Die Zahl der relativ gesunden älteren Menschen nimmt stetig zu. Architekten reagieren auf diesen Umstand und entwerfen Pflegeheime, die den Bewohnern mehr Raum zur Selbstversorgung und Möglichkeiten bieten, aktiv zu bleiben.

Das zentrale Atrium des Pflegeheimes (Srap Sedlak Rissland + Dürschinger Architekten) in Tirol fungiert als natürliche Lichtquelle und verbindet optisch geschossübergreifend die Gemeinschaftsräume. Foto: René Rissland

Alt, nicht obsolet: Neue Pflegeheime | Aktuelles

Das zentrale Atrium des Pflegeheimes (Srap Sedlak Rissland + Dürschinger Architekten) in Tirol fungiert als natürliche Lichtquelle und verbindet optisch geschossübergreifend die Gemeinschaftsräume. Foto: René Rissland

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Europa befindet sich in einem tiefgreifenden demografischen Wandel, der auch Länder wie Japan betrifft: Niedrige Geburtenzahlen und die steigende Lebenserwartung führen dazu, dass der Bevölkerungsanteil älterer Menschen zunimmt. Laut aktuellen Schätzungen werden im Jahr 2050 mehr als 30% der Bevölkerung in Grossbritannien über 65 Jahre alt sein, während es in Deutschland bereits 35% und in Spanien gar 40% sein werden.

Zugleich führt die steigende Lebensqualität dieser Altersgruppe zu neuen Ansprüchen an Einrichtungen wie Alters- und Pflegeheime: Diese sollen anregende und vor allem gesellige Orte zum Wohnen und Verweilen sein. Der Entwurf von neuen, baulichen Typologien des Alten- und Pflegeheims wird voraussichtlich eine der wichtigsten Aufgaben von Architekten in den kommenden Jahrzehnten.

Rötlich-brauner Ziegel auf der Aussenseite, roter Beton und Holz auf der Innenseite und viel Tageslicht schaffen eine freundliche Atmosphäre in dem von Dominique Coulon & Associés entworfenen Altersheim in Huningue, Frankreich. Fotos: Eugeni Pons

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Rötlich-brauner Ziegel auf der Aussenseite, roter Beton und Holz auf der Innenseite und viel Tageslicht schaffen eine freundliche Atmosphäre in dem von Dominique Coulon & Associés entworfenen Altersheim in Huningue, Frankreich. Fotos: Eugeni Pons

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Eine Reihe europäischer Länder mit grosszügigen Sozialsystemen versucht bereits diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. In Huningue, Frankreich, hat das Architekturbüro Dominique Coulon & Associés moderne Unterkünfte für ältere Menschen entworfen, die aus 25 Wohneinheiten mit jeweils 50 Quadratmetern bestehen. In dieser Einrichtung wird besonderer Wert auf gemeinschaftliche Räume wie eine Hobbywerkstatt, einen Computerraum, ein Restaurant und eine breite, zentrale Treppe gelegt, welche Begegnungen zwischen Bewohnern fördern.

Das von Nicola Probst Architetti und Studio Gaggini in Bellinzona, Schweiz, entworfene Pflege- und Seniorenheim verfügt über Einrichtungen, die körperliche Aktivität und seelisches Wohlbefinden fördern. Fotos: Alexander Zveiger

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Das von Nicola Probst Architetti und Studio Gaggini in Bellinzona, Schweiz, entworfene Pflege- und Seniorenheim verfügt über Einrichtungen, die körperliche Aktivität und seelisches Wohlbefinden fördern. Fotos: Alexander Zveiger

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Im Schweizer Bellinzona haben Studio Gaggini + Nicola Probst Architetti ein geräumiges und helles Pflege- und Seniorenheim mit 76 Appartements in einem kompakten Gebäude entworfen, welches sich durch grosszügige Gemeinschaftsräume zum Essen und für physiotherapeutische Anwendungen auszeichnet. Diese Räume sind direkt mit einem landschaftlich gestalteten abfallenden Garten verbunden, der eine kleine Kapelle einschliesst, während jede Wohnetage Gemeinschaftsbereiche und zusätzliche Gesundheitseinrichtungen bietet.

Die Verwendung von Holz in Anlehnung an die traditionellen Häuser der Umgebung hilft den Bewohnern des von Srap Sedlak Rissland + Dürschinger Architekten entworfenen Altersheims, sich wie zu Hause zu fühlen. Fotos: René Rissland

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Die Verwendung von Holz in Anlehnung an die traditionellen Häuser der Umgebung hilft den Bewohnern des von Srap Sedlak Rissland + Dürschinger Architekten entworfenen Altersheims, sich wie zu Hause zu fühlen. Fotos: René Rissland

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Die Alterung der Bevölkerung wird grosse Auswirkungen auf Kleinstädte und ländliche Gebiete in ganz Europa haben. In Österreich haben drei kleine Gemeinden in Tirol beschlossen ihre Ressourcen zu bündeln und eine moderne Alterseinrichtung zu eröffnen: Das Alters- und Pflegeheim Am Wilden Kaiser wurde von Srap Sedlak Rissland + Dürschinger Architekten entworfen und in Scheffau erbaut. Es bietet grosszügige, moderne Unterkünfte für 54 Bewohner mit einem gepflegten Garten, einem Sinnesgarten für Menschen mit Demenz und einem Kinderspielplatz, sowie einem Lichthof.

Kjellander & Sjöbergs Seniorenbetreuung Skärvet in Schweden ist nicht nur ein sehr angenehmes Pflegeheim, in dem die Bewohner in das Zentrum einer neuen Gemeinschaft gestellt werden, es erhielt auch die LEED-Platin-Zertifizierung. Fotos: Max Plunger

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Kjellander & Sjöbergs Seniorenbetreuung Skärvet in Schweden ist nicht nur ein sehr angenehmes Pflegeheim, in dem die Bewohner in das Zentrum einer neuen Gemeinschaft gestellt werden, es erhielt auch die LEED-Platin-Zertifizierung. Fotos: Max Plunger

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Pflegeheime können aber auch ein integraler Bestandteil von wachsenden städtischen Gebieten sein. Dieser Ansatz wurde in Växjö (Schweden) verfolgt, wo das Architekturbüro Kjellander & Sjöberg ein Pflegeheim als Ausgangspunkt für einen neuen städtischen Häuserblock entwarf. Mit einer gemusterten Fassade aus vorgefertigten Paneelen bietet diese Senioreneinrichtung einen urbanen Anker für die zukünftige Nachbarschaft. Die Bewohner geniessen helle, informell eingerichtete Innenräume und eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen wie eine offene Küche und Essbereiche, während das grosse Flachdach als eine Terrasse genutzt wird, die sogar Gewächshäusern von Hobbygärtnern Platz bietet.

© Architonic

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