Die Jury des Focus Open des DESIGN CENTER BADEN-WÜRTTEMBERG scheut sich nicht davor, selbst Hand anzulegen. Alle Einreichungen werden vor der Preisverleihung nicht nur angesehen, sondern auch angefasst und ausprobiert.

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Entscheidend für die Juryarbeit beim Focus Open: die Einreichungen gemeinsam in Augenschein nehmen, Entwürfe im doppelten Sinne "begreifen", Funktionen ausprobieren, Oberflächen und Materialien befühlen – also ein Produkt mit allen Sinnen erfahren

Kein Zweifel: Wie innovativ und formal überzeugend eine Produktneuheit wirklich ist, erschliesst sich oft nicht auf den ersten Blick. Man muss schon genauer hinschauen, den Entwurf im doppelten Sinne "begreifen", sollte im besten Falle Funktionen ausprobieren, Oberflächen und Materialien befühlen – also ein Produkt mit allen Sinnen erfahren. Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Chefredakteur von Designzeitschriften weiss ich, dass Bilder allein bei der Beurteilung von Objekten nur bedingt weiterhelfen. Und in zahlreichen Jurysitzungen von deutschen und Schweizer Designpreisen ist mir klar geworden, wie stark sich die Rahmenbedingungen der Jurierung auf die Auswahl der jeweiligen Produkte auswirken.

Allein schon eine Vorgabe wie die, dass es in jeder zu jurierenden Kategorie einen Gewinner beziehungsweise einen Hauptpreis geben "sollte", bringt einen als Juror manchmal in gewisse Nöte. Wenn man eine Entscheidung nicht mittragen kann, kann man sich zumindest enthalten und auf Einreichungen in der nächsten Kategorie hoffen. Beim Focus Open beispielsweise gibt es eine solche Vorgabe nicht. Grundsätzlich gilt: Wenn eine Jury einen guten Job macht, können die Auszeichnungen für Unternehmen und Konsumenten zu einer wertvollen Orientierungshilfe im Produkt-Dschungel werden und für die prämierten Designer zu einer echten Akquise-Hilfe.

Ausgezeichnet: Das Atelier Kaiser Shen Architekten entwarf für das Ludwigsburg Museum dieses hölzerne Mikrohofhaus als Lösungsansatz für Wohnraummangel (oben). Minimalistische LED-Leuchte von Nimbus, entworfen von Rupert Kopp, Berlin (unten)

Designpreis mit Anfassen: Design Center Focus Open | Aktuelles

Ausgezeichnet: Das Atelier Kaiser Shen Architekten entwarf für das Ludwigsburg Museum dieses hölzerne Mikrohofhaus als Lösungsansatz für Wohnraummangel (oben). Minimalistische LED-Leuchte von Nimbus, entworfen von Rupert Kopp, Berlin (unten)

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Der jährlich vom Design Center Baden-Württemberg weltweit ausgelobte "Focus Open" hebt sich in vielfacher Hinsicht von anderen Preisen ab. Vor allem durch seinen Non-Profit-Charakter bietet er auch kleinen Unternehmen die Möglichkeit, sich mit ihren Produkten dem internationalen Vergleich zu stellen. Auch in diesem Jahr haben Designerinnen und Designer die Möglichkeit, sich mit Entwürfen für den Award zu bewerben, die entweder produktionsreif oder als Produkte nicht länger als zwei Jahre am Markt sind. Die Einreichungsfrist endet am 6. März 2020 und alle Informationen zum Preis, zur Jury und zu den Teilnahmebedingungen findet man unter diesen Links:

Das Design Center Baden-Württemberg hat als Institution eine lange Geschichte, die zurückreicht bis ins Jahr 1850, in dem Ferdinand von Steinbeis eine "Vorbildsammlung" ausgezeichneter Produkte begründete. Das ist lange her, aber der württembergische Wirtschaftspolitiker hatte damit eigentlich ein ähnliches Ziel im Blick wie das Design Center heute: eine Auswahl zu treffen von hervorragend gestalteten Produkten und damit Industrievertreter und Gestalter zu fördern und zu vernetzen.

Preiswürdig: Die klare Formgebung dieses Thermostats von Busch-Jaeger überzeugte die Focus Open-Jury. Design: Radius Innovation, USA. Unten: Scheinwerfer mit Projektor von We-Ef Leuchten aus Bispingen, Design: inhouse

Designpreis mit Anfassen: Design Center Focus Open | Aktuelles

Preiswürdig: Die klare Formgebung dieses Thermostats von Busch-Jaeger überzeugte die Focus Open-Jury. Design: Radius Innovation, USA. Unten: Scheinwerfer mit Projektor von We-Ef Leuchten aus Bispingen, Design: inhouse

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Aber zurück in die Gegenwart und damit zum Focus Open 2020: Die Produktkategorien, zu denen Einreichungen gemacht werden, sind wahrlich breitgefächert. Insgesamt 14 sind es, darunter Investitionsgüter/Werkzeuge, Gebäudetechnik, Healthcare, Bad/Wellness, Küche/Haushalt/Tischkultur, Interior und Licht. Über das gesamte Spektrum informiert wiederum der oben genannte Link. Aber die Fülle der Produktsparten wird ja schon im Namenszusatz "Open" des Preises verdeutlicht, denn es gilt mit dem Preis ganz unterschiedlich tätigen Produktdesignern eine Plattform zu bieten.


Es gilt mit dem Preis ganz unterschiedlich tätigen Produktdesignern eine Plattform zu bieten


Natürlich ergibt sich auf dem Weg der Auswahl und Veröffentlichung der prämierten Entwürfe auch ein Bild über aktuelle Designtrends und zukunftsweisende Konzepte. Eine wichtige Grundlage also für Entscheider auf Unternehmensseite wie auch für design-interessierte Endkonsumenten. Apropos Veröffentlichung. Wie in jedem Jahr wird im Design-Verlag avedition wieder eine umfangreiche Dokumentation des Focus Open 2020 erscheinen und die ausgezeichneten Produkte in der Film- und Medienstadt Ludwigsburg ausgestellt. Hinzu kommen zahlreiche weitere digitale und analoge Medienkanäle, in denen über die Ergebnisse berichtet wird – denn fraglos ist seine Öffentlichkeitswirkung für den Preis selbst, wie auch für die Preisträger ein entscheidender Faktor.

Starke Öffentlichkeitswirkung: Auf die Juryarbeit folgen die feierliche Preisverleihung, eine Ausstellung in der Film- und Medienstadt Ludwigsburg und eine Buch-Publikation im Stuttgarter Designverlag avedition

Designpreis mit Anfassen: Design Center Focus Open | Aktuelles

Starke Öffentlichkeitswirkung: Auf die Juryarbeit folgen die feierliche Preisverleihung, eine Ausstellung in der Film- und Medienstadt Ludwigsburg und eine Buch-Publikation im Stuttgarter Designverlag avedition

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Ich habe Christiane Nicolaus, die Leiterin des Design Center Baden-Württemberg, gefragt, was aus ihrer Sicht das Besondere am Focus Open ist. Ihre Antwort ist klar: "Bei uns haben, neben den Schwergewichten aus der Industrie, auch Kleinunternehmen und "Einzelkämpfer" die Möglichkeit, teilzunehmen. Im Falle einer Auszeichnung erhalten sie eine öffentliche Präsenz, die sie sich aus eigenem Budget oft nicht hätten leisten können. Damit ist Focus Open ein echtes Förderinstrument. Und: Bei uns wird keine Vorauswahl anhand von Bildmaterial getroffen, alle Produkte werden der Jury möglichst im Original präsentiert."


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