


ga stuhl 7-070
Architonic ID: 1085067
SKU: 7-070 HG 560
Einführungsjahr: 1955
Sitzschale Formsperrholz zweiteilig, Metallgestell schwarz matt
B40, T53, H81, SH46
Konzept
Aus eins mach zwei und aus zwei mach eins: Ganz vereinfacht ist dies das Prinzip des ga stuhls. Mit seinen zwei Schalen ist er ein einzigartiger und innovativer Entwurf der 50er Jahre. Der Schweizer Architekt und Gestalter Hans Bellmann entwarf den Stuhl im Jahr 1955 und horgenglarus stellte ihn bis 1970 her. Nun legt die älteste Tisch und Stuhlmanufaktur der Schweiz den innovativen ga stuhl wieder auf.
Wie bereits vier Jahre zuvor beim einpunktstuhl experimentierte Hans Bellmann für den ga stuhl mit Formsperrholz und lotete die Fertigungsmöglichkeiten für Sitzschalen aus. Er wollte über die Zweidimensionalität hinaus der Schale eine weitere Dimension geben. Dieser Gedanke war der Ausgangspunkt für den neuen Entwurf.
Bellmann verwendete eine breitere Schale, teilte sie in der Mitte, um dann die beiden Teile nicht genau parallel, sondern leicht versetzt wieder zusammenzusetzen. Ein einmaliges Vorgehen, die Sitzschale erst in der Sitzrichtung zu teilen, um sie dann wieder zu verbinden, denn damals waren die heutigen Fertigungsmöglichkeiten in der Ausformung und Dehnung von Sitzschalen noch nicht bekannt. Bellmann erreichte sein Ziel mit einem kleinen Trick: Er setzte die beiden Teile in einem leichten Winkel wieder zusammen. Durch die verschiedenen Schnittwinkel entsteht die dritte Dimension. Die Schale ist zwar nicht wirklich dreidimensional gebogen, gewinnt aber durch die Konstruktion eine Ebene hinzu. Daher wurde der ga-stuhl oft auch Zweischalenstuhl genannt.
Bellmann legt beim ga stuhl viel Wert auf Details und entwirft und zeichnet jedes Einzelteil selbst: Rückhalteschrauben, Gummiaufleger oder Gummistulpen für die Beine. Er entwickelte gar ein ganzes ga Programm, das in den 50ern und 60ern bei horgenglarus im Sortiment war: Versionen mit und ohne Armlehnen, stapelbar oder nicht, als Schaukelstuhl mit Holzkufen, mit abnehmbarem Stoffbezug oder als drehbarer Bürostuhl mit Höhenverstellung.
Mit seiner einzigartigen Konstruktionsweise und dem aussergewöhnlichen Design zählt der ga stuhl heute zu den Klassikern des Schweizer Möbeldesigns. Für die Schweizerische Landesaustellung Expo in Lausanne 1964 richtete der Architekten Marc j. Saugey aus Genf das Restaurant Ticino komplett mit ga stühlen ein. Ebenfalls eingesetzt wurde das Modell in den Lehrzimmern der Mädchenschule Luftmatt, Basel, wie man im Katalog von horgenglarus aus dem Jahre 1965 nachlesen kann. Der ga stuhl erhält im Jahr 1956 die Auszeichnung "Die gute Form" des Schweizerischen Werkbunds SWB.
Bellmann bleibt sich beim Konstruktionsprinzip auch beim ga treu: Er bevorzugt es schnörkellos und praktisch. Beim einpunkstuhl verwendet er eine einzige Schraube, beim ga stuhl zwei: Die zweigeteilte Sitzschale des ga stuhls wird am Rücken mit einer kleinen und an der Unterseite mit zwei Metallplatten verbunden. An diese wird das Stahlrohruntergestell mit zwei Schrauben fixiert. Den ga stuhl gibt es in Schwarznuss und in Buche natur, schwarz oder gebeizt mit schwarzmattem Metalluntergestell. Er ist 40 cm breit, 53 cm tief, und 81 cm hoch, die Sitzhöhe liegt bei 46 cm.
Warum trägt dieser Stuhl die Bezeichnung ga? Laut Rosemarie Bellmann, der Witwe von Hans Bellmann, plante er ursprünglich einen Entwurf für den Garten.
Dieses Produkt gehört zur Kollektion:
Untergestell Metall, Metall, Sitz Holzwerkstoff, Holz
Zu den Produktseiten dieser Varianten gelangen Sie – einfach anklicken!

Switzerland
Hans Georg Bellmann wurde 1911 in Turgi in der Schweiz geboren. Er absolvierte eine dreijährige Bauzeichnerlehre in Baden, besuchte Abendtechnikum Zürich und begann 1931 sein Studium am Bauhaus in Dessau/Berlin. Bis 1933 besuchte Bellmann Kurse, u.a. bei Kandinsky, Arndt, Albers und Mies van der Rohe, dem er 1933/34 mit einem Bauhaus Diplom, nach Berlin folgte. Wieder in der Schweiz kam es bis 1938 zur Zusammenarbeit mit der Firma Wohnbedarf AG in Zürich, wo er sich Wohn- und Einrichtungsfragen widmete. 1948 machte sich Bellmann als freier Architekt und Gestalter in Zürich selbständig, und entwickelte eine ganze Reihe von Typenmöbeln; bis 1955 unterrichtete er auch an der Kunstgewerbeschule Zürich. 1951 gestaltete er die Einrichtung der Ausstellung «Kunst und Wohnkultur» für das Kunsthaus Luzern. 1952 entwarf er den mit Max Bill kontrovers diskutierten Einpunkt-Stuhl, dabei ging es um die Verwendung einer hölzernen Sitzschale. 1953/54 berief ihn Max Bill an die Hochschule für Gestaltung nach Ulm, sein Seminarthema war „Räumliches gestalten“. 1964/65 war er Visiting Critic in Harvard. Bellmann starb 1990 in Muri, Schweiz.