Nachdem Lina Bo Bardis Bowl Chair 2012 – mehr als 60 Jahre nach seinem Entwurf 1951 – erstmals von Arper realisiert wurde, zeigt er sich nun von seiner besten Seite. Nämlich in kräftigen Farben und zwei tollen Mustern …

Zur Verleihung des Goldenen Preises für Lina Bo Bardis Lebenswerk auf der Biennale von Venedig hat Arper in Zusammenarbeit mit dem venezianischen Stoffhaus Rubelli zwei weitere Bezüge präsentiert, die die doppelte Nationalität des Stuhls unterstreichen. ©

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Zur Verleihung des Goldenen Preises für Lina Bo Bardis Lebenswerk auf der Biennale von Venedig hat Arper in Zusammenarbeit mit dem venezianischen Stoffhaus Rubelli zwei weitere Bezüge präsentiert, die die doppelte Nationalität des Stuhls unterstreichen. ©

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Obwohl schon fast ein halbes Jahrhundert zwischen ihrem Eintritt in die Designwelt liegt, sind die brasilianische Architekturikone Lina Bo Bardi und das italienische Designhaus Arper in den letzten Jahren zu überaus glücklichen Partnern geworden. Während Bo Bardi für ihren kühnen, ausdrucksstarken Modernismus bekannt wurde, den sie in den 1950er Jahren in Sao Paulo entwickelte, wurzelt ihr Stil in einem entschieden rationalistischen Fundament, das sie durch ihre italienische Erziehung und ihre Lehrzeit in Mailand in den 1940er Jahren erwarb. Arper hingegen wurde in den ausklingenden 80er-Jahren geboren und hat eine Designsprache entwickelt, die Form und Funktionalität, Farbe und Wärme miteinander verbindet. Wer heute den Mailänder Showroom von Arper betritt, wird von einer Ausstellung begrüsst, die all das feiert, was die beiden verbindet: nämlich Farbe, gemeinschaftliches Arbeiten und Bo Bardis 1951 entstandenen, die Ära prägenden Bowl Chair , den Arper 2012 zum ersten Mal ausgestellt hat. "Lina Bo Bardi in Full Color" wurde während der Mailänder Designwoche eröffnet.

Die Ausstellung Lina Bo Bardi in Full Color erkundet die Farbreisen, die der Bowl Chair mit verschiedenen Mitwirkenden unternommen hat. Sie ist im neuen Pop-up-Raum von Arper in der Via Pantano in Mailand zu sehen. © Giulio Ghirardi

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Die Ausstellung Lina Bo Bardi in Full Color erkundet die Farbreisen, die der Bowl Chair mit verschiedenen Mitwirkenden unternommen hat. Sie ist im neuen Pop-up-Raum von Arper in der Via Pantano in Mailand zu sehen. © Giulio Ghirardi

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Die ursprüngliche Partnerschaft zwischen Arper und dem Instituto Bardi | Casa De Vidro begann mit einer kulturellen Begegnung im Jahr 2012: Die Kuratorin Noemí Blager wandte sich an Arper, um eine Ausstellung zu realisieren, die der italienisch-brasilianischen Architektin und der Art und Weise von sozialer und künstlerischer Verbundenheit gewidmet war, die ihr Ansatz inspirierte. „Es war eine Entscheidung, die sofort mit unseren tief empfundenen Werten übereinstimmte“, sagt Claudio Feltrin, Präsident und CEO von Arper, in einem Vorwort zu dem Buch, das die daraus resultierende Ausstellung Together dokumentiert. „Der Kern von Linas Projekten liegt, wie auch bei uns, im Mensch, in seiner Vielfalt und Verschiedenheit und in seinem Bedürfnis, Beziehungen zu knüpfen. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt.“

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Lina Bo Bardi: Together war eine Ausstellung, die zwischen 2013 und 2016 durch die ganze Welt reiste. Der Stuhl Bowl wurde erstmals als Teil des farbenfrohen Zelebrierens der Arbeit und der Inspirationen der Designerin herausgegeben

Als Bo Bardi 1946 in Brasilien ankam, hatte sie für Domus gearbeitet und schon bald ihre eigene Kunstzeitschrift, Habitat, herausgebracht. Der Titel fasst ihren Ansatz für die Innenarchitektur zusammen – die Entwicklung eines Lebensraums, in dem das menschliche Potenzial gefördert wird. Mit ihrer Ausstellung wollte Blager diesen humanistischen Ansatz und die charakteristische Abwesenheit des Ego in ihrem Designprozess feiern. „Bei der Gestaltung ihrer Projekte hat sie verschiedene soziale Hintergründe und Altersgruppen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht“, so Blager.

Arper hat die Interpretation des Originals mit modernen Fertigungsverfahren in Einklang gebracht. So blieb die Vision des handwerklichen Originals erhalten, das Design eignet sich jedoch besser für die industrielle Fertigung. © Andrea Alessio | Varianti

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Arper hat die Interpretation des Originals mit modernen Fertigungsverfahren in Einklang gebracht. So blieb die Vision des handwerklichen Originals erhalten, das Design eignet sich jedoch besser für die industrielle Fertigung. © Andrea Alessio | Varianti

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Die Ausstellung "Lina Bo Bardi: Together" wurde als einmalige Schau in der British Council Gallery in London konzipiert, aber zwischen 2013 und 2016 für elf weitere Städte in Europa und Amerika umgestaltet, wobei jedes Mal auf den jeweiligen Standort reagiert und zusätzliches lokales Flair eingebracht wurde. Schon bald nach seiner Beteiligung liess sich Arper dazu inspirieren, Bardi's Bowl chair in einer Auflage von 500 Stück parallel zum Projekt herzustellen.

Bowl hat eine einfache halbkugelförmige Form und kann in verschiedene Positionen gekippt werden. Bo Bardis technische Zeichnungen und Aquarellskizzen halfen Arper bei der Industrialisierung des Stuhls. © Courtesy of Instituto Lina Bo

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Bowl hat eine einfache halbkugelförmige Form und kann in verschiedene Positionen gekippt werden. Bo Bardis technische Zeichnungen und Aquarellskizzen halfen Arper bei der Industrialisierung des Stuhls. © Courtesy of Instituto Lina Bo

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Die Farbe war in dieser Gleichung von grösster Bedeutung. Als Schlüssel zu den Arbeiten der Designerin setzten kräftige Farben oft einen starken Akzent inmitten einer eher brutalistischen Farbpalette. Für dieses spezielle Projekt waren jedoch keine spezifischen Farbtöne vorgesehen, sodass im Geiste der Forschung und Zusammenarbeit von Bo Bardi eine Reihe von Farben und Mustern entwickelt wurden. Für die ursprüngliche Version interpretierte die Designerin Jeannette Altherr die in Bo Bardis Aquarellskizzen des Stuhls verwendeten Farben, während der in Brasilien geborene Textilkünstler Dani Moura zusammen mit Susan Sellers vom Designbüro 2x4 die grafischen Kissenmuster der Skizzen umsetzte.

Die von Noemi Blager kuratierte Ausstellung Lina Bo Bardi: Together zeigt Filminstallationen von Tapio Snellman, eine Sammlung von Skulpturen der Künstlerin Madelon Vriesendorp und Ausstellungsmöbel von Assemble Studio. © Matti Östling, Ioana Marinescu

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Die von Noemi Blager kuratierte Ausstellung Lina Bo Bardi: Together zeigt Filminstallationen von Tapio Snellman, eine Sammlung von Skulpturen der Künstlerin Madelon Vriesendorp und Ausstellungsmöbel von Assemble Studio. © Matti Östling, Ioana Marinescu

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Der 1951 entworfene Stuhl war bisher nie produziert worden. Die Reise war eine Prüfung – nicht zuletzt, weil der einzige Prototyp, der sich im Besitz des Instituto Bardi | Casa De Vidro befand, nicht freigegeben werden konnte, sodass der Entwurf aus der Ferne interpretiert wurde. Arper bezog alle technischen Daten, die für die Erstellung von Konstruktionszeichnungen benötigt wurden, vom Instituto, während dieses wiederum die physikalischen Eigenschaften und Proportionen – etwa die Dicke, Festigkeit und Weichheit – sowie die Abmessungen des Originals im Verhältnis zu den Händen und zum Körper akribisch übermittelte.

Bowl in seinem natürlichen Lebensraum, dem von Bo Bardi entworfenen Haus Casa de Vidro in Sao Paolo, dem Wahrzeichen der Stadt. In Leder erhält der eine andere Ausstrahlung und fügt sich ins tropisch-moderne Ambiente ein. © Courtesy of Instituto Lina Bo

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Bowl in seinem natürlichen Lebensraum, dem von Bo Bardi entworfenen Haus Casa de Vidro in Sao Paolo, dem Wahrzeichen der Stadt. In Leder erhält der eine andere Ausstrahlung und fügt sich ins tropisch-moderne Ambiente ein. © Courtesy of Instituto Lina Bo

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Das Farbabenteuer des Stuhls wird in der aktuellen Ausstellung in Mailand erkundet, die auch Elemente der Ausstellung Lina Bo Bardi: Together enthält. Die Reise wird mit den neuesten Iterationen von Bowl , einer Zusammenarbeit mit dem venezianischen Stoffhaus Rubelli, auf den neuesten Stand gebracht. Sie sind eine Hommage an den Goldenen Löwen für das Lebenswerk von Lina Bo Bardi, der ihr auf der diesjährigen Biennale in Venedig verliehen wurde. Zwei ausdrucksstarke Designs wurden ausgewählt, um die Essenz des Bowl-Projekts zu unterstreichen und eine Verbindung zwischen Brasilien und Italien herzustellen – den beiden Nationen, die Bo Bardi ihre Identität verliehen haben.

Der 1951 entworfene Bowl Chair wurde von Arper erstmals 2012 anhand von Zeichnungen und Prototypen bearbeitet. Die Verschmelzung von kräftigen Farben, Mustern und Formen verweist sowohl auf das brasilianische als auch italienische Erbe der Designerin

Arper: Lina Bo Bardi in voller Farbe | Aktuelles

Der 1951 entworfene Bowl Chair wurde von Arper erstmals 2012 anhand von Zeichnungen und Prototypen bearbeitet. Die Verschmelzung von kräftigen Farben, Mustern und Formen verweist sowohl auf das brasilianische als auch italienische Erbe der Designerin

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Die farbenfrohen kulturellen Collagen, die Bo Bardi in ihrem Werk verwendet, haben etwas durch und durch Modernes und Fröhliches an sich, das in dieser jüngsten Ausstellung gefeiert wird. Und solche Punkte aufzuzeigen, an denen wir uns als Nationen begegnen, anstatt uns zu trennen, ist etwas, das heute sehr willkommen ist.

© Architonic

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