Diese Projekte setzen die Verschmelzung von Aussen- und Innenräumen in zeitgenössischen Interieurs fort, indem sie Oberflächen und Materialien im Innen- und Aussenbereich aufeinander abstimmen und sich dabei an ihren eigenen Fassaden und darüber hinaus orientieren.

Casa Enso II in Morelia, in der Nähe von Guanajuato, Mexiko, ist inspiriert von der Verbundenheit der Region mit Naturstein. Unveränderte Aussenwände ziehen sich durch das Innere. Foto: Cesar Bejar

Innenraumoberflächen, die von ihren Aussenfassaden inspiriert sind | Aktuelles

Casa Enso II in Morelia, in der Nähe von Guanajuato, Mexiko, ist inspiriert von der Verbundenheit der Region mit Naturstein. Unveränderte Aussenwände ziehen sich durch das Innere. Foto: Cesar Bejar

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Bei der Wahl des Materials für die Aussenfassade eines Gebäudes steht die Haltbarkeit im Vordergrund. Sie müssen im wahrsten Sinne des Wortes Regenwasser, Wind, Sonnenlicht, Temperaturschwankungen und vielen anderen Witterungseinflüssen standhalten und werden daher stark beansprucht. Auf der anderen Seite der gedämmten Medaille steht bei den Innenflächen eher die Verarbeitung im Vordergrund – mit den charakteristischen Farben, Mustern und Strukturen von Materialien wie Farben, Keramikfliesen oder Holzpaneelen.


Unsere äussere und innere Umgebung kollidieren weiterhin


Traditionell sollten diese beiden Welten, Aussen und Innen, niemals aufeinandertreffen. Gegensätzliche Anforderungen, so dachte man, brauchen gegensätzliche Oberflächen. Aber da unsere Aussen- und Innenwelten immer mehr zu einer einzigartigen Typologie von einfachem Lebensraum verschmelzen, lassen sich immer mehr grosse und kleine, gewerbliche und private Projekte von der Aussenwelt inspirieren. Sie holen sich die Materialien, Themen und die Geschichte der Fassade nach innen. Hier sind vier aktuelle Projekte aus dem Architonic-Archiv, die genau das tun.

Die gelochte Jali-Ziegelfassade dieses Hauses in Vadodara, Indien, war so verlockend, dass der Bauherr auch für die Innenwände unterschiedliche Ziegelmuster wünschte. Fotos: 2613 apertures

Innenraumoberflächen, die von ihren Aussenfassaden inspiriert sind | Aktuelles

Die gelochte Jali-Ziegelfassade dieses Hauses in Vadodara, Indien, war so verlockend, dass der Bauherr auch für die Innenwände unterschiedliche Ziegelmuster wünschte. Fotos: 2613 apertures

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Renovierung eines Hauses in Vadodara, Indien, von Manoj Patel Design Studio

Bei der Renovierung dieses Hauses in Vadodara, Indien, „verband der Kunde viele Erinnerungen mit dem Designauftrag“, so die Architekt:innen von Manoj Patel Design Studio, „er wollte zeitgenössische Modulationen im selben Raum erleben“. Als Antwort auf diese Vorgabe hat das Studio die rot gemauerte Jali-Fassade des Hauses – das herausragende Merkmal an der Vorderseite des Anwesens – aufgegriffen und in charakteristische Ziegelmauerwerksmuster auch auf vielen Innenflächen übersetzt.

Unter Verwendung einer Vielzahl von Formen, Schnitten und Ausrichtungen der Standardziegelform hat das Studio „das Ziegelhandwerk mit kontrastierenden Marmorschlitzen als eine neue Art der Ausrichtung von Materialien für eine Kulisse geschmückt“, erklären die Architekt:innen und liessen ihrer Kreativität freien Lauf, indem sie verschiedene Ziegelmuster mit anderen natürlichen Oberflächenmaterialien wie Holz, Marmor und Beton kombinierten, um das Gefühl der Fassade im Inneren fortzusetzen.

Eine reichhaltige Materialpalette aus Metall, Glas, Marmor, Holz, Leinen, Beton und Schilfrohr wird auf der Terrasse des Dusk House durch ein Gittermuster-Motiv miteinander verbunden. Fotos: Monika Sathe

Innenraumoberflächen, die von ihren Aussenfassaden inspiriert sind | Aktuelles

Eine reichhaltige Materialpalette aus Metall, Glas, Marmor, Holz, Leinen, Beton und Schilfrohr wird auf der Terrasse des Dusk House durch ein Gittermuster-Motiv miteinander verbunden. Fotos: Monika Sathe

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Dusk House in Hyderabad, Indien, von naav studio

Die Dachterrasse des Dusk House in Hyderabad, Indien, bietet im Gegensatz zu einer Aussenfassade, die die passenden Innenflächen darstellt, eine fortlaufende Geschichte mit geometrischen Mustern, die sich durch den Raum zieht. „Die erste Herausforderung besteht darin“, so das Architekturbüro naav studio, „die charakteristischen Designelemente des Hauses und der Terrasse zu kombinieren“.


Geometrische Muster setzen sich in einer Reise durch den Raum fort


Anstatt sich auf eine Handvoll Materialien zu beschränken, hat das Studio Oberflächen und Ausführungen aus einer Reihe luxuriöser Optionen ausgewählt, darunter eine stahlgerahmte Pergola, die mit einem blickdichten Leinenstoff bespannt ist, der sowohl oben als auch unten ein wiederkehrendes Waffelmuster erzeugt. Das Gittermotiv setzt sich an den perforierten Wänden der Pergola und auch in den Innenräumen des Daches fort. Die „handgefertigte Metalltür des Badezimmers erinnert an den gewebten Designdialog des Eingangs“, teilen die Architekt:innen mit, ebenso wie die Glasbausteine, die in die rosa Marmorwände des Badezimmers geschnitten sind, die handgeflochtenen Rohrdecken des Yogastudios und die überall verwendeten Fussböden.

Zwei sich kreuzende Mauern teilen Casa Enso II in Quadranten auf, während drei weitere Mauern im Inneren des Hauses ihre Bauweise wieder aufnehmen und die Verbindung zur Natur herstellen. Fotos: Cesar Bejar

Innenraumoberflächen, die von ihren Aussenfassaden inspiriert sind | Aktuelles

Zwei sich kreuzende Mauern teilen Casa Enso II in Quadranten auf, während drei weitere Mauern im Inneren des Hauses ihre Bauweise wieder aufnehmen und die Verbindung zur Natur herstellen. Fotos: Cesar Bejar

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Casa Enso II in Morelia, Mexiko, von HW-STUDIO

„In Guanajuato, Mexiko“, so stellt HW-STUDIO das nahe gelegene Projekt Casa Enso II vor, „ist Stein ein Element, das in jeder Form des kulturellen Ausdrucks tief verwurzelt ist“. Und so wurde die Materialpalette für das Projekt auf dieser Grundlage ausgewählt, ebenso wie die Tiefe und Qualität der lokal verfügbaren Arbeitskräfte.

Das Grundstück des Projekts ist funktional in vier Quadranten aufgeteilt: Eingang, Parken, Wohnen und Büro. Um die Quadranten zu verbinden und gleichzeitig voneinander zu trennen, wurde ein kreuzförmiger Plan aus Steinmauern und Wegen erstellt. Die vier Abschnitte zwingen zu einer „permanenten Pilgerreise“, erläutern die Architekt:innen, und verbessern „den Kontakt mit der Erde, der Luft und dem Berg, indem sie die Landschaft einrahmen und einen natürlichen Teil von ihr bilden“. Da das Innere des Hauses nur einen kleinen Teil der Gesamtfläche einnimmt, wird das Innere durch die Fortsetzung der aus lokalem Stein errichteten Wände zu einem wichtigen Teil der Reise.

Paneele aus Milford-Granit am neuen Eingang der Columbus Ave. zum Richard Gilder Center des American Museum of Natural History (oben) und die spritzbetongeformten Oberflächen, die das höhlenartige Innere des Griffin Atrium komplettieren. Fotos: Iwan Baan

Innenraumoberflächen, die von ihren Aussenfassaden inspiriert sind | Aktuelles

Paneele aus Milford-Granit am neuen Eingang der Columbus Ave. zum Richard Gilder Center des American Museum of Natural History (oben) und die spritzbetongeformten Oberflächen, die das höhlenartige Innere des Griffin Atrium komplettieren. Fotos: Iwan Baan

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American Museum of Natural History Richard Gilder Center in New York, USA, von Studio Gang

Als Teil des American Museum of Natural History ist das Richard Gilder Center der historischen Geologie des Landes gewidmet. Die sechsstöckige Fassade des Gebäudes ist von den Kurven und Mustern natürlicher Gesteinsformationen sowie von modernen Architekturtechniken beeinflusst. „Das diagonale Muster der Platten aus rosafarbenem Milford-Granit“, so die Architekt:innen von Studio Gang, verweist auf das Mauerwerk an der 77th Street und „erinnert gleichzeitig an das Phänomen der geologischen Schichtung“.


Die Fassade ist von den Kurven und Mustern natürlicher Felsformationen beeinflusst


Obwohl „das Design des Gebäudes von der Art und Weise beeinflusst ist, wie Wind und Wasser Landschaften formen“, so die Architekt:innen, „sowie von den Formen, die heisses Wasser in Eisblöcke ätzt“, sind die wellenförmigen Oberflächen im Inneren des fünfstöckigen Kenneth C. Griffin Exploration Atrium in der Tat viel schneller entstanden als die Jahrtausende, die es dauert, um Formationen in den Fels zu schneiden. Stattdessen setzten die Architekt:innen eine Methode ein, bei der der Beton ohne herkömmliche Schalung direkt auf die Bewehrungsstäbe gespritzt wird, eine Technik, die als sogenannter Spritzbeton bekannt ist.

© Architonic

Im Architonic Magazin finden Sie weitere Einblicke über die neuesten Produkte, Trends und Praktiken in Architektur und Design.

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