Willkommen im Designlabor

Wenn Sie bisher noch nichts von Amura gehört haben sollten, wird sich dies 2016 bestimmt ändern. Amura, 2015 von einem führenden Sofahersteller in Süditalien ins Leben gerufen, ist eher ein Forschungsprojekt und eine Lifestyle-Philosophie als eine Marke, ist ihr in London ansässige Art Director, der Designer  Emanuel Gargano überzeugt. „Unser Ansatz ist, hochqualitative, aber dennoch vergleichbar erschwingliche Möbelstücke herzustellen, die die Erfahrung, die Kunstfertigkeit und das Know-how widerspiegeln.“ In der Produktionsstätte von Amura wurden tatsächlich über zwei Jahrzehnte Möbel für einige der wichtigsten Marken Italiens und Europas entwickelt und hergestellt. „Nachdem sie Möbel für alle anderen gemacht hatten, entschieden sie sich, sich selbstständig zu machen und eine eigene Kollektion zu entwerfen“, erklärt Gargano.

Der Name Amura leitet sich vom Wort „amore“ ab und nimmt Bezug auf Altamura, die schöne geschichtsträchtige Stadt in Apulien (im Stiefel Italiens), wo das weltbekannte Altamura-Brot herkommt und das Headquarter von Amura zu finden ist. Bei letzterem handelt es sich um eine den neuesten Standards entsprechende 35 000m2 grosse Fabrik, die ein 2000 m2 grosses Technikum behaust, das Amura die Expertise und Unterstützung bietet, von der neue Marken normalerweise nur träumen können. Zudem bietet es Inspiration sagt Gargano. „Designer werden während des Herstellungsprozesses und durch den Kontakt mit Materialien und Verfahren inspiriert“, weiss Gargano. „Bei Amura könnte ich Tage damit verbringen, mit Materialien und Prozessen zu experimentieren und mit Handwerkern an Details, wie Verarbeitung und Nähten, zu tüfteln.“

Gargano hat zudem die Expertise und das Talent anderer Designer gewonnen, wie beispielsweise vom Interiordesigner Anton Cristell aus Rom, mit dem er einige der Stücke entworfen hat, die Amura diesen Januar auf der imm cologne lancieren wird. Diese umfassen ein modulares, lackiertes Metall-Buchregal genannt Eresia (Häresie), das international und erfrischend anmutet, und den niedrigen gestaffelten Kaffeetisch Millefoglie. Ausserdem wird der neue schlanke Sessel Leonard mit stabilen Holzbeinen das erste Mal zu sehen sein.

Der Star von Amura ist jedoch unbestritten Lapis. Das einzigartige modulare Sessel-System wurde erst vor einigen Monaten lanciert. Es besteht aus Elementen, die an grosse runde Steine oder Felsen verschiedenster Grössen und Höhen erinnern und die so kombiniert werden können, dass sich Sitze, Armlehnen und Stützen formen. Es entstand in Anlehnung an die benachbarte Region Basilikata und die Stadt Matera, die nur wenige Kilometer von der Fabrik entfernt ist, sagt Gargano. „Lapis entstand während meiner Spaziergänge auf den gepflasterten Strassen von Matera“, sagt er. „Die ganze Region ist schön und unterschätzt.“

Die Schönheit von Lapis liegt auch in seiner Flexibilität begründet. Es kann verwendet werden, um eine 50 m2 grosse Insel entstehen zu lassen oder ein gesamtes Hotel auszustatten, fügt Gargano hinzu. Ein Sitzkissen kann am Ende eines Bettes positioniert werden oder verschiedenen Stücke können zusammengesetzt einen Sessel bilden. Es kommt in über 80 Leder- und in 200 Bezugstoffen und kann mit einem luxuriösen Seidenteppich gekauft werden, der pro Meter und massgefertigt geliefert wird, das Steinmotiv von Matera fortsetzt und die fast urweltliche Anmutung des Sofa-Systems unterstreicht. Passenderweise sind die Kaffeetische der Kollektion aus marmoriertem Stein gefertigt und scheinen über Jahrtausende hinweg von Wind und Wetter geformt worden zu sein.

Der markanteste Aspekt von Lapis ist seine zeitlose, steinähnliche Anmutung, gerade so, als sei es organisch und über Jahrtausende gewachsen. Nimmt man jedoch Platz, ist das Sofa weich und komfortabel. Im Inneren wurde Memory-Schaum verwendet, damit das Sofa zu seiner ursprünglichen Form zurückkehrt, wenn jemand darauf sitzt. „Uns gefiel die Idee des Kontrastes zwischen felsenartiger Erscheinung und der Art wie es den Nutzer aufnimmt und ihn beim Sitzen umfängt“, fasst Gargano zusammen.

Die Website von Amura und die dazugehörige Fotoserie zeigt Lapis in verschiedenen Arrangements auf einem Strand und in Feldern, fast so als sei es aus der Landschaft erwachsen. „Aus Perspektive von Kommunikation und Grafik wollten wir Dinge anders machen und die Marke auf frischere Weise und auf direktem Weg präsentieren“, erklärt Gargano, der als Designer eher mit Leuchten und Küchen vertraut ist als mit Sofas und deshalb ein vollständig unbelasteten Blick und neue Energie für diesen Bereich mitbringt.

Die Kampagnen der grossen Mailänder Möbelmarken sind elegant und zurückhaltend, fährt er weiter fort, aber ihr Marketing und Image kann so mondän sein, dass es abschreckend wirkt; normale Leute sind eingeschüchtert einen Showroom zu betreten. Amura hat zwar dieselbe Qualität wie die führenden Marken, ist aber hinsichtlich Designsprache und informellem Ansatz sowie preislich zugänglicher. Im Februar diesen Jahres eröffnet Amura einen 400 m2 zweistöckigen Flagship-Store in Mailands Designviertel Brera. Die Eröffnung weiterer Showrooms in den kommenden Jahren ist schon in Planung. Der erste soll in New York eröffnet werden.

Die Idee ist, die verschiedenen Produkte in Settings die Wohn- und Gastgewebesituationen entsprechen auszustellen und ihnen Sichtbarkeit zu verleihen und natürlich Designliebhabern und anderen Käufern zu zeigen, was die Kombination von jahrzehntelanger Erfahrung gepaart mit Kunstfertigkeit und einem frischen und freien Ansatz hervorzubringen vermag.