Man sagt, gutes Design ist verständliches Design, kreiert Produkte, die ihren Nutzen und ihre Verwendbarkeit kommunizieren. Beim Premium-Holzofenhersteller HARRIE LEENDERS steht auch hinter den Produkten eine fesselnde Geschichte.

Outwardbounder Bart Leenders, Geschäftsführer von Harrie Leenders und Sohn des gleichnamigen Gründers, findet Inspiration und Energie in der Wildnis: "Das ist meine Therapie"

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Outwardbounder Bart Leenders, Geschäftsführer von Harrie Leenders und Sohn des gleichnamigen Gründers, findet Inspiration und Energie in der Wildnis: "Das ist meine Therapie"

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"Schottland ist nass", sagt Bart Leenders.

Das könnte eine Binsenweisheit sein. Aber dieser Mann weiss, wovon er spricht, er weiss, wie es da draussen ist, ohne Gore-Tex. Der bekennende Anhänger der erlebnisorientierten Outward-Bound-Pädagogik und saisonale Survivalist – zufälligerweise Geschäftstführer und Posterboy des Premium-Holzofenherstellers Harrie Leenders – sucht die raue Seite von Mutter Natur, auch wenn das Business rau ist. Hier schiesst er die Behutsamkeit in den Wind (und andere Elemente), findet Inspiration, neue Energie und sich selbst wieder.

"Das ist meine Therapie", sagt Bart mit der erfrischenden Offenheit, die jeder kennt, der den Mann kennt. "Es ist wie das Drücken einer Reset-Taste. Das alles begann zu einem Zeitunkt, an dem ich wirklich eine Auszeit benötigte. Also entschied ich mich, mit einem Kollegen und ein paar Freunden in die Schottischen Glens zu gehen." Sintflutregen, Feuermachen, Survivaltechniken. Die ganze Packung. "Die erste Zeit war es wie Schule schwänzen. Wenn ich in einen abgelegenen Teil von Schweden oder anderswo ging fühlte es sich nicht nach Arbeit an. Aber das lasse ich gerade hinter mir."

Für Bart Leenders ist das Private das Gerschäftliche. "Höre immer auf deinen Instinkt. Dann kannst du Produkte bauen, die tatsächlich dich selbst und andere Leute überraschen."

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Für Bart Leenders ist das Private das Gerschäftliche. "Höre immer auf deinen Instinkt. Dann kannst du Produkte bauen, die tatsächlich dich selbst und andere Leute überraschen."

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Gute Sache, auch. Denn Harrie Leenders ist ein Unternehmen, dessen kommerzieller Erfolg in den letzten Jahren auf dem richtigen Instinkt beruhte. Tun, was sich richtig anfühlt. Bart, der 1998 das Management von seinem Vater, Namensgeber Harrie Leenders übernahm, ist vieles, aber nicht unauthentisch. Die Art wie er offen und freimütig über sein persönliches Leben, aber auch über die Firma spricht ("Wir hatten eine beschissene Zeit") entspricht seiner Leidenschaft für natürliche Materialien wie Echtholz und Leder und für die lokale Produktion in den Niederlanden.

Wie man sieht ist Bart schon seit einiger Zeit auf der Reise, um mehr auf seinen Bauch zu hören, wenn es um kreative Entscheidungen und das Eingehen von Risiken geht. Mit hochgekrempelten Ärmeln ist er im Begriff, die Harrie-Leenders-Kollektion neu zu organisieren, mehrere Produkte rauszuschmeissen, wie z. B. alle Gartenkamine ("Dafür reichen doch ein paar Steine!") und eine Reihe von neuen einzuführen. Der Leitgedanke: Authentizität. Nachdem seine Firma jahrelang feine, moderne Kamine produziert hat, die aussahen wie Möbelstücke, konzentriert sich der feuerbegeisterte Geschäftsführer wieder auf Öfen, die aussehen und sich anfühlen wie Öfen. Die ihren Nutzern ein authentisches (schon wieder dieses Wort) Erlebnis mit und eine Beziehung zum Feuer geben. "Ich war schon immer unzufrieden mit einem Produkt", erklärt er, "sobald es fertig war. Und in meinen Augen sind wir zu weit in eine Richtung gegangen, in der die Funktion unserer Produkte einfach nicht mehr verständlich war."

Der Boxer Plus, ein Bestseller von Harrie Leenders, ist eine Weiterentwicklung des originalen Boxer von 1983, der wegen sinkender Zahlen eingestellt wurde: "Für mich verkörpert er meine Jugend, eine Zeit, als meine Eltern noch das Geschäft führten."

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Der Boxer Plus, ein Bestseller von Harrie Leenders, ist eine Weiterentwicklung des originalen Boxer von 1983, der wegen sinkender Zahlen eingestellt wurde: "Für mich verkörpert er meine Jugend, eine Zeit, als meine Eltern noch das Geschäft führten."

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Ein alter Labrador
Mittlerweile dürfte klar geworden sein, dass Bart Leenders ein begnadeter Geschichtenerzähler ist. Und ein unzensierter obendrein. Da wo die Geschichte des Unternehmens sich mit dem Leben und den Erfahrungen von Vater und Sohn kreuzt, gehört zu vielen Harrie Leenders Produkten selbst eine Erzählung. Zum Beispiel zu Boxer Plus. Er ist ein Nachkomme des originalen Boxer Ofens von 1983, mit dem Bart zuhause aufgewachsen ist und den viele Besucher von Harrie Leenders Showroom noch in bester Erinnerung haben. "Für mich verkörpert er meine Jugend, eine Zeit, als meine Eltern noch das Geschäft führten."

Umso schmerzhafter, als der Buchhalter empfahl, das Modell einzustellen. "Schon O.K.", sagt Bart. Die Produktion war runtergegangen auf sieben Einheiten pro Jahr und jedes Stück erforderte Handarbeit. Aber trotzdem nicht leicht, loszulassen. "Es ist als würde jemand sagen, du sollst deinen treuen Labrador loswerden, weil er zu alt ist."

Was dann geschah, war völlig unlogisch, angesichts der gesunden ökonomischen Entscheidungsgrundlage für Boxers Ableben. Aber es war durch und durch Harrie Leenders. Bart schlug vor einen neuen Boxer zu bauen. Ohne Starttermin, ohne Geschäftsplan. Einfach eine Liebhaberarbeit. Er fertigte ein paar Skizzen an, dann einen Dummy. "Wir wollten nur einen einzigen bauen", erklärt Bart. "Wir hatten nicht die Absicht, ein neues Modell zu produzieren. Aber wir wollten alles, was wir über Verbrennungstechnik wissen, in diesen Ofen einfliessen lassen."

Und das taten sie. Mit seiner tiefen Form und der kleinen Öffnung an der Vorderseite ist er darauf gedrillt zu performen. Bart vergleicht die Leistungsfähigkeit gerne mit einem Sportwagen: "Du machst ihn agil, leicht, mit einem niedrigen Chassis." Vier Jahre des Experimentierens und des Austüftelns, wie die Luft am besten durch die verdeckten Lufteinlässe in den Brennraum zu leiten ist, resultierten im Boxer-Plus, einem Hochleistungsprodukt, das in krassem Gegensatz zu seinem Vorgänger ein Bestseller geworden ist. "Das hat mich gelehrt, dass man immer das tun sollte, was man gerne tut. Immer."

Im Gegensatz zum Vorgänger ist der Boxer Plus mit seiner innovativen verdeckten Luftinjektionstechnik für optimale Verbrennung zum Verkaufsschlager bei Harrie Leenders geworden: "Das hat mich gelehrt, dass man immer das tun sollte, was man gerne tut."

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Im Gegensatz zum Vorgänger ist der Boxer Plus mit seiner innovativen verdeckten Luftinjektionstechnik für optimale Verbrennung zum Verkaufsschlager bei Harrie Leenders geworden: "Das hat mich gelehrt, dass man immer das tun sollte, was man gerne tut."

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Aus der Asche
"Ich habe es falsch geschrieben", sagt Bart von Stor, einem robusten Ofen mit einer weiteren Geschichte. "Stoer hätte es heissen sollen", erklärt er, "was niederländisch für 'stark' ist. Dank einer Ex-Freundin aus Norwegen spreche Norwegisch und habe es versehentlich im nordischen Stil geschrieben. Aber es ist ein schönes Wort und es passt perfekt zum Produkt."

Stors Härte hat ihren Ursprung in einer harten Lektion für Harrie Leenders. Als Bart entdeckte, dass einer seiner Mitarbeiter, mit Unterstützung des Buchhalters, in Unterschlagung verwickelt war, war der Ausfall für ihn grösser, als die Entlassung eines Kollegen. Es war der Verlust eines Freundes, dem er vertraut hatte. Sehr belastend war die Situation auch für Barts Vater, der schon nicht mehr in der Verwaltung von Harrie Leenders war und sich nun besonders hilflos fühlte.

"Also fragte ich meinen Vater, ob er mit mir an dieser Idee arbeiten wolle. Wir hatten kürzlich den Fuga eL eingeführt, aber das war irgendwie kein Ofen mehr. Jedenfalls war er nicht mehr als solcher erkennbar. Seine Funktion war nicht ablesbar. Es hätte auch ein Fernseher sein können. Man sieht nicht mal, wie man ihn öffnen kann. Ich wollte also einen Ofen entwickeln, der auf den ersten Blick ein Ofen war." Bart stellte sich und Harrie die Aufgabe, das Verbrennungsystem des Fuga eL zu verwenden, aber die Ofencharakteristik in den Vordergrund zu stellen, die Konstruktion zu feiern, statt sie zu verschleiern. "Wir haben uns Dinge gefragt wie: 'Was tut ein Ofen?' Er beschützt Leute. 'Wie sehen Dinge aus, die Leute beschützen?', 'Wie sieht Nützlichkeit aus?'"

Ihre Untersuchungen führten Vater und Sohn dazu, sich Rüstungen anzusehen, unter anderem die der Terrakotta-Armee der chinesischen Provinz Shaanxi, und eine alte, von Hand genietete Eisenbahnbrücke in Deutschland, mit deutlich sichtbaren Spuren der Arbeit an ihrer Konstruktion – eine Eigenschaft, die Stor sich mit Nachdruck einverleiben würde. Den Griff des Ofens in den Griff zu bekommen sollte sich auch als Problem erweisen. Vieles wurde ausprobiert – Stahl, Silikon, Leder – und verworfen, um sich schliesslich für Holz zu entscheiden. Natürlich nicht für irgendein altes Holz. "Mein Vater erwähnte, dass ein Zimmermann ihm gerade Küchenschränke herstellte und dazu Holz vom Olivenbaum seines Gartens in Italien verwendete und dass einige Stücke übrig waren. Ich dachte, das ist einfach fantastisch. Ja! Mein Vater sagte dann, er wolle die Griffe selbst machen. Und ich sagte wieder ja. Das ist Authentizität."

Der Stor Holzofen zeigt seine ehrliche und robuste Konstruktion mit Stolz. Die Griffe aus Olivenholz hat Harrie Leenders höchstselbst aus seinem eigenen Baum hergestellt – mehr Authentizität geht nicht

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Der Stor Holzofen zeigt seine ehrliche und robuste Konstruktion mit Stolz. Die Griffe aus Olivenholz hat Harrie Leenders höchstselbst aus seinem eigenen Baum hergestellt – mehr Authentizität geht nicht

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Feld der Träume
"Ich war in Schweden mit diesen gemieteten Zelten und Öfen", erklärt Bart als wir über den Harrie Leenders Fältovn oder Feldofen sprechen. "Die Öfen dort waren aus Edelstahl und sie waren scheisse. Funktional, ja, aber die Verbrennungstechnik war wirklich mies."

Das musste man doch besser machen können. "Als ich nach Hause kam fing ich an, mich damit zu beschäftigen. Wenn ich mein Wissen über Verbrennungstechnik nutzen könnte, um einen portablen Ofen zu konstruieren, den Menschen sich selbst zusammenbauen können, während sie in einem Flüchtlingscamp leben, dann wären sie in der Lage ihre Zelte zu beheizen, Wasser zu kochen und Brennstoff zu sparen anstatt offene Feuerstellen zu nutzen, die viel Rauch produzieren und ausserdem Sicherheitsrisiken mit sich bringen."

Alle Parameter wurden auf Null gesetzt, das Projekt fand ausserhalb von Barts Komfortzone statt. Der neue Feldofen sollte ohne Schweissgerät und Biegemaschine konstruiert werden. Letztere wurde schliesslich (widerstrebend) doch eingesetzt, um die Konstruktion des Prototypen robuster zu machen, aber Lasercutter und cleveres Design machten ersteres tatsächlich überflüssig.

Tiefe Unzufriedenheit mit den Feldöfen, die Bart bei einem seiner Outdoor-Trips nutzte ("Sie waren scheisse. Die Verbrennungstechnik war mies"), war Grund für die Entwicklung des Fältovn, der dem schwedischen Survivalexperten Lars Fält gewidmet ist

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Tiefe Unzufriedenheit mit den Feldöfen, die Bart bei einem seiner Outdoor-Trips nutzte ("Sie waren scheisse. Die Verbrennungstechnik war mies"), war Grund für die Entwicklung des Fältovn, der dem schwedischen Survivalexperten Lars Fält gewidmet ist

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Der Fältovn ist dem militärisch ausgebildeten schwedischen Survivalexperten Lars Fält gewidmet, mit dem Bart, wie er es ausdrückt, "das Privileg hatte zu trainieren. Er verdient einen nach ihm benannten Ofen. Letztes Jahr lud er mich zu sich und seiner Frau ein. Seine Bibliothek ist einzigartig, so wie seine Survivalschule auf einem militärischen Gelände. Normalerweise würde man da wahrscheinlich gar nicht reinkommen." Zurück in der Zivilisation verkauft sich der lokal produzierte Fältoven zu Hunderten, in seiner Canvastasche mit den Narbenlederdetails und dem eingeprägten Motto: "Always good weather".

Das ist Barts Richtung, ob Regen oder Sonne. Für ihn ist das Persönliche das Berufliche. "Höre immer auf deinen Instinkt. Dann kannst du Produkte bauen, die tatsächlich dich selbst und andere Leute überraschen."

Und das ist kein Märchen.

Fältovn kommt in einer Tasche mit Trageriemen aus Narbenleder, in das der Spruch "Always good weather" eingeprägt ist – eine Geisteshaltung die die Marke Harrie Leenders durchzieht

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Fältovn kommt in einer Tasche mit Trageriemen aus Narbenleder, in das der Spruch "Always good weather" eingeprägt ist – eine Geisteshaltung die die Marke Harrie Leenders durchzieht

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