Frisch zurück von der Mailänder Designwoche, die Taschen voller News und wertvoller Einblicke, setzen wir unsere Artikelreihe "Material Tendencies“ fort, mit einem Exklusivinterview mit Jasper Morrison. Der britische Designer bereichert die Designindustrie seit nun mehr 30 Jahren und hat mit einer grossen Bandbreite unterschiedlicher Materialien gearbeitet.

Jasper Morrison - Foto © Architonic / Anita Hackethal

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Jasper Morrison - Foto © Architonic / Anita Hackethal

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Wenn du dich für die nächsten drei Jahre auf ein einziges Material beschränken müsstest, welches würdest du wählen?

„Was würde denn nach den drei Jahren passieren? Kann ich mir dann ein anderes Material aussuchen?“, Jasper Morrison lächelt. „Es wäre ganz schön bitter wählen zu müssen. Ich würde Holz wählen und dann nach drei Jahren auf Plastik wechseln. Beim Design geht es darum, eine bestimmte Qualität in einem Objekt zu erschaffen und einen visuellen Wert zu erzeugen. Die zwei Materialien, die das am besten können, sind Holz und Plastik. Plastik wegen der vielfältigen Möglichkeiten und weil es ein günstiges Material ist und Holz aufgrund der besonderen Sensibilität des Materials, die taktile Qualität, das warme Erscheinungsbild. Ich glaube auch, dass momentan ein guter Moment für Holz ist. Die Menschen wissen Holz sehr zu schätzen - beispielsweise die Stühle, die ich für Maruni entworfen habe, diese Art von populistisch gestalteten Formhölzern.“

Alfi Bank für Emeco, 2015 - Foto © Emeco

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Alfi Bank für Emeco, 2015 - Foto © Emeco

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Zu welchem Zeitpunkt im Designprozess kommt die Entscheidung für das verwendete Material? Und was kommt zuerst - die Form oder das Material?

"Das ist immer unterschiedlich. Es kann ein Prozess sein, den man sieht. Vor einiger Zeit habe ich den Air-Chair für Magis entworfen. Die Idee kam ursprünglich von einem Stück Formschlauch. Durch die Vorstellung des Schlauches entstand das Bein und darauf basierend habe ich den Rest des Stuhls gezeichnet. Die Idee für die Formgebung kann einem ebenso auf der Strasse erscheinen wie im Hintergrund eines Films. Oder es sind zwei Materialien, die man nebeneinander sieht, und dann wird auf einmal klar, dass eine Art Zusammenspiel entsteht – die Kombination löst etwas aus. Das war bei dem Basel Stuhl für Vitra der Fall. Hierbei handelte es sich zunächst um eine sehr typische Form, bis ich erkannt habe, dass eine aus Plastik angefertigte Lehne dem Stuhl eine gewisse Frische verleiht, welche das alte Modell nicht hatte. Ich mag diese kleinen Entdeckungen, durch Materialkombinationen Dingen wieder ein frisches Erscheinungsbild zu verleihen."

(APC) All Plastic Chair für Vitra, 2016 - Foto © Vitra

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

(APC) All Plastic Chair für Vitra, 2016 - Foto © Vitra

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Basel Stuhl für Vitra, 2008 - Foto © Vitra

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Basel Stuhl für Vitra, 2008 - Foto © Vitra

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Welche Materialien kombinierst du gern?

"Mir gefällt die Kombination technischer Gewebe mit rohem Buchenholz, so wie es hier in Mailand am Modell für Andreu World präsentiert wird. Ein anderes Beispiel wäre der T-Stuhl, den ich dieses Jahr für Maruni entworfen habe. Ein Holzstuhl mit Holzbeinen, dessen Lehne mit Stahlstäben verbunden ist. Die Farben der japanischen Lackkunst – rot, schwarz und dunkelgrün – harmonieren mit dem Holz. Ich suche immer nach Möglichkeiten, Dinge mit Farbe und Materialkombinationen zu bereichern."

Vega für Artifort, 1997/2015 - Foto © Artifort

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Vega für Artifort, 1997/2015 - Foto © Artifort

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Mit deiner weitreichenden Erfahrung in der Designindustrie fragen wir uns, ob die neuen Technologien und Herstellungsprozesse deine Arbeitsweise als Designer beeinflusst haben?

"Ich vermeide gänzlich diese Rendering-Prozesse, weil es einfach grausig ausschaut. Du hast die fantastische Idee Holz mit etwas anderem zu kombinieren und sobald du es renderst, zerstörst du das ganze Projekt. Ich hatte einst ein Projekt zusammen mit einer Firma, deren technisches Team etwas ungeduldig mit der Vorgehensweise war, und mir infolgedessen ein Rendering geschickt hatte. Ich habe das Projekt sofort abgebrochen, weil das Rendering der Vision einen unglaublichen Schaden zufügen kann. Wenn man seine Vision aufgrund eines Renderings verliert, ist man vom Kurs komplett abgewichen und man kann die Vorstellung des eigentlichen Endproduktes nicht wiederfinden. Natürlich nutzen wir häufig 3D, aber wenn wir es uns auf dem Bildschirm anschauen, dann ist es entweder ein Drahtmodell oder ein Objekt mit einer weisslich-grauen Oberfläche, eben wie ein richtiges Modell. Also versuche ich Materialien, Farben und alle ästhetischen Merkmale während des Rendering-Prozesses fernzuhalten. Das bewahre ich mir für das Ziel. Sobald die 3D-Form festgelegt ist, dann erst können wir mit dem realen Modell beginnen, aber nicht im Rendering."

Thinking Man’s chair für Cappellini, 1986 - Foto © James Mortimer

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Thinking Man’s chair für Cappellini, 1986 - Foto © James Mortimer

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December Stuhl (mit Wataru Kumano) für Nikari, 2014 - Foto © Chikako Harada

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December Stuhl (mit Wataru Kumano) für Nikari, 2014 - Foto © Chikako Harada

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Duos Stuhl für Andreu World, 2016 - Foto © Andreu World

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Duos Stuhl für Andreu World, 2016 - Foto © Andreu World

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Beschreibe bitte den neuen Stuhl, den du dieses Jahr für Andreu World auf der Salone del Mobile Milano vorstellst.

“Letztes Jahr haben wir den Stuhl Unos präsentiert. Sagen wir, es war mein erstes Abenteuer im Bereich Super Contract Sales. Wir haben uns die grösste Mühe gegeben, aber ich glaube die ganzen Anforderungen an ein solches Produkt nicht ganz verstanden zu haben. Ich habe einige Details berücksichtigt, die dem Stuhl Charakter verliehen haben, gleichzeitig jedoch auch die Produktionskosten erhöht haben und somit konnte der Stuhl die Anforderungen entsprechend des Contract Sales von Andreu World nicht erfüllen. Daraufhin haben wir vereinbart, einen zweiten Stuhl zu entwickeln: Duos. Wir verzichteten auf die aufwendigen Details und haben versucht, den Stuhl im Ganzen zu reduzieren. Unser Ziel war es, einen Stuhl mit guten Proportionen, guter Ergonomie, freundlichem Charakter und einem erschwinglichen Preis zu entwickeln. Mal schauen was passiert. Ich glaube, es ist jetzt ein besserer Stuhl.“

Unos Stuhl für Andreu World, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

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Unos Stuhl für Andreu World, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

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Orla Sofa für Cappellini, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

Material Tendencies: Jasper Morrison | Aktuelles

Orla Sofa für Cappellini, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

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"T" chair für Maruni, 2016 - Foto © Yoneo Kawabe

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"T" chair für Maruni, 2016 - Foto © Yoneo Kawabe

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Fionda Stuhl für Mattiazzi, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

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Fionda Stuhl für Mattiazzi, 2014 - Foto © Miro Zagnoli

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Park Life bench für KETTAL, 2013 - Foto © KETTAL

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Park Life bench für KETTAL, 2013 - Foto © KETTAL

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Toulouse und Perpignan für Marsotto Edizioni, 2011 - Foto © Miro Zagnoli

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Toulouse und Perpignan für Marsotto Edizioni, 2011 - Foto © Miro Zagnoli

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London Paris Rome für Marsotto Edizioni, 2010 - Foto © Marsotto

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London Paris Rome für Marsotto Edizioni, 2010 - Foto © Marsotto

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Nezu Kollektion für Glas Italia, 2012 - Foto © Glas Italia

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Nezu Kollektion für Glas Italia, 2012 - Foto © Glas Italia

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Pon Serie für Fredericia, 2016 - Foto © Fredericia

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Pon Serie für Fredericia, 2016 - Foto © Fredericia

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Trattoria Stuhl für Magis, 2009 - Foto © Magis

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Trattoria Stuhl für Magis, 2009 - Foto © Magis

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