Die eleganten, spielerischen Kollektionen der familiengeführten Möbelmarke Cantori aus Italien sind zukunftsorientiert und umweltfreundlich – und nutzen gleichzeitig die historische Handwerkskunst der italienischen Marken-Region.

Die in den Marken ansässige Möbelmarke Cantori verbindet zeitgenössische Ästhetik mit handwerklichem Können, was sich in ihren fliessenden und eleganten Designs widerspiegelt

Zukunftsweisendes italienisches Handwerk von Cantori | Aktuelles

Die in den Marken ansässige Möbelmarke Cantori verbindet zeitgenössische Ästhetik mit handwerklichem Können, was sich in ihren fliessenden und eleganten Designs widerspiegelt

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Im Herzen der nordostitalienischen Region Marken, in der Provinz Ancona – einem Durcheinander aus sanftem Ackerland, kriegsähnlichen mittelalterlichen Städten und zerklüfteten Hügeln, zwischen der Adria und dem Apennin – liegt Camerano. Die winzige Gemeinde ist vor allem für ihr Netz unterirdischer Sandsteintunnel aus der nachrömischen Zeit bekannt. Aber sie ist auch die Heimat von Cantori, einem der bekanntesten und zugleich bahnbrechendsten Möbelhersteller:innen Italiens.

Der Firmenpatriarch Sante Cantori wuchs in den Marken auf und studierte dort während des Nachkriegsbooms in Italien. Seit Jahrhunderten prägt eine Fülle von handwerklichen Fertigkeiten die kreative Identität der Region. Angeregt und inspiriert von diesem Erbe gründete Sante – zusammen mit seinem Bruder Fabio und seiner Schwester Fiorella – 1976 Cantori. Zunächst als Metallwerkstatt, die sich auf Messingbetten spezialisierte. Innerhalb weniger Jahre erlebte das Unternehmen seinen Aufschwung: Es erweiterte seine Material- und Produktpalette, wuchs auf industrielles Niveau und wurde in Italien und darüber hinaus für seine geschwungenen, eleganten Entwürfe geschätzt, die mediterrane und moderne Ästhetik durch die hohe Kunstfertigkeit der Kunsthandwerker:innen in den Marken miteinander verbinden.

Die Atenae-Couchtische von Maurizio Manzoni für Cantori bestehen aus zwei geschwungenen Metallbändern, die Platten aus Marmor, Holz oder verziertem Metall tragen. Dank unterschiedlicher Grössen und Dimensionen sind unzählige Arrangements möglich

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Die Atenae-Couchtische von Maurizio Manzoni für Cantori bestehen aus zwei geschwungenen Metallbändern, die Platten aus Marmor, Holz oder verziertem Metall tragen. Dank unterschiedlicher Grössen und Dimensionen sind unzählige Arrangements möglich

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Eingebettet in die Region

Auch nach fast fünf Jahrzehnten ist Cantori spirituell und physisch in der Region verankert: Zum einen ist es immer noch ein echtes Familienunternehmen, dessen LinkedIn-Seite eine Art Genealogie darstellt: Fiorella kümmert sich immer noch um die Verwaltung, während die zweite Generation von Marco, Milo und Federica als Geschäftsführer, Produktionsleiter bzw. Marketing/PR-Managerin tätig ist.


Made in Italy mag für viele Designfirmen reines PR-Merkmal sein, für Camerano ist es eine regionale Herzensangelegenheit


Zweitens bleibt die Einbindung der Kunsthandwerker:innen in der Region Marken von grösster Bedeutung. Cantori arbeitet mit einer Reihe von renommierten Designer:innen zusammen, deren Konzepte durch das sogenannte „Handwerker:innendorf“ des Unternehmens zum Leben erweckt werden – ein Netzwerk von Schreiner:innen, Tapezierer:innen, Schmied:innen, Dekorateur:innen, Techniker:innen, Marmorarbeiter:innen, Montagespezialist:innen und Stylist:innen, deren Praktiken von Cantori gefördert und unterstützt werden (– und mit denen der ursprüngliche Mitbegründer Fabio nach wie vor die wichtigste Verbindung hält).

Sessel Twist ist ein bahnbrechender Cantori-Entwurf, bei dem gedrechselte Nubuklederstreifen einen Metallrahmen und eine tief hängende Polsterung tragen. Darunter die Designer von Twist, Maria Antonietta Lagravinese und Alessandro Castello

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Sessel Twist ist ein bahnbrechender Cantori-Entwurf, bei dem gedrechselte Nubuklederstreifen einen Metallrahmen und eine tief hängende Polsterung tragen. Darunter die Designer von Twist, Maria Antonietta Lagravinese und Alessandro Castello

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Ein progressiver Ansatz für die Herstellung

Diese der Vergangenheit zugewandte Aufgabe könnte anachronistisch erscheinen, wäre da nicht der gleichzeitig fortschrittliche Ansatz des Unternehmens bei der Herstellung. Alle Rohstoffe stammen aus der EU, und ihre Beschaffung und Verarbeitung erfolgt nach strengen, umweltfreundlichen Vorschriften. Ausserdem, so erklärt Federica, distanziert sich das Unternehmen von „ungezügeltem Konsumverhalten... Cantori-Produkte sind für Generationen gedacht. Das Konzept der Wiederverwendung, sowohl von Produkten als auch Verpackungen, spielt in unserer Kultur eine zentrale Rolle“.


„Die Produkte von Cantori sind für Generationen bestimmt. Das Konzept der Wiederverwendung, sowohl von Produkten als auch von Verpackungen, spielt in unserer Kultur eine zentrale Rolle“


Federica hebt einige Stücke aus dem Archiv von Cantori hervor, die den symbiotischen Ansatz verdeutlichen. Zum Beispiel der Sessel Twist, entworfen von Maria Antonietta Lagravinese und Alessandro Castello vom Studio Castello Lagravinese aus der Lombardei: verdrehte Nubukstreifen, die ein Metallgestell umhüllen (das seinerseits aus antikem Kupfer und natürlichem Messing besteht) und, wie die Designer:innen sagen, „einen einzigartigen Licht- und Schatteneffekt“ erzeugen.

Oder das modulare Bücherregal Hong Kong aus furniertem Eschen-Sperrholz und Aluminium, dessen geometrische Schlitze in der Rückenlehne eine stimmungsvolle, urbane Lichtdimension erzeugen, wenn es in der Mitte eines Raumes platziert wird (oder sogar, aufgrund seiner anpassbaren Grösse, als Trennwand). Es wurde von Maurizio Manzoni aus Florenz entworfen, der seit 2019 mit Cantori zusammenarbeitet.

Manzonis monochromes Hongkong-Bücherregal ist überaus anpassbar, sowohl in der Grösse (in grösster Ausführung als Trennwand einsetzbar) als auch in der Art und Weise, wie sich die geometrischen Schlitze modulieren lassen, um die Lichtstreuung zu lenken

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Manzonis monochromes Hongkong-Bücherregal ist überaus anpassbar, sowohl in der Grösse (in grösster Ausführung als Trennwand einsetzbar) als auch in der Art und Weise, wie sich die geometrischen Schlitze modulieren lassen, um die Lichtstreuung zu lenken

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Immer noch eine treibende Kraft

Manzoni hat auch die modularen Sofas Blockbau und Cloud entworfen, die auf dem diesjährigen Salone del Mobile glänzten: Ersteres ist von der gleichnamigen Bauweise inspiriert, letzteres eher figurativ in der „teigigen“ Form seiner Polsterung („um auf persönliche und kreative Weise positioniert zu werden, wie die langsame Bewegung von Wolken“), die sich beide einladend anfühlen. In allen drei Stücken spiegeln sich der ästhetische Minimalismus und die eingehende Betrachtung von Materialien wider – sowie eine Affinität zum Bauhaus-Credo „form follows function“, das für den diesjährigen Salone kanalisiert wurde – wofür Cantori bekannt ist.

Auch mit 71 Jahren bleibt Sante die treibende Kraft hinter Cantori. Heute ist er künstlerischer Leiter des Unternehmens, und seine prägende Philosophie bleibt bestehen. „Mein wichtigstes Ziel ist es, elegante und spielerische, funktionelle und aufeinander abgestimmte Einrichtungsprodukte zu schaffen“, sagt er. „Auch wenn uns viele Jahrhunderte von den handwerklichen Werkstätten der Vergangenheit trennen, drückt ein mit Sorgfalt gebauter und hergestellter Gegenstand auch heute noch die Intelligenz dessen aus, der ihn erdacht und ausgeführt hat.“

Maurizio Manzoni hat auch das Cloud-Sofa entworfen, das auf der diesjährigen Ausgabe des Salone del Mobile vorgestellt wurde. Das modulare Design mit weichen Kanten ist ebenso ästhetisch wie funktional

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Maurizio Manzoni hat auch das Cloud-Sofa entworfen, das auf der diesjährigen Ausgabe des Salone del Mobile vorgestellt wurde. Das modulare Design mit weichen Kanten ist ebenso ästhetisch wie funktional

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In einer Welt, die sich immer mehr auf Massenprodukte und kurzweilige Trends verlagert, ist Cantoris ständige Verschmelzung von neuen Formen mit traditioneller Handwerkskunst ein bewundernswertes Alleinstellungsmerkmal – und ein Alleinstellungsmerkmal, das in dem Masse wachsen wird, in dem das Unternehmen seinen Tätigkeitsbereich verlagert und mehr kundenspezifische Projekte auf neuen Märkten, in Gewerbeimmobilien, in der Luxusgastronomie, in Architekturstudios und bei Innenarchitekt:innen realisiert. Made in Italy mag für viele Designfirmen reines PR-Merkmal sein, für Camerano ist es eine regionale Herzensangelegenheit.

© Architonic

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