Modernes Design jenseits von Teakholz und Messingbeschlägen hat sich seit langem im Yachtsport herum-gesprochen. Innovative Werften und Designer arbeiten mit neuen Antriebstechniken, Materialien und Formen-sprachen. Die Yacht ist dafür geradezu ideal: Oft als Prototyp bestellt und angefertigt, bietet sie sich an für neue Entwick-lungen und ist gleichzeitig eine der letzten Domänen massgefertigten Handwerks.

Der ‚Glamour’ des Yacht-Sports ist durch mehrere Faktoren begründet: Platz, Geld und Angebots-Knappheit. Die Anzahl der Zulassungen ist begrenzt, Liegeplätze sind rar und teuer – und die Wartung eines Bootes beansprucht Geld, Zeit und Personal. Darüber hinaus geht Bootsführerscheinen ein zeitintensives Training und eine schwierige Prüfung voraus und Boote ab einer gewissen Grösse lassen sich schlicht und einfach nur mit mehreren Personen steuern: Sie erfordern eine Crew.

Motoryacht der '40 Signature Series', Foto © Yacht Plus

Yachting – Design | Aktuelles

Motoryacht der '40 Signature Series', Foto © Yacht Plus

×

Die Anordnung der Räume und der Innenausbau von Yachten setzt Erfahrung und grosses architektonisches Geschick voraus, geht es doch in einem Boot auch darum, den Platz optimal auszunutzen und auf die besonderen Proportionen des Rumpfes Rücksicht zu nehmen. Seegang, Feuchtigkeit und Salzgehalt der Luft erfordern besondere Lösungen hinsichtlich Konstruktion und Material. Werften und Schiffsbauingenieure haben zwar das technische Know-How, ziehen jedoch Designer und Architekten bei der Planung hinzu.
Auch zwei der grössten zeitgenössischen Architekten haben sich dem Thema angenommen.

Interieur der Motoryacht der '40 Signature Series', Design Sir Norman Foster, Foto © Yacht Plus

Yachting – Design | Aktuelles

Interieur der Motoryacht der '40 Signature Series', Design Sir Norman Foster, Foto © Yacht Plus

×

Sir Norman Foster hat für das britische Unternehmen ‚Yacht Plus’ die Motoryachten ‚40 'Signature Series' entworfen. ‚YachtPlus’ offeriert ein innovatives Konzept mit Rundum-Service für einen exklusiven Kundenkreis, der dennoch finanzielle Grenzen kennt: Statt das Boot zu kaufen oder zu chartern, kann der Kunde im Rahmen einer Beteiligung an der Flotte über ein ständig bemanntes und gewartetes Schiff verfügen.
Innovativ ist auch die Architektur: Rumpf und Aufbauten sind aus Aluminium. Das Material gibt dem Boot ein metallisches und futuristisches Aussehen.

Interieur der Motoryacht der '40 Signature Series', Design Sir Norman Foster, Foto © Yacht Plus

Yachting – Design | Aktuelles

Interieur der Motoryacht der '40 Signature Series', Design Sir Norman Foster, Foto © Yacht Plus

×

Im Inneren wurde das Hauptaugenmerk auf die Durchflutung mit Licht und zahlreiche Ausblicke gelegt. Ein Thema, das im Bootsbau oft zu kurz kommt, da der Bootskörper nur eine limitierte Anzahl an Öffnungen zulässt. Foster löste das Problem auf clevere Art und Weise, indem er die vier Decks mit einer Glas-Wendeltreppe verbindet und die Treppenöffnung Licht ins Innere des Schiffs bringt. Raumhohe Fenster und hochreflektierende, glänzende Materialien maximieren das verfügbare natürliche Licht.
Der begrenzte Raum an Bord macht Privatsphäre um so wichtiger, falls das Boot für Ferien- oder sogar Wohnzwecke genutzt wird. Die 53 qm grosse ,Owner’s Suite’ verfügt deshalb auch über ,His and Hers’ Balkone, damit ,Sie’ und ,Er’ sich nicht zu schnell auf die Nerven gehen.

'B60 Sloop' Design: John Pawson/Luca Brenta Yacht Design, Foto © Luca Brenta Yacht Design

Yachting – Design | Aktuelles

'B60 Sloop' Design: John Pawson/Luca Brenta Yacht Design, Foto © Luca Brenta Yacht Design

×

John Pawsons lichtdurchflutete, in weiss gehaltenen Interieurs in Kombination mit holzbeplankten Böden entsprechen dem edlen, minimalistischen Look der B-Series von Luca Brenta Yacht Design. Pawson gestaltete das Interieur der von Luca Brenta entworfenen Yacht B60 Sloop. Sie besitzt einen Carbon-Schiffsrumpf und höchste Manövrierfähigkeit, ihre Konzeption macht jedoch deutlich, dass sie eher für Freizeit- als für Rennzwecke dient: Drei geräumige Cockpits in schlichter Pawson’scher Eleganz und edlen Oberflächen machen den Aufenthalt an Bord wohnlich. Luca Brenta, der für die bekannte monegassische Firma Wally die Daycruiser-Yachtszene revolutionierte, sorgte für die technischen Finessen.
Ist elektrisch betriebene Segelsteuerung per Knopfdruck mittlerweile Standard, sorgt Brenta für neue Aha-Erlebnisse: Mittels Technik-Transfer von Düsenflugzeug-Fahrwerken wird der Anker ausgefahren bzw. gelichtet. Während das von sehr ernsthaften Seglern als ‚Schnickschnack’ geächtet wird, macht sich der B60-Kapitän auf jeden Fall nicht die Hände nass.

'B60 Sloop' Design: John Pawson/Luca Brenta Yacht Design, Foto © Luca Brenta Yacht Design

Yachting – Design | Aktuelles

'B60 Sloop' Design: John Pawson/Luca Brenta Yacht Design, Foto © Luca Brenta Yacht Design

×

,Wally 143 Esence’ ist eine von Wally designte Mega-Yacht von 43 Metern Länge, die ihre hohe Performance einer modernen Carbon Prepreg (mit Spezialharz vorimprägniertes Carbongewebe) Kompositkonstruktion verdankt: Die Yacht wiegt durch die leichte Konstruktion ,nur’ 140 Tonnen.

Wally 143 Esence, Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

Wally 143 Esence, Foto © Wally

×

Die 40-Meter-Yacht Wally 130 entstand in einer Zusammenarbeit von Wally und Javier Soto Acebal Naval Architects. Der Kajütenaufbau und die Monitore der Kontrollinstrumenet sind mit roten LEDs hinterleuchtet. Das sieht nicht nur cool und futuristisch aus: Der Blendungseffekt wird so auch reduziert.

Wally 130, Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

Wally 130, Foto © Wally

×

Wally 130, Kontrollinstrumente, Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

Wally 130, Kontrollinstrumente, Foto © Wally

×

Wallynano ist der neue sportliche Daycruiser, der dank technischer Finessen von nur einer Personen gesegelt werden kann. Klein aber fein besitzt auch die 11.3 Meter lange Segelyacht – was ja immer noch keineswegs ,nano’ ist - das für die Wallyboote typische und sehr grafisch anmutende ,minimal Design'.

,Wallynano', Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

,Wallynano', Foto © Wally

×

Moderne Segelverstellung per Knopfdruck bei ,Wallynano', Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

Moderne Segelverstellung per Knopfdruck bei ,Wallynano', Foto © Wally

×

Wally ist jedoch auch für den Bau von Motor-Sportbooten bekannt, die an Coolness kaum zu überbieten sind.
‚Wallypower’ Motoryachten sind von scharfkantigem Aussehen, einer Ästhetik, die der besonderen geometrischen Form der Tarnkappenflugzeuge nachempfunden scheint: Diese ,Stealthbomber’ sind auf dem Radarschirm unsichtbar.

Wallypower 118, Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

Wallypower 118, Foto © Wally

×

,Wallypower 118' von Wally, Design: Wally / Lazzarini Pickering Architetti, Foto © Wally

Yachting – Design | Aktuelles

,Wallypower 118' von Wally, Design: Wally / Lazzarini Pickering Architetti, Foto © Wally

×

Lazzarini Pickering Architetti aus Mailand, ein Architekturbüro mit besonderem Gespür für luxuriöse Interieurs, waren beim Design der spezialangefertigten Yachten von Wally massgeblich beteiligt. Carl Pickering und Claudio Lazzarini haben einen Namen in der Yachtbranche und arbeiten auch mit anderen Werften zusammen. So entstand auch Polytropon II, ein Segelboot, das den Ansprüchen seines Besitzers nicht mehr gerecht wurde und das deshalb ein Redesign von Lazzarini Pickering verordnet bekam. Diese lagerten die Schlafplätze der Crew und die Küche auf ein Beiboot aus, das auch als Transferboot dienen kann. Damit bleibt die Yacht dem Besitzer und seinen Gästen vorbehalten und bietet mehr Platz, da die Serviceräume entfallen.

,Polytropon II', Design: Lazzarini Pickering architetti, Foto © Lazzarini Pickering architetti

Yachting – Design | Aktuelles

,Polytropon II', Design: Lazzarini Pickering architetti, Foto © Lazzarini Pickering architetti

×

Interieur der ,Polytropon II', Design: Lazzarini Pickering architetti, Foto © Lazzarini Pickering architetti

Yachting – Design | Aktuelles

Interieur der ,Polytropon II', Design: Lazzarini Pickering architetti, Foto © Lazzarini Pickering architetti

×

Formal ähnlich sind die Yachten der in Weggen bei Luzern ansässigen Firma Code X.
Code X setzt ausser auf futuristisches Aussehen auch auf zukunftsorientierte Antriebstechnoalogie: Die Code-X-Boote der ersten Generation vereinigen konventionelle Technologie mit regenerativer Energie in Form eines Solarhybridantriebs.
Die CODE-X-Yacht der zweiten Generation substituiert den konventionellen
Antrieb mittels des regenerativen, CO2-neutralen ,Silicon Fire-Treibstoffes’ in Kombination mit Sonnenenergie. Die Komponenten des ,Silicon Fire-Treibstoffes’
sind regenerative Energie, Wasser, und Kohlendioxid.

Code X Hybrid-Boot, Foto © Code X

Yachting – Design | Aktuelles

Code X Hybrid-Boot, Foto © Code X

×

Code X Hybrid-Boot, Foto © Code X

Yachting – Design | Aktuelles

Code X Hybrid-Boot, Foto © Code X

×

Die High-End-Regattaszene entwickelt die neusten Materialien und Technologien, die dann oft von Amateur-Ragattaseglern und Besitzern von Luxus-Segelyachten übernommen werden.
Traditionelle Segel weisen unzählige Nähte auf, die neuen 3DL Segel des Marktführers North Sails hingegen sind nahtlos und bestehen aus einem einzigen dreidimensionalen Stück. Carbon-Fäden werden auf einer Trägerfolie so ausgerichtet, dass sie den Lastverläufen im Segel entsprechen. Das Ergebnis ist eine hoch ästhetische Struktur.

3DI Segel von North Sails, Foto © North Sails

Yachting – Design | Aktuelles

3DI Segel von North Sails, Foto © North Sails

×

Noch avancierter ist die neue Generation der 3DI Segel. Auf einer dreidimensionalen Form werden Filamente (ein Filament ist eine Endlosfaser: Chemiefasern können im Gegensatz zu Naturfasern theoretisch endlos lang ausgesponnen werden) mit einer Art Plotter parallel zueinander aufgebracht und thermisch geformt, eine Trägermembran wie beim 3DL Segel ist nicht mehr nötig. Das Ergebnis ist ein opakes, metallisch wirkendes Segel, das statt einem textilen Gewebe eher den Charakter einer steifen Folie besitzt, sich aber dennoch gut rollen lässt.

3DI Segel von North Sails, Foto © North Sails

Yachting – Design | Aktuelles

3DI Segel von North Sails, Foto © North Sails

×

Wenn es um Motoren und Lifestyle geht, ist Porsche-Design stets mit grosser Wahrscheinlichkeit vertreten: Bereits 1987 entstand die Motoryacht ‚Kineo’, die im Porsche Design Studio in Zell am See (Österreich) entworfen wurde. ‚Kineo' ist ein exklusives Rennboot, von dem es weltweit nur drei Exemplare gibt und das durch seine charakteristische Delphinform Beachtung fand. In Kooperation mit der amerikanischen Werft ‚Fearless Yachts’ entstanden elegante Speedboote. Bis zu 150 km/h schnell ist der Aqua-Porsche – fearless, wer hier keinen Gurt trägt.

Porsche Fearless Motoryacht, Foto © Porsche

Yachting – Design | Aktuelles

Porsche Fearless Motoryacht, Foto © Porsche

×

Porsche Fearless Motoryacht, Foto © Porsche

Yachting – Design | Aktuelles

Porsche Fearless Motoryacht, Foto © Porsche

×

Kineo Speedboot von Porsche Design Studio, Foto © Porsche

Yachting – Design | Aktuelles

Kineo Speedboot von Porsche Design Studio, Foto © Porsche

×

Das neueste Projekt von Porsche im nautischen Bereich sind die Motorkatamarane der ‚Royal Falcon Fleet’. Die Yachten dieser Serie haben nun zwar die für eine Privatyacht grosszügige Dimension von mehr als 40 m Länge und können bis zu 20 Personen beherbergen, die klassische Eleganz der Fearless Motoryachten blieb jedoch leider auf der Strecke. Doch anders wie bei Megayachten seiner Grössenordnung verzichtet der Motorkatamaran RFF135 im Inneren auf Opulenz und setzt auf Funktionalität. Etwas Luxus versteht sich von selbst.

Motorkatamaran RFF 135, Foto © Porsche

Yachting – Design | Aktuelles

Motorkatamaran RFF 135, Foto © Porsche

×

Klassische Eleganz auf dem Wasser: Nach wie vor strahlen Holzboote ein Riviera-Feeling der sechziger Jahre aus. Die Schweiz, ein Land der Seen, Heimat hochstehenden Handwerks und des Understatement-Chics, ist Domizil mehrerer Weften, die das Riva-Gefühl der 50-er und 60-er Jahre transportieren.
Der Rum-Runner der Schweizer Firma Naval Design GmbH (Christian Bolinger & Oliver Simmonds) zum Beispiel gleitet durch seine Zigarrenform und die 370 PS wie ein Pfeil durch das Wasser.

Rum Runner der Firma Naval Design, Foto © Naval Design

Yachting – Design | Aktuelles

Rum Runner der Firma Naval Design, Foto © Naval Design

×

Die traditionsreiche, am Zürichsee ansässige Werft Pedrazzini baut seit drei Generationen edle Holzboote. In den 50-er Jahren entstand nach Ferruccio Pedrazzinis Plänen auch das ,Capri Super Deluxe', jenes Runabout, das den heutigen Pedrazzini-Motorbooten seine charakteristische, klassische Form verleiht.

Pedrazzini Capri Runabout, Foto © Pedrazzini

Yachting – Design | Aktuelles

Pedrazzini Capri Runabout, Foto © Pedrazzini

×

In aufwändiger Handarbeit werden wertbeständige Hölzer, wie z.B. Eiche und Mahagoni, zu einem Bootskörper verleimt. Die daraus gefertigten Holzkonstruktionen sind von grosser Festigkeit und Langlebigkeit. Wieviel Handarbeit im Bau eines solchen Bootes steckt, wird anhand der investierten Arbeitstunden deutlich: 1800 bis 4000 Arbeitsstunden oder 6 bis 9 Monate investiert ein Mitarbeiter in den Bau eines einzigen Runabouts.

Pedrazzini Vivale Runabout, Foto © Pedrazzini

Yachting – Design | Aktuelles

Pedrazzini Vivale Runabout, Foto © Pedrazzini

×

Weniger geeignet – allein wegen ihrer Grösse- für Schweizer Seen dürfte die Yachten der Firma Schopfer Yacht Design sein. Gemeinsam mit Sparkman Stephens Naval Architects entwarf Kevin E. Schopfer ein Super-Yacht Konzept namens Infinitas, deren Name durch die ineinanderlaufende Schleife des Deckaufbaus entstand. Interessante räumliche Verbindungen entstehen durch die Hohlräume im Volumen der Yacht, deren Inneres durch die besondere Formgebung viel Licht erhält. Schwimmbecken, mehrere separate Aussendecks und Hubschrauberlandeplatz sind nur einige der Annehmlichkeiten des zukünftige Besitzer der Infinitas, die bis jetzt nur auf dem Plan existiert.

Schopfer Motoryacht Infineo, Visualisierung © Schopfer Yachts

Yachting – Design | Aktuelles

Schopfer Motoryacht Infineo, Visualisierung © Schopfer Yachts

×

Schopfer Motoryacht Infineo, Visualisierung © Schopfer Yachts

Yachting – Design | Aktuelles

Schopfer Motoryacht Infineo, Visualisierung © Schopfer Yachts

×

Kein Wunder, haben sich in den vergangenen Jahren Segelsportmarken in den Einkaufsstrassen der Welt etablierten. Paul Shark, Helly Hansen, Musto – Die Ausrüster der Profis transportieren die hohen Werte dieses innovativen und gleichzeitig traditionsreichen Sportes, der in den Häfen der grossen, weiten Welt zuhause ist. Falls Sie nach diesem Artikel Lust auf Ihr eigenes Schiff bekommen haben: Ein kleines, modisches Accessoire ist vielleicht der erste Schritt an Bord der eigenen Yacht.

Abschliessend die neueste Entwicklung, ein Coproduktion zwischen dem französischen Modeimperium Hermès und der oben genannten monegassischen Reederei Wally.
Im italienischen Ancona wurde für ca. 150 Millionen Euro ein 1:1 Modell der WHY Yacht entwickelt, die eher einer Schwimminsel als einem Schiff gleicht. Das kommt nicht von ungefähr: Die Technologie von Ölplattformen kommt hier zum Einsatz. Schwierig dürfte sich jedoch ein Aufenthalt in den mondänen Luxus-Marinas dieser Welt gestalten, wie Marbella, Saint Tropez und Capri - denn für normale Yachthäfen ist die WHY zu breit. Für diese neuartige Typologie von Yachten müssen neue Hafenkonzepte ersonnen werden. Bis dahin findet sich im Frachthafen sicher noch ein Platz neben dem Containerschiff.