlinien durch den Raum ein Gefühl der Verbindung und Offenheit.

Am Stadtrand von Barcelona haben Raul Sanchez Architects das Magic Box Apartment für eine junge Familie entworfen. Die Wohnung befindet sich im Erdgeschoss eines bestehenden Gebäudes – die Grosseltern wohnen im Obergeschoss – und verfügt über eine zentral gelegene offene Küche, die auf der einen Seite zu einem kleinen Innenhof und auf der anderen Seite zu einem Wohnzimmer führt. Helle Farbblöcke, die nicht ganz mit den Wänden übereinstimmen, sowie Spiegel am Rande der Türöffnungen lassen die Grenzen zwischen den verschiedenen Räumen verschwimmen und schaffen das Gefühl eines fliessenden Raumes und Offenheit.

Im Wohnhaus der Familie Wyss auf Mercer Island bei Seattle haben Paul Michael Davis Architects eine weitere offene Küche und einen fliessenden Wohnraum entworfen. Der ursprünglich in den 1950er Jahren gebaute Küchen- und Wohnbereich befindet sich in der Mitte des Grundrisses. Auf der einen Seite öffnet sich eine Schiebetür aus wiederverwendeten Schiffscontainertüren zu einem grossen Spielzimmer für die Familie, das auf der anderen Seite von einem ebenfalls in einem Container untergebrachten Abstellraum begrenzt wird. Auf der anderen Seite befindet sich ein separater Aufenthaltsraum. Alle diese Räume sind mit dem Garten im Hinterhof verbunden, in dem ein neuer Schuppen aus einem weiteren Schiffscontainer ein räumliches Kontinuum zwischen Innen und Aussen schafft.

In London zeigt die von FOF Studio entworfene NAN Residence, wie selbst relativ kleine Räume von einer zentralen offenen Küche mit angeschlossenem Wohnzimmer profitieren können. Ein grosser L-förmiger Raum beherbergt die Küche mit einer Insel an einem Ende, die nahtlos an das Wohnzimmer anschliesst. Ein Oberlicht lässt Licht aus der hellen Küche in ein innenliegendes Badezimmer fallen, was das Gefühl von Offenheit zusätzlich verstärkt. Ein separates Schlafzimmer ist über einen kleinen Flur vom Wohnraum aus zu erreichen, während das andere durch eine zweiflügelige Glaswand vom Wohnzimmer getrennt ist, sodass von beiden Seiten Licht in den Hauptraum fällt. Zusammen mit der zurückhaltenden Farbgestaltung und den überall eingebauten Stauräumen ergibt sich ein heller, grosszügiger und offener Wohnraum.

© Architonic