Mara’s Mailänder Manifest: Möbel für die Sinne entwerfen

Wenn wir bewusst Produkte entwerfen, die uns dazu anregen, eine tiefere, emotionalere Beziehung zu ihnen zu pflegen, wird dies dazu führen, dass wir weniger Produkte konsumieren?

Diese Frage stellte ich einer Gruppe von Designexpert:innen auf einer Veranstaltung in Mailand, die kürzlich von der rasant wachsenden italienischen Möbelmarke Mara organisiert wurde. Der physische Rahmen war eine wunderschön durchdachte Installation ihrer Möbel im Fenix Scenario Showroom im Stadtteil Brera mit dem Titel „Design Landscape“, und das Thema der Diskussion war anthropozentrisches Design. Wie können wir effektiver für Menschen gestalten?

Meiner Frage lag folgende Logik zugrunde: Wenn wir eine liebevollere Beziehung zu den Gegenständen haben, die uns umgeben, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass wir sie entsorgen, und wir tragen zu einer Kreislaufwirtschaft bei, indem wir sie ein Leben lang behalten, sie reparieren und restaurieren und sie vielleicht sogar an andere zur Wiederverwendung weitergeben. Kurz gesagt: Nachhaltigkeit ist in Produkte inbegriffen, mit denen wir uns wohlfühlen.

Francesco Zurlo, ausgebildeter Industriedesigner und Dekan der School of Design am Politecnico di Milano, erinnerte die Zuhörer an die Notwendigkeit, über die Idee des menschenzentrierten Designs hinauszudenken und stattdessen das Konzept des „Human-Plus-Designs“ zu begreifen, was bedeutet, dass das Wohlergehen der Menschen und unserer Umwelt im Einklang stehen. Ersetzen Sie das Wort „Menschen“ durch „Planet“ im Begriff „anthropozentrisch“ und Sie sehen, wohin wir uns bewegen müssen.

Weitere Diskussionsbeiträge kamen von Laura Marchina, Geschäftsführerin von Mara, Emma Clerici und Manuela Bonaiti von Baolab Studio – Spezialist:innen für Farben, Materialien und Veredelungen – und von Cristina Boeri, Professorin für Farbe und Wahrnehmung am Politecnico di Milano. Sie sprachen unter anderem (vielleicht wenig überraschend) mit dem dynamischeren Einsatz von Farbe für eine stärkere sensorische Wirkung und (vielleicht überraschend) mit dem Beispiel des Metaverse als Referenz dafür, wie aktiv Farbe unsere analoge materielle Welt gestalten könnte und sollte.

Aber was steht hier für ein Unternehmen wie Mara auf dem Spiel? Warum sollten sie eine solche Diskussion veranstalten? Nun, es ist natürlich ein grossartiger Inhalt, und die versammelten Architekt:innen, Innenarchitekt:innen und Planer:innen waren von den Ideen, die das Podium hervorbrachte, angemessen begeistert. Aber es ist auch ein Zeichen für die Reifung der Marke, die sich von einem Hersteller ultra-funktionaler Möbel für Büro und Gastgewerbe zu einem Hersteller von Produkten entwickelt, die einen visuell anspruchsvolleren, haptischeren und freundlicheren Charakter aufweisen – und dabei ihre präzise Technik und hochwertige Materialität beibehalten.

Da das Portfolio von Mara an Tischen, Stühlen und verschiedenen Ergänzungen zunehmend für den Wohnbereich sowie für hybride Umgebungen spezifiziert wird, möchte das Unternehmen nicht nur einen Beitrag zum Diskurs, zur Kultur, wie unsere Materiallandschaft aussehen und sich anfühlen kann, leisten, sondern auch einen klugen Schritt in Richtung Zusammenarbeit machen. Der Grund, warum Mara Fenix – Spezialist für hochwertige Matt- und Soft-Touch-Materialien – als Host für die „Design Landscape“ ausgewählt hat, ist einfach: Die exklusiven Oberflächen von Fenix wurden für die Veredelung einer Reihe von Tischplatten aus der Mara-Kollektion verwendet, um einen maximalen ästhetischen Effekt zu erzielen, sowohl optisch als auch haptisch.

Die Installation in Mailand, die eine Auswahl der ikonischen und neueren Produkte der italienischen Marke zeigte, erfüllte zwei Aufgaben. Einerseits vermittelte sie sehr wirkungsvoll ein Gefühl dafür, wie gesellig und gemeinschaftlich die Tische und Stühle von Mara in Kombination wirken können. Zum anderen sprach sie die Sprache der Architektur und wirkte wie ein cleveres Stück Mikro-„Stadtplanung“: Ein langes horizontales Element in der Mitte des Raums (bestehend aus drei klappbaren Timmy Libro-Tischen) wurde beispielsweise durch vertikal in den Schaufenstern platzierte Tischplatten kontrapunktiert, die wie kleine Hochhausfassaden wirkten.

Markenbildung als Mikrobildung. Design hat sich noch nie so gut angefühlt.

© Architonic

Im Architonic Magazin finden Sie weitere Einblicke über die neuesten Produkte, Trends und Praktiken in Architektur und Design.