Kaum etwas hat die Sprache der Technik in den vergangenen zwei Jahrzehnten so stark geprägt wie der Begriff „Smart“. Angefangen vom Smart-Phone bis hin zur Smart-Watch und Smart Grid reichen die Themen, die in aller Munde sind. In der Gebäudetechnik steht nach dem Smart Meter inzwischen auch das Smart Home im Mittelpunkt des Interesses. Jetzt kommen immer mehr umsetzbare und marktreife Konzepte auf den Markt.

Anfang August hat das Bundeswirtschaftsministerium seinen Fahrplan zur Einführung sogenannter Smart Meter bekannt gegeben. Aktuell arbeitet man an einem Gesetzesvorschlag zur flächendeckenden Einführung intelligenter Stromzähler und Messsysteme. Die alten Ferraris-Zähler sollen dann ab 2020 auch in Privathaushalten nach und nach verschwinden. Auf diese Weise soll das Smart Grid – ein wichtiger Bestandteil der Energiewende – Wirklichkeit werden. Auf der Verbraucherseite ist diese Umstellung aber nur ein Aspekt innerhalb einer breiteren Entwicklung, an deren Ende das Smart Home stehen soll. Die wesentlichen Vorteile eines Smart Home sind die hohe Energieeffizienz und der Komfortgewinn für die Bewohner.

Der Weg zum Smart Home

„Geschickt“, „klug“ oder „pfiffig“ sind nur einige der Übersetzungen, die sich im Wörterbuch für das ursprünglich englische Wort „smart“ finden. Im Zusammenhang mit technischen Geräten oder Systemen wird auch häufig der Begrif „Intelligenz“ verwendet. Unter dieser versteht man in der Regel eine elektronische oder IT-basierte Steuerungstechnik, die zusätzliche Funktionen ermöglicht. Typisches Beispiel ist das Smart-Phone, das zahlreiche Funktionen bietet, die mit der ursprünglichen Funktion – dem Telefonieren – nichts mehr zu tun haben. Möglich werden all diese Entwicklungen dadurch, dass die Kosten für Elektronik und IT-Komponenten in den letzten Jahrzehnten rapide gefallen sind. Auch die Sensortechnik hat von diesem Trend profitiert und ist deutlich günstiger und gleichzeitig leistungsfähiger geworden.

Intelligenz in immer mehr Geräten

Diese Entwicklung setzt sich auch bei Wohngebäuden fort. Vorreiter auf diesem Gebiet war die Heizungstechnik. Zentralheizungen für Wohngebäude sind schon seit den 1970er Jahren mit Regelungstechnik ausgestattet, die zum Beispiel die Vorlauftemperatur im Heizkreislauf in Abhängigkeit der Außentemperatur regelt. Mit dem Einzug der Digitaltechnik wurden die Steuerungen immer leistungsfähiger und boten dadurch viele zusätzliche Funktionen. Heute sind für praktisch alle Gewerke Steuerungen erhältlich. Eine der größten Herausforderungen bestand in den letzten Jahren darin, dass die Gewerke nicht nur einzeln „smart“ sind, sondern auch zusammenarbeiten können und müssen.
Im Smart Home kann sichergestellt werden, dass beispielsweise die Beschattung der Fenster sowie die Klimatisierung und die Heizung der Räume in Abhängigkeit vom Wetter und aufeinander abgestimmt geschieht. Genau diese übergreifenden Funktionen machen aus einem Wohngebäude ein Smart Home. Die möglichen Funktionen liegen in den Bereichen Energieeffizienz und Komfort.

Mehr Energieeffizienz durch Smart Home

Im Zusammenhang mit der Einführung der Smart Meter können Energieversorger neue Modelle anbieten, bei denen der Strom in Abhängigkeit von der Tageszeit unterschiedlich viel kostet. Eine Gebäudeautomatisierung im Smart Home kann genau dann die Waschmaschine oder eine Wärmepumpe einschalten, wenn der Strom am billigsten ist. Eine bedarfsgeregelte Heizung oder eine Beleuchtungssteuerung, die mit Präsenzmeldern nur dann die Beleuchtung einschaltet, wenn sich eine Person im Raum befindet, sind weitere mögliche Funktionen, die zu einer hohen Energieeffizienz beitragen. Für die Bewohner sind die Komfort-Funktionen aber oft noch wichtiger. Eine Lichtsteuerung, die voreingestellte Lichtszenarien zum Essen, Lesen oder Fernsehen auf Knopfdruck einstellt, ist hierfür ein typisches Beispiel. Auch eine Heizungssteuerung, die sich über das Internet fernbedienen lässt, trägt zu mehr Komfort bei – wenn die Wohnung von unterwegs aus bereits vorgeheizt werden kann.

Vernetzung aller Systeme

Damit aus den vielen intelligenten Systemen eines Wohngebäudes ein Smart Home werden kann, müssen die installierten Systeme und Geräte zusammenarbeiten. In der Vergangenheit war dies eines der größten Hindernisse auf dem Weg zum Smart Home. Zwar waren im Gebäude und in den Geräten zahlreiche intelligente Steuerungen installiert – diese konnten aber nur selten zusammenarbeiten. Auch hier dient wieder die Computertechnik als Vorbild. Offene Schnittstellen, wie sie aus der PC-Welt bekannt sind, halten auch in der Gebäudeautomation vermehrt Einzug. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die einfache intuitive Bedienung einer solchen Gebäudeautomation. Die Nutzer sind heute durch PC und Smartphone intuitiv bedienbare Benutzeroberflächen gewohnt. Systeme zur Gebäudeautomation, die im Privatbereich eingesetzt werden sollen, müssen sich an diesen Standards messen lassen.

Light + Building zeigt Innovationen fürs Smart Home

Auf der Light + Building, die vom 13. bis 18. März 2016 in Frankfurt am Main stattfinden wird, werden zahlreiche Aussteller ihre aktuellen Lösungen rund um das Smart Home präsentieren. Sie zeigen Systeme zur Vernetzung und Digitalisierung sowohl für die Sanierung im Bestandsbau als auch für den Neubau. Smart Home ist auch ein wichtiges Thema im Rahmenprogramm der Light + Building.

Neuheiten, Trends und Branchenwissen im Rahmenprogramm

Die neue Sonderschau Digital Building greift das Motto der Light + Building „Where modern spaces come to life: digital – individuell - vernetzt“ auf und macht am Beispiel verschiedener zukunftsweisender Technologien die Digitalisierung im Gebäude erlebbar. Im Mittelpunkt stehen die Vernetzung der Gewerke und das systemtechnische Zusammenwirken der Komponenten. Der Fokus der Sonderschau liegt dabei auf Zweckbauten. „Digital Building“ macht die unterschiedlichen Automatisierungstechnologien in ihrer Gesamtheit erlebbar. Außerdem zeigt die Sonderschau, welche Möglichkeiten und neuen Nutzungsoptionen die zunehmende Digitalisierung in der Gebäudetechnik bietet. Dabei werden verschiedene Subsysteme miteinander vernetzt, um im Live-Betrieb die Interoperabilität der Technologien darzustellen. Das Besondere der Sonderschau sind einheitliche Ethernet/BACnet/TCP-IP-Lösungen. Die im Gebäudemarkt vorhandenen verschiedenen Bustechnologien sollen möglichst durch ein physikalisch gemeinsames Feld-/Automationsbus-Netz als zentrales Übertragungsmedium (z.B. Ethernet), nach Umsetzung auf das BACnet-IP-Protokoll, eingesetzt werden. Diese Vernetzungs- und Automatisierungstechnologie hat den Vorteil, dass sie sehr flexibel ist. So können alle im Gebäude verbauten Elemente, wie beispielsweise Brandmelder, Aufzugsanlagen, Jalousien, Beleuchtung, Videoüberwachung usw, je nach Anforderung angesteuert und eingebunden werden. Digitale Vernetzung ermöglicht einen beliebigen Einsatz und ein flexibles Zusammenspie. Das Gebäudeautomationsnetzwerk ist zudem leicht erweiterbar, es gibt eine zentrale Kommunikation sowie Überwachung und die Betriebskosten werden reduziert – was die größten Vorteile für den Nutzer darstellt.

Das E-Haus des ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) nimmt diesen Faden auf und präsentiert, wie sich vernetzte Gebäudetechnik und intelligentes Energiemanagement beim Endverbraucher gestalten lassen. Das „Energiesparkraftwerk“ zeigt realitätsnah, wie die Energiewende in der Praxis funktioniert und wie schon heute Energieeffizienz mit einer Steigerung von Komfort und Sicherheit einhergehen kann. 2016 steht das E-Haus unter dem Motto „Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit – intelligente Lösungen vom Profi“ und ist in der Halle 8.0 Stand J60 zu finden.

Eine Übersicht über die Möglichkeiten in der smarten Lichtwelt zeigt die ZVEI-Brancheninitiative licht.de in der Halle 3.0 Stand C80. Erstmalig wird in einer gemeinschaftlichen Aktion von ZVEI-Mitgliedern das Thema „Mit Smart Lighting durch den Tag“ für verschiedene Lebensbereiche in einem Rundgang gezeigt. Dabei werden Beleuchtungssituationen im privaten, öffentlichen und im Arbeitsplatzumfeld dargestellt, bei denen sich Licht auf die individuellen Bedürfnisse des Menschen und die Anforderungen der Nutzer einstellen lässt. Die Möglichkeiten der Vernetzung von Lichtanwendungen zur Erhöhung von Energieeffizienz und Lichtkomfort stehen im Vordergrund.

Building Performance bietet den Fachbesuchern im Rahmen von Seminaren und Vorträgen die Gelegenheit sich über Themen rund um Licht und integrierte Gebäudetechnik zu informieren. Messebegleitende Vorträge, Fachforen und Seminare mit renommierten Experten beleuchten aktuelle Entwicklungen, Innovationen und technologische Lösungen. Zum Angebot von Building Performance zählen der Deutsche Energieberatertag 2016, IALD Lighting Perspectives, IEECB – Improving Energy Efficiency in Commercial Building Conference 2016, das Technologieforum ZVEI und Messe Frankfurt,
efficient.buildings.live@L + B, Technisches Monitoring als Werkzeug für den Betreiber, das Architekturforum - Licht und Beleuchtung, Smarte Energie und Intelligente Gebäudeautomation, der Informationstag intelligente, umweltfreundliche Gebäude im asiatisch-pazifischen Raum, Lichtplanung und Innenarchitektur – Beleuchtung und ihre Qualitätsmerkmale.

Das Debattenformat Futurecourse bringt zur Light + Building 2016 Vertreter aus Politik und Wirtschaft auf der weltgrößten Messe für Licht und Gebäudetechnik zusammen. An vier Messetagen diskutieren jeweils zwei bis drei Gäste unter moderierter Leitung zu aktuellen Fragestellungen. Im Anschluss können außerdem Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Futurecourse ist Bestandteil des Technologieforums, das gemeinsam von der Messe Frankfurt und dem ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie) zum fachlichen Austausch zwischen Ausstellern und Besuchern organisiert wird. Die Podiumsdiskussion findet in der Halle 8.0 Stand C41 statt.