Public Space

PUBLIC SPACE DESIGN WEEK: Fallstudien aus der realen Welt, die Sie für die Räume, die uns verbinden, kennen sollten.

Common Unity / Rozana Montiel | Estudio de Arquitectura. Bild © Sandra Pereznieto

11 Regeln für die Gestaltung lebendiger öffentlicher Räume | Aktuelles

Common Unity / Rozana Montiel | Estudio de Arquitectura. Bild © Sandra Pereznieto

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Die von Project for Public Spaces (PPS) präsentierte International Placemaking Week ist eine lebhafte und inspirierende Veranstaltung, die als globales Treffen von Placemakern aus verschiedenen Bereichen konzipiert ist. Die Teilnehmer diskutieren neue Ideen und tauschen sich über Strategien aus, um das Konzept des Placemaking in der Gastgeberstadt und auf internationaler Ebene voranzutreiben. Frühere Ausgaben fanden 2016 in Vancouver, 2017 in Amsterdam und 2019 in Chattanooga, Tennessee, statt.

PPS, die gemeinnützige Organisation hinter der Placemaking Week, hilft Menschen, öffentliche Räume zu kreieren und zu erhalten, die zu starken Gemeinschaften führen. 1999 erarbeiteten sie mit “How to turn a place around” ein Buch, das die Placemaking-Bewegung definierte und anhand von elf Prinzipien einen Leitfaden erstellte, wie lebendige Gemeinschaftsräume entstehen können.

Lesen Sie weiter, um die elf Regeln und bereits bestehende Beispiele für die verschiedenen Prinzipien zu entdecken.

1– Der Experte ist die Gemeinschaft
Ein wichtiger Ansatz bei der Entwicklung eines Konzepts für öffentliche Räume besteht darin, die Fähigkeiten und Vorzüge der Gemeinschaft zu identifizieren: Menschen, die die Dinge aus historischer Perspektive betrachten, die wertvolle Einblicke in die Funktionsweise eines Gebiets geben können und die ein Verständnis für die neuralgischen Punkte haben und das, was für sie von Bedeutung ist.

Öffentlicher Raum, genannt Tapis Rouge, in einem informellen Viertel in Haiti / Emergent Vernacular Architecture (EVA Studio). Bild © Gianluca Stefani

11 Regeln für die Gestaltung lebendiger öffentlicher Räume | Aktuelles

Öffentlicher Raum, genannt Tapis Rouge, in einem informellen Viertel in Haiti / Emergent Vernacular Architecture (EVA Studio). Bild © Gianluca Stefani

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Öffentlicher Raum, genannt Tapis Rouge, in einem informellen Viertel in Haiti / Emergent Vernacular Architecture (EVA Studio)

“Ein besseres Leben in meiner Nachbarschaft” ist das Motto von Tapis Rouge, einem von mehreren öffentlichen Räumen im haitianischen Carrefour-Feuilles. Er entstand im Rahmen eines Programms, das multifunktionale, integrative Räume schaffen will, die soziale Interaktionen fördern und eine sicherere Umgebung ohne Gewalt und Kriminalität bieten. Sowohl das Programm als auch der Entwurf sind gemeinschaftsorientiert und wurden durch einen partizipatorischen Ansatz und das Engagement der Gemeinschaft entwickelt. Damit gibt dieser öffentliche Raum den Bewohnern ein Gefühl der Teilhabe, er stärkt ihre Identität und ihren Stolz. Die Gemeinde und lokale Künstler schufen sogar farbenfrohe Wandbilder mit Entwürfen, die aus Workshops zu gemeinnützigem Engagement hervorgingen.

2 – Einen Ort – und keinen Entwurf – schaffen
Um einen unzureichend genutzten Raum in einen lebendigen “Ort” zu verwandeln, muss dieser Raum mit physischen Elementen ausgestattet werden, damit sich die Menschen hier wohl und willkommen fühlen. Das Ziel ist ein Ort, der ein starkes Gemeinschaftsgefühl, ein angenehmes Ambiente sowie einen Rahmen, Aktivitäten und Nutzungen bietet.

Superkilen / Topotek 1 + BIG Architects + Superflex. Bild © Torben Eskerod

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Superkilen / Topotek 1 + BIG Architects + Superflex. Bild © Torben Eskerod

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Superkilen / Topotek 1 + BIG Architects + Superflex

Superkilen ist eine zeitgenössische, urbane Version eines universellen Gartens. Der 800 Meter lange urbane Raum besteht aus drei Einheiten und führt durch die ethnisch vielfältigsten und sozial schwächsten Viertel Dänemarks – er ist gleichsam eine riesige Ausstellung der 60 verschiedenen Nationalitäten der hier lebenden Menschen. Die Elemente im Park reichen von Fitnessgeräten aus Muscle Beach LA bis hin zu Palmen aus China. Der rote Platz vereint Markt, Kultur und sportliche Aktivitäten. Der schwarze Platz ist ein urbanes Wohnzimmer, und der grüne Park umfasst Sportanlagen und Spielplätze.

3 – Suchen Sie sich Partner
Partner können lokale Institutionen, Museen, Schulen oder andere Einrichtungen sein. Sie sind entscheidend für den Erfolg und das Image eines Projekts zur Verbesserung des öffentlichen Raums. Und sie haben einen unschätzbaren Wert, wenn es darum geht, Unterstützung zu leisten und ein Projekt auf den Weg zu bringen.

Urban Amenities / Sports Lot / Ricardo Sanz Sosa & Rodrigo Marín Briceño. Image © José Alberto Bastidas

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Urban Amenities / Sports Lot / Ricardo Sanz Sosa & Rodrigo Marín Briceño. Image © José Alberto Bastidas

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Urban Amenities / Sports Lot / Ricardo Sanz Sosa & Rodrigo Marín Briceño

Amenidades Urbanas (Städtische Einrichtungen) ist ein Projekt, bei dem viele Partner zu einer Intervention zusammenkamen. Das von der Stadtverwaltung von Caracas gemeinsam mit der Misión Saber y Trabajo (Mission Wissen und Arbeit), der Organisation Pico Collective und mit Unterstützung der örtlichen Gemeinde gestartete Stadtsanierungsprojekt schafft öffentliche Erholungsräume für Menschen aus umliegenden Sozialwohnungen. Während des Prozesses wählten die Gemeindevertreter gemeinsam mit Experten den ersten Entwurf aus.

4 – Allein durch Beobachten sieht man eine Menge
Wenn man sich ansieht, wie die Menschen öffentliche Räume nutzen oder nicht nutzen, wird klar, welche Arten von Aktivitäten fehlen und welche integriert werden könnten. Sind diese Räume erst einmal gebaut, gibt die weitere Beobachtung Aufschluss darüber, wie sie gehandhabt werden und wie sie sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln sollten.

Five Fields Play Structure / Matter Design + FR|SCH. Bild: Matter Design + FR|SCH

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Five Fields Play Structure / Matter Design + FR|SCH. Bild: Matter Design + FR|SCH

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Five Fields Play Structure / Matter Design + FR|SCH

Dieses moderne Gemeinschaftsgrundstück aus den 1950er Jahren nutzten die Kinder aus dem Viertel schon immer als gemeinschaftlichen Hinterhof. Die Spielstruktur war eine vorläufige Intervention, um die Fläche öffentlich zu nutzen. Die Five Fields Nachbarschaft wurde zu Beginn der 50er-Jahre von Architects Collaborative als Experiment entworfen, um das Gemeinschaftsgefühl durch ein gemeinsames Grundstück zu fördern. Die Hauseigentümer haben im Laufe der Jahre gewechselt, aber die Gemeinschaft und ihre Fürsorge und Wertschätzung für die Gemeinschaftsfläche sind geblieben.

5 – Entwickeln Sie eine Vision
Die Vision hinter einem Projekt oder einem Raum muss aus der jeweiligen Gemeinschaft heraus entstehen, um ein Gefühl des Stolzes bei den Menschen zu wecken, die in der Umgebung leben und arbeiten. Hieraus ergeben sich die umzusetzenden Aktivitäten und das darzustellende Bild.

Hussein Bin Talal Park / Strelka Architects + Strelka KB + Snøhetta. Bild: Strelka KB

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Hussein Bin Talal Park / Strelka Architects + Strelka KB + Snøhetta. Bild: Strelka KB

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Hussein Bin Talal Park / Strelka Architects + Strelka KB + Snøhetta

Der Hussein bin Talal Park in Grosny gilt als einer der ersten zeitgenössischen öffentlichen Räume im russischen Kaukasus. Er umfasst einen Skatepark, Sportplätze, einen Spielplatz, Erholungsgebiete, einen Teich, ein Amphitheater und vieles mehr. In einem Konfliktgebiet bestand das vordringliche Ziel darin, die Zeichen der Zerstörung und des Verfalls aus dem öffentlichen Raum zu entfernen und ein neuartiges urbanes Zentrum für die Stadt zu schaffen, das Bewohner unterschiedlichen Alters anziehen kann – und nationale Kultur mit moderner Infrastruktur verbindet.

6 – Beginnen Sie mit den Petunien: Leichter, schneller, günstiger
Die Komplexität öffentlicher Räume macht es schwierig, alles von Anfang an richtig zu machen. Die besten Plätze experimentieren mit kurzfristigen Verbesserungen, die über viele Jahre hinweg getestet und verfeinert werden können. So etwa Sitzgelegenheiten, Strassencafés, öffentliche Kunst, Gemeinschaftsgärten, Wandmalereien usw.

Urban Bloom / AIM Architecture + URBAN MATTERS. Bild © URBAN MATTERS by MINI, CreatAR Images

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Urban Bloom / AIM Architecture + URBAN MATTERS. Bild © URBAN MATTERS by MINI, CreatAR Images

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Urban Bloom / AIM Architecture + URBAN MATTERS

Urban Bloom ist ein Experiment, bei dem ein ehemaliger Parkplatz in einen idealen urbanen und nachhaltigen Garten – bestehend aus wiederverwendeten und recycelten Materialien – verwandelt wurde: Holzpaletten wurden zu einer Hügellandschaft gestapelt, in der verschiedene Arten von urbanen Szenarien möglich sind, wie etwa zwanglose Zusammenkünfte, Mini-Vorträge, Sitzgelegenheiten für ein Freilufttheater, etc. Aus den Holzpaletten entsteht so eine Plattform, die einen offenen, einladenden Garten erzeugt. Das Projekt ermutigt die Besucher, den Raum zu erkunden und ihn ganz nach ihren eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen zu nutzen.

7 – Triangulieren
Triangulation ist laut Holly Whyte der Prozess, bei dem ein Aussenreiz eine Verbindung zwischen Menschen herstellt – und der Fremde dazu veranlasst, mit anderen Fremden zu sprechen, als ob sie sich kennen würden. In einem öffentlichen Raum kann die Auswahl und Anordnung verschiedener Elemente den Triangulationsprozess in Gang setzen und Menschen zusammenbringen.

Pop-Up! Street Furniture / LMN Architects. Bild © Trevor Dykstra

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Pop-Up! Street Furniture / LMN Architects. Bild © Trevor Dykstra

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Pop-Up! Street Furniture / LMN Architects

Mit seinen acht beweglichen Strassenmodulen, die zu endlosen Konfigurationen kombiniert werden und Sitz- oder Spielflächen bilden können, verwandelte Pop-Up! Street Furniture während des Seattle Design Festivals zwei Wochen lang die Innenstadt von Seattle. Realisiert wurde das Projekt, das Interaktivität in der gebauten Umwelt erzeugt und bekannte Strassen der Stadt belebt, von den ortsansässigen LMN Architects. Die Stadtmöbel mit vielen möglichen Funktionen schufen eine temporäre Drehscheibe für Gespräche, Spiel und Engagement.

8 – Es heisst immer “Das kann man nicht machen”
Bei der Schaffung guter öffentlicher Räume stösst man unweigerlich auf Hindernisse, denn “Orte schaffen” ist keine Aufgabe, die mal schnell von einigen Profis erledigt werden kann. Bei einem komplexeren Prozess können kleine, gemeinschaftsfördernde Verbesserungen die Bedeutung von Orten verdeutlichen und dazu beitragen, Hindernisse zu überwinden.

Common Unity / Rozana Montiel | Estudio de Arquitectura. Bild © Sandra Pereznieto

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Common Unity / Rozana Montiel | Estudio de Arquitectura. Bild © Sandra Pereznieto

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Common Unity / Rozana Montiel | Estudio de Arquitectura

Das Sanierungsprojekt für die San Pablo Xalpa Housing Unit hatte zum Ziel, eine “sektorierte Wohneinheit” in eine “Common Unity” zu verwandeln. Zuvor war die Einheit durch Mauern, Zäune und Barrieren unterteilt, die die Bewohner selbst errichtet hatten, um sich den öffentlichen Raum anzueignen. Mit einer Strategie der Teilhabe kamen die Anwohner zusammen, um zur Neugestaltung ihrer Einheit beizutragen und die Zäune zu entfernen – obwohl sie dies zunächst vehement abgelehnt hatten. In Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft wurden Module für verschiedene Aktivitäten und ein Mehrzweckraum eingerichtet, der normalerweise als Bibliothek genutzt wird.

9 – Form Supports Function
Das Raumkonzept ergibt sich aus dem Input der Gemeinschaft und dem potenzieller Partner. Und ebenso aus einem Verständnis dafür, wie andere Räume funktionieren sowie dem Experimentieren und Überwinden von Hindernissen und Neinsagern. Obwohl der Entwurf wichtig ist, vermitteln die anderen Elemente, welche “Form” benötigt wird, um die künftige Raumvision zu verwirklichen.

Red Ribbon Park / Turenscape. Bild © Turenscape

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Red Ribbon Park / Turenscape. Bild © Turenscape

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Red Ribbon Park / Turenscape

Durch diesen Park in Qinhuangdao zieht sich ein 500 Meter langes rotes Band, ein “Red Ribbon”, das die Funktionen Beleuchtung, Sitzgelegenheiten, Umweltbildung und Orientierung in sich vereint. Mit seinem minimalen, aber lebendigen Design bildet es einen Gegensatz zum natürlichen Terrain und zur Vegetation. Die Herausforderung bestand darin, den natürlichen Lebensraum entlang des Flusses zu erhalten und gleichzeitig neue Möglichkeiten für Erholung und Umwelterziehung zu schaffen. Das Projekt zeigt, wie eine winzige Designlösung radikale Verbesserungen in der Landschaft bewirken kann.

10 – Geld ist nicht das Problem
Sobald die grundlegende Infrastruktur für den öffentlichen Raum festgelegt ist, sind die Elemente, die ihn zum Leben erwecken – Verkäufer, Cafés, Blumen, Sitzgelegenheiten und vieles andere – relativ erschwinglich. Ausserdem sind die Kosten bei Einbeziehung der Menschen in den Prozess viel breiter verteilt und werden daher im Vergleich zu den Vorteilen als unerheblich erachtet.

Spielplätze für Flüchtlingskinder in Bar Elias, Libanon / CatalyticAction. Bild: CatalyticAction

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Spielplätze für Flüchtlingskinder in Bar Elias, Libanon / CatalyticAction. Bild: CatalyticAction

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Spielplätze für Flüchtlingskinder in Bar Elias, Libanon / CatalyticAction

Dieser Spielplatz einer Schule in den Flüchtlingssiedlungen entstand nach Entwürfen von CatalyticAction. Die Kinder wurden während des gesamten Prozesses in die Planung mit einbezogen. Die Struktur kann leicht abgebaut, transportiert und entweder neu aufgebaut oder wiederverwendet werden. Das Projekt hinterfragt, was standardmässig in Notsituationen als wichtig und notwendig erachtet wird, und hinterfragt die Definition von Spielplätzen als Notfallmassnahme. Es bietet nicht nur Spielmöglichkeiten, sondern ermuntert Kinder, den Spielplatz selbst zu gestalten.


11 – Fertig ist man nie
In einer städtischen Umgebung geschehen viele Dinge: Einrichtungen nutzen sich ab, Bedürfnisse ändern sich. Offen sein für notwendige Veränderungen und administrative Flexibilität haben, um diese Veränderungen umzusetzen – das ist es, was tolle öffentliche Räume, Städte und Gemeinden ausmacht.

Green Cloud / ZHUBO-AAO. Bild © Yang Xu

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Green Cloud / ZHUBO-AAO. Bild © Yang Xu

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Green Cloud / ZHUBO-AAO

Green Cloud ist ein Sanierungskonzept, das die Fähigkeit zur Regenwasserbewirtschaftung verbessern und gleichzeitig Grünflächen und Komfort für die Bewohner schaffen soll. Diese leicht zu kopierende Idee nutzt eine grosse Anzahl von Dächern, die potenziell rekonstruierbar sind. Die Initiative schuf Bereiche für kulturelle Betätigungen, in denen spontan neue Aktivitäten eingeführt werden, sodass sich das Projekt kontinuierlich weiterentwickeln kann.

Text: Christele Harrouk

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