Der stationäre Einzelhandel hat die Herausforderung des E-Commerce angenommen. Mit Materialien, Farben, Textur und interaktiven Elementen erschaffen Architekten und Designer analoge Erlebniswelten, die Shopping zu einem Fest der Sinne machen.

Normann Copenhagens Flagship-Store in Kopenhagen – entworfen von Hans Horseman und Britt Bonnesen – mit einer komplett in Rosa gehaltenen Kellergalerie, die Kunden zum Erleben der Produkte in einer immersiven Umgebung einlädt. Foto: Jeppe Sorensen

Gutes Geschäft: Die neue Retail-Architektur | Aktuelles

Normann Copenhagens Flagship-Store in Kopenhagen – entworfen von Hans Horseman und Britt Bonnesen – mit einer komplett in Rosa gehaltenen Kellergalerie, die Kunden zum Erleben der Produkte in einer immersiven Umgebung einlädt. Foto: Jeppe Sorensen

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Die durch das Onlineshopping ausgelöste Revolution des Einzelhandels hat mittlerweile einen deutlich sichtbaren Einfluss auf Architektur und Design der altbekannten Shoppingmeilen genommen. Etablierte und aufstrebende Marken suchen nach neuen Wegen, ihre physischen Präsenzen für Kunden attraktiver zu gestalten und die wertvollen Immobilien zu optimieren.

Zunehmend werden Designer beauftragt, Einkaufsumgebungen zu entwerfen, die denjenigen belohnen, der sich von seinem Sofa trennt und selbst in die Geschäfte geht. Es entstehen Erlebniswelten, die das Digitale nicht bieten kann. Die Architekten und Designer nutzen Raum, Farbe, Textur und interaktive Elemente, um Shopping zu einem Event zu machen, das die Sinne stimuliert und den Kunden in die Markenwelt eintauchen lässt.

Das Interieur des Stores von AN Design für das chinesische Fashionlabel Heike in Hangzhou (China) ist mit schwarzem Marmorstaub beschichtet. Fotos: Yujie Liu

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Das Interieur des Stores von AN Design für das chinesische Fashionlabel Heike in Hangzhou (China) ist mit schwarzem Marmorstaub beschichtet. Fotos: Yujie Liu

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Mit einem monochromatischen Store für das Modelabel Heike hat das örtliche Studio AN Design in Hangzhou (China) eindrucksvoll gezeigt, wie Markenidentät direkt auf ein Store-Interieur übertragen werden kann. Die überwiegend schwarze Kleidung des Unternehmens inspirierte zur Verwendung einer dunklen Materialpalette, die zusammen mit einigen geometrisch-skulpturalen Figuren eine starke Stimmung erzeugt.

Die sorgfältig elaborierte Erfahrung fängt mit einer komplett schwarzen Treppe an, die zum Concept Store über einem Möbelgeschäft führt. Das Treppenhaus mündet in einer bizarr keilförmigen Skulptur, die auch die Anprobe und ein Display für Accessoires beherbergt. Die Figur mit ihren konischen Stützsäulen ebenso wie die weiteren freistehenden Elemente sind mit schwarzem Marmorpulver beschichtet, das nahtlose Oberflächen mit einem soften, leicht strukturierten Finish erzeugt.

In Normann Copenhagens Showroom in Kopenhagen kontrastieren Eingriffe wie der mit Stahlpaneelen verkleidete Eingangskorridor mit Spuren der Geschichte des Gebäudes. Fotos: Jeppe Sorensen

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In Normann Copenhagens Showroom in Kopenhagen kontrastieren Eingriffe wie der mit Stahlpaneelen verkleidete Eingangskorridor mit Spuren der Geschichte des Gebäudes. Fotos: Jeppe Sorensen

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Ein Gebäude mit einer sehr bewegten Geschichte hat sich die dänische Designmarke Normann Copenhagen für ihren Flagshipstore ausgesucht. Die Räumlichkeiten dienten schon als Wasserdestillieranstalt, als Theater, Tonstudio und Kino. Ziel des Umbaus war ein Raum, der die Markenidentität der Firma überzeugend kommuniziert.

Der Eingang führt über einen langen, mit Edelstahlpaneelen verkleideten und 160 Leuchtstoffröhren beleuchteten Gang. Vorbei an einem 18-teiligen, modularen Sofa führt der Tunnel zu "the Stage", einem Bereich, in dem eine Materialbibliothek präsentiert wird. Marmorierte Säulen, Stuck und Reliefs im Festsaalbereich sind Spuren der langen Geschichte des Gebäudes. Kontrastierend werden Podeste aus zeitgenössischen Materialien zur Warenpräsentation eingesetzt. Weiter geht's in eine unterirdische Galerie, deren Erscheinungsbild sporadisch verändert wird. Zum Start ist die Raum komplett in rosa gehalten und mit Produkten in unterschiedlichen Tönen ausstaffiert.

"Wir wollten nicht einfach ein weiteres Möbelgeschäft machen", erklärt Designer Hans Horseman, der zusammen mit Britt Bonnesen, dem Brand Manager der Firma, an der Sanierung gearbeitet hat, "sondern einen Raum, der die Design-DNA von Normann Copenhagen transportiert und die visuelle Identität dessen zeigt, was die Firma ist."

Die Zhongshuge Buchhandlung von Architekt Li Xiang in der Shanghaier Réel Mall verwendet Elemente des urbanen Strassenbildes, um eine heterogene Umgebung mit unterschiedlichen Erfahrungen zu schaffen. Fotos: Shao Feng

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Die Zhongshuge Buchhandlung von Architekt Li Xiang in der Shanghaier Réel Mall verwendet Elemente des urbanen Strassenbildes, um eine heterogene Umgebung mit unterschiedlichen Erfahrungen zu schaffen. Fotos: Shao Feng

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Ein gründliches Designer-Treatment kann selbst aus einem Laden in einer Shopping Mall Erstaunliches zaubern, wie die Zhongshuge Buchhandlung in Shanghais Réel Mall zeigt. Der örtliche Archtitekt Li Xiang liess sich von der pulsierenden Sprache der Stadt inspirieren, um eine abwechlsungsreiche Umgebung mit verschiedenen Erlebniszonen zu schaffen. Zebrastreifen leiten die Kunden zwischen den verschiedenen Bücherregalen und mit Strassenlaternen beleuchtete Parkbänke laden zum schmökern ein. Raumhohe Bücherregale grenzen intimere Leseräume ab und verspiegelte Decken erweitern den Raum in der Vertikalen. Es entsteht der Eindruck, dass man sich durch eine Stadt aus Büchern bewegt.

Im Chicagoer ShopWithMe Pop-up Store von Designer Giorgio Borruso zeigen interaktive Features, wie eine Regalwand mit Bewegungssensoren, wie digitale Technologien die Gestaltung zukünftiger Einzelhandelsflächen beeinflussen. Fotos: Benny Chan/Fotoworks

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Im Chicagoer ShopWithMe Pop-up Store von Designer Giorgio Borruso zeigen interaktive Features, wie eine Regalwand mit Bewegungssensoren, wie digitale Technologien die Gestaltung zukünftiger Einzelhandelsflächen beeinflussen. Fotos: Benny Chan/Fotoworks

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Natürlich bestimmen Entwicklungen in den Bereichen Retail und interaktive Technologien die Zukunft der Marken-Verkaufsflächen. Einen guten Eindruck davon, wie Technologie und Architektur in der nächsten Generation immersiver Einzelhandelsumgebungen zusammen funktionieren könnten vermittelt der ShopWithMe Pop-Up Store.

J&M Davidsons Boutique in Mayfair (London) zeigt sich dank der präzisen Perfektion von Universal Design Studio in zeitlosem Glamour. Materialien und abgerundete Kanten nehmen Motive der Aussenfassade auf. Fotos: Charles Hosea

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J&M Davidsons Boutique in Mayfair (London) zeigt sich dank der präzisen Perfektion von Universal Design Studio in zeitlosem Glamour. Materialien und abgerundete Kanten nehmen Motive der Aussenfassade auf. Fotos: Charles Hosea

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Die vom kalifornischen Architekten und Designer Giorgio Borruso zusammen mit der Einzelhandels-Technologiefirma WithMe enworfene Einheit aus modularen Komponenten ermöglicht schnellste Montage und Demontage an jedem Ort. Smarten Technologien und interaktive Features wie Drop-Down-Umkleiden und 1000 ausfahrbaren Regalflächen, jede auf der Vorderseite mit einem Display ausgestattet, das wie ein programmierbares Pixel funktioniert, machen das Konzept sehr anpassungsfähig. Verschiedene Touchscreenterminals und interaktive Spiegeldisplays in den Umkleiden erweitern das Offlineshopping um Onlinemöglichkeiten.

WithMe Co-Founder Danielle Jenkins beschreibt ShopWithMe als "Laden der Zukunft" und fragt, "warum sollte man für jede Marke eine eigene physische Präsenz bauen? Bei ShopWithMe ändern wir einfach die Dateien statt die Einrichtung, um eine neue Erfahrung zu bieten."

© Architonic