Die experimentelle Verwendung neuer Materialien kennzeichnet die Arbeiten von Werner Aisslinger. Seine Entdeckungen aus den unterschiedlichsten Gebieten nutzt er schliesslich im Designbereich in einem neuen Kontext.

Werner Aisslinger. Foto © Architonic / Anita Hackethal

Material Tendencies: Werner Aisslinger | Aktuelles

Werner Aisslinger. Foto © Architonic / Anita Hackethal

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Architonic sprach mit dem deutschen Designer über das breite Spektrum seiner Interessen und seine Gedanken über die Zukunft von Design.

Wenn du dich für die nächsten drei Jahre auf ein einziges Material beschränken müsstest, welches würdest du wählen?

Ich bevorzuge natürliche Materialien - Dinge, die wieder in den natürlichen Kreislauf zurückführen kann, aber nicht zwangsweise Recyclingmaterialien. Kunststoff oder Karbon interessiert mich momentan eher weniger. Man will als Designer nichts in die Welt setzen, das man energetisch überhaupt nicht verantworten kann, was sich nicht abbaut oder einen hohen Energieaufwand hat. Ich finde das z. B. Ton unterschätzt wird und in der Designhistorie nicht oft genug verwendet wurde.

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Video © Architonic (Sorry, the Video is only available in German language.)

Bitte erzähle uns ein wenig über deiner Konzeptidee für das Axor WaterDream Projekt 2016. Welches Material hast du verwendet?
Schon zu Zeiten der Römer wurde Wasser in Amphoren aus Ton aufbewahrt. Ton steht somit in enger Verbindung mit Wasser und ist historisch gesehen ein super spannendes Material. Dieses Zusammenspiel von Wasser und Pflanzen, das archetypische Setup eines flachen Beckens aus natürlichem Material führt den Nutzer zurück in die Natur. Es ist das erste Mal, dass für den Badarmaturenbereich Ton verwendet wurde.

The Sea and the Shore (Konzept) für Axor WaterDream 2016

Material Tendencies: Werner Aisslinger | Aktuelles

The Sea and the Shore (Konzept) für Axor WaterDream 2016

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Gibt es einen Trend im Materialbereich?


Designer sind immer daran interessiert nicht der Welle hinterher zu schwimmen. Man ist wie ein Scanner oder ein Seismograph, der die Gesellschaft und die Umwelt beobachtet und daraus Schlüsse zieht. Am Ende des Tages muss man eine Sensorik für sich selbst entwickeln, um zu spüren was danach kommen könnte. Natürlich ist es nicht einfach vorauszusagen, was in fünf Jahren der Trend sein wird. Für mich ist es wichtig nicht nur “schöne” und “nette” Sachen zu machen, sondern zivilisatorisch etwas sinnvolles zu entwickeln - etwas, dass die Menschheit auf eine Art nach vorn bringt, selbst wenn es sich nur um ein kleines Produkt handelt. Ich finde es auch spannend in andere Bereiche zu schnuppern - beispielsweise die Automobilindustrie oder der Textilbereich - und dann aus seinen Entdeckungen etwas neues zu kreieren. Vor circa 10-15 Jahren habe ich ein Material aus der Medizintechnik in denMöbelbereich eingeführt.

Haben neue Technologien und Herstellungsprozesse deine Arbeitsweise als Designer beeinflusst?

Bei natürlichen Materialien denkt man meist sofort an Handwerk und Kleinserie. Jedoch ermöglichen die meisten Materialien die Option zur Großauflage. Als Designer ist man nicht immer frei und man ist oft in der Materialwahl begrenzt, weil das Endprodukt für die Serienherstellung gedacht ist.

Ich glaube, dass die Massenfertigung heute schwieriger ist wie vor 20 Jahren und dass es immer mehr in Richtung Customisation, also Maßanfertigung geht. Das ganze Setup hat sich geändert und die Industrie wird sich umstellen müssen. Ich denke als Hersteller muss man heute Optionen bieten, um vielleicht auch dem Endkunden zu ermöglichen teilweise im Kreativitätprozess mitbestimmen zu dürfen. Konfigurationen im Netz spielen eine immer größere Rolle. Der Designer wird eher zum Baukastenerfinder und der Endkunde ist derjenige, der die Wahl trifft.

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