Wenn es jemanden gibt, der Holz wirklich versteht, dann ist das der traditionsreiche tschechische Hersteller TON. Jede Faser der klassischen und zeitgenössischen Möbeldesigns atmet die Expertise im Dampfbiegen und die leidenschaftliche Handwerkskunst.

Alex Guflers neue, unverwechselbar geformte Alba-Kollektion für TON wird kommenden Monat auf dem Salone del Mobile in Mailand vorgestellt und ist der erste Ausflug des Herstellers in das Segment der vollständig gepolsterten Stühle

Macht die Biege: TON | Aktuelles

Alex Guflers neue, unverwechselbar geformte Alba-Kollektion für TON wird kommenden Monat auf dem Salone del Mobile in Mailand vorgestellt und ist der erste Ausflug des Herstellers in das Segment der vollständig gepolsterten Stühle

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Es gab Schmalz. Verschiedene Sorten Schmalz.

Zum Beispiel mit getrocknetem Schweinefleisch, so salzig dass er ganz hervorragend zum gehaltvollen, hausgemachten Zwetschgenschnaps passte, den man mir servierte. Ausserdem verschiedene Schmalzsorten mit Kräutern, die man grosszügig auf rustikales Brot geschmiert hatte. Eigentlich keine grosse Überraschung, dies war schliesslich eine Einladung, den etablierten tschechischen Möbelhersteller TON zu besuchen, dessen Image – so wie jener Schmalz – nur so vor Authentizität strotzt. Meine grossartigen Gastgeber legten grossen Wert darauf, dass ich mir nicht nur ein eigenes, detailliertes Bild von ihrer Firma machen konnte, sondern liessen das Ganze für mich zu einem echten Erlebnis werden.

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Mit einer robusten Massivholzkonstruktion und einer ultra-bequemen Sitzbasis aus Taschenfedern und PUR-Schaum vereint die neue Alba Kollektion Funktion, Komfort und starke Ästhetik

Der Name Bystřice pod Hostýnem mag ein Zungenbrecher sein, aber dieser Ort in Mähren, einer Region in der Tschechischen Republik, spielt eine entscheidende Rolle in der Geschichte des modernen Möbeldesigns. Denn genau hier, wo es unendlich viel Holz zu geben scheint, hat der deutsch-österreichische Designpionier Michael Thonet (ja, der mit dem Bugholz!) im 19. Jahrhundert eine seiner ersten Fabriken bauen lassen, um an seinem innovativen Dampfbiegeverfahren zu feilen.

Über 150 Jahre später produziert hier eine Belegschaft von 800 Frauen und Männern, darunter geschulte Handwerker und Technikspezialisten, noch immer Designklassiker wie den Stuhl Nr. 14 und den Stuhl Nr. 30 (den Le Corbusier besonders mochte), aber auch wegweisende Neuentwicklungen wie die Serien Split (Arik Levy) und Merano (Alex Gufler). TONs preisgekrönte Produkte werden international in über 60 Länder zu verschiedenen Vertragspartnern und zu Privatkunden exportiert. Am formalen Ausdruck und der Haptik jedes einzelnen TON Produkts sind Ehrlichkeit und die Leidenschaft für Holz klar zu erkennen. Man weiss, dass man etwas richtig gemacht hat, wenn Skandinavien, das bekannt ist für seine Möbelproduktion, einer der wachstumsstärksten Märkte ist.

Albas Rücken- und Seitenteile sind als ein durchgehendes, elegant fliessendes Element ausgeführt, dessen Polsterung in Premiumleder von Elmo oder fein-taktile Merinowolle gehüllt ist

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Albas Rücken- und Seitenteile sind als ein durchgehendes, elegant fliessendes Element ausgeführt, dessen Polsterung in Premiumleder von Elmo oder fein-taktile Merinowolle gehüllt ist

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„Das Herzstück von TON ist unsere umfassende Erfahrung mit dem Werkstoff Holz.“ erklärt Marketing Chef Jan Juza. „Die Vertrautheit mit dem Material ist das Erbe, das wir von Generation zu Generation weitergeben. Uns geht es um echte Menschen hinter dem Produkt, nicht nur um Marketing und das grosse Geschäft.“ Den Beweis dafür liefern die geringe Fluktuationsrate bei den Angestellten und grosses Engagement seitens der Fabrikarbeiter, von denen viele schon seit Jahrzehnten für TON arbeiten und die als Testimonials in der aktuellen Kampagne der Firma zu Wort kommen.

Dank Juza kommen wir zuerst in den Genuss von etwas Architekturtourismus im nahegelegenen Zlin, einer Industriestadt, die in den 1920er und 30er Jahren grösstenteils von der Bata Gesellschaft gebaut wurde und heute als Paradebeispiel für Stadtplanung der Moderne gilt. Als wir in der TON Fabrik in Bystřice pod Hostýnem ankommen, ist die Produktion in vollem Gange. „Sieht nach einem 14-er Tag aus“, scherzt Juza und meint damit den klassischen Bistrostuhl aus Bugholz, der seit seiner Markteinführung im Jahre 1859 hundertmillionenfach verkauft wurde und dessen ikonische Silhouette Teil des Firmenlogos bildet.

Leidenschaft für und Wissen über das Material Holz wurden über Generationen weitergegeben: In der TON-Fabrik in Bystřice pod Hostýnem erfordert das Dampfbiegen ein umfassendes Verständnis darüber, wie das Material funktioniert

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Leidenschaft für und Wissen über das Material Holz wurden über Generationen weitergegeben: In der TON-Fabrik in Bystřice pod Hostýnem erfordert das Dampfbiegen ein umfassendes Verständnis darüber, wie das Material funktioniert

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Wir beobachten, wie kerzengerade Buchenlatten von jeweils zwei erfahrenen Mitarbeitern ihre unverwechselbare, elegante Kurve bekommen – die spätere Rückenlehne. Dafür nehmen sie die Latten aus dem Hochdruck-Dampfofen und biegen sie von Hand mithilfe von Jahrzehnte altem Werkzeug mühelos in die gewünschte Form. Nur leider, lieber Leser, ist das in Wirklichkeit gar nicht so mühelos, wie Ihr treuer Korrespondent am eigenen Leib erfahren musste, als er sich selbst im Dampfbiegen versuchen durfte und mit seiner Darbietung eine Gruppe Schüler zum Lachen brachte, die gerade auf Exkursion war.

„Es ist ein Dialog mit dem Holz. Eine Art Respekt“, sagt Juza. „Manchmal will das Holz nicht so wie wir, manchmal zerbricht es dann auch. Es ist nun einmal Natur, es lebt.“

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„Es ist ein Dialog mit dem Holz. Eine Art Respekt“, sagt Juza. „Manchmal will das Holz nicht so wie wir, manchmal zerbricht es dann auch. Es ist nun einmal Natur, es lebt.“

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Dafür benötigt man nämlich, wie ich erfuhr, eine fast unmögliche Kombination aus Kraft und Einfühlungsvermögen, genau zu wissen, wo und wie man Druck ausüben muss. Kurz gesagt: man muss die Sprache des Materials sprechen, es verstehen und entsprechend reagieren. „Es ist ein Dialog mit dem Holz. Eine Art Respekt“, sagt Juza. „Manchmal will das Holz nicht so wie wir, manchmal zerbricht es dann auch. Es ist nun einmal Natur, es lebt.“

Jedes einzelne Möbelstück in der TON Fabrik geht im Laufe seines Fertigungsprozesses durch die geschulten Hände von durchschnittlich 25 Mitarbeitern, von denen jeder Profi auf einem bestimmten Gebiet ist – sei es Fräsen, Biegen, Lackierung oder Polstern. Fasziniert sah ich zu, wie ein Arbeiter die Rohrgeflecht-Sitzfläche eines Bugholz-Barhockers immer wieder abhobelte und glatt schliff. Gelinde gesagt, eine sehr arbeitsintensive Aufgabe.

Ein einzelnes Möbelstück durchläuft in TONs Produktionsprozess durchschnittlich 25 Paar Hände, jedes davon auf eine andere Fertigkeit spezialisiert: sei es Fräsen und Biegen oder Lackieren und Polstern

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Ein einzelnes Möbelstück durchläuft in TONs Produktionsprozess durchschnittlich 25 Paar Hände, jedes davon auf eine andere Fertigkeit spezialisiert: sei es Fräsen und Biegen oder Lackieren und Polstern

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Aber das muss auch so sein, wenn man weltweit nach Vorgabe für zahlreiche namhafte Vertragskunden produziert. Qualität ist das A und O. Kürzlich hat die globale Café-Kette Starbucks mehr als 30.000 Stühle beim tschechischen Hersteller bestellt, was anderen Produzenten vielleicht Kopfzerbrechen bereitet hätte, denkt man nur an die Logistik – nicht so TON. Man bewegt sich hier in einer Grössenordnung, wo so ein Auftrag ‚Business as usual‘ ist. Juza erzählt weiter: „Architekten mögen verlässliche Lieferanten. Sie wollen ihre Projekte schnell und stressfrei mit unseren Produkten ausstatten und vorwärts kommen. Mit unseren Möbeln kommen wir ihnen hier entgegen: wir liefern die Qualität, die sie brauchen, wann sie sie brauchen.“

TON hat sich der Qualität verpflichtet, und dieses Versprechen endet nicht am Point of Sale. Während wir später den Showroom besuchten, der sich in der neoklassizistischen Thonet Villa befindet, die als Privatresidenz für die Thonet Familie 1873 fertiggestellt wurde, kam ein Kunde herein. Auf dem Arm hatte er einen alten Dondolo Schaukelstuhl – ein TON Klassiker – dessen Rohrgeflechtsitzfläche einen Riss hatte. Sofort wurde heiss diskutiert, wie man das am besten reparieren könnte. Wer TON kauft, investiert eben in bleibende Werte.

Ein Neuzugang zu Alexander Guflers beliebter Merano-Kollektion für TON: Der Lounge-Sessel eignet sich perfekt für den Einsatz im Objektbereich, wie Hotel-Lobbys und Warteräume, aber natürlich auch für Wohnräume

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Ein Neuzugang zu Alexander Guflers beliebter Merano-Kollektion für TON: Der Lounge-Sessel eignet sich perfekt für den Einsatz im Objektbereich, wie Hotel-Lobbys und Warteräume, aber natürlich auch für Wohnräume

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Für die letzte Station unserer Tour zauberte Juza einen Spezialschlüssel aus der Tasche, führte uns dann durch mehrere Innenhöfe und schliesslich in eines der älteren Fabrikgebäude. Wir mussten einige Treppen steigen, erreichten dann aber das „Geheimzimmer“. Hier bekommen Besucher sozusagen eine Privataudienz mit den Produktneuheiten, noch bevor sie offiziell auf den Markt kommen. Hereinspaziert! Ich sah eine Möbelkollektion, die man als Neuorientierung für TON verstehen könnte. Der italienische, in Wien lebende Designer Alex Gufler hat sie entworfen und sie wird nächsten Monat beim Salone del Mobile in Mailand zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Zum Beispiel Stuhl und Sessel aus der neuen Serie Alba, beide vollständig gepolstert, und deren Stuhlbeine das einzige sichtbare Holzelement bilden.

In ihrem Inneren findet sich selbstverständlich eine solide Holzkonstruktion, gepaart mit einer dank Federkernen und Schaumstoff ultra-bequemen Sitzfläche. Äusserlich besticht das ganze durch Bezüge aus hochwertigstem Elmo Leder oder Merinowolle mit einer tollen Haptik. Alba setzt sich formell aus zwei separaten Teilen zusammen: Rückenlehne, Seitenteile und Armlehnen bilden ein zusammenhängendes, elegant geschwungenes Element, das sich optisch von der Sitzfläche abhebt. Sowohl der Stuhl als auch der etwas grosszügigere Klubsessel sind Stücke, die es schaffen, Funktion, Komfort und Ästhetik in sich zu vereinen und dabei aus jedem Blickwinkel eine gute Figur zu machen.

Weitere Neuigkeiten von TON beim diesjährigen Salone del Mobile: der Kleiderständer Fleur des slowakischen Designers Lubo Majer (oben) und Guflers Tisch Lasa (unten), dessen schräge Beine und Schichtholzfurnier an den Merano Stuhl erinnern

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Weitere Neuigkeiten von TON beim diesjährigen Salone del Mobile: der Kleiderständer Fleur des slowakischen Designers Lubo Majer (oben) und Guflers Tisch Lasa (unten), dessen schräge Beine und Schichtholzfurnier an den Merano Stuhl erinnern

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Guflers beliebte Merano Kollektion wird um einen neuen Klubsessel erweitert, der ebenfalls im Geheimlabor zu sehen war, neben Neuerungen wie einem Kleiderständer von Lubo Majer und dem Lasa Tisch – ebenfalls von Gufler gestaltet – dessen schräge Beine und Holzfurnier ganz klar an Merano erinnern. Der intime Einblick, der mir gewährt wurde, unterstreicht noch einmal die Tatsache, dass bei TON jedes einzelne Produkt von Präzision und Authentizität geprägt ist. Das zeigt sich sowohl in der Art, wie das Material bearbeitet wird, als auch in der Weise, wie das fertige Stück mit seinem Besitzer kommuniziert. Der Schmalz ist optional.

© Architonic

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