Oder zumindest nicht nur ein Stuhl? Die Pointe: Wenn er von der bahnbrechenden Londoner Innenarchitektin Ilse Crawford spezifiziert wird, die mit ihrem beneidenswerten Portfolio an Projekten eine Neubewertung der Rolle des Interior Designs selbst vorantreibt.

Ilse Crawford: "Ich glaube, wenn man nachhaltige, langlebige, lebenswerte Gebäude haben möchte, die von den Menschen geliebt werden, dann ist Innenarchitektur ein absolutes Muss."

Wann ist ein Stuhl nicht ein Stuhl? Ilse Crawford x Conde House | Aktuelles

Ilse Crawford: "Ich glaube, wenn man nachhaltige, langlebige, lebenswerte Gebäude haben möchte, die von den Menschen geliebt werden, dann ist Innenarchitektur ein absolutes Muss."

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Lassen Sie sich von Ilse Crawford nicht täuschen.

Sie ist wahrscheinlich eine der sympathischsten Persönlichkeiten, die man in der Designbranche treffen kann. Aber sie hat ordentlich Beef. Nicht mit jemand Bestimmtem, sondern eher mit der Art und Weise, in der die Interior-Landschaften, in denen wir leben, uns so oft einen Bärendienst erweisen. Motiviert unter anderem durch die Frustration über das, was sie als "seelenlose Räume, sorglose Räume, Räume ohne Wert und Werte" beschreibt, hat sie über ihr Londoner Designbüro Studioilse und durch ihre Lehrtätigkeit in den letzten Jahren wohl mehr als irgendjemand anderes dafür getan, zu zeigen, wie effektiv und affektiv Innenräume sein können und sollten. Gut durchdachte Umgebungen für das Wohlbefinden derer, die in ihnen leben, arbeiten und sie besuchen.

Für Crawford steht bei der Entwicklung eines Konzepts mehr auf dem Spiel als nur
Funktion oder Optik. Die Designerin, die seit mehr als zwei Jahrzehnten den Kurs Man + Well-Being an der Design Academy Eindhoven leitet, hat sich einem Ansatz verschrieben, der auf der Idee beruht, dass physischer und psychischer Komfort in einer Projektinvestition für grosse Rendite sorgen. Allein schon das finanzielle Argument ist stichhaltig: Ein Raum, der eine positive emotionale Wirkung auf seine Nutzer hat, ist ein Raum, der langlebiger und nachhaltiger ist.


Selbst ohne Covid-Lockdown verbringen wir mindestens 87 % unserer Zeit in Gebäuden. Sie beeinflussen fundamental, was wir sind.


Angesichts der Tatsache, dass Möbel eine wichtige Rolle bei der Artikulation eines Innenraums spielen – und in der Tat der unmittelbarste Kontaktpunkt sind, den wir mit diesem Raum haben – sollte es nicht überraschen, dass Crawford für ihre Leistung und Bedeutung die gleichen Kriterien anwendet wie für ein Projekt in seiner Gesamtheit. In diesem Interview, das aufgrund des Covid-19-Ausbruchs per E-Mail geführt wurde, spricht sie über die Herausforderungen, mit denen sie in ihrer Praxis noch immer konfrontiert ist, und darüber, warum sie insbesondere die Stühle des Holzmöbelspezialisten Conde House für eine Reihe ihrer hochkarätigen Projekte spezifiziert hat.

Crawfords Team entwickelt im Londoner Studioilse Konzepte für Innenräume, die dem Wohlbefinden der Menschen dienen, die darin leben und arbeiten oder sie besuchen und die gleichzeitig Markenennarrative liefernCrawfords Team entwickelt im Londoner Studioil

Wann ist ein Stuhl nicht ein Stuhl? Ilse Crawford x Conde House | Aktuelles

Crawfords Team entwickelt im Londoner Studioilse Konzepte für Innenräume, die dem Wohlbefinden der Menschen dienen, die darin leben und arbeiten oder sie besuchen und die gleichzeitig Markenennarrative liefernCrawfords Team entwickelt im Londoner Studioil

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Wir betreten derzeit soziales Neuland, da wir gezwungen sind, uns voneinander zu distanzieren, uns in unsere Häuser zurückzuziehen. Wir betrachten die Räume neu, die wir bewohnen, unsere Beziehung zu ihnen, ihre Bedeutung. Was sind Ihre Gedanken dazu?

Es hat die grosse Kluft deutlich gemacht. Für diejenigen, die Häuser haben, vor allem geräumige mit Gärten, ist das eine ganz andere Erfahrung als für diejenigen, die in winzige Wohnungen gezwängt sind, für geschlagene Ehefrauen oder Kinder ohne Computer, die von nun an von Bildung ausgeschlossen sind. Ganz zu schweigen von denen, die allein leben, den verletzlichen und älteren Menschen. Und natürlich auch die Obdachlosen.

Wenn es um die Arbeit geht, mögen es nicht alle, von zu Hause aus arbeiten, wenn das Zuhause eine beengte Wohngemeinschaft ist oder sie ihre Mitbewohner nicht leiden können.

Es macht auf die Tatsache aufmerksam, dass ein anständiger Wohnort zusammen mit einem anständigen Gesundheitsdienst die Grundvoraussetzung für eine zivilisierte Gesellschaft ist.

Sie waren eine der ersten Vertreterinnen – wenn nicht sogar Vorreiterin – eines Gestaltungsansatzes für Innenräume, der das Wohlbefinden des Nutzers als integralen Bestandteil des Auftrags sieht. Das mag heute offensichtlich erscheinen. War dieser Ansatz in früheren Zeiten schwierig zu verkaufen?

Die sogenannten weichen Werte waren schon immer schwer verkäuflich. Wenn diese Werte nicht von Anfang an fest in einem Bauprojekt verankert sind, gehen sie meist verloren. Das Bauwesen ist ein kaltes, kalkulierendes System, das von Excel-Tabellen gesteuert wird. In der Regel werden Projekte am Ende wertanalysiert, was bedeutet, dass das Interior überproportional betroffen ist. Das ist der Grund, warum so viele Innenräume unserer kommerziellen/öffentlichen Gebäude so schrecklich aussehen und sich so schrecklich anfühlen – seelenlose Räume, nachlässige Räume, Räume ohne Wert oder Werte. Kein Wunder, dass wir uns so entfremdet fühlen.

Bei einem kürzlichen Projekt, bei dem unser Budget für die Innenausstattung aufgrund unvorhergesehener Probleme auf weniger als 1 % des gesamten Baubudgets reduziert wurde, beugte sich der Projektleiter vor und sagte: "Innenarchitektur. Schön zu haben, aber nicht unbedingt notwendig, oder?

Im Hotel Das Kranzbach in der Nähe der süddeutschen Stadt Garmisch-Partenkirchen verwendete Studioilse für das Panorama-Restaurant den Stuhl Kamuy des japanischen Herstellers Conde House wegen des zeitlosen, auf den Nutzer zugeschnittenen Designs

Wann ist ein Stuhl nicht ein Stuhl? Ilse Crawford x Conde House | Aktuelles

Im Hotel Das Kranzbach in der Nähe der süddeutschen Stadt Garmisch-Partenkirchen verwendete Studioilse für das Panorama-Restaurant den Stuhl Kamuy des japanischen Herstellers Conde House wegen des zeitlosen, auf den Nutzer zugeschnittenen Designs

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Hat der Rest der Branche aufgeholt?

Es steht auf der Agenda, ganz sicher. Und so sollte es auch sein. Selbst ohne Covid-Lockdown verbringen wir mindestens 87 % unserer Zeit in Gebäuden. Sie beeinflussen fundamental, was wir sind. Aber es ist normalerweise immer noch schwierig, einen humanen Ansatz durch das System zu bekommen.

Die Chancen sind grösser, wenn Sie einen Privatkunden haben oder im Team eines kommerziellen Kunden einen Ansprechpartner, der von der Sache überzeugt ist. Aber mit den typischen Firmenkunden ist es fast unmöglich. Sie wollen weder die Zeit noch das Geld ausgeben. Was wir brauchen, ist eine Systemveränderung in der Art und Weise, wie Gebäude bewertet werden. Das gehört zu der Diskussion um das BIP als zu enger Massstab für nationales Wohlergehen. Wie Bobby Kennedy sagte, misst die Gesellschaft "alles, ausser dem, was das Leben lebenswert macht".

Was muss sich Ihrer Meinung nach noch ändern? Was bringt Sie auf die Palme?

Dass Interior Design immer noch als Add-on gesehen wird, als Luxus oder sogar als Shopping-Artikel.

Und das gilt meiner Erfahrung nach für alle Bereiche, sei es für soziale, kommerzielle, oder manchmal auch für private Projekte. Es ist oft mehr eine Frage der Prioritäten als des Budgets.


Die Art und Weise, wie Design heute kommuniziert wird – total fokussiert auf das Endergebnis – bedeutet, dass die Arbeit an der Definition der Ursprungswerte, die dann sichtbar gemacht werden, die Designstrategie, die Festlegung, wie das Gebäude bewohnt werden soll, nicht richtig beachtet wird.


Ich glaube, wenn man nachhaltige, langlebige, lebenswerte Gebäude haben möchte, die von den Menschen geliebt werden, dann ist Innenarchitektur ein absolutes Muss. Innenarchitektur und Architektur sollten von Anfang an zusammenarbeiten. Die Art und Weise, wie Design heute typischerweise kommuniziert wird – total fokussiert auf das Endergebnis – bedeutet, dass die Arbeit an der Definition der Ursprungswerte, die dann sichtbar gemacht werden, die Designstrategie, die Festlegung, wie das Gebäude bewohnt werden soll, nicht richtig beachtet wird. Oder die Architekten eignen sie sich an beziehungsweise es wird einfach davon ausgegangen, dass sie von ihnen gemacht wurde.

Für uns als Berufsgruppe ist das heikel, denn wenn wir nicht sichtbar sind, weiss niemand, wie wichtig diese Phase im Prozess ist. Es ist, als ob ein Chirurg alleine agiert, ohne dass die Ärzte vorher die richtige Diagnose gestellt hätten!

Für die Meeting Rooms der Fidelity Investor Centers, die derzeit in ganz USA eröffnen, wählte Studioilse die ultra-bequemen, dezent designten Wing-Sessel von Conde House

Wann ist ein Stuhl nicht ein Stuhl? Ilse Crawford x Conde House | Aktuelles

Für die Meeting Rooms der Fidelity Investor Centers, die derzeit in ganz USA eröffnen, wählte Studioilse die ultra-bequemen, dezent designten Wing-Sessel von Conde House

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Was hat Sie an den Stühlen von Conde House überzeugt?

Nun, sie erfüllen mit Sicherheit unsere Kriterien. Für das Projekt Fidelity Investor Center in den USA war es sehr schwierig, den richtigen Stuhl zu finden. Da es sich um einen grossen Finanzdienstleister handelt, musste der Stuhl langlebig und solide sein. Gleichzeitig sollte er leicht genug sein, dass eine ältere Person ihn bewegen kann und er sollte Armlehnen haben, um das Aufstehen zu erleichtern. Der Stuhl musste auch bequem genug sein, dass man eine Stunde in ihm sitzen kann, mit grosszügigem Sitzpolster und ausreichend dimensioniert für eine grosse Person (Conde House führt sowohl japanische als auch amerikanische Masse). Aber auch cool genug für eine jüngere Personen, preisgünstig und dezent gestaltet, so dass er nicht laut ist, man die Qualität aber sehen kann. Und das von einer Firma, die zuverlässig genug ist, um einen so wichtigen und grossen Auftrag zu erfüllen.

Es gibt nur sehr wenige Stühle, die hier mithalten können.

An welchem Punkt im Entwicklungsprozess eines Einrichtungsprojekts berücksichtigen Sie die Möbel?

Unsere erste Phase besteht darin, den Kontext, die Nutzung, den Kunden auf Mikro- und Makroebene zu verstehen. Von diesem Narrativ ausgehend bewegen wir uns zu den Grundrissen. Und Mobiliar ist eine Möglichkeit, diese Grundrisse im Hinblick auf ihre Nutzbarkeit usw. zu testen.

Und was sind die Bewertungskriterien?

Die Kriterien unseres Studios für die Auswahl von Möbeln legen den Schwerpunkt auf physischen und psychischen Komfort, auf Produkte, die lange halten und von guten Firmen hergestellt werden. Aber was die Eingrenzung auf konkrete Projekte betrifft, so hängt das vom Kontext, dem Narrativ und natürlich von der Art und Weise ab, wie wir das Budget einsetzen.

Das kürzlich vom Studioilse-Team restaurierte berühmte Savoy Restaurant von Aino und Alvar Aalto in Helsinki ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein warmes, modernes und menschenzentriertes Design für ein wirklich langlebiges Interieur sorgen kann

Wann ist ein Stuhl nicht ein Stuhl? Ilse Crawford x Conde House | Aktuelles

Das kürzlich vom Studioilse-Team restaurierte berühmte Savoy Restaurant von Aino und Alvar Aalto in Helsinki ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein warmes, modernes und menschenzentriertes Design für ein wirklich langlebiges Interieur sorgen kann

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Welche Werte konnten sie letztlich in Ihre Arbeit einbringen?

Obwohl er nicht billig ist, kostet der Wing Chair von Conde House weniger als einige seiner Konkurrenten und ist zugleich deutlich solider und beständiger als einige der günstigeren Alternativen. Für Das Kranzbach, ein grosses Wellness-Hotel in Süddeutschland, gab es zwar ein paar Optionen mehr, aber der Kamuy Chair war perfekt. Leicht, natürlich, grosszügig sowie zeitlos und mit nutzerorientiertem Design. Bequem, mit Armlehnen, ebenfalls langlebig und von einer zuverlässigen, unkompliziert agierenden Firma. Letzteres ist überraschenderweise selbst bei grossen Aufträgen nicht immer selbstverständlich.

Innenarchitektur ist dort, wo Werte sichtbar gemacht werden. Sie schafft ein Markennarrativ. Das manifestiert sich grundlegend in einem Interieur, das in Verbindung und Resonanz mit seiner Umgebung steht und eine tiefe emotionale Wirkung auf seine Nutzer ausübt. Die Stühle von Conde House waren in beiden Projekten ein perfekter Teil dieses Vokabulars.

Bildnachweis: Helen Cathcart (1), Leslie Williams (2, 3, 4), © Hotel Kranzbach GmbH/Anneliese Kompatscher (5, 6, 7), Conde House (8, 9), Anton Sucksdorf (10, 11)

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