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“Es ist nie zu spät", sagt der auf Ibiza geborene Designer Eugeni Quitllet über die brandneue Recycled Grey-Version des verkaufsstarken Remind-Monoblockstuhls von Pedrali.

Eugeni Quitllet: "Wir haben schon vor zehn Jahren mit dem Austesten solcher Lösungen begonnen. Die Leute dachten damals, das sei ein Spass, eine Art Experiment. Jetzt meinen wir es ernst. ". Foto: Nacho Alegre

Wiedersehen macht Freude: Pedralis Remind Stuhl ist zu 100 % recycelt | Aktuelles

Eugeni Quitllet: "Wir haben schon vor zehn Jahren mit dem Austesten solcher Lösungen begonnen. Die Leute dachten damals, das sei ein Spass, eine Art Experiment. Jetzt meinen wir es ernst. ". Foto: Nacho Alegre

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Der Klang des Vogelgezwitschers ist so ausserordentlich klar, dass es mir so vorkommt, als sei ich dort.

Aber es ist nicht nur die tadellose Tonqualität meines WhatsApp-Anrufs bei Eugeni Quitllet, die mir diese geradezu ausserkörperliche Erfahrung beschert. Der preisgekrönte, auf Ibiza geborene Industriedesigner beschreibt die Landschaft der Provence bei seinen Spaziergängen und Gesprächen so eindringlich und poetisch, dass man meint, man lausche einer professionell produzierten Natursendung der BBC.

Der Monoblock-Stuhl Remind von Pedrali, dessen Autor der auf Ibiza geborene Designer Eugeni Quitllet, ist und der 2018 zunächst als Sessel auf den Markt kam, besteht nun vollständig aus recyceltem Plastikmüll. Bild: Andrea Garuti

Wiedersehen macht Freude: Pedralis Remind Stuhl ist zu 100 % recycelt | Aktuelles

Der Monoblock-Stuhl Remind von Pedrali, dessen Autor der auf Ibiza geborene Designer Eugeni Quitllet, ist und der 2018 zunächst als Sessel auf den Markt kam, besteht nun vollständig aus recyceltem Plastikmüll. Bild: Andrea Garuti

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“Genau hierum geht es", sagt Quitllet über Frankreichs malerische Region Lubéron, wo er und seine Familie sich seit Beginn der Pandemie niedergelassen haben. “Genau das möchte ich den Menschen am Ende des Tages vermitteln. Wenn man all diese Energie sieht und spürt – die Blumen, das Sonnenlicht, die Brise, den Gesang der Vögel – all das steckt auch in den von uns verwendeten recycelten Materialien. Es steckt in den Atomen, die man verwendet. Das heisst, wo auch immer auf der Welt man ist und nach dem Stuhl greift, geht dieses kleine Licht von dem Produkt aus.“


"Wir können so viel reden, wie wir wollen, aber wir müssen anfangen zu handeln. Es ist der Beginn einer neuen Geschichte. Der Remind-Stuhl ist jetzt zu 100 % recycelt"


Der Stuhl, um den es hier geht, ist eine Neuauflage des Remind-Stuhls von Quitllet von 2018 für den italienischen Premium-Hersteller Pedrali. Nun allerdings hat der Polypropylen-Monoblock mit seiner an Bugholz erinnernden Silhouette eine radikale Materialverwandlung erfahren. Der ursprüngliche Kunststoff wurde durch einen zu 100 % recycelten Kunststoffmix ersetzt, hinzu kam eine neue, visuell haptische Farbe: Reycled Grey.

Optisch und buchstäblich leicht: Remind zeigt die geschwungenen Kurven des Bugholzstuhls aus dem 19. Jahrhundert – neu interpretiert. Ausserdem gibt es ihn für Pedrali in einer neuen Farbe: Recycled Grey. Foto: Patricia Parinejad

Wiedersehen macht Freude: Pedralis Remind Stuhl ist zu 100 % recycelt | Aktuelles

Optisch und buchstäblich leicht: Remind zeigt die geschwungenen Kurven des Bugholzstuhls aus dem 19. Jahrhundert – neu interpretiert. Ausserdem gibt es ihn für Pedrali in einer neuen Farbe: Recycled Grey. Foto: Patricia Parinejad

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Architonic: Warum ist dieses Update, diese Weiterentwicklung des Remind-Stuhls notwendig?

Eugeni Quitllet: Das liegt auf der Hand. Das ist völlig offensichtlich. So hätte er von Anfang an sein sollen. Aber es ist nie zu spät. Wir haben schon vor zehn Jahren mit dem Austesten solcher Lösungen begonnen. Die Leute dachten damals, das sei ein Spass, eine Art Experiment. Nur um Eindruck zu machen. Jetzt meinen wir es ernst. Wir können so viel reden, wie wir wollen, aber wir müssen anfangen zu handeln. Es ist der Beginn einer neuen Geschichte. Der Remind-Stuhl ist jetzt zu 100 % recycelt.

Aber es geht nicht nur um die Designer und die Produzenten. Auch die Nutzer müssen einen Schritt tun und sich für entsprechende Produkte entscheiden. Die Version aus recyceltem Kunststoff ist ein bisschen natürlicher. Im Inneren des Materials gibt es eine Mischung, die ihm eine Art Stein-Optik verleiht. Deshalb ist jeder Stuhl anders. Es ist ein bisschen wilder.

“Der Verbraucher kann sehen, wo das ganze Plastik, das er benutzt, hin verschwindet und es neu erleben", sagt Quitllet. “Wo auch immer Sie auf der Welt sind und nach dem Stuhl greifen, er strahlt seine Geschichte aus”

Wiedersehen macht Freude: Pedralis Remind Stuhl ist zu 100 % recycelt | Aktuelles

“Der Verbraucher kann sehen, wo das ganze Plastik, das er benutzt, hin verschwindet und es neu erleben", sagt Quitllet. “Wo auch immer Sie auf der Welt sind und nach dem Stuhl greifen, er strahlt seine Geschichte aus”

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Wie gestaltete sich die Weiterentwicklung des Remind-Stuhls für diese neue Version aus recyceltem Material?

Es gibt einen kleinen Unterschied, was die Konstruktion des Stuhls angeht, aber das ist nichts Aussergewöhnliches. Der recycelte Kunststoff hat nicht genau die gleichen mechanischen Eigenschaften wie ein neuer Kunststoff, der im gesamten Stuhl homogen ist. Das recycelte Material ist eine Mischung, ein unregelmässigeres Material, sodass es Teile geben kann, die auf molekularer Ebene weniger miteinander verbunden sind. Man muss also dafür sorgen, dass man einen guten Querschnitt an den richtigen Stellen hat, damit er nicht bricht und alle zu durchlaufenden robusten Tests besteht. Und das tat er auch.

Woher stammt das recycelte Material?

Das ist fifty-fifty. Die Hälfte ist recyceltes Industriematerial, was ganz normal ist. Das ist nichts Besonderes. Aber die anderen 50 Prozent kommen aus Müll. Das ist ein echtes Unterfangen, was die Reinigung angeht. Unsere Städte und Landschaften reinigen, Konsumabfälle aus dem System holen und sie in ein Objekt von Wert verwandeln. Die Verbraucher sehen plötzlich, wohin all das benutzte Plastik gehen kann, und erleben es noch einmal.

Der neue Remind-Stuhl wird zu 50 % aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen und zu 50 % aus Kunststoffabfällen aus industriellen Prozessen hergestellt. 100 % recycelt, "so hätte es von Anfang an sein sollen. Aber es ist nie zu spät”, sagt Quitllet

Wiedersehen macht Freude: Pedralis Remind Stuhl ist zu 100 % recycelt | Aktuelles

Der neue Remind-Stuhl wird zu 50 % aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen und zu 50 % aus Kunststoffabfällen aus industriellen Prozessen hergestellt. 100 % recycelt, "so hätte es von Anfang an sein sollen. Aber es ist nie zu spät”, sagt Quitllet

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Was ist Ihre persönliche Definition von Nachhaltigkeit?

Ich möchte, dass Objekte ihren Nutzern dauerhaft eine positive Emotion vermitteln. Ich möchte niemals Stücke entwerfen, an denen man sich satt sieht oder die selbst körperlich ermüden, sodass man sie loswerden möchte. Das ist der erste Schritt: das zu benutzen, was man braucht und nicht jeden Tag seinen Stil zu ändern. Und dabei geht es nicht nur um Plastik. Um Holz in grossem Stil für die Herstellung guter Stühle zu verwenden, müssen Sie eine grosse Zahl guter, alter Bäume fällen. Vielleicht ist Plastik in diesem Fall ökologischer. Das ist ein schwieriger Balanceakt.


"Ich möchte, dass Objekte ihren Nutzern dauerhaft eine positive Emotion vermitteln. Ich möchte niemals Stücke entwerfen, an denen man sich satt sieht oder die selbst körperlich ermüden, sodass man sie loswerden möchte"


Welche Möglichkeiten bietet Ihnen der Einsatz von überlegteren, stärker recycelten Materialien in Ihrer Designpraxis und in der Designbranche insgesamt, was die Form, den Prozess und auch die Ästhetik angeht?

Alles gehört zusammen. Neue Materialien bedeuten neue Verfahren und damit auch neue Formen. Nehmen Sie zum Beispiel den 3D-Druck, der sehr attraktiv ist. Für mich ist jedes Projekt, das ich mache, neu. Ich fange bei Null an. Ich versuche, eine spezifische Lösung für den jeweiligen Moment zu finden. Bei vollständig recyceltem Kunststoff stehen Ihnen weniger Farben zur Verfügung. Deshalb haben wir Recycled Grey entwickelt. Es ist eine Farbe, die das neue, vollständig recycelte Material, mit dem wir arbeiten, widerspiegelt.

Letztendlich verwenden wir aber unterschiedliche Technologien. Es geht nicht nur um das Neue. Wir verwenden zum Beispiel immer noch Stoff und Holz. Das erfordert nur sehr wenig neue Technologie. Im Grunde gibt es immer gute und weniger gute Aspekte bei dem, was wir tun. Es kommt letztlich darauf an, wie man es einsetzt.

© Architonic

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