A lamp made from industrial waste or furniture made from mushrooms? The design world has long since discovered a multitude of new materials and innovative manufacturing methods. The results are both surprising and impressive. (DE and FR only)

Die Entwicklung und Entdeckung neuer Materialien sowie technologischer Herstellungsverfahren eröffnet Designschaffenden neue Handlungsfelder und fördert Innovationen im Möbel- sowie Produktdesign. In den letzten Jahren hat sich auf diesem Gebiet einiges getan. Entwickler arbeiten zusammen mit Chemikern, Biologen oder Physikern in interdisziplinären Forschungsprojekten, um neue Fertigungsmethoden zu entwickeln. Zugleich entsteht eine überraschende Materialvielfalt, die sich abseits des Gängigen bewegt.

Verschiedene Paneele aus Myzelium von Mogu Interior, Foto: Maurizio Montalti, © Mogu

Material diversity and new production methods | Design

Verschiedene Paneele aus Myzelium von Mogu Interior, Foto: Maurizio Montalti, © Mogu

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Angetrieben werden diese Vorstösse zum einen durch das Denken in Kreisläufen sowie die Suche nach umweltschonenden Alternativen zu bisher bekannten Materialien, zum anderen durch den Wunsch Verfahren und Materialien leistungsfähiger und effizienter zu machen. Das Museum für Gestaltung Zürich widmet sich aktuell dieser Thematik mit der Ausstellung Designlabor: Material und Technik. In diesem Zusammenhang lohnt der Blick auf Projekte, die durch besondere Materialien oder innovative Herstellungsverfahren auffallen.

Hot Wire Extensions, Random Light, Foto: © Marco Rosasco

Material diversity and new production methods | Design

Hot Wire Extensions, Random Light, Foto: © Marco Rosasco

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Natürliche Materialien, die als Alternative zu Leder und synthetischen Textilien, aus Kakteen, Weintrester, Bananen- oder Ananasfasern erzeugt werden, sind schon eine Weile bekannt. Ein jüngerer Naturwerkstoff ist dagegen der Pilz bzw. dessen Fasergeflecht im Boden. Das Museum für Gestaltung zeigt hierzu eine Reihe von Projekten, wie zum Beispiel die des norditalienischen Unternehmens Mogu. Designer Maurizio Montalti befasst sich bereits seit seinem Studium mit Pilzmyzelien und entwickelte daraus Wandpaneele und Bodenfliessen. Noch ist der Pilz ein Nischenprodukt. Doch zahlreiche Forschungsprojekte und Start-ups tüfteln derzeit an der Entwicklung des nachwachsenden Rohstoffs, vom Pilzmöbel über Pilzleder bis hin zu Pilzbausteinen.

Hot Wire Extensions, Basic Bench, Foto: © H. R. Rohrer

Material diversity and new production methods | Design

Hot Wire Extensions, Basic Bench, Foto: © H. R. Rohrer

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Neben dem Einsatz nachwachsender und biobasierter Materialien, liegt ein zweiter Schwerpunkt der Materialforschung auf der Verwertung von industriellen Abfällen und Produktionsresten. Inzwischen findet man beispielsweise Teppiche, die aus Webresten, PET-Flaschen oder alten Fischernetzen hergestellt werden oder Möbel, für die Plastikmüll aus dem Ozean verwertet wird.

Curv Chair von Jörg Boner, Foto: Schmott Photographers, © Jörg Boner

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Curv Chair von Jörg Boner, Foto: Schmott Photographers, © Jörg Boner

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Designer und Materialforscher Fabio Hendry verwendet zur Herstellung seiner skulpturalen Objekte Nylonpulver, das als Abfallprodukt beim 3D-Druck zurückbleibt. Über mehrere Jahre entwickelte er ein besonderes Verfahren, das mittels Hitze Unikate entstehen lässt. Die Form wird aus Draht vordefiniert und in einen Behälter gegeben, der mit Nylonpulver und Siliciumsand gefüllt ist. Durch Erhitzen des Drahtes Verschmelzen Sand und Nylonpulver zu einem hochstabilen Komposit. Je länger der Strom fliesst, desto dicker wird die Schicht um den Draht. Aus dem Forschungsprojekt „Hot Wire Extensions“, das im Rahmen des Design Preis Schweiz ausgezeichnet wurde, ist mittlerweile ein Label entstanden, das u. a. verschiedene Möbelobjekte und Leuchten umfasst.

Curv Chair von Jörg Boner, Foto: Schmott Photographers, © Jörg Boner

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Curv Chair von Jörg Boner, Foto: Schmott Photographers, © Jörg Boner

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Eine andere Art der Innovation zeigt das Museum für Gestaltung mit der Kollektion «Curv» des Schweizer Designers Jörg Boner. Man mag sich zunächst fragen was daran innovativ ist, sieht man doch auf den ersten Blick einfach einen Holzstuhl. Boner entwarf ihn für die deutsche Manufaktur Stattmann Neue Möbel, die auf nachhaltig gefertigte Holzmöbel spezialisiert ist und zudem auf eine metallfreie Produktion achtet. Der Stuhl besteht aus zwei gebogenen Massivholzteilen. Da Metalldübel nicht in Frage kamen und Holzdübel für die Verbindung von Rückenteil und Sitzfläche aufgrund der Hebelwirkung zu schwach waren, musste der Designer eine alternative Lösung finden. Diese fand er in Baumwolldübeln, die aus gerolltem Baumwolltextil bestehen, das mit Naturharz getränkt wird. Durch diese Verbindung, die ohne Leim oder Schrauben auskommt, entsteht ein nachhaltiges und kreislauffähiges Produkt. Die Innovation besteht hier also in erster Linie in der Rückbesinnung auf traditionelle Steckverbindungen und damit einem nachhaltigen Herstellungsverfahren.

Leuchte Ciao Amico Mio von Kueng Caputo, Foto: Etage Projects, © Kueng Caputo

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Leuchte Ciao Amico Mio von Kueng Caputo, Foto: Etage Projects, © Kueng Caputo

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Den experimentellen Umgang mit Werkstoffen verfolgt das Schweizer Duo Sarah Kueng und Lovis Caputo, die ebenfalls in der Designlabor Ausstellung vertreten sind. Für ihr Projekt „Ciao Amico Mio“ fertigen sie Leuchten aus verschiedenfarbigem Plastikgranulat, das sie zu einer Art Folie schmelzen und dann über eine Neonröhre biegen. Der besondere Reiz liegt in der Kombination einer handelsüblichen LED Leuchtstoffröhre mit einem handgefertigten Objekt. Aus eher unscheinbaren Ausgangsstoffen entstehen auffällige Einzelstücke.

Die Bandbreite der Material- und Herstellungsinnovationen wächst dank neuer Technologien und der Zusammenarbeit von Forschenden und Designschaffenden stetig weiter. Als Treiber fördern sie die Entwicklung des Möbel- sowie Produktdesigns. Die hier gezeigte Auswahl gibt indes nur einen kleinen Einblick, möchte jedoch zum Entdecken ungewöhnlicher Produkte und Ideen anregen.

Die Ausstellung Designlabor: Material und Technik im Museum für Gestaltung Zürich läuft noch bis 6. September.

Die Arbeiten von Fabio Hendry für sein Label „Hot Wire Extentions“ sind bis 12. September in der Galerie O in Chur zu sehen.

Text: Katharina Sommer

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