Der Perfektionist: Falper

Der kürzlich verstorbene Markenberatungsguru Wally Olins wusste auf Grund von jahrzehntelanger Pionierarbeit in Theorie und Praxis der Corporate Identity, dass ein Logo mehr als ein Logo ist. „Die zentrale Idee hinter einem Corporate-Identity-Programm ist“, so schrieb er, „,dass die Organisation mit allem, was sie macht, besitzt und herstellt eine klare Vorstellung von ihrem Selbstverständnis und ihren Zielen transportiert“.

Die italienische Premium-Badezimmermarke Falper tut genau das. Das jüngst lancierte neue Erscheinungsbild basiert auf einem grazil gestalteten Logo, das mit typografischen Mitteln Eleganz und Einzigartigkeit evoziert. Das unverwechselbare neue Logo ist Teil einer strategischen Massnahme des Familienunternehmens und unterstreicht nicht nur das Markenversprechen, sondern spiegelt zudem das Kapital der Firma: Waschbecken, Badewannen und Badezimmerzubehör. Diese Produkte gehen dank ihres bestechenden Designs, intelligenter Herstellungsmethoden und der Verwendung von hochwertigen Materialien weit über den Standard hinaus. „Es liegt in unserer DNA neue Dinge auszuprobieren“, erklärt Luca Fallavena, der Geschäftsführer und Art Director von Falper. „Als wir 1962 anfingen, ging es nicht immer um Design. Jetzt sind Design und Eleganz zentral. Heute stellen wir einzigartige, aussergewöhnliche Produkte her, die danach rufen berührt zu werden.“

Es lang nahe, dass Falper als Teil des neuen Erscheinungsbildes einen Slogan verwendet, der auf der Wahrnehmung und Erfahrung der Kunden basiert. So kam es zu „A matter of style“. Jeder kann behaupten, er stelle Produkte für Badezimmer her, aber was Falper von seinen Konkurrenten massgeblich unterscheidet, ist die Wertigkeit und absolute Genauigkeit in der Ausführung ihrer Sanitäreinrichtungen und Möbel, die durch sorgfältige Auswahl der Materialien und Prozesse gewährleistet werden. Stil, auf jeden Fall, aber sicher nicht ohne Substanz.

Natürlich gibt es einen funktionalen Wert der Produkte: ihre einwandfreie Nutzbarkeit. (Aber von einer Firma, die schon fünfzig Jahre im Geschäft ist, erwarten man ja auch nichts anderes.) Darüber hinaus ist da allerdings noch der emotionale Wert, den Falper seinen Produkten vor dem Hintergrund, dass die Objekte, die wir tagtäglich verwenden mehr als blosse Gebrauchsgegenstände sein sollten, gibt. „Ich versuche unseren Produkten einen besonderen Ausdruck zu verleihen“, sagt Fallavena. „Ich fange nie an dem Punkt an, einfach nur einen weiteres Badezimmermöbel oder ein Waschbecken entwerfen zu wollen. Ich versuche unsere Produkte mit Elementen auszustatten, die Emotionen vermitteln. Produkte, die mit uns leben und uns prägen. Produkte, die selbst leben.“ Da wären zum Beispiel das – in weissem Cristalplant oder mit Cortenstahl überzogenem Cristalplant erhältliche – ausdrucksstarke „Contrastampo“ Waschbecken, das dieses Jahr am Salone del Mobile in Mailand präsentiert wurde, dessen Form und sorgfältig gearbeiteten Oberflächen auf die Designsprache von Industrieobjekten referieren; und die visuelle Poesie und haptische Textur von Michael Schmidts „Handmade“ Kollektion, die aus Badewannen, bodenstehenden und wandhängenden Waschbecken und Regalen besteht, für die mattes Ceramilux mittels einer Drehmaschine handgefertigt wird.

Der emotionale Wert der Falper-Produkte ist keine abstrakte, freischwebende Idee, sondern etwas, das an einen greifbaren Wert, den echten Materialwert, geknüpft ist: an hochwertige Materialien, die auf innovative Weise verarbeitet werden. Wenn es etwas gibt, das Kunden weltweit nicht mögen, ist es die Tatsache, Geld für etwas auszugeben, dass keinen intrinsischen Wert hat. Man könnte also sagen, dass die Verwendung von hochklassigen Materialien eine Garantie für eine gute Investition darstellt. „Das ist sehr wichtig“, unterstreicht Fallavena. „Die letzten beiden Jahre haben wir beispielsweise antike Hölzer verwendet. Viele Produkte sind jetzt in Fichtenholz, das wir alten Bauernhäusern entnehmen, oder in thermo-bearbeitetem Lärchenholz erhältlich.“ Besucher der diesjährigen Möbelmesse in Mailand konnten die erweiterte „George“ Kollektion bestaunen, Ausdruck von Stil und Eleganz, bei der solche hochwertigen Materialien wie poliertes Kupfer und italienisches Baxter-Leder zur Anwendung kommen. „Baxter hat eine ähnliche Firmenphilosophie wie wir. Auch sie bemühen sich um einzigartige Produkte.“

Es liegt ein schmaler Grat zwischen Perfektionismus und Obsession. Glücklicherweise befindet sich Fallavena auf der richtigen Seite. „Der partikuläre Stil, den Falper bewusst entwickelt hat – einzigartig und elegant –, umfasst einige aussergewöhnliche Produkte. In unserem gesamten Katalog werden Sie jedoch kein Produkt finden, das zu extrem ist.“ Vielmehr erwartet Sie eine beeindruckende Detailgenauigkeit. Bei Falper selbst wird von „akkurater Sorgfältigkeit“ gesprochen. Neben ausgewählten Materialien kommen Lacke und Klebstoffe zum Einsatz, die nicht nur strapazierfähig und robust, sondern auch so umweltverträglich wie möglich sind. Holzlacke sind wasserbasiert. Polyurethan-Klebstoff wird zur Verklebung von Sperrholzplatten verwendet. Weitere grüne Bonuspunkte sammelt Falper durch das Recycling von Produktionsabfällen und die Verwendung des Verbundwerkstoff Cristalplant, der durch einen hohen Bestandteil an natürlichen Mineralien und einem geringen an Polyester sowie Acrylpolymeren gekennzeichnet ist.

Die Detailgenauigkeit kommt insbesondere bei Falpers speziellem Massanfertigungsservice zum Tragen, der es Kunden ermöglicht, die genauen Masse, das Material und die Ausstattung ihrer jeweiligen Bestellung festzulegen. Wenn das jetzt so klingt, als bürdeten sich Falper dadurch überflüssige Arbeit auf, so sieht der Badezimmerhersteller das anders. Denn aus der strategischen Zusammenarbeit zwischen den firmeneigenen Technikern und einem deutschen multinationalen Unternehmen gingen innovative Maschinen und Software hervor, die eine flexible industrielle Herstellungsweise ermöglichen. Das bedeutet, wie Fallavena erklärt, „dass wir über die Möglichkeit verfügen, jedes Möbelstück und Produkt vollautomatisch einzeln anzufertigen und zwar in jeder vom Kunden gewünschten Grösse und Ausstattung“.

Das ist für eine Firma wie Falper entscheidend. Dreissig Prozent der Produkte werden von Innenarchitekten und Planern international für eine grosse Produktspanne wie Hotels, private Luxusyachten und Wohnbauten in Auftrag gegeben. „Grossbritannien, Nordamerika, neue Märkte wie China und der Mittlere Osten – das sind projektbezogene Märkte. Da muss man schon Massanfertigungen bieten, sonst ist man draussen. Von Wand zu Wand finden Sie kein Standardmass.“ Händler hingegen, die die anderen siebzig Prozent der Firmenkunden ausmachen, tendieren zu Standardprodukten. Nichtsdestotrotz stellt die Contract-Sparte den grössten Wachstumsmarkt für den italienischen Möbelhersteller dar, der kürzlich in der Schweiz eine Tochtergesellschaft gegründet hat, um sich um Überseemärkte zu kümmern. Falper bringt sich ins Gespräch, nicht zuletzt durch einen kürzlich abgeschlossenen Vertrag über die Lieferung von Produkten für über hundert neue hochwertige Wohnobjekte in China. Die Gründung eines neuen Teams, das sich eigens um das Profil der Marke in verschiedenen Regionen kümmert, ist ein strategischer Zug, der sich sicherlich auszahlen wird.

Die eigene Position dauerhaft auf der hoch kompetitiven internationalen Bühne zu sichern, ist für Luca Fallavena mehr als nur eine Frage von Verkaufstalent. Vielmehr geht es ihm darum, die Marke durch feste Strukturen und Kanäle, Marketingservices und Kommunikation mit einbegriffen, im Markt zu verankern. Das erfordert einen ganzheitlichen Ansatz der Markendarstellung und -wahrnehmung. „Natürlich nutzen wir das Netz und Werbung, um unsere Kunden zu erreichen“, erklärt Fallavena, „aber es ist wichtig, dass unsere Händler in ihren Showrooms ähnliche Präsentationsformen nutzen wie wir bei unseren Messeauftritten.“ Aus diesem Grund hat Falper eine eigene Abteilung für Ladendesign, die vor Kurzem eine Reihe von „shop-in-shops“ in unter anderem Deutschland, Österreich und China erarbeitet hat. Ein weiterer Showroom wird bald in Dubai eröffnet. „Der Showroom ist für unsere Kunden immer noch der beste Ort, um unsere Produkte und ihre besondere Eleganz und Originalität kennenzulernen. Die Händler, die mit uns auf diese Weise zusammenarbeiten, haben alle fantastische Ergebnisse erzielt.“ 

Es ist diese Art von integriertem, stringentem Markenmanagement, die Wally stolz gemacht hätte.