Aus der Natur entspringt Frieden, selbst wenn man auf einer einsamen Insel gestrandet ist. Auf diesen kleinen Stückchen Paradies ist der Alltagsstress nur noch eine entfernte Erinnerung. Aber welchen ökologischen Preis fordert dieses idyllische Leben eigentlich?

Das Castaway Island Resort mit seiner Palette an lokalen Materialien wirkt wie ein Jahrzehnte alter Schauplatz eines Flugzeugabsturzes, nur, dass die Überlebenden hoffen, nicht gefunden zu werden. Foto: Hiroyuki Oki

Künstlich geschaffene Inseln der Einsamkeit:  Rückzugsorte und Resorts mit viel, viel Wasser rundherum | Aktuelles

Das Castaway Island Resort mit seiner Palette an lokalen Materialien wirkt wie ein Jahrzehnte alter Schauplatz eines Flugzeugabsturzes, nur, dass die Überlebenden hoffen, nicht gefunden zu werden. Foto: Hiroyuki Oki

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Jeden Montagmorgen (und auch an den meisten anderen Morgen, um ehrlich zu sein) träumen viele von uns davon, alles stehen und liegen zu lassen und auf eine einsame Insel zu fliegen, um dort ganz in Ruhe zu leben. Aber ist das Inselleben wirklich so erstrebenswert, wie man es sich vorstellt? Oder würden wir innerhalb einer Woche nur noch mit Volleybällen reden?


Um den ersehnten Frieden und Komfort in unzugänglichen Gegenden zu finden, braucht es ein Gleichgewicht zwischen Gastlichkeit und Verwüstung


Im Zuge der Planung und dem Bau eines Inselparadieses erwartet selbst der einfachste Besucher gewisse Annehmlichkeiten, um in einer unzugänglichen Umgebung die erhoffte Ruhe und entsprechenden Komfort zu finden. Dazu zählen unter anderem Nahrung, Unterkunft, sauberes Wasser und eine Möglichkeit, mit dem Festland in Kontakt treten zu können. Dies aber erfordert eine sorgfältige Balance zwischen „bewohnbar“ und „gastfreundlich“ an diesen entlegendsten Orte der Erde, um sie weder zu zerstören noch ihre Ausgeglichenheit durch diesen Prozess zu beeinträchtigen.

Das Castaway Island Resort scheint direkt aus dem Dschungel gewachsen zu sein. Mit seinen Bambusrahmen und Strohdächern könnte es auch spurlos verschwinden. Fotos: Hiroyuki Oki

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Das Castaway Island Resort scheint direkt aus dem Dschungel gewachsen zu sein. Mit seinen Bambusrahmen und Strohdächern könnte es auch spurlos verschwinden. Fotos: Hiroyuki Oki

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Castaway Island Resort in Vietnam von VTN Architects

Nach einer zweistündigen Bootsfahrt zum Castaway Island Resort auf dem Cat Ba-Archipel in Nordvietnam erwartet die Besucher nach ihrer Ankunft die wohltuende Wirkung der Abgeschiedenheit. Idealerweise wird der weiße Sand des 3.000 Quadratmeter großen Privatstrandes auf drei Seiten von steilen Waldhängen flankiert. Etwas zurückversetzt hinter den Bäumen verfügt das Resort über fünf freistehende Hütten mit Platz für 160 Gäste, begleitet von dazugehörigen Pavillons für die grundlegendsten Bedürfnisse. Mitten in der tropischen Natur bestehen die insgesamt 13 Gebäude des Resorts aus behandelten Bambusrahmen, Strohdächern und Fensterläden aus recyceltem Holz, um die Auswirkungen der Architektur auf die Umwelt möglichst klein zu halten. „Trotz des Eingriffs bleibt der Ort intakt“, erklären die Projektarchitekten VTN Architects, die auf Konstruktionen mit Bambus spezialisiert sind, „die Natur bleibt dank der Verwendung von umweltfreundlichem Bambus erhalten.“

Das Haus auf einer Insel vor der Südküste Norwegens passt sich der Topografie des Ortes an und bietet seinen kunstschaffenden Besitzern die Möglichkeit, sich zur Inspiration zurückzuziehen. Fotos: Nils Vik/D2

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Das Haus auf einer Insel vor der Südküste Norwegens passt sich der Topografie des Ortes an und bietet seinen kunstschaffenden Besitzern die Möglichkeit, sich zur Inspiration zurückzuziehen. Fotos: Nils Vik/D2

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Haus auf einer Insel in Norwegen von Atelier Oslo

Obwohl man sich unter einer einsamen Insel im Allgemeinen einen tropischen Dschungel vorstellt, gibt es die einsamen Felsen auch in der nördlichen Hemisphäre, wo kühlere Temperaturen die dramatische und dennoch friedliche Umgebung begleiten. Die Eigentümer des House on an Island - professionelle Künstler - wollten diese Beschaulichkeit nutzen und haben für sich selbst ein inspirierendes Refugium geschaffen.


Die Architekten haben darauf geachtet, die natürliche Topografie des Geländes nicht zu zerstören


Gebaut auf einen Felsvorsprung Richtung Strand haben die Architekten von Atelier Oslo darauf geachtet, die natürliche Topografie des Geländes nicht zu zerstören. „Die Betonböden auf verschiedenen Ebenen nehmen die Hauptebenen der Topografie auf und schaffen eine Vielzahl unterschiedlicher Außenräume“, erklären sie. Die Fassade aus Kebony-Holzstruktur, die die Hütte bedeckt, filtert das Licht im Inneren und lenkt die Blicke nach draußen. Mit einer „Tiefe, die im Laufe des Tages ein Schattenspiel und eine ruhige Atmosphäre erzeugt, als würde man unter einem Baum sitzen“, wie Atelier Oslo erklären, wird der Holzrahmen mit der Zeit vergrauen und farblich mit dem felsigen Boden verschmelzen.

Cabin Fairy Town, die das Material der abgerissenen Gebäude an gleicher Stelle als Fundament verwendet, ist wie eine Insel auf der Insel, die von Wald und Wasser umgeben ist. Fotos: Yingda Xu

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Cabin Fairy Town, die das Material der abgerissenen Gebäude an gleicher Stelle als Fundament verwendet, ist wie eine Insel auf der Insel, die von Wald und Wasser umgeben ist. Fotos: Yingda Xu

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Cabin Fairy Town in Jiujiang, China, von Parallect Design

Bei der Wahl des Standorts für eine einsame Insel wird stets ein kurzer Sand- oder Felsstreifen gewählt, der die Baumgrenze vom Meer trennt - so auch bei den beiden vorherigen Projekten. Ganz anders haben die wechselnden Wasserstände im westlichen See von Lushan in der Nähe des chinesischen Jiujiang mehrere schwimmende Inseln entstehen lassen, die hauptsächlich aus Wald bestehen. Als Antwort darauf haben die Architekten von Parallect Design auf einer zentralen Lichtung zwischen den Bäumen eine kleine Gruppe von Hütten und Strukturen errichtet.

Parallect ersetzte dabei eine bestehende Struktur und gab dem Begriff der „adaptiven Wiederverwendung“ eine neue Bedeutung, indem sie „Abfälle aus dem Abriss aller Gebäude“ erneut verwendeten, wie sie erklären. Diese wurden „so weit wie möglich an Ort und Stelle vergraben, um das Fundament der Multifunktionshalle zu bilden“. Indem sie verschiedene architektonische Entwürfe in die umliegenden Strukturen einfügten und sie sorgfältig um die vorhandenen Bäume herum anordneten, stellten die Architekten sicher, dass das Projekt entweder weiter ergänzt werden kann oder dass sich die Bäume durch ihr weiteres Wachstum die ganze Siedlung schließlich einverleiben würden.

Presence in Hormuz 2 ist eine Ferienanlage auf einer iranischen Insel im Persischen Golfs. Das Projekt bietet Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort und kurbelt gleichzeitig die Wirtschaft der Insel an. Fotos: Soroush Majidi

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Presence in Hormuz 2 ist eine Ferienanlage auf einer iranischen Insel im Persischen Golfs. Das Projekt bietet Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort und kurbelt gleichzeitig die Wirtschaft der Insel an. Fotos: Soroush Majidi

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Presence in Hormuz 2 in Iran, entworfen von ZAV Architects

Die Einwohner der Insel Hormuz leiden sehr unter den schlechten, wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort und sind oft gezwungen, sich illegalen Aktivitäten zuzuwenden, etwa ihre Boote Schmugglern anzubieten, die die strategisch wichtige Meerenge des Persischen Golfs nutzen. In Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft, einer halbstaatlichen Einrichtung, wurden die ZAV Architects mit der Aufgabe betraut, die lokale Gemeinschaft auf der Insel durch den Bau eines farbenfrohen, kulturellen Mehrzweckresorts zu stärken, Presence in Hormuz 2.


Durch die Verwendung von Stampflehm und Sand zur Herstellung der Kuppelstrukturen wurde das Budget für Arbeit und Ausbildung umgeschichtet


Durch den Einsatz von Stampflehm und Sand für die bekannten Kuppelstrukturen, „die mit der Lehmziegeltechnik von Nader Khalili errichtet wurden“, so die ZAV-Architekten, konnten die Materialkosten für das Projekt erheblich gesenkt werden, indem teurere, importierte Materialien durch einheimische ersetzt wurden und so das übrige Budget in bessere Löhne und Investitionen in die Ausbildung einheimischer Handwerker floss. Auf diese Weise konnten „Meister des Lehmziegelbaus ausgebildet werden“, wie die ZAV-Architekten stolz verkünden.

© Architonic

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