'Regrets, I've had a few,' sang Sinatra in seinem Lied „My Way“, während Edith Piaf in ihrerm Chanson darauf insistierte, nichts zu bereuen. Irgendwo dazwischen liegt Ronan Bouroullec, die eine Hälfte des berühmten Design-Duos Ronan und Erwan Bouroullec.

Auf der imm in Köln bekam ich eine Ahnung davon, was es bedeutet, Celebrity-Status zu geniessen. Doch es ging dabei – zum Glück, möchte ich im Nachhinein behaupten– nicht um mich, sondern um Ronan Bouroullec, einen der bekannten Bouroullec-Gebrüder. Während ich also am Stand von Ligne Roset darauf wartete, ein Interview mit Ronan, dem Älteren der beiden, zu führen,
beobachtete ich fasziniert, wie sich einige der Besucher beim Anblick von Ronan Bouroullec verhielten.
Besonders die jüngeren Besucher bekamen ein Leuchten in den Augen und wollten zum Teil Hände schütteln oder auf einem gemeinsamen Bild verewigt werden. Doch dies ist hinsichtlich der steilen Karriere der Bouroullecs wohl kein Wunder.

Ein klassisches Chesterfield Sofa als reife Frucht: Das 'Ploum' Sofa für den französischen Hersteller Ligne Roset

Je ne regrette rien (..zumindest meistens): Ronan Bouroullec im Gespräch mit Architonic | Aktuelles

Ein klassisches Chesterfield Sofa als reife Frucht: Das 'Ploum' Sofa für den französischen Hersteller Ligne Roset

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Die beiden Brüder wuchsen auf dem Land auf, in der Bretagne, in einem Haushalt, in dem Design eigentlich keine Rolle spielte. Von dort aus brachen sie auf nach Paris, um die zeitgenössische Designlandschaft zu erobern. Im Laufe ihrer mittlerweile fünfzehnjährigen Karriere haben sie durch ihre Zusammenarbeit mit den Grössten der Designbranche – darunter Cappellini, Kartell, Ligne Roset, Magis und Vitra – einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung unserer Umwelt geleistet. Ihr Name steht für eine konzeptstarke Arbeit, die Funktionalität mit Lyrik verbindet. Utilitaristischer Romantizismus sozusagen.

"Zum Teil haben wir Katastrophales produziert, aber wir haben auch das Glück, eine paar Bestseller hervorgebracht zu haben." Ronan Bouroullec (rechts) mit Bruder Erwan

Je ne regrette rien (..zumindest meistens): Ronan Bouroullec im Gespräch mit Architonic | Aktuelles

"Zum Teil haben wir Katastrophales produziert, aber wir haben auch das Glück, eine paar Bestseller hervorgebracht zu haben." Ronan Bouroullec (rechts) mit Bruder Erwan

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Doch nicht alles ist so wunderbar, wie es sich anhört. Der äusserst sympathische und gesprächige Ronan Bouroullec beichtet, dass er sich „vor zehn Jahren wohler fühlte“. Die Anerkennung ihrer kreativen Arbeit bringt auch einen hohen Erwartungsdruck mit sich, während die gestalterische Praxis, zumindest was die serielle Produktion betrifft, immer regulierter wird und den kreativen Ausdruck zu behindern droht. Doch er sieht keinen Grund, sich zu beklagen. Die Hersteller rennen den Bouroullec-Brüdern die Türen ein und Ronan weiss, in welch einer privilegierten Lage sie sich beruflich befinden. „Wir haben Glück,“ sagt er. Die zwei diesjährigen Ausstellungen – eine davon im von Shigeru Ban neu gestalteten Centre Pompidou in Metz - bezeugen ein kontinuierliches Interesse an ihrer Arbeit und die Relevanz ihres kreativen Werks.

Mit Ronan werde ich über das neue „Ploum“ Sofa von Ligen Roset sprechen (und warum es auf keinen Fall eine Chesterfield Couch ist), über die Höhen und Tiefen seiner Karriere– oder die Katastrophen seiner Laufbahn, wie er es ausdrückt – und warum er 99% der Zeit damit verbringt, mit seinem Bruder zu streiten.

Diamonds are forever: Erwan und Ronan Bouroullecs neue 'Losanges' Teppichkollektion für den spanischen Hersteller Nanimarquina

Je ne regrette rien (..zumindest meistens): Ronan Bouroullec im Gespräch mit Architonic | Aktuelles

Diamonds are forever: Erwan und Ronan Bouroullecs neue 'Losanges' Teppichkollektion für den spanischen Hersteller Nanimarquina

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Diese neue Couch von Ligne Roset ist gefährlich bequem.

Ja es ist furchtbar!

Warum habt ihr diese Couch entworfen? Wie entstand sie?

Nun, in dieser Disziplin des Möbel-Designs arbeiten wir nun seit fünfzehn Jahren. Das Sofa ist eines der wichtigen Orientierungspunkte in der heimischen Landschaft. In den ganzen fünfzehn Jahren haben wir nur drei oder vier davon entworfen. Fast jeden Tag drehen wir uns um dieselben Fragen.
Mit diesem Sofa versuchten wir, die Idee zu prüfen, es wie eine Frucht zu behandeln, die fast ein bisschen zu saftig und überreif ist. Einen Tag mehr und sie wäre faul – das hat eine gewisse sinnliche Qualität. Ein gutes Sofa zu entwerfen ist komplex. Letztendlich ist es nicht schwer, einem zwei oder drei Meter langen Sofa eine gewisse Eleganz zu verleihen. Aber ein kleines Sofa mit einem hohen Anspruch an Komfort und einem reellen Preis zu entwickeln, eines, das in städtische Wohnungen passt, das ist eine ganz andere Herausforderung. Eigentlich ist es genauso wie Kochen:
Zum Gelingen eines guten Gerichtes wie auch zum Erfolg eines Projektes spielen viele Faktoren mit, viele kleine Details und Fragestellungen. Alles in Allem denke ich, dass dieses Sofa nicht so schlecht geworden ist.
Ich mag besonders seine Bequemlichkeit. Es ist sicherlich das beste Sofa das wir je gemacht haben hinsichtlich Komfort und Gemütlichkeit.

Erwan Bouroullecs 'Lit Clos' Schlaf-Box aus dem Jahr 2000

Je ne regrette rien (..zumindest meistens): Ronan Bouroullec im Gespräch mit Architonic | Aktuelles

Erwan Bouroullecs 'Lit Clos' Schlaf-Box aus dem Jahr 2000

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Das Sofa schient diese absolute Bequemlichkeit sogar visuell auszudrücken, bevor man es auch nur irgendwie berührt hat!

Das stimmt.

Es ist sehr ausdrucksstark.

..doch manchmal trügt der Schein! (Lacht.)

Doch in diesem Falle nicht.

Vor 2 Jahren entwarfen wir ein sehr interessantes Sofa für Established & Sons, das wir „Quilt“ nannten. Ich war sehr zufrieden mit dem Ergebnis, denn es war wirklich etwas Neuartiges. Doch das Problem war: Es war nicht besonders komfortabel. Die grundlegende Idee war die eines Muskels, dessen Zellen zwischen zwei Lagen elastischen Stoffes liegen. In jeder Zelle befindet sich Schaumstoff. Es war also neu hinsichtlich seines optischen Ausdrucks. Und sehr teuer. Bestimmt hat vorher niemand diese Idee realisiert, weil das Produkt so teuer wurde.
Dann stellte ich fest, dass die Erwartung an das Sofa, wenn man es sieht, von seiner tatsächlichen Bequemlichkeit abweicht, wenn man sich wirklich darauf setzt. Ganz ähnlich ist das Chesterfield Sofa. Unser neues „Ploum“ Sofa leitet sich von der Idee des Chesterfield ab. Doch es besteht aus nur einem einzigen Stück zusammenhängenden Stoffes.

'Joyn' Office System von Ronan und Erwan Bouroullec für Vitra, 2002; © Vitra

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'Joyn' Office System von Ronan und Erwan Bouroullec für Vitra, 2002; © Vitra

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Und die ganzen Knotenpunkte und die regelmässigen Einteilungen kreuzen seine Oberfläche und werden von hinten gehalten.

Genau – auf diese Weise entsteht dieser Chesterfield Effekt. Das einzige Problem ist, dass ein Chesterfield Sofa sehr hart ist. Das erste Mal sass ich vor fünf Jahren auf einem. Ich hatte immer die Vorstellung, es sei wunderbar weich und bequem. Doch es fühlte sich an wie Stein, dabei hätte man diesen elastischen, federnden Effekt gespannten Stoffes erwartet!

'Alcove' Arbeitsplatz von den Bouroullec Brüdern für Vitra; Foto Marc Eggimann, © Vitra

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'Alcove' Arbeitsplatz von den Bouroullec Brüdern für Vitra; Foto Marc Eggimann, © Vitra

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Hat der Arbeits-Prozess speziell an diesem Sofa euch etwas Neues gelehrt?

Nun ja, wir stellen uns der Tatsache, dass wir uns bereits seit bereits 15 Jahren daran versuchen, Objekte zu entwerfen. Wir sind sozusagen nicht mehr jungfräulich. Deshalb lernte ich auch nichts unglaublich Neues. Es nahm einfach viel Zeit in Anspruch, das „Ploum“ Sofa zu entwickeln.
Besonders die richtige Dichte herauszufinden und die richtige Menge Schaumstoff zu verwenden. Vor einem Monat hatten wir es fast aufgegeben, daran zu arbeiten. Es war zu diesem Zeitpunkt eine dickes, hässliches Tier. Der Prozess war also lang und anstrengend.

'Quilt' Sofa und Sessel für Established & Sons, 2009

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'Quilt' Sofa und Sessel für Established & Sons, 2009

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Vielleicht wurde der Entwurfs- und Designprozess im Laufe deiner Karriere einfach vorhersehbarer und deshalb auch einfacher, was sich angesichts der Tatsache, dass Du keine radikal neuen Erkenntnisse gewonnen hast, vermuten liesse? Kann man das sagen?

Eigentlich wird es eher immer schwieriger für uns. Wir sind wirklich von einem anderen Stern hierhergekommen, denn wir sind auf dem Land aufgewachsen. Unsere Eltern konnten mit Design nichts anfangen. Ich war sehr schlecht in der Schule und mit fünfzehn wechselte ich auf die Kunstschule. Danach ging ich nach Paris und war total enttäuscht. Ich besuchte eine Designschule – doch die Art des Unterrichts war ein Albtraum! Ich bekam das Gefühl, dass ich das Falsche ausgewählt habe. Mit 18 begann ich schliesslich, selbst zu zeichnen. Ich war ein schlechter Student, doch letztendlich erhielt ich mein Diplom.
Unser erster Kunde war Cappellini, damals einer der interessantesten Hersteller. Bei Cappellini an Bord zu sein, war ähnlich wie Teil eines guten Fussballteams zu sein, so wie Milan oder Real Madrid.
Seit dieser Zeit mussten wir nie mehr bei Kunden vorstellig werden, sie kamen alle zu uns!
Firmen wie Magis, Vitra, Kartell – wir hatten wirklich Glück.

Die 'Lighthouse' Leuchte von Ronan und Erwan Bouroullec die zusammen mit dem italienischen Glasspezialisten Venini 2010 für Established & Sons entwickelt wurde

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Die 'Lighthouse' Leuchte von Ronan und Erwan Bouroullec die zusammen mit dem italienischen Glasspezialisten Venini 2010 für Established & Sons entwickelt wurde

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Als wir zum Beispiel anfingen, mit Vitra zu arbeiten, wussten wir nichts über Office-Design. Das erste Projekt war ein Bürosystem. Aus totaler Naivität heraus können manchmal idiotische Vorschläge entstehen, doch wenn man wirklich hart arbeitet, kann man ein gewisses Mass an Qualität erreichen. Heute, nach fünfzehn Jahren, wissen wir viel über Technik, über die Produktionsmechanismen und wie die Branche funktioniert.
Es wird immer komplizierter etwas Neues und Anderes zu machen. Doch auf der anderen Seite sind wir nicht aus dem provokativen Lager – denn wir arbeiten gern für die Serienproduktion und entwickeln lieber ein Sofa für 2000 € anstatt eines für 20.000 €.
Wir müssen mit einem gewissen Mass an Empathie gegenüber der Industrie arbeiten.

Das Interessante ist: je mehr man weiss, und desto mehr Erfahrung man sich aneignet, desto mehr muss man seine Entscheidungen abwägen. Das ist nicht einfach.

In der Tat.. wir leben in einer bedenklich reglementierten Welt. Überall stösst man auf Vorschriften. Die Grösse, die Elastizität. Es ist unglaublich. Und nach vielen Jahren der Arbeit, wenn man das alles kennt, dann ist sich die Hand dieser vielen Fragen schon bewusst bevor sie überhaupt angefangen hat zu skizzieren. Es ist furchtbar.

'Facett' Sitzmöbel für Ligne Roset, 2005

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'Facett' Sitzmöbel für Ligne Roset, 2005

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Ich las neulich ein Kommentar in einem Design-Blog über euren Bistro Tisch, den ich sehr interessant fand. Er lautete: „Schön, aber zu gewöhnlich.“
Ein Kommentar wie dieser scheint doch zu suggerieren, dass wir dieses neue, grenzgängerische Design fetischisieren? Was meinst du?


Nun, die Aufgabe war, einen eleganten, feinen Tisch zu entwerfen, der sich auf einer Terrasse in Paris oder Berlin wiederfinden kann.
Ein Objekt, das eine subtile Präsenz besitzt. Die Idee eines Objektes, das in einer Vielzahl am selben Ort auftaucht, finde ich interessant. Der Effekt ist nicht nur die Frage, was ein Stück hervorruft, sondern was 30 oder mehr hervorrufen.
Letztendlich ist es nicht so schwer, eine neue Form zu entwerfen. Aber etwas Interessantes zu entwerfen, ist hingegen nicht so einfach. Ein Objekt muss einfach ein gewisses Mass an Komfort, einen gewissen Preis und eine Erlesenheit besitzen. Es ist also vielleicht neuartig, etwas Erlesenes zu gestalten, angesichts all dieser Objekte, die als „neu“ deklariert werden, aber einfach nur lächerlich sind. Kann Erlesenheit nicht eine neue Sichtweise sein, um die Welt zu betrachten?
Diese landläufige Idee des „Neuen“ ist oft mit einem gewissen Winkel oder einer Farbe oder Form verknüpft. Doch es braucht wirklich mehr als das.

'Vegetal' Stuhl für Vitra, 2008; © Vitra

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'Vegetal' Stuhl für Vitra, 2008; © Vitra

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Wie beurteilst du den Erfolg eines von dir entworfenen Produktes?

Zum Teil haben wir Katastrophales produziert, aber wir haben auch das Glück, eine paar Bestseller hervorgebracht zu haben. Es ist wirklich eine Mischung aus beidem. Unser Arbeitsspektrum ist ziemlich breit. Dadurch arbeiten wir auch ab und zu für Galerien, was uns ein wenig frischen Wind gibt und uns die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten lässt. Und wir arbeiten viel mit Handwerkern zusammen. Wie zum Beispiel in Pakistan, wo wir einen Teppich entwickelten. Durch unsere Arbeit in vielen verschiedenen Bereichen sind unsere Kriterien variabel für das was gut oder nicht gut ist. Für mich persönlich gilt das Kriterium der Reue, das heisst, ob ich etwas nach ein paar Monaten immer noch gut finde. Es gibt ein par Projekte die ich noch nach zehn Jahren bedauere. Wenn man für die Industrie arbeitet, dann hofft man natürlich für den Auftraggeber und sich selbst, dass das Produkt ein kommerzieller Erfolg wird. Für mich selbst genügt das nicht immer.

'Slow' chair für Vitra, 2006; © Vitra

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'Slow' chair für Vitra, 2006; © Vitra

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Und wie steht es mit dem beruflichen Erfolg? Wie wir soeben beobachten durften, gibt es Menschen, die unbedingt ein Foto mit dir möchten. Was für einen Effekt hat das auf die Kreativität? Fühlst du dich unter Druck gesetzt?

Natürlich – vor zehn Jahren fühlte ich mich viel wohler. Doch man muss stark sein und man lernt, sich zusammenzunehmen. Früher arbeiteten wir schnell und effizient. Jetzt nehmen wir uns viel Zeit, etwas zu entwickeln, um sicherzustellen, dass es ausgewogen ist. Das hat sicher mit diesem Druck von aussen zu tun, doch vielleicht entwickeln wir auch viel interessantere Projekte. Wir treffen uns hier auf der Messe in einem gewissen Rahmen, doch eigentlich verbringe ich 99% der Zeit damit, mit meinem Bruder zu streiten. Auf Messen sind wir fünf bis zehn Tage im Jahr. Wenn wir in Paris sind, kann man uns kaum erreichen, denn wir lassen alles von unseren Assistenten abfangen. Und wir halten auch nicht viele Meetings ab.

Die Entwürfe der Bouroullec Brüder im Dialog mit Le Corbusier's Unité d'Habitation in Marseilles im Projekt 'Apartment 50', 2010

Je ne regrette rien (..zumindest meistens): Ronan Bouroullec im Gespräch mit Architonic | Aktuelles

Die Entwürfe der Bouroullec Brüder im Dialog mit Le Corbusier's Unité d'Habitation in Marseilles im Projekt 'Apartment 50', 2010

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Zwei eurer letzten Projekte fand ich besonders interessant. Eines davon war „Apartment 50“, die Einrichtung einer Wohnung in der Unité d'Habitation – eure Produkte wurden in einem bereits existierenden architektonischen Raum platziert. Denkt ihr viel über den räumlichen Kontext nach, wenn ihr Objekte entwerft? Wo sie räumlich eingesetzt werden und wie sie benutzt werden?

Ich wäre wirklich gerne Architekt, doch ich wäre nicht gut darin. Ich habe kein räumliches Vorstellungsvermögen. Wenn ich ein Objekt entwerfe, mache ich mir natürlich Gedanken über Räumlichkeit, doch wir sind besser darin die Dinge von einem anderen Ausgangspunkt anzugehen. Für das Verstehen des Raums und dessen räumlichen Ausdrucks sind wir weniger gut geeignet.

Das zweite Projekt, das ich interessant finde, ist die Ausstellung „Album“ in Bordeaux. Sie stellt Hierarchien in Frage. Hier findet man verschiedene Projekt-Typen vor..

Es werden über 900 Dokumente, Zeichnungen, Bilder ausgestellt.. es ist fast ein Portrait...

Die 'Album' Ausstellung der Bouroullecs zeigt über über 900 Dokumente, Zeichnungen und Bilder ihres Archivs; © Studio Bouroullec

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Die 'Album' Ausstellung der Bouroullecs zeigt über über 900 Dokumente, Zeichnungen und Bilder ihres Archivs; © Studio Bouroullec

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Und alles davon wird im selben Format gezeigt. Ich dachte, das sagt etwas über eure Fixation auf seriell produziertes Design aus. Alles wird bei dieser Ausstellung gleich behandelt, auch Ideen, die ihr nie wirklich weiterentwickelt habt. Was motivierte euch, diese Ausstellung zu machen?

Nun, schliesslich entschlossen wir uns für zwei Ausstellungen im selben Jahr, was sich als kompliziert entpuppte. Wenn wir die eine machten, mussten wir fast die andere auch machen. Die zweite Ausstellung wird im Centre Georges Pompidou in Metz stattfinden. Dort werden wir die letzten fünfzehn Jahre unseres Schaffens allein in Form von Objekten präsentieren, während die erste Ausstellung völlig ohne Objekte auskommt, denn hier wollten wir unsere Beschäftigung mit Objekten aus allen anderen Blickwinkeln zeigen. Die Zeichnungen und so weiter. All dies ist wirklich wichtig für uns. Besonders weil der Design-Prozess wirklich frustrierend sein kann. Eine unserer letzten Kollektionen zum Beispiel, die wir für Axor entwickelten, war sechs Jahre harte Arbeit, wir mussten uns zum Beispiel mit Robotern auseinandersetzen. Es war also eine schöne Gelegenheit, sich mit Bildern und Text zu beschäftigen.
Wir arbeiten in gewisser Weise auf eine melancholische Art – oder vielleicht auch auf einem romantisch-altmodischen Weg. Unser Arbeitsplatz befindet sich in einem alten Atelier. Wir arbeiten viel mit Mock-Ups, was eine völlig überkommene Arbeitsweise ist. Uns entspricht diese sehr taktile Art des Arbeitens jedoch sehr. So sind wir eben.

Danke für deine Zeit, Ronan.

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Die „Album“ Ausstellung ist im „Arc en Rêve Centre d'Architecture“ in Bordeaux vom 27.01.2011 bis zum 24.04. 2011 zu sehen.

Die Retrospektive auf das Werk der Bouroullecs wird im Centre Pompidou-Metz im October 2011 eröffnet und ist bis im Frühjahr 2012 zu sehen.

Zur Zeit im Centre Pompidou-Metz: Eine Installation der Bouroullecs in Kooperation mit Xavier Veilhan im Rahmen der Ausstellung 'Chefs-d'oeuvre?', die bis zum 30 August 2011 läuft.

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