An einem Hang zu bauen mag schwieriger sein als in der Ebene. Aber die weniger invasive Bauweise zahlt sich mehrfach aus: sie füllt Grundstücke mit natürlichem Licht und natürlichen Sehenswürdigkeiten.

Durch den Bau von Häusern wie der Latypi-Residenz in Hanglage können wir die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Landschaft verringern und gleichzeitig die Aussicht für uns behalten. Foto: Yannis Hadjiaslanis

Häuser in Hanglage: Weitblick einrichten | Aktuelles

Durch den Bau von Häusern wie der Latypi-Residenz in Hanglage können wir die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Landschaft verringern und gleichzeitig die Aussicht für uns behalten. Foto: Yannis Hadjiaslanis

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Seit die Menschheit zu bauen begonnen hat (vor etwa 10.000 Jahren), haben Siedler:innen auf der Suche nach Standorten für neue Dörfer oder Gehöfte eine einfache Liste von Kriterien befolgt: Zugang zu Wasser, Nähe zu Ackerland und idealerweise so flach wie möglich. Bei der Erschliessung moderner Baugebiete wird heute eher nach Industrie und Verkehrsanbindung als nach Wasser und Ackerland gesucht, aber ein ebenes Gelände ist immer noch die bevorzugte Option.

Ganz gleich, ob man die Landschaft durch das Eingraben einer Stützmauer auffüllt oder das Bauwerk auf Stelzen über dem Hang ausbalanciert: das Bauen auf abschüssigem Gelände bedeutet immer einen zusätzlichen Zeit-, Kosten- und Schwierigkeitsaufwand für das Projekt. Die immense Aussicht und der zusätzliche Platz im Innen- und Aussenbereich sind jedoch die extra Mühe wert.

Der Apartmentkomplex Bruggerberg öffnet jede seiner Luxuswohnungen zu einer breiten und tiefen, aber dennoch abgeschiedenen Terrasse. Fotos: Hannes Henz

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Der Apartmentkomplex Bruggerberg öffnet jede seiner Luxuswohnungen zu einer breiten und tiefen, aber dennoch abgeschiedenen Terrasse. Fotos: Hannes Henz

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Bruggerberg-Wohnungen in Brugg, Schweiz, von Ken Architekten

In vielen ländlichen Dörfern Nordeuropas oder in Hafenstädten an der Mittelmeerküste findet man steile, gepflasterte Strassen, an denen sich Gruppierungen von Reihenhäusern aneinanderreihen. Da der Zugang oft von der Strasse aus erfolgt, die den Hügel hinaufführt, geht jedoch der Hauptvorteil der Hanglage verloren. Die Wohnanlage Bruggerberg, die in den örtlichen Berg im Schweizer Brugg hineingeschnitten wurde, verfügt stattdessen über ein ebenerdiges Parkhaus und ein zentrales Treppenhaus für seine Bewohner:innen.

„Durch die Anlehnung an die Konturen des bestehenden Geländes“, so das Architekturbüro Ken Architekten, „scheint das Volumen ein Teil des Bruggerbergs zu sein.“ Zwei grosse, luxuriöse Wohnungen pro Etage auf jeder Seite der Treppe bieten eine Fülle von natürlichem Licht mit bodentiefen Fenstern über die gesamte Breite und Zugang zu einer grossflächigen Terrasse, die auf die idyllische Schweizer Stadt am Rande von Zürich blickt.

Das Seed House stuft den Hügel hinunter, um möglichst viele Aussichtspunkte zu schaffen. Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von fitzpatrick+partners (oben), Ben Guthrie (Mitte) und John Gollings (unten)

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Das Seed House stuft den Hügel hinunter, um möglichst viele Aussichtspunkte zu schaffen. Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von fitzpatrick+partners (oben), Ben Guthrie (Mitte) und John Gollings (unten)

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The Seed House in Castlecrag, Australien, von fitzpatrick+partners

Halb drinnen, halb draussen gräbt sich das Seed House mit der gleichen Methode in seinen eigenen Hang in einem an den Hafen angrenzenden Gebiet im Norden der australischen Hauptstadt Sydney. Durch die Aufschüttung des Bodens anhand der Cut-and-Fill Methode und die Überschreitung der bestehenden Hanglinie gelingt es dem Projekt, in drei verschiedenen Abschnitten zwei oder sogar drei Stockwerke zu errichten und dabei die Skyline nur minimal zu beeinträchtigen.


Das Seed House gräbt sich mit der Cut-and-Fill-Methode in seinen eigenen Hang ein


„Die komplexen Geometrien, die grossen Spannweiten und die Auskragungen erforderten Hunderte Stunden Computeranalyse, um die optimale strukturelle und ästhetische Lösung zu finden, die die Innenformen und -ausführungen bestimmt“, räumt das Architekturbüro fitzpatrick+partners ein. Indem die verschiedenen Abschnitte, Dächer und Terrassen den Hang hinunter gestaffelt wurden kombiniert das Haus Elemente wie einen doppelhohen, offenen Wohnbereich mit drei separaten Aussenterrassen und genug Platz, um drei Schlafzimmern und einem Badezimmer eigene Balkone mit Blick auf die Bucht zu geben.

Die Latypi-Residenz sinkt hinter hohen Stützmauern in den mykonischen Hang ein und fügt sich durch die Aufschüttung mit natürlichem Terrain in die umliegende Vegetation ein. Fotos: Yiannis Hadjiaslanis

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Die Latypi-Residenz sinkt hinter hohen Stützmauern in den mykonischen Hang ein und fügt sich durch die Aufschüttung mit natürlichem Terrain in die umliegende Vegetation ein. Fotos: Yiannis Hadjiaslanis

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Latypi Residence in Mykonos, Griechenland, von A31 Architecture

Eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass man von den Nachbar:innen nicht übersehen wird, besteht darin, sein Haus ganz oben auf einem Hügel zu errichten – bei den alten Schlössern, die Städte vor Eindringlingen schützen sollten, hat das sicherlich funktioniert. Aber das grosse, unansehnliche Gebäude sticht dann eher hervor und verändert den Horizont von allen Seiten. Die Latypi-Residenz wurde stattdessen tief in den Hang hineingesetzt und verdeckt sich gekonnt, indem sie ihr begrüntes Dach mit dem vorhandenen natürlichen Terrain vereint.

„Ziel war es, sowohl die harte als auch softe Landschaft des Gebäudes in die natürliche mykonische Landschaft zu integrieren“, erklärt das Architekturbüro A31 Architecture. Das Ergebnis ist eine Einheit, die von der Strasse aus nicht sichtbar ist. Der grösste Teil der 240 m2 Innenfläche befindet sich auf der unteren Ebene des Hauses, das über ein zentrales Atrium mit natürlichem Licht versorgt wird.

Mit einer Balkonterrasse für die Wohn- und Schlafräume auf der Südseite wird die nördliche Kante von Haus 28 mit der Zeit von Laub bedeckt, das die tragende Struktur bedeckt. Fotos: Tony Gorsevski

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Mit einer Balkonterrasse für die Wohn- und Schlafräume auf der Südseite wird die nördliche Kante von Haus 28 mit der Zeit von Laub bedeckt, das die tragende Struktur bedeckt. Fotos: Tony Gorsevski

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Haus 28 an der Surf Coast in Victoria, Australien, von Studio Edwards

Wenn das Eingraben jedoch mehr Aufwand erfordert, als es das Budget zulässt, besteht eine weitere Möglichkeit darin, das projizierte Grundstück mit stützenden Stahlstelzen eben zu halten. Anstatt in der Landschaft zu versinken und im Verborgenen zu bleiben, ist der langfristige Plan von Haus 28, es anzuheben. Durch die Verbindung von drei 20-Fuss-langen Schiffscontainern mit einem begrünten Dach und einem Terrassenbalkon, der sich über die gesamte Länge der verglasten Südseite erstreckt, entsteht ein Wohnhaus, das von der Küche, dem Wohnbereich und den Schlafzimmern aus einen freien Blick durch die Bäume auf die südaustralische Surfküste bietet.


Eine weitere Option besteht darin, das projizierte Grundstück mit stützenden Stahlstelzen eben zu halten


Mit der Bepflanzung des Gründachs mit einheimischem Dichondra – der selbst „zusätzliche Wärmedämmung und Regenwasserfilterung bietet“, wie die Architekt:innen von Studio Edwards erklären – und den Befestigungen für einheimische Pflanzen am Hang, die an den Drähten emporwachsen und schliesslich die Stahlstützen des Gebäudes verdecken, wird das Haus, das mit tiefen Betonpfahlfundamenten verankert ist, allmählich im Wald verschwinden.

© Architonic

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