Ein Gespräch mit dem ambitionierten und talentierten deutschen Designer Sebastian Herkner.

Der 27 jährige deutsche Designer Sebastian Herkner hat an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Produktgestaltung studiert und unterrichtet seit seinem Diplom 2007 auch an der Schule. Zudem hat er sich bereits 2006 sein eigenes Studio aufgebaut und ist auf dem besten Weg in der Welt des Designs Karriere zu machen. Wir haben ihn im November anlässlich der vom 'Rat für Formgebung' initiierten Veranstaltung 'YDMI 2008' - Young Designers Meet The Industry - in Berlin kennen gelernt, wo er zu den fünf nominierten Young Professionals gehörte, die Anwärter auf einen Förderpreis waren.

'nan16' von Sebastian Herkner für nanoo

'Design muss Spass machen...' | Aktuelles

'nan16' von Sebastian Herkner für nanoo

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Sollte man Deine Leuchte 'nan16' ein bisschen ironisch betrachten? Sie scheint formal und in ihrer Funktionsweise sehr utilitaristisch und erinnert mit ihrem schlichten Metallschirm, Lederriemen und dem prägnanten rotbraunen Kabel ein wenig an Industrieleuchten der 30er Jahre. Wie kam es zu diesem Entwurf?

Der Entwurf basiert auf der Feststellung, dass die naheliegenste Stromquelle an einem Arbeits- oder auch Esstisch in allen Fällen die Leuchte darüber darstellt. nan16 ermöglicht es, einen Toaster oder ein Notebook ganz einfach und bequem anzuschließen, ohne lange auf dem Boden unter dem Tisch herumzukriechen. Die Assoziation mit einer Arbeitsleuchte ist erwünscht, da sie neben ihrer bekannten Funktion des Lichtspendens auch ein Mittel der Stromverteilung ist. Man erkennt im Entwurf der Raumleuchte meine starke Vorlieben zum Material, zur Herstellung und Technologie. Ich verbinde hier das sehr traditionelle Handwerk des Metalldrückens des Leuchtenschirm mit innovativen Details wie der Lasergravur auf den Nieten des Ledergriffs.

'nan16' von Sebastian Herkner für nanoo

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Deine Idee scheint in eine ganz andere Richtung zu gehen als der allgemeine Trend möglichst kabellos zu werden. Im Gegenteil, Du machst das Kabel fast zum Hauptbestandteil der Leuchte. Wie siehst Du das?

Manchmal steckt in den Verwirbelungen, die entstehen, wenn man gegen den Strom schwimmt, gerade das neue Potenzial eines Produktes wie dieser Leuchte. Man kann die Kabel entweder mühsam und gezwungen verstecken, oder sie zum Gestaltungselement und Anzeichen machen.

'nan16' von Sebastian Herkner für nanoo

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'nan16' von Sebastian Herkner für nanoo

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Wie ist es zur Zusammenarbeit mit der schweizer Firma 'nanoo' gekommen, die Deine Leuchte jetzt produziert?

Ich habe die Prototypen der Leuchte im Rahmen der Talents auf der Tendence in Frankfurt am Main im Juli präsentiert. Dort ist ein erster Kontakt zu Pascal Kesseli, dem Geschäftsführer von 'nanoo', entstanden, dem dann ein weiteres Gespräch kurz nach der Messe in Wil bei Zürich folgte. Im Oktober haben wir sie dann erstmals in Kortrijk auf der Interieur08 präsentiert.

Du hast ja mittlerweile schon einige Entwürfe für Leuchten realisiert. Wirst Du Dich in Zukunft weiterhin mit dem Thema Licht auseinandersetzen?

Das ist sicherlich ein Schwerpunkt meiner Arbeit, aber bewege ich mich momentan auch sehr im Bereich des klassischen Produkt- und Ausstellungsdesigns.
Ich möchte mich hier nicht so sehr einschränken, sondern im weiten Sinne Produkte entwerfen, die in jedem Bereich des Alltags Hilfestellungen bieten. Diese entspringen Beobachtungen, Erfahrungen und interdisziplinären Einflüssen.

'Silhouette' von Sebastian Herkner, gezeigt an der imm cologne 2009

'Design muss Spass machen...' | Aktuelles

'Silhouette' von Sebastian Herkner, gezeigt an der imm cologne 2009

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Ich habe vernommen, dass Du im April zum ersten Mal am 'Satellite' in Mailand ausstellen wirst. Was bedeutet das für Dich und welche Erwartungen hast Du?

Ich versuche, soweit es die Zeit zulässt, regelmäßig mich und meine Produkte auf Messen zu präsentieren, da hier ein direkter Kontakt und auch kritischer Dialog zur Industrie, der Presse und dem Kunden möglich ist. Die 'Satellite' wird sicherlich ein besonderes Ereignis werden, zumal ich dieses Mal aus der Sicht des Ausstellers präsent bin. Man sieht aber am Beispiel der Leuchte nan16, dass das Potenzial und die Qualität eines Produktes wichtiger ist, als die Größe und Bekanntheit einer Messe.

Der Meinung bin ich auch. Messen als Kontaktbörsen zu nutzen macht sicherlich nach wie vor Sinn, zumal sich wenige Alternativen bieten. Eine war jetzt allerdings kürzlich der Anlass YDMI in Berlin, an dem Du ja teilgenommen hast. Was hältst Du von dieser Art 'Recruiting-Plattform'?

Das Angebot eines derartigen Events wie den YDMI-Days des Rat für Formgebung finde ich sehr spannend und hilfreich. Während der drei Tage konnte man bestehende Kontakte zu Designern pflegen, die man von Messen kennt und neue Kontakte zu Vertretern der Wirtschaft, Presse und Industrie aufbauen. Letztere waren leider nicht so stark vertreten, wie ich es mir gewünscht hätte. Vor allem Kontakte aus dem Möbel und Lichtbereich wären interessant gewesen.

Ich beobachte, dass immer mehr viel versprechende Designer sich als 'Design Kollektive' zusammenschliessen, um gemeinsam Ressourcen zu nutzen und mehr Einfluss auf den hart umkämpften Markt zu haben, statt sich als Einzelkämpfer zu behaupten. Käme das für Dich auch in Frage oder arbeitest Du lieber alleine?

In der Tat arbeite ich momentan sowohl an Projekten als Einzelperson, als auch an Aufträgen zusammen mit dem Designer Reinhard Dienes, mit dem ich auch auf der kommenden Salone Satellite 09 austellen werde. Je nach Umfang und Interessenslage kann man so Ressourcen und know-how gezielt und effektiv einsetzen. Langfristig wäre es sicherlich auch ein Ansatz, über eine Art bewegliche Design-Formation nachzudenken, in der interdisziplinär Projekte verfolgt und realisiert werden könnten.

Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg!