Mit der Umwandlung von Abfall in kreislauffähige Designmöbel ist Triboo seinen Mitbewerbern in Sachen umweltbewusste Industrie einen Schritt voraus. Sein Rezept ist einfach, aber radikal: weniger Materialien, weniger CO2, weniger Abfall.

Die Möbelkollektion NeverEnding von Triboo bietet dramatische organische Formen, die aus recyceltem Kunststoff und Naturfasern 3D-gedruckt sind

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Die Möbelkollektion NeverEnding von Triboo bietet dramatische organische Formen, die aus recyceltem Kunststoff und Naturfasern 3D-gedruckt sind

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Um wirklich einen Unterschied zu machen, muss sich nachhaltiges Design in verschiedener Hinsicht fortentwickeln. Es muss Abfälle und Emissionen in der Produktion, entlang der Lieferketten und in der Logistik vermeiden und idealerweise vorhandene Abfälle wiederverwenden, sodass gar nicht erst neuer Abfall entsteht.

Das niederländische Unternehmen Triboo ist fest entschlossen, genau diese Schritte zu tun. Es bietet Büros und anderen Unternehmen nicht nur nachhaltigere Möbel und Einrichtungsgegenstände, sondern auch ein radikales neues Modell für die Schaffung einer nachhaltigen Büroumgebung und den Umgang mit Abfall.

Das niederländische Unternehmen ist entschlossen, ein nachhaltigeres Modell für die Büromöbelindustrie zu schaffen

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Nachhaltige Oberflächen

Ein wichtiges Standbein des Unternehmens sind Tischplatten, Schreibtische, Regale, Akustikpaneele, Sichtschutzkabinen und Innenwandsysteme. Das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens besteht darin, dass seine Produkte je nach Dicke 60-90 % weniger Material als herkömmliche Paneele verbrauchen, aber deutlich stabiler sind und sich nicht verziehen. Triboo kann Paneele mit einer Länge von bis zu fünf Metern herstellen, was für einteilige, ultralange Tischplatten perfekt ist.


„Die wirklich innovative Idee besteht darin, Material gar nicht erst zu verwenden“


Das Geheimrezept ist ein im Innern befindliches, patentiertes Rastersystem namens #GREENGRIDZ, das vor zehn Jahren in den Niederlanden entwickelt wurde. Dieses Gitter befindet sich zwischen hochdichten, in Irland hergestellten Faserplatten, die aus geschredderten Holzstücken aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern bestehen. Es sind Elemente, die für die Möbelherstellung nicht gross genug sind.

Die #GREENGRIDZ-Paneele von Triboo sind die Definition von „weniger ist mehr“: Sie werden mit 60-90 % weniger Material als herkömmliche Paneele hergestellt, sind aber viel stärker

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Die #GREENGRIDZ-Paneele von Triboo sind die Definition von „weniger ist mehr“: Sie werden mit 60-90 % weniger Material als herkömmliche Paneele hergestellt, sind aber viel stärker

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Materialeffizienz

„Die wirklich innovative Idee besteht darin, Material gar nicht erst zu verwenden“, so der Gründer von Triboo, Marc van der Heijden. Dieses Weniger-ist-mehr-System bedeutet, dass bei der Herstellung 60 % weniger CO2 erzeugt werden als bei herkömmlichen Verfahren. Und die massive Gewichtseinsparung bedeutet, dass viel mehr Paneele in einem Lkw transportiert werden können, was die logistikbedingten Emissionen senkt.

Am Ende ihrer Nutzungsdauer werden diese Platten in hochwertige Aktivkohlepellets und Staub umgewandelt, die in der Wasser- und Luftfiltration eingesetzt werden. Ausserdem entwickelt Triboo derzeit #greengridz – eine zu 100 % recycelbare Paneele, die aus Altpapier und Karton besteht.

Die #GREENGRIDZ-Paneele können am Ende ihrer langen Nutzungsdauer in wertvolle Aktivkohlepellets umgewandelt werden

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Die #GREENGRIDZ-Paneele können am Ende ihrer langen Nutzungsdauer in wertvolle Aktivkohlepellets umgewandelt werden

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Einfache Ideen, enorme Wirkung

Dass die Gitterstruktur keine höhere Mathematik ist, daraus macht van der Heijden keinen Hehl. Doch wie bei vielen Nachhaltigkeitsinnovationen liegt die eigentliche Kunst in der Durchführbarkeit – und darin, Produkte in der richtigen Qualität und im richtigen Umfang herzustellen. „Die Idee ist sehr einfach. Das Schwierige ist, sie schnell und in industriellem Massstab zu produzieren. Triboo produziert heute zwischen 5.000 und 7.000 Paneele pro Woche.”


„In Europa werfen wir jedes Jahr 11 Milliarden Kilo Möbel weg. Unser Umgang mit Möbeln und ihre Herstellung müssen sich ändern“


Das 2016 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz im niederländischen Zevenhuizen und besitzt ein Büro und einen Ausstellungsraum in Kopenhagen; die meisten seiner Grosskunden kommen aus der Region. Van der Heijden ist entschlossen, nachhaltig zu expandieren; um die Lieferwege zu verkürzen, plant er, Satelliten-Produktionsstätten zu eröffnen. Derzeit prüft Triboo die Eröffnung von Werken in Dänemark, Deutschland und Polen.

Marc van der Heijden, der Gründer von Triboo, möchte weitere Produktionsstandorte in ganz Europa eröffnen

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Kreislaufwirtschaft neu definieren

Van der Heijden kommt aus der Logistikbranche und hat daher einen guten Überblick über die Abfälle, die bei der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung von Möbeln entstehen. „In Europa werfen wir jedes Jahr 11 Milliarden Kilo Möbel weg“, erklärt er. „Unser Umgang mit Möbeln und ihre Herstellung müssen sich ändern.“

Sein Engagement gilt darüber hinaus einer radikalen Art von Kreislaufwirtschaft. Van der Heijdens Ansicht nach reicht die Vorstellung, dass beständiges Design und Materialien die beste Art von Nachhaltigkeit seien oder dass wir einfach behalten sollten, was wir haben, nicht aus. Die Bedürfnisse von Unternehmen und Kunden ändern sich, sie wollen Neues und Anderes. Und die Kreislaufwirtschaft ist der nachhaltige Weg, diese Realität anzuerkennen.

Van der Heijden betont, dass die zirkuläre Produktion entscheidend für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ist

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Van der Heijden betont, dass die zirkuläre Produktion entscheidend für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ist

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Vom Abfall zur Ressource

„Unternehmen werfen Möbel weg, weil sie veraltet sind, weil sich die technischen Spezifikationen ändern oder das Design nicht mehr zeitgemäss ist“, so van der Heijden. „Unsere Arbeitsweise ändert sich, aber Rohstoffe können ihre Form ändern, um neuen Wünschen oder Anwendungsszenarien gerecht zu werden. Daher haben wir uns auf die Suche nach Materialien gemacht, die aus Abfallströmen hergestellt werden und im 3D-Verfahren gedruckt können.“

Das Ergebnis ist die NeverEnding-Möbelkollektion von Triboo, im Wesentlichen 3D-gedruckte Tischgestelle, Pflanzgefässe, Lampenschirme und mehr, die aus recycelten Kunststoffen und Naturfaserabfällen hergestellt werden. Unter hohem Druck presst das Unternehmen Abfälle auch zu Tischplatten.

Triboo hat alles, von ausgedienten Staubsaugern über ausgemusterte Euro-Noten bis hin zu lokal angebautem Hanf, in bedruckbare Materialien verwandelt

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Triboo hat alles, von ausgedienten Staubsaugern über ausgemusterte Euro-Noten bis hin zu lokal angebautem Hanf, in bedruckbare Materialien verwandelt

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Für CSU, das grösste Reinigungsunternehmen der Niederlande, wurde ein einzigartiger Tisch aus ausgemusterten und zerkleinerten Henry-Staubsaugern hergestellt. „Sie wissen schon, die, die Sie anlächeln“, schwärmt van der Heijden. „Wir haben sie in den Schredder geworfen und Couchtische daraus gemacht.“ Und natürlich können diese 3D-gedruckten Entwürfe wieder geschreddert werden und der Prozess kann von vorne beginnen. Es ist sogar möglich, Produkte aus den eigenen Abfällen des Kunden herzustellen, indem man Versicherungspolicen, Stromzähler, recycelte Jeans, nicht mehr im Umlauf befindliche Euro-Scheine und lokal angebauten Hanf in druckbare Materialien verwandelt.

Die Reise fängt gerade erst an

Van der Heijden möchte ein Netz von 3D-Druckern aufbauen und die Logistik so weit wie möglich auf die letzte Meile beschränken. Er verfügt bereits über Druckzentren in den Niederlanden, Belgien, der Slowakei und Abu Dhabi. „Wir können unsere Möbel nicht per Lkw oder Schiff verschicken, sondern über eine elektronische Autobahn“, sagt er. „Ich möchte die Möbel von der Strasse holen oder zumindest nur die letzte Meile fahren und die Überproduktion abbauen. Beim 3D-Druck muss man keine 10.000 Stück herstellen und 2.000 wegwerfen, weil man sie nicht verkauft hat. Man kann auf Bestellung aus lokalen Abfallströmen drucken. Mir geht es einfach darum, weniger Material zu verwenden und weniger Abfall und CO2 zu erzeugen.“

Triboo hofft, ein Netzwerk von 3D-Druckeinrichtungen aufzubauen und hat bereits Druckzentren in den Niederlanden, Belgien, der Slowakei und Abu Dhabi

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Triboo hofft, ein Netzwerk von 3D-Druckeinrichtungen aufzubauen und hat bereits Druckzentren in den Niederlanden, Belgien, der Slowakei und Abu Dhabi

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Van der Heijdens radikalere Vision sieht vor, dass Unternehmen nicht mehr über die benötigten Geräte nachdenken, sondern über die ihnen zur Verfügung stehenden Rohstoffe und darüber, wie diese Materialien weiterverarbeitet und wiederverwendet werden können. Triboo bietet jetzt „Möbel als Dienstleistung“ an. Van der Heijden stellt sich das Unternehmen als eine „Rohstoffbank“ vor, die diese Materialressourcen verwertet und umgestaltet, um den sich wandelnden Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden.

Dass es noch ein langer Weg ist, räumt er gerne ein, betont aber, dass Triboo skaliert und sich schnell weiterentwickelt. „Wir sind noch nicht überall, aber wir sind erst sechs Jahre alt und haben schon grosse Sprünge gemacht. Wir sind bereit, zu skalieren und mit grösseren Organisationen an besseren Lösungen zu arbeiten.“

© Architonic

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