Ein Rückblick in die Welt es innovativen, eigenwilligen Schweizer Gestalters

Das Istituto Svizzero, Via del Vecchio Politecnico 3, Milano, widmet dem Schweizer Designer Hannes Wettstein, der 2008 im Alter von nur 50 Jahren verstorben ist, eine Ausstellung, die bis Freitag, den 3. Juli 2009 besichtigt werden kann.

Die Ausstellung wurde vom Studio Hannes Wettstein in Zürich in Zusammenarbeit mit horgenglarus eingerichtet. Hannes Wettstein war einer der innovativsten und einflussreichsten Gestalter der Schweiz. Bereits sein Werdegang entsprach nicht gängigen Mustern: 1958 in Ascona geboren absolvierte Wettstein eine Hochbauzeichnerlehre und bildete sich als Autodidakt gestalterisch weiter zum Designer und Architekten. Technologische Entwicklungen faszinierten ihn ebenso wie die Kunstgeschichte und die Architektur; und etwas Alchimistisches, Erfinderisches ging seiner Art, Ideen zu entwickeln, nie verloren.

Er stelle alle Normen in Frage, gesellschaftliche, industrielle, kulturelle und rituelle, um etwas Neues erfinden zu können, erklärte Wettstein. Diese Absolutheit war nicht Attitüde, sondern Methodik. Die Offenheit, alles, was Design bestimmt – Alltagsabläufe, Raumorganisationen und der Zweck von Dingen –, immer wieder zu überdenken, führte ihn zu überraschend einfachen Lösungen, welche die Zeit überdauern. Technologietransfer aus designfremden Bereichen, jahrelange Forschungsarbeit an einer Idee oder einem Material und ein feines Gespür für die Qualitäten einer Marke – Hannes Wettstein formte die Welt, indem er das innerste Wesen der Dinge, die ihn umgaben, zu ergründen suchte.

Pures, unspektakuläres, funktionalistisches Design prägte seine Leuchten und Möbel; immer wieder landete er bei schlichten Formen und klassisch modernen Linien. Diese passten in sein Bild der Welt und der Gesellschaft, in seine Überzeugung avant la lettre, wonach nur selbstverständliches Design beständig sein könne. Hannes Wettstein gestaltete Gebrauchsgegenstände so elegant und vollendet, dass sie eine Identität erhielten, der wechselnde Modeströmungen nichts anhaben konnten. Auch in der Raumgestaltung schuf er Archetypen: ortsbezogene, sensible Gesamtlösungen, Innenausstattungen oder Setdesigns. Die umfassende Art, an der Gestaltung der Welt mitzuwirken, lebt heute in dem 1991 gegründeten Studio Hannes Wettstein weiter.

Hannes Wettstein & horgenglarus
Hannes Wettstein war von 1999 bis 2008 als Art Director für die Manufaktur horgenglarus tätig. Die zentralen Qualitäten der 1880 gegründeten Möbelfirma begeisterten den Zürcher Gestalter. Er entdeckte die Designklassiker wieder, die von namhaften Schweizer Architekten zwischen 1925 und 1955 für horgenglarus entworfen worden waren: Holzstühle, Tische und Sessel von Werner Moser, Max E. Haefeli, Max Bill oder Hans Bellmann. Hannes Wettstein verschaffte den historischen Entwürfen eine neue, zeitgemässe Identität und stellte sie in einen neuen Kontext. Instinktiv erkannte er die traditionellen Stärken der Manufaktur und entwickelte sie in seinen Entwürfen und dem Corporate Design der Firma weiter.

Die vier zeitgenössischen Wettstein-Linien Miro, Status, Fox und Lyra entstanden in Relation zu den historischen Kollektionen. Sie führen eine Tradition der hochwertigen Fertigung fort und setzen auf die zentrale Kompetenz von horgenglarus: das Know-how der Holzbiegetechnik, die handwerkliche Herstellung und einen Sinn für die maximal reduzierte, stringente Form. Damit verfolgte Hannes Wettstein eine zurückhaltende Modernisierung der Marke, die ihren Qualitäten treu blieb: der Balance von historischem Kapital und zeitgenössischer Modernität, einer ökologisch nachhaltigen Produktion und der ausschliesslichen Verarbeitung einheimischer Materialien.

Alle horgenglarus-Modelle wirken schlicht und harmonisch und strahlen dank ihrer klaren Linienführung und sorgsamen Detaillierung eine gelassene Selbstverständlichkeit aus. Erfinderischer und spielerischer präsentierten sich die Installationen, mit denen Hannes Wettstein die Stuhlmanufaktur an Messen wie dem Designers’Saturday in Langenthal in Szene setzte. Ein emotionaler Umgang mit dem Material Holz und sinnliche Verarbeitungen zu Leucht- und Klanginstallationen illustrierten dabei seine gestalterische Leidenschaft.

Öffnungszeiten der Ausstellung: 11 bis 17 Uhr, am Samstag, an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Eintritt frei.