Der Kreis schliesst sich: Ungarisches Design im Mittelpunkt der 360 Design Budapest

Aki tagadja a múltat, az nem talál jövőt.

Dieses ungarische Sprichwort besagt, wie wichtig es ist, unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit zu nutzen, um unsere Zukunft zu gestalten. Die Balance zwischen den beiden endlosen Welten – den Traditionen und der Kultur der einen und der Technologie und Innovation der anderen – ist oft der Schlüssel zur Schaffung von zeitlosem Design.

Bei der jährlichen Ausstellung 360 Design Budapest, Ungarns wichtigstem kulturellen Schaufenster für aufstrebende und inländische Talente, inspirierte die Verbindung von Zeit und Kunst zu drei Schlüsselthemen: Geschichtenerzählen (Geschichte und Tradition), Bildung und Förderung (junge Talente und Nachhaltigkeit) und Digitalisierung (Technologie und Innovation). Im Folgenden werden einige der herausragenden Designer:innen, Hersteller:innen und ihre Produkte der Woche vorgestellt:

Einige der besten und auffälligsten Projekte und Stücke, die bei der 360 Design Budapest vorgestellt wurden, stammen aus dem Bereich der Nachwuchsdesigner:innen. Der kontinuierliche Zustrom von frischem Blut mit talentierten, kreativen Stimmen trägt stets zur Bereicherung und Belebung einer Branche bei, die nach ständiger Bewegung und Verbesserung strebt.

Die Schiebetüren Re-Built Glass von Zsuzsanna Deák stachen während der Produktpräsentation beispielsweise besonders hervor: Die schmucken, aber kunstvollen Raumteiler sind das Ergebnis von über einem Jahr Material- und Produktionsforschung und -experimenten der Design-Absolventin. Geformt aus Silikatmaterial unter Verwendung von verunreinigtem Architekturglas und Glasschlamm, verbinden sich undurchsichtige, lichtdurchlässige mit farbigen, strukturierten Paneelen, um das von Mondrian inspirierte architektonische Element zu schaffen.

Tamás Nagy wirft ein Schlaglicht auf die Abhängigkeit der jüngeren Generationen von der Technik. Als ehemaliger Lehrer und Universitätsdozent ist Nagys Abneigung gegen ablenkende Bildschirme verständlich. Die Nachttischlampe des Millennial-Designers verfügt über ein kabelloses Ladepad – das Benutzer:innen dazu ermutigt, sich vor dem Schlafengehen von ihren Geräten zu trennen, indem es sich von der Leuchte löst – und eine Funktion, die automatisch die Lichtintensität ändert, um Nutzer:innen sanft zu wecken.

Das design LAB ist ein von der Hungarian Fashion & Design Agency (HFDA) ins Leben gerufenes Inkubationsprogramm, das lokalen Designer:innen und Studios ermöglicht, sich mit ungarischen Produzent:innen und Hersteller:innen zusammenzutun und Zuschüsse für die Finanzierung der Produktion der daraus resultierenden Produkte in grösserem Massstab zu beantragen. Dadurch werden sowohl die Produktionskapazitäten als auch die kreative Präsenz des Landes auf der internationalen Bühne gesteigert. Forms design hatte etwa das Glück, im Rahmen des design LAB-Programms an zwei Projekten mitzuarbeiten: mit den Herstellern Sixay – für die Büromöbelkollektion UPP! – und Árkossy – bei der Entwicklung des Kleiderständers JEAN –, wobei jeweils natürliche und recycelbare Materialien eingesetzt werden.

Unter den anderen erfolgreichen Partnerschaften, die auf der 360 Design Budapest 2022 vorgestellt wurden, waren das Designstudio IO und Kárpitos mit ihrer modularen Sitzmöbelkollektion Dedas. Dank der individuellen Neigung der Kissen kann Dedas auf jede beliebige Länge erweitert werden, um sich an verschiedene öffentliche Räume anzupassen, ohne dabei an Wirkung zu verlieren. Die farbenfrohen Cel-Lampen von Position Collective setzen auf traditionelle ungarische Fertigungstechniken und Handwerkskunst und arbeiten zusammen mit Üvegmanufaktúra – einer der letzten verbliebenen Glashütten des Landes. Der RAWfiction-Designer Apol Temesi hat sich mit Meshlin Composites zusammengetan, um vollständig recycelbare Akustikpaneele zu entwickeln, die aus recycelten Resten der Textilindustrie hergestellt und zu individuell gepressten dreidimensionalen Arrangements geformt werden.

Das Keramikstudio ERROR N' MORE ist zwar nicht Teil einer design LAB-Partnerschaft, teilt aber mit seinen Produkten seine individuelle Natur. Die einzigartige Schönheit und Unvorhersehbarkeit der Keramikproduktion und des Brennprozesses wird in der Geschirrkollektion für das Restaurant SPAGO by Wolfgang Puck deutlich. Das Motto des Studios, das sich gegen Uniformität auflehnt, besagt, dass Fehler nicht nur Lektionen sind, aus denen man lernen kann, sondern dass daraus Gegenstände entstehen, die geschätzt werden.

Während die 360 Design Budapest die besten nationalen Talente hervorhebt, präsentiert das Schaufenster auch die offene, einladende Kreativszene und die Märkte, auf denen auch Designer:innen aus Übersee wachsen können. Die litauische Designerin Emilė Kaškauskaitė beispielsweise präsentierte ihre 34ND1-Tische, die aus schwer zu recycelndem Hartglas von Autoscheiben hergestellt werden: Kaškauskaitė rettet das Material vor seinem Schicksal auf dem Schrottplatz und kreiert geschwungene Tische mit Geschichte. Jedes Stück ist mit einem eigenen alphanumerischen Code versehen, der mehr über das Auto verrät, das es einmal war.

Zu den weiteren bedeutenden importierten Designgrössen und ihren Werken gehört die Tischleuchte Tropos von Dechem Studio aus der Tschechischen Republik. Die Leuchte, bei der Produkt und Skulptur miteinander verschmelzen, strahlt ein sanftes und weiches Licht aus, das den Abend begleitet und durch sein rauchiges Inneres und den Farbverlauf zum Vorschein kommt.

Die Polin Malwina Konopacka präsentierte ihre Kollektion Forms, eine Keramikserie für Wohnaccessoires. Die federförmige Vase Nana sammelt Licht und Schatten in ihren vielen Kurven, während die an einen Bagel erinnernde Aniela ein vielseitig einsetzbares Tischobjekt bzw. -produkt ist. Aniela ist eine schöne Ergänzung für einen Frisier- oder Beistelltisch und dient zur liebevollen Aufbewahrung von wichtigen Gegenständen wie Schmuck oder zum Verbrennen von Räucherstäbchen.

© Architonic

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