Der international anerkannte spanische Hersteller von hochwertigen, raumgestaltenden Kettenvorhängen hat den Pavillon von Ecuador auf der Expo 2015 in Mailand in einen Ort verwandelt, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Der von Zorrozua y Asociados aus Bilbao entworfene ecuadorianische Pavillon erscheint aus der Ferne wie in ein Gewebe gehüllt. Tatsächlich besteht er aus Metallvorhängen des spanischen Herstellers KriskaDECOR

Vorhang auf für die Expo 2015 | Aktuelles

Der von Zorrozua y Asociados aus Bilbao entworfene ecuadorianische Pavillon erscheint aus der Ferne wie in ein Gewebe gehüllt. Tatsächlich besteht er aus Metallvorhängen des spanischen Herstellers KriskaDECOR

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Inmitten des architektonischen Hintergrundrauschens und zur Schau gestellten Nationalstolzes einer Weltausstellung ist es keine leichte Aufgabe, dem kulturellen Charakter des eigenen Landes ein interessantes Profil zu verleihen, ohne in die Klischeefalle zu stolpern oder auf übertriebene Selbstverherrlichung zurückgreifen zu müssen.

Einem Pavillon auf der diesjährigen Mailänder Expo ist es gelungen, die Attribute „markant und auffällig“ in ein einladendes, vielschichtiges und reichhaltiges Gesamtbild einzubinden. Was den am Hauptboulevard des Messegeländes gelegenen ecuadorianischen Pavillon auszeichnet, sind seine vier faszinierenden Fassaden, die vollständig in einen lückenlosen, vielfarbigen Kettenvorhang gehüllt sind, dessen geometrische Muster, folkloristische Zitate und symbolträchtige Motive von den traditionellen Textilien der Otavalos, einem indigenen Volk im Norden Ecuadors, inspiriert sind. Von Weitem erscheint das dreistöckige Gebäude wie mit stark strukturiertem Gewebe verkleidet. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die schimmernde Fläche als ein aus Metallketten hergestellter Vorhang, der sanft im Wind hin und her schwingt.

Aus der Nähe betrachtet bestehen die Vorhänge aus langen Ketten, die aus einzelnen, in leuchtenden oder matten Farben eloxierten Aluminiumkettengliedern gebildet werden

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Aus der Nähe betrachtet bestehen die Vorhänge aus langen Ketten, die aus einzelnen, in leuchtenden oder matten Farben eloxierten Aluminiumkettengliedern gebildet werden

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„Dies ist unser bislang umfangreichstes Außenprojekt und zudem das erste Mal, dass wir ein komplettes Gebäude verhüllt haben“, sagt Mònica Leranoz, Vertriebsleiterin bei KriskaDECOR. Das Unternehmen hat seinen Stammsitz im Norden Spaniens, wo es seit 1926 Vorhänge und Raumteiler aus Aluminiumketten herstellt, die einfacher wirken als sie sind. „Für uns ist dieses Projekt enorm wichtig und das nicht nur wegen seines Umfangs, sondern auch, weil die Weltausstellung so viel internationale Wirkkraft generiert.“ Ebenfalls eine Premiere ist die Teilnahme Ecuadors an der EXPO mit einem eigenen Pavillon.

Die Dimensionen des ecuadorianischen Pavillons sind durchaus beeindruckend: Die Gebäudegrundfläche beträgt 765 Quadratmeter und die größte Fassade ist 25,40 Meter breit und 10,50 Meter hoch. Das aus Bilbao stammende Designbüro Zorrozua y Asociados wandte sich mit seiner Idee an KriskaDECOR, weil ein Material gesucht wurde, mit dem sich sowohl die satten Farben und die intensive Ausdruckskraft der typisch ecuadorianischen und indigenen Gewebe transportieren ließ, das aber auch den Eindruck von im Wind flatternder Tücher hervorrufen konnte. Paradoxerweise war Metall in mehrfacher Hinsicht eine besser Lösung, als sie eine zweidimensionale Gewebefläche jemals hätte bieten können: Die Pavillonfassade bewegt sich wellenförmig mit dem Wind, gerät ins Schwingen und glitzert in der Sonne. Und nachts, wenn sie von oben angestrahlt wird, erhellt sie wie ein bunter Leuchtturm die Dunkelheit.

Nachts wird der ecuadorianische Pavillon von unten und oben beleuchtet, so dass die gemusterte Metalloberfläche wie ein farbiger, einladender Leuchtturm das 1,1 km² große Weltausstellungsgelände bescheint

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Nachts wird der ecuadorianische Pavillon von unten und oben beleuchtet, so dass die gemusterte Metalloberfläche wie ein farbiger, einladender Leuchtturm das 1,1 km² große Weltausstellungsgelände bescheint

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Im Laufe der letzten Jahre hat sich KriskaDECOR zu einem international gefragten Hersteller großformatiger Installationen und Projekte für Designer, Designbüros und Hotelgruppen von Weltrang entwickelt, unter anderem für Patricia Urquiola, Phillipe Starck, HBA und Gensler. Charmanterweise ist KriskaDECOR noch immer ein Familienunternehmen (in der dritten Generation) und produziert nach wie vor auch für inländische Kunden und den Wohnungsmarkt. Damit hat alles einst seinen Anfang genommen, mit Produkten, die als Raumteiler oder Dekorelemente an Decken und Wänden eingesetzt werden können.

Was Materialien und Technologie betrifft, hat sich das Unternehmen durch die Jahrzehnte hinweg immer wieder weiterentwickelt und neu erfunden. „Früher wurden die Ketten aus Eisen hergestellt, wodurch sie wesentlich schwerer waren, aber schon bald entdeckten wir Aluminium“, berichtet Leranoz, die verrät, dass ein Quadratmeter Ketten, obwohl er leicht wirkt, immerhin drei Kilogramm wiegt. Ursprünglich brachte das Unternehmen sein Produkt als Türvorhang auf den Markt, wie sie in kleinen Läden an der Straßenecke, Cafés, Kneipen und Privatwohnungen in den Sommermonaten eingesetzt werden. Bevor Klimaanlagen weite Verbreitung fanden, waren diese luftdurchlässigen Vorhänge in ganz Spanien und allen Ländern rund um das Mittelmeer verbreitet, weil sie für Durchzug sorgten. Ihr leichtes Klimpern in der Brise signalisierte Erfrischung in der brütenden Mittagshitze.

Diese Installation in der Lobby des neuen Stora Hotels im schwedischen Umeå besteht aus dutzenden Schichten von Ketten in matten und glänzenden Grün- und Brauntönen, die an Korallenriffe am Meeresgrund erinnern

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Diese Installation in der Lobby des neuen Stora Hotels im schwedischen Umeå besteht aus dutzenden Schichten von Ketten in matten und glänzenden Grün- und Brauntönen, die an Korallenriffe am Meeresgrund erinnern

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Ein großer Schritt nach vorne gelang in den 1950er Jahren, „als der Vater des heutigen Inhabers ein Verfahren entwickelte, mit dem die Aluminiumketten eloxiert und so beständig gegen Wind, Sonne und Regen gemacht werden konnten“, erklärt Mònica Leranoz. In späteren Entwicklungsschritten wurden die Kettenglieder in eine Vielzahl von Farben getaucht und vor 15 Jahren begann man, von den Kunden gewünschte Bilder und Muster auf die Vorhänge aufzutragen.

Das Unternehmen ist stolz, nahezu jedes Design umsetzen zu können, indem es beispielsweise unterschiedlich gestaltete Schienen (wellenförmig, gebogen oder gerade) einsetzt oder Vorhangteile so rafft oder übereinander lagert, dass dreidimensionale, räumliche Gebilde entstehen. „Mit diesem Material lässt sich nahezu jede Idee verwirklichen“, so Leranoz. Erst kürzlich zog ein Projekt Aufmerksamkeit und Lob der Designkritiker auf sich, bei dem die Durchlässigkeit des Materials besonders gut zur Geltung kommt: das mit maritimen Motiven gestaltete Stora Hotel in der schwedischen Stadt Umeå. Hier wurden in unterschiedlichen Höhen, Längen und Blickdichten fast hundert, sich an der Decke entlang schlängelnde Kettenvorhänge in Braun- und Grüntönen aufgehängt, die Assoziationen an Korallenriffe am Meeresgrund wecken. Die in ihrer Umsetzung verzaubernd und ätherisch wirkende Idee spielt mit der Eigenschaft des Materials: Was man sieht ist da, aber gleichzeitig auch nicht da.

Das 1926 gegründete spanische Unternehmen produzierte schon bald Vorhänge für Privathäuser, Kneipen und Läden. Über 90 Jahre später stellt es noch immer Vorhänge und Dekorelemente für den Wohnungsmarkt her

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Das 1926 gegründete spanische Unternehmen produzierte schon bald Vorhänge für Privathäuser, Kneipen und Läden. Über 90 Jahre später stellt es noch immer Vorhänge und Dekorelemente für den Wohnungsmarkt her

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Auch in anderen Projekte werden die Metallvorhänge von KriskaDECOR eingesetzt, weil sie auf interessante Weise den feinen Grat zwischen Schutz der Privatsphäre und Sichtschutz wahren, dabei gleichzeitig aber auch durch eine gewisse Blickdurchlässigkeit Einsichten gewähren. Ein Beispiel hierfür ist das in kontrastierendem Gold und Schwarz gestaltete Atrium des Vincci Gala Hotels in Barcelona, wo die Handläufe mit Kettenvorhängen besetzt sind, die dank der um die Gesamtlänge des Geländers laufenden LED-Lichter den Raum in Licht und Farbe tauchen. Derselbe durchscheinende Effekt entsteht auch bei den stark geometrisch gehaltenen Mustern der Raumteiler. Aus einer gewissen Entfernung fällt ihre Oberfläche deutlich ins Auge, obwohl man auch, je näher man kommt, mehr und mehr durch sie hindurch sehen kann. Ein Vorhang also, der sich trotz seiner materiellen Substanz in Nichts aufzulösen scheint.

Geschäftssitz von KriskaDECOR war und ist noch heute die Kleinstadt Montblanc, 120 Kilometer westlich von Barcelona, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen und wo in der Stammfabrik die Kettenglieder aus Aluminium hergestellt werden. Diese Glieder lassen sich leicht auseinander nehmen und sind vollständig recyclebar, weshalb die Vorhänge nach ihrer ersten Verwendung häufig noch einer zweiten Nutzung zugeführt werden. „Manche Kunden kaufen sie für einen speziellen Messestand und verwenden sie dann auch noch auf einer weiteren Messe“, erzählt Leranoz. Diese Kombination aus vielseitiger Verwendbarkeit und Funktionalität, Hand in Hand mit dem hoch entwickelten Design und der emotionalen Ausdruckskraft macht die schimmernden Vorhänge von KriskaDECOR und ihre skulptural wirkenden Installationen so effektvoll. Und sich dann vorzustellen, dass jedes Projekt bei einem höchst unscheinbaren Element beginnt: einem einfachen Kettenglied.

Das von TBI stammende Vincci Gala Hotel in Barcelona spielt mit der Farbe Gold. Beherrscht wird es von einem zentralen Atrium, dessen Geländer auf jeder Geschossebene mit schwarz-goldenen Aluminiumketten behängt sind

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Das von TBI stammende Vincci Gala Hotel in Barcelona spielt mit der Farbe Gold. Beherrscht wird es von einem zentralen Atrium, dessen Geländer auf jeder Geschossebene mit schwarz-goldenen Aluminiumketten behängt sind

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Die Mailänder Weltausstellung dauert noch bis zum 31. Oktober 2015

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