Das spektakuläre Bürogebäude in Poznan steht auf einer Restparzelle, die von Tramschienen und zwei Hauptverkehrsachsen begrenzt wird. Das keilförmige Volumen des Baukörpers ergibt sich aus der dreieckigen Fläche des Grundstücks. Die Fassadenhaut besteht aus schwarzen Swisspearl-Platten und wird von vertikalen, schattenspendenden Lamellen strukturiert.
Poznan liegt auf halbem Weg zwischen Warschau und Berlin, in einem der bevölkerungsreichsten Ballungsräume Polens. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte als Handelszentrum zurück und hat dank ausgezeichneter Verkehrsanbindung wie kaum eine andere von der europäischen Integration des Landes profitiert. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche nationale und internationale Unternehmungen in Poznan angesiedelt; die Nachfrage nach Büroräumlichkeiten und der Druck auf Bauträger, ein architektonisches Ausrufezeichen zu setzen und sich so von den Mitbewerbern abzuheben, ist deshalb gross.
Dreieckige Restparzelle
Ein besonders aufsehenerregendes Beispiel hierfür ist das Bürogebäude Jet Office, das das ortsansässige Architekturbüro Insomia auf einer Restparzelle an der Schnittstelle zweier Hauptverkehrsachsen im Norden der Stadt errichtet hat. Der Zugang zum Gebäude erfolgt von einer westseitigen Nebenstrasse, die das dreieckige Grundstück von den Tramschienen und einem dahinterliegenden Grünraum trennt. Das Raumprogramm umfasst eine unterirdische Parkgarage, ein nach Osten zur vielbefahrenen Piątkowska-Strasse orientiertes Ladengeschoss sowie eine Bürofläche von 1900 Quadratmetern, die sich auf drei Vollgeschosse und ein vollverglastes, zurückversetztes Dachgeschoss verteilt. Die eigentümliche Form der Parzelle erforderte einen speziellen Entwurfsansatz, denn die Geschossflächen sollten optimal genutzt werden. Bürobauten bestehen üblicherweise aus einem zentralen Erschliessungskern und einem regelmässigen, von den Aussenwänden abgesetzten Stützenraster, um so maximale Flexibilität in der Raumund Fassadeneinteilung zu gewährleisten. Abgesehen von einer einzelnen internen Stützenreihe ist die Stahlbetonstruktur des Jet Office jedoch peripher angeordnet. Dasselbe gilt für den in Sichtbeton ausgeführten Aussteifungskern, der neben Lift und Treppenhaus die gemeinschaftlichen Toilettenanlagen enthält und durch separate Zugänge unterschiedliche Zonierungen der Büroflächen ermöglicht.
Die Not zur Tugend gemacht
Während der Grundriss die Raumeinteilung erschwerte, machten die Architekten bei der äusseren Form die Not zur Tugend: Sie setzten die dreieckige Parzelle – im wahrsten Sinne des Wortes – überspitzt in Szene. Mit Ausnahme des rückseitigen Erschliessungskerns und der angrenzenden Wandfläche ist das gesamte Bauvolumen mit einer Fassadenhaut aus schwarzen Faserzementplatten umhüllt und von vertikalen Lamellen rhythmisiert. Die Einbuchtung der Hauptfassade nimmt die Flucht des südlich angrenzenden Gebäudes auf; gegen Norden hin kulminiert der Baukörper in einer überhängenden, an den Bug eines Schiffes erinnernden Ecksituation. Die nautischen Konnotationen sind von den Architekten durchaus beabsichtigt – da wie dort argumentieren sie für die dynamische Form nicht mit formalen, sondern primär mit funktionellen Erwägungen.

Architects:
Insomia, Poznań (PROJEKTARCHITEKTEN: Szymon Januszewski,
Agnieszka Liguz, Juliusz Dudniczek, Marta Gasiorek, Marcin Całka)

GENERALUNTERNEHMUNG: PPHU Masterm, Tarnowo Podgórne, Poznań
FASSADENBAU: Greśkiewicz PHU, Bydgoszcz