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Wer baut ist out: Franklin Azzi über die Architektur der Zukunft
Wer baut ist out: Franklin Azzi über die Architektur der Zukunft
Maison&Objet 2022 Designer des Jahres Franklin Azzi über architektonische Chirurgie, die aktuelle Lage des französischen Designs und warum Neubauten bald der Vergangenheit angehören könnten.
April 10, 2022 | 10:00 pm CUT

Der französische Architekt Franklin Azzi ist Maison&Object Designer des Jahres 2022. Foto: Cyrille George Jerusalmi



RETRO FUTUR ist Azzis künstlerische Installation auf der Maison&Object 2022, die die kreativen
Architonic: Sie haben von der Multidisziplinarität des Architekten gesprochen, und Ihre Installation hier – und die Vielfalt der virtuell gezeigten Objekte – spricht von einer grossen Bandbreite der Tätigkeit. Aber können Architekten alles machen?
Franklin Azzi: Sie können definitiv nicht alles. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass wir nicht Gott spielen können. Ich meine, bei einem grossen Projekt müssen wir zusammenarbeiten. Wir haben hier gelernt, einen Sinn für Synthese zu haben, denn bei grossen Projekten muss man die Hierarchie zwischen den Dingen und die Bedeutung der verschiedenen Elemente klar herausstellen.

Ecole des Beaux Arts de Nantes von Franklin Azzi Architecture auf dem Gelände der ehemaligen Alstom-Lagerhallen. Fotos: Luc Boegly


Pavillon Galeries Lafayette: Die 1.700 m2 grosse Terrasse bietet einen atemberaubenden Blick auf die französische Hauptstadt. Foto oben: Ambroise. Foto unten: The Social Food
AT: Wie würden Sie den aktuellen Stand von Architektur und Design in Frankreich beschreiben? Was funktioniert? Was funktioniert nicht?
FA: Ich glaube, die französische Architektur hat in den letzten 10 oder 20 Jahren viel an Kraft verloren. In den 1980er und 90er Jahren dachte jeder, der Architekt sei ein Künstler, und ich bin wirklich völlig gegen dieses Konzept. Ich bin der Meinung, dass wir in gewisser Weise wie ein Künstler sein können, was die Methoden, die wir anwenden, und die Dinge, die wir produzieren, angeht. Aber der Grossteil meines Tages ist eher technischer Natur. Wie löse ich eine mathematische Gleichung mit all den Zwängen, die sich ständig ergeben."
In 20 Jahren wird es keine modernen Gebäude mehr geben. Das ist meine Überzeugung


Ihr industrieller Charakter sowie die heterogene Fassede ist ihr Markenzeichen: Die Beaupassage im Herzen des 7. Pariser Arrondissements von Franklin Azzi Architecture für Kunden Emerige. Foto oben: 11h45. Foto unten: Charlotte Donker
AT: Architekten und Designer scheinen heute mehr Verantwortung denn je hat zu haben – sozial, politisch, wirtschaftlich, ökologisch. Wie sehen Sie das und wie stellen Sie sich dieser Verantwortung in Ihrer Arbeit?
FA: Ich glaube, wenn man die gesamte Geschichte der Architektur analysiert, war Entwicklung meistens Teil einer Krise. Ich meine, eine Krise bringt eine neue Art von Architektur hervor. Im Moment haben wir eine enorme Wirtschaftskrise, die seit langem anhält, wir haben eine COVID-Krise und eine extreme soziale Krise. All das wird die Art und Weise, wie wir Architektur machen, verändern, und ich glaube, dass meine Generation die Botschafter dieser Veränderungen sein werden.
Microarchitektur par excellence: der Kiosque Eiffel von Franklin Azzi Architecture am Fusse des Eiffelturms. Foto: WEARECONTENTS
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