Die Bedeutung von Zertifizierungen für nachhaltiges Bauen

Nachhaltige Architektur und nachhaltiges Design erfreuen sich sowohl im privaten als auch im kommerziellen und öffentlichen Sektor immer grösserer Beliebtheit. Doch einzelne Unternehmen, Marken und Regierungen wollen ihre Kohlenstoffemissionen nicht nur zum Wohle der Umwelt reduzieren. Sie werden natürlich auch von der Gesundheit ihrer Tabellenkalkulationen beeinflusst. Die Umweltaussagen eines Produkts gehören zu den grössten Marketinginstrumenten, die man mit Geld kaufen kann, um Freunde, Verträge und sogar Wählerstimmen zu gewinnen. Wie können Kund:innen bei der Fülle von Informationen und Desinformationen also ehrliche Umweltargumente von Greenwashern unterscheiden?

Nachhaltigkeitszertifizierungen sind ein Zeichen für Aufrichtigkeit in Umweltfragen und lassen meist darauf schliessen, dass ein neues oder renoviertes Gebäude das tut, was auf der recycelbaren Verpackung steht. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl der beliebtesten Zertifikate für nachhaltiges Bauen und die dazugehörigen Projektbeispiele.

Mit der LEED-NC v4 Platin-Zertifizierung demonstriert der von BIG und Heatherwick Studio entworfene Google Bay View Campus innovative Konstruktions- und Designmerkmale, die dazu führen, dass das Gebäude bis 2030 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche mit kohlenstofffreier Energie betrieben werden soll. Ein Grossteil der LEED-Punkte bezieht sich auf kohlenstoffarme Bautechniken und eine geringe Belastung der Wasserressourcen. Der Google-Campus erhält daher eine hohe Punktzahl für sein spitz zulaufendes Vordach, das mit 50.000 Solarzellen in „Drachenform“ bedeckt ist und es dem Gebäude ermöglicht, Regenwasser zur Aufbereitung und Wiederverwendung zu sammeln.

Da ein Fünftel der LEED-Punkte für die Auswirkungen eines Projekts auf die menschliche Gesundheit vergeben wird, tragen auch die unterbrechenden Oberlichter des Dachs dazu bei, indem sie Licht und Ausblicke ins Freie in jeden Winkel des Innenraums bringen. Da LEED-zertifizierte Gebäude Vergünstigungen wie Steuergutschriften und Erleichterungen bei der Flächennutzung erhalten, ist das System in den USA besonders beliebt, wird aber auch kritisiert, weil es eher ein Planungsinstrument ist, das auf Modellen und nicht auf nachgewiesenen Umweltleistungen beruht.

Eine weitaus einfachere, aber wohl auch relevantere Überprüfung der Umweltverträglichkeit eines Gebäudes ist die in Frankreich entwickelte Zertifizierung BBCA für Gebäude mit niedrigem Kohlenstoffausstoss. Durch die Konzentration auf die Kohlenstoffemissionen eines Projekts über seine gesamte Lebensdauer hinweg – inklusive Bau, Nutzung und Ende – belohnt BBCA langfristig kohlenstoffarmes Bauen.

Die Vélizy-Morane-Saulnier-Wohnungen beispielsweise zeichnen sich durch alltägliche kohlenstoffarme Initiativen wie auf dem Dach installierte Sonnenkollektoren aus, aber der wahre Held des Projekts ist das Holz. „Die für die Böden, Fassaden und Wände der Wohnungen verwendete CLT-Struktur (cross-laminated timber) wird in der Fabrik vorgefertigt, was die Dauer der Bauarbeiten halbiert und die Anzahl der Lkw-Transporte auf der Baustelle begrenzt“, erzählt das Architekturbüro DREAM. Die CLT-Reststücke, die beim Einbau der Fenster anfallen, werden sogar als Bodenbelag auf den Balkonen wiederverwendet.

Wie bei der Strassenplanung und den imperialen Massen ist das Vereinigte Königreich oft der Meinung, dass es die Dinge auf seine eigene Art und Weise macht, und bei der Zertifizierung von nachhaltigem Bauen ist das nicht anders. Als die am längsten bestehende Akkreditierung für nachhaltige Gebäude ist das aus dem Vereinigten Königreich stammende BREEAM-System jedoch auch eines der umfassendsten. BREEAM berücksichtigt nicht nur die Netto-Null-Kohlenstoffemissionen von Bauprojekten während ihrer gesamten Lebensdauer, sondern auch die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen, die Kreislaufwirtschaft, die Widerstandsfähigkeit und die biologische Vielfalt während des gleichen Zeitraums.

„Alle Designentscheidungen und Innovationen machen das Radboudumc-Krankenhaus zum nachhaltigsten Krankenhaus Westeuropas“, erklären die Architekt:innen von EGM. „Der Humanismus des Gebäudes und seine Verbindung zur Natur sorgen dafür, dass die Design- und Bauentscheidungen eine gesunde Umgebung schaffen, die die Genesung fördert. Viel Tageslicht, Ausblicke auf den Hofgarten von überall her und markante Aussichten machen jeden Raum angenehm“, so EGM. „Arbeiten und Erholen bei natürlichen Lichtverhältnissen – den ganzen Tag lang – unterstützt den Biorhythmus und ist entscheidend für die körperliche und geistige Erholung.“

„Es ist nicht leicht, grün zu sein“, klagt Kermit der Frosch, und er hat Recht. Sobald sich der Staub von nachhaltig zertifizierten Projekten gelegt hat, sind die Bauherr:innen oft auf sich allein gestellt, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Als Dyson, einer der weltweit bekanntesten Innovatoren im Bereich Technik und technologische Entwicklung, das St. James Kraftwerk in Singapur als seinen neuen globalen Hauptsitz übernahm, versuchte man sofort, die Nachhaltigkeit des Gebäudes zu verbessern.

„Das Team konzentrierte sich darauf, Dyson dabei zu helfen, ein Gebäude, das ursprünglich für Maschinen entworfen worden war, für Menschen neu zu erfinden“, erklärt das Architekturbüro M Moser Associates, das sich daraufhin von Green Mark beraten liess. Green Mark ist ein Abonnementdienst für nachhaltige Umwelt, der Kund:innen, die nach langfristiger und konsistenter Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz und in der Arbeitsplatzkultur suchen, fortlaufend berät, um intelligente Gebäudetechnologien, Strategien zur Energiereduzierung, Überwachung der Luftqualität und Programme zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu nutzen.

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