Material Tendencies: Arik Levy
Text von Anita Hackethal
Berlin, Deutschland
08.12.16
Stets bewegt etwas Neues zu erschaffen, sagt der in Paris lebende Designer und Künstler Arik Levy von sich selbst, dass er "mit dem Herzen denkt und mit dem Gehirn fühlt."
Architonic traf den in Tel Aviv geborenen Levy und konnte mehr in Erfahrung bringen über seine Gedanken zu Materialien, der Macht von Gefühlen und Intelligenz und vieles mehr.
Kannst Du uns etwas zu einem Deiner aktuellen Projekte erzählen und was Du damit erreichen wolltest?
Meine Aufgabe als Designer ist es, ein bestimmtes Problem zu lösen und ein Sprungbrett in die nahe Zukunft bereitzustellen. Ich bin nicht daran interessiert, nur ein Projekt zu erledigen. Ich will ständig lernen und neue Aufgaben für mich und für das Unternehmen bewältigen. Der Stuhl "Split" für TON zum Beispiel war eine grosse Herausforderung für beide Seiten. Anstatt nur ein weiteres Stück für die nächste Messe wollten wir etwas entwickeln, das innovativ und langlebig ist und das sich von den anderen unterscheidet.
Mit ihrer 150 Jahre alten, manuellen Biegetechnologie hat die Firma ein fundiertes Verständnis für die Grenzen von Holz und für das Handwerk. Für mich ging es in dem Projekt darum, wie man diese Vergangenheit in die Zukunft bringt und etwas Neues hervorbringt, aber nicht in Form einer Revolution, sondern als Evolution. Die Reise dauerte fast zweieinhalb Jahre. Wir teilten das Holz in zwei Teile und bogen jedes in eine andere Richtung. Um eine weitere Ebene individueller Identität hinzuzufügen lackierten wir die Oberfläche mit einer Airbrush. Ich bin ein leidenschaftlicher Windsurfer und hatte damals einen Surfshop in Tel Aviv, als ich jung war. Ich habe über 2000 Surfbretter mit der Airbrush lackiert. Ein bisschen ein Beach Bum. (Er lächelt.)
An welchem Punkt des Designprozesses entscheidest Du Dich für ein bestimmtes Material?
Jeder Fall ist einzigartig. Materialien sind sicherlich ein wichtiger Teil des Prozesses. Für mich persönlich ist es wichtig, wie das Material entsteht, was kann ich damit herstellen, wie kann ich es verändern und wie kann ich verschiedene Materialien kombinieren. Die Materialien existieren seit Ewigkeiten; was neu ist, ist die Art, wie wir sie verarbeiten.
Ich will jetzt nicht zu spirituell klingen, aber ich denke, Materialien verbinden sich mit unserem Körper und mit unserem Geist. Ich kann meine Augen schliessen und die Energie von Stein oder die Energie von Holz spüren. Metall fühlt sich an wie Metall, es strahlt aus: "Ich bin Metall." Wenn Du eine harte Form wählst, drängt es Dich nicht, darauf zu sitzen, weil sie Dir mitteilt: "Ich bin hart", auch wenn sie aus einem weichen Material hergestellt ist. Genau damit arbeite ich - in meiner Kunst und im Design.
Welches Material würdest Du wählen, wenn Du Dich in Deiner Arbeit für die nächsten drei Jahre auf ein einziges beschränken müsstest?
Intelligenz und Emotionen. Das sind die Materialien, die die Macht haben, viele verschiedene Dinge zu kreieren. Wenn Du dem Material eine Ebene der Intelligenz hinzufügst und Du mit Gefühl oder Bedachtheit arbeitest, dann kannst Du positiv intervenieren und etwas erweitern, was schliesslich etwas anderes sein wird. Die Endmaterialien, die wir erschaffen, sind hinsichtlich ihrer Eigenschaften auf einer höheren Ebene der Kultiviertheit, als die klassischen Ausgangsmaterialien.
Ein weiteres Material wäre Warmherzigkeit. Eine Person, die am Morgen aufwacht und während des Tages die richtige Menge Warmherzigkeit hat, ist eine glückliche Person. Ich denke, dass die Arbeit das widerspiegelt.