Gut aufgelegt: FDB Møbler

Einen Klassiker zu remixen ist nie einfach. Die gelungene Coverversion eines Popsongs wird, auch wenn sie der ursprünglichen Aussage treu bleibt, immer ein wenig in Klang, Stimmung oder Tempo vom Original abweichen. Der Künstler geht mit der Zeit um ein neues Publikum anzulocken, auf dass der Song auch bei der nächsten Generation ein Hit wird. Genau so funktioniert es auch bei Möbeln. Die Neuauflagen von Klassikern werden immer Anpassungen und Aktualisierungen erfahren, manche sind für das Auge kaum wahrnehmbar, andere offensichtlicher, wie eine frische, neue Farbe. Und selbst wenn ein Design nagelneu ist, wird es, um erfolgreich zu sein und allgemeine Anerkennung zu erlangen, oft einen Blick zurück werfen, um sich von den Motiven der Vergangenheit inspirieren zu lassen.

Darin ist der Kopenhagener Designer Thomas Alken, der Gründer von Format Design, bestens bewandert. Er war massgeblich an der Wiederauferstehung des dänischen Möbelunternehmens FDB Møbler beteiligt und arbeitete als Designberater am Relaunch der 1942 vom Designer Børge Mogensen gegründeten, inaktiv gewordenen Traditionsmarke im Jahr 2013. Unter der Leitung von CEO Ole Kiel besteht ein Grossteil der heutigen Kollektion der Marke aus wiederaufgelegten Klassikern.

Unter Alkens Anleitung wurde den besten Entwürfen aus dem reichen Archiv des Unternehmens – etwa 800 Zeichnungen aus den 1950er, 60er und 70er Jahren – neues Leben eingehaucht. Dazu gehören Bestseller, die wegen ihrer funktionalen und vertrauten Einfachheit sehr beliebt sind, wie Mogensens Stuhl J52B aus dem Jahr 1952, seine eigene rückenschonende Neuinterpretation des englischen Windsor-Stuhls aus dem 18. Jahrhundert, und Poul M. Volthers J46 Esszimmerstuhl mit Spindelrücken, dessen Entwurf auf das Jahr 1956 zurück geht.

Der Entscheidungsprozess, welche Stücke wieder aufgelegt werden sollen, erforderte laut Alken einiges an Überlegungen sowie das aufmerksamen durchforsten des FDB Møbler Archivs, um die potenziellen neuen Hits zu ermitteln – dem Möbeläquivalent einer Coverversion. “Viele Unternehmen scheinen zu glauben, dass alle alten Produkte auch heute noch relevant sind", so Alken, "aber ich glaube das überhaupt nicht. Es gibt immer gute und schlechte Entwürfe, auch vor 70 Jahren! Ich habe meine Intuition als Designer genutzt, um die Neuauflagen auszuwählen, aber selbst die Richtigen mussten aktualisiert werden".

Ein solcher Ansatz mag als Sakrileg erscheinen, besonders wenn es um Designklassiker geht; Sitze und Tische, die für viele Dänen buchstäblich zum Teil ihrer Lebensgeschichte geworden sind, Erbstücke für zukünftige Generationen. Es handelt sich dabei um durch und durch dänische Entwürfe: Ehrliche, bescheidene, von Hand gefertigte Holzstücke, die nicht schreien, sondern eher leise in der Ecke summen und Teil des Familienlebens werden. Sie sind in ihrem sparsamen Materialeinsatz umweltverträglich, solide und langlebig und unterstützen die Rituale und Aktivitäten des täglichen Lebens in einer warmen und unaufdringlichen, aber einladenden Weise. Sie sind auf Langlebigkeit ausgelegt und somit der Inbegriff von Umweltfreundlichkeit.

Es ist genau diese DNA, die für die Wiedergeburt der Marke gefördert wurde und sie gleichzeitig sicher in das 21. Jahrhundert führt, wie FDB Møbler's CEO Kiel erklärt: “Die Menschen sind grösser geworden, besonders in den letzten 100 Jahren, deshalb war es wichtig, dem ursprünglichen Design treu zu bleiben und gleichzeitig einige Masse zu verändern und zu vergrössern. Ausserdem haben wir uns auf moderne Produktionsmethoden umgestellt, um einen erschwinglichen Preis zu garantieren.”

Das ist entscheidend, denn die demokratische Philosophie von Mogensen und seinen Designerkollegen war, dass diese Möbel für den normalen Menschen, vom Lehrer bis zum Unternehmer, erhältlich sein sollten. Aus diesem Grund hat FDB Møbler heute einen grossen und vollständigen Bestand aller seiner Möbelkomponenten vorrätig, so dass das Produktionsteam die Möbel schnell zusammenbauen kann. Die dänischen Hausbesitzer warten nur wenige Tage auf ihr Sofa (der weltweite Transport dauert entsprechend etwas länger), statt der üblichen zweimonatigen Lieferzeit für hochwertige, handgefertigte Möbel.

FBR Møbler steht jedoch nicht nur für wiederaufgelegte Klassiker. Es werden auch neue Stücke kreiert, die versprechen, genauso zeitlos in ihrer Wirkung zu sein, wie die Möbel-Wunder aus der Mitte des Jahrhunderts. Und dabei handelt sich nicht um One-Hit-Wonder, die aus Trends resultieren, sondern um gut durchdachte Stücke, die mit der Art und Weise, wie wir heute leben, übereinstimmen. Alkens Sammen-Kollektion war die erste Outdoormöbelserie der Marke. In ihrer utilitaristischen Schlichtheit und ihrem rationalen Design kann man sehen, dass er sein Ziel erreicht hat: “die Kollektion auf den besten Ideen aus der guten alten Zeit zu basieren”.

Auch das im letzten Jahr eingeführte Modulsofa 7-9-13 hat alle klassischen Merkmale von FDB Møbler und ist dennoch für den Lebensstil des 21. Jahrhunderts geschaffen. "Ich habe darüber nachgedacht, was die Leute heute von einem Sofa erwarten würden", so Alken und bezieht sich dabei auf das 7-9-13, was übersetzt soviel heisst wie "Klopf auf Holz". "Es sollte möglich sein, auf dem Sofa zu essen, sich zu entspannen und einen Film zu sehen, richtig zu sitzen, ohne Rotwein zu verschütten, darauf zu schlafen ... oder sogar nackt darauf zu sein", schliesst er mit einem Lächeln. Und das ist die Definition eines Hits, wenn ein Design so durchdacht ist, dass es mehrere menschliche Bedürfnisse und Wünsche erfüllt.

Es sieht so aus, als ob FDB Møbler mit Hilfe einer Vielzahl von zeitgenössischen Designern auf dem Weg ist, nicht nur die dänischen Designschönheiten der Vergangenheit zu schützen, sondern auch die Klassiker der Zukunft zu generieren.

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