Diese temporären Pavillons, Installationen und öffentlichen Räume nutzen die Schnelligkeit, Stärke und strukturelle Kapazität von Bambus, um einen grossen Effekt in kurzer Zeit sicherzustellen.

Der temporäre Bamboo Dome wurde von Bambusspezialist:innen aus den Gianyar-Dörfern als Ort für ein Mittagessen für die Staats- und Regierungschef:innen, die am G20-Gipfel 2023 auf Bali, Indonesien, teilnahmen, gebaut. Foto: Embara Films

Nachhaltige Bambusinstallationen, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind | Aktuelles

Der temporäre Bamboo Dome wurde von Bambusspezialist:innen aus den Gianyar-Dörfern als Ort für ein Mittagessen für die Staats- und Regierungschef:innen, die am G20-Gipfel 2023 auf Bali, Indonesien, teilnahmen, gebaut. Foto: Embara Films

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Eines der häufigsten Argumente, die von der Design- und Architekturbranche angeführt werden, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit neuer Bauprojekte oder die Herstellung neuer Produkte zu verteidigen, ist, dass sie „für die Ewigkeit gemacht“ sind – entweder durch die Stärke und Qualität ihrer Konstruktion und Materialien oder durch die Zeitlosigkeit ihres Stils und ihrer Funktionalität. Dem folgt oft der Hinweis, dass die Frage, wo und wie ihre Bestandteile recycelt, wiederverwendet oder entsorgt werden können, von geringer Bedeutung ist. Eines ist jedoch sicher, wenn es um das Konzept neu geht: Es kann nie von Dauer sein.


Eines ist sicher, wenn es um das Konzept neu geht: Es kann nie von Dauer sein


Im Gegensatz zu verteufelten Einwegprodukten oder sogar zu Gebäuden, die als ungeeignet für eine adaptive Wiederverwendung gelten, gibt die beabsichtigte Sterblichkeit temporärer Strukturen keine Illusionen über ihre Lebensdauer preis. Und als schnell wachsendes organisches Material mit einem höheren Festigkeits-Gewichts-Verhältnis als Stahl oder Beton ist Bambus die perfekte Wahl, um starke und stabile Strukturen zu bilden. Wie diese Auswahl an temporären, wiederverwendbaren und zerlegbaren Pavillons beweist, können Bambuskonstruktionen durch die Kombination traditioneller und innovativer Montagetechniken auch ästhetisch und künstlerisch integer sein.

Die Kuppel wurde mit modernen und traditionellen Bambustechniken gebaut und weist ikonische Formen auf, die auf die indonesische Kultur verweisen. Fotos: BRIOE (oben), Embara Films (Mitte), Danar Tri Atmojo (unten)

Nachhaltige Bambusinstallationen, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind | Aktuelles

Die Kuppel wurde mit modernen und traditionellen Bambustechniken gebaut und weist ikonische Formen auf, die auf die indonesische Kultur verweisen. Fotos: BRIOE (oben), Embara Films (Mitte), Danar Tri Atmojo (unten)

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Bamboo Dome für den G20-Gipfel in Kecamatan Kuta Sacatan, Indonesien, von BRIOE

Der Bamboo Dome wurde als Veranstaltungsort für das Mittagessen des G20-Gipfels 2002 auf Bali, Indonesien, gebaut. Das vor Ort wachsende Baumaterial wurde in Kombination mit traditionellen indonesischen Bautechniken verwendet, um einen nachhaltigen und kulturell repräsentativen Veranstaltungsort zu schaffen. Als zwischenstaatliches Forum, das sich mit Fragen der Weltwirtschaft wie wirtschaftlicher, finanzieller und ökologischer Stabilität befassen soll, ist eine der ständigen Debatten der G20 die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.

Durch die Verwendung der kulturell bedeutsamen geschwungenen Formen des Gunungan Wayang und der Lotusblume – zwischen den Bögen bzw. als lichtfilternde Pfähle an der Decke – präsentiert der Bamboo Dome der Welt erfolgreich die traditionelle Verwendung von Bambus als Baumaterial in Indonesien. Als „ein starkes und flexibles Holz, das stabiler wird, wenn es zusammengeflochten und zu einer Form vereinigt wird“, erklärt BRIOE, repräsentiert der Bamboo Dome „den Geist von G20.“

Das Memorial Gate des Surajkund Craft Fair 2023 zeigt und feiert die Fähigkeiten talentierter Kunsthandwerker:innen aus der nordöstlichen Region Indiens. Fotos: Avneesh Tivari

Nachhaltige Bambusinstallationen, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind | Aktuelles

Das Memorial Gate des Surajkund Craft Fair 2023 zeigt und feiert die Fähigkeiten talentierter Kunsthandwerker:innen aus der nordöstlichen Region Indiens. Fotos: Avneesh Tivari

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Northeast Commemorative Gate in Faridabad, Indien, von atArchitecture

Die jährlich stattfindende Surajkund Craft Mela zieht während ihrer dreiwöchigen Dauer mehr als eine Million Besucher:innen an. Das Fest trägt dazu bei, das traditionelle indische Kunsthandwerk in der nordöstlichen Region (NER) des Landes zu fördern, und bietet eine wichtige Plattform für Kunsthandwerker:innen. Zwischen Bangladesch und Myanmar ist „die ethnische Vielfalt gross“, erklären die Projektarchitekt:innen atArchitecture, und in den acht Mitgliedsstaaten sind „einheimische Formen des Kunsthandwerks weit verbreitet.“ Die in den NER verbreitete Bambuskonstruktion des Northeast Commemorative Gate ist ein Zeugnis der lokalen Tradition und wurde von geschickten Handwerker:innen aus der Region errichtet.


Die Bambuskonstruktion, ein Zeugnis der NER-Tradition, wurde von erfahrenen Handwerker:innen aus der Region gebaut


Bei der Bambuskonstruktion werden vier der 12 bereits vorhandenen Betonsäulen als strukturelle Stütze verwendet, während die übrigen acht Säulen die Geschichte der einzelnen Staaten darstellen. Das Geheimnis hinter der dynamischen Form der Struktur liegt jedoch in ihrer unzusammenhängenden Anordnung. Während der Bambus-Gitterquader in einer Linie mit den Himmelsrichtungen steht, ist der Durchgang durch ihn mit der bestehenden Strasse verbunden.

Die Installation Structural Field von Neri&Hu ordnete über 1.000 vertikale Bambusstützen in einem regelmässigen Raster an, bei dem die Bambusschichten und die dahinter liegenden Räume ineinander übergingen. Fotos: Runzi Zhu

Nachhaltige Bambusinstallationen, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind | Aktuelles

Die Installation Structural Field von Neri&Hu ordnete über 1.000 vertikale Bambusstützen in einem regelmässigen Raster an, bei dem die Bambusschichten und die dahinter liegenden Räume ineinander übergingen. Fotos: Runzi Zhu

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The Structural Field im Camerich Pavilion, ICFF Shanghai 2022, von Neri&Hu Design Research Office

Durch den bewusst kurzfristigen Einsatz von Materialien wird die Umweltmoral von Designmessen als Marketingtypologie immer mehr in Frage gestellt. Als Reaktion darauf wählte das Büro Neri&Hu Design and Research das reichlich vorhandene, schnell wachsende, erneuerbare und natürliche Material Bambus, um die Structural Field Installation für den Camerich Pavillon auf der ICFF Shanghai 2022 zu entwerfen und das Ausstellungsdesign im Kontext der internationalen Möbelmesse neu zu überdenken.

Das Konzept des Pavillons besteht darin, Material zu nutzen, um auf die Dualitäten des Designs wie Tradition/Innovation, Objekt/Betrachter:in und Chaos/Heiligtum zu verweisen. In Anlehnung daran verbindet das Bambusgerüst die Handwerkskunst eines der ältesten Baumaterialien mit innovativen Bautechnologien wie eingebettetem Stahl, einseitiger Verzahnung und der erforderlichen Fähigkeit, den Pavillon innerhalb weniger Tage auf- und abzubauen. Gleichzeitig ermöglicht die unterschiedliche Dichte des Rahmens einen ständigen Wechsel in der Beziehung zwischen Objekt und Betrachter:in, wobei in die schmalen, gewundenen Gänge mit Möbeln besetzte Szenen des Alltagslebens integriert werden.

„Die Bambuswolke findet ihre Form auf natürliche Weise durch die innere Spannkraft des Materials und stabilisiert sich schliesslich als volumetrisches Objekt“, erklären die Architekt:innen des öffentlichen Pavillons IlLab. Fotos: Xi Chen + Chris King

Nachhaltige Bambusinstallationen, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind | Aktuelles

„Die Bambuswolke findet ihre Form auf natürliche Weise durch die innere Spannkraft des Materials und stabilisiert sich schliesslich als volumetrisches Objekt“, erklären die Architekt:innen des öffentlichen Pavillons IlLab. Fotos: Xi Chen + Chris King

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Bamboo Cloud in New York, NY, US, von IlLab.

Während die Nachhaltigkeit der Materialien eine Schlüsselrolle bei der CO2-Bilanz eines Projekts spielt, ist auch die Entfernung, die das Material von seiner Quelle zurücklegt, von Bedeutung. Obwohl die tropischen Gefilde des „Bambusgürtels“ der Erde viel näher an den drei vorangegangenen Projekten liegen, war leichtes Bambusmaterial für IlLab. bei der Auswahl der Materialien für einen öffentlichen Pavillon in New York dennoch eine nachhaltige Wahl.


Die Bamboo Cloud besteht aus einer Kombination von technischem Bambus und dünnen Bambusstreifen


Ausgewählt vom jährlichen NYC x Design Festival nach der Fertigstellung früherer Projekte auf Bambusbasis, begannen die Architekt:innen zu erforschen, wie man Bambusgeflecht für den Bau beweglicher natürlicher Umgebungen nutzen kann, die sich leicht auf- und abbauen lassen. Um den Materialverbrauch auf ein Minimum zu beschränken und die Umweltkosten für den Transport zu senken, aber dennoch eine leichte – sowohl in Bezug auf die Ästhetik als auch die Masse – und stabile Struktur zu schaffen, verwendete das Büro eine Kombination aus technischem Bambus in 12 Hauptbindern und 16 Hilfsbindern als tragende Struktur und webte dann 10.000 Bambusstreifen von weniger als 5 cm Breite und 5 mm Dicke zusammen, um das poröse Volumen der Cloud zu bilden.

© Architonic

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