Als internationale Leitmesse für Wohn- und Objekttextilien erwartet die Heimtextil in Frankfurt am Main vom 14. bis zum 17. Januar 2015 wieder Architekten, Innenarchitekten, Interiordesigner und verwandte Professionen, die diesen ersten Messetermin des Jahres nutzen, um sich auf den aktuellen Stand in Sachen Textiles zu bringen. Die ausdrücklich für die Objektausstattung entwickelten Produkte sind für sie zwar der Hauptgrund für den alljährlichen Besuch der Messe, aber das wirklich opulente und anspruchsvolle Begleitprogramm ist ebenso attraktiv, zumal es – quasi im Rang einer Weiterbildung – die Fachkompetenz der Teilnehmer anerkanntermassen stärkt.

Ein Schwerpunktthema der aktuellen Messe ist „Hospitality“ und damit das textile Design des Hotels von morgen. Eine gute Orientierungshilfe bei insgesamt gut 2700 Ausstellern bietet hier der „Contract Guide" mit seinen über 300 Einträgen von Herstellern objektrelevanter Produkte. Den Guide erhält man kostenlos auf der Messe. Eine zusätzliche Hilfe stellen die Signets an den betreffenden Messeständen dar; mit dem Hinweis „Contract Creations“ unterstützen sie die Auffindbarkeit der im Guide gelisteten Unternehmen. Einen sinnvollen Einstieg für den Messerundgang bietet aber auch ein Besuch des neu konzipierten „Theme Parks“ in Halle 4. Er versteht sich als Inspirationsforum und wird die Besucher mit seinen umfassenden Inszenierungen branchenrelevanter Zukunftsthemen beeindrucken. Zum Thema „Hospitality“ werden hier avangardistische Projekte vorgestellt – zukunftsweisend und zeitgeistig zugleich. Ihre Planer weisen sich als durchaus mutige Pioniere und Wegbereiter aus.

Die Messeorganisatoren nehmen die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen ernst. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachzeitschriften konnte ein Vortragsprogramm zu acht eigenwilligen Positionen einer zeitgenössischen Architektur entstehen. International renommierte Architekten kommen zu Wort. Speziell für Hotelverantwortliche wurde in Kooperation mit dem Hotelverband Deutschland (IHA) eine Vortragsreihe zum Thema „IT in der Hotellerie“ entwickelt. Ort dieser Veranstaltung ist der „Lecture Square“ in der Galleria 1.

Bei allen Angeboten an sorgfältig aufbereiteter fachspezifischer Information hat das Kollegengespräch natürlich nichts von seinem Stellenwert, seiner Selbstverständlichkeit und Qualität eingebüsst. Das meint auch Corinna Kretschmar-Joehnk von JOI-Design aus Hamburg. Die Innenarchitektin mit langjähriger Erfahrung in der Planung von Hotels, Restaurants und Wellnessarealen sieht die Messe als „einen perfekten Ort, um sich unter Kollegen auszutauschen, denn in Zeiten einer sonst sehr artifiziellen und digitalen Welt ist das rar geworden und etwas Besonderes.“ Und sie betont: „Dieser Austausch gibt mir ein persönliches Feedback, und wir können gemeinsam Neues entdecken und darüber diskutieren.“

Dass es sich hier nicht nur um ein Lippenbekenntnis handelt, zeigt schon die Tatsache, dass Corinna Kretschmar-Joehnk zusammen mit Henning Weiß von 25hours hotels zwei Fachführungen anbietet. Man wird von der „Community Area“ im „Theme Park“ aus starten. Zusammen mit dem Magazin HotelDesign/AHGZ lädt die Messe Hotelentscheider zu dieser Tour mit dem Ziel ein, den Teilnehmern einen Überblick über Einrichtungstendenzen im Hotel und Objektgeschäft zu verschaffen. „Es gibt mit Ausnahme der Heimtextil keine Messe, die sich ausschliesslich mit den weichen Faktoren am Bau befasst“, erläutert Corinna Kretschmar-Joehnk und fährt fort: „ Die Spezialisierung und Konzentration auf Textilien, Polsterstoffe, Fensterdekoration, Wandbeläge, Tapeten sowie ausgewählte Teppiche macht den Besuch so effizient!“

Stimmt. Andere Messen bieten eher kombinierte Produktspektren, was den Besuchern neben der gewünschten Inspiration unter Umständen auch eine Reizüberflutung beschert. Wer nach Frankfurt zur Heimtextil kommt, findet wirklich nur ein Thema, aber zu dem einfach alles. Von der Tischdecke bis zum Objektteppich. Neben den aktuellen Produkten an sich geht es zugleich immer auch um Trends. Frau Kretschmar-Joehnk kann das bestätigen. „Wir kommen oft schon mit einem Wunschzettel im Kopf auf die Messe. Wir wissen, was wir für unsere Projekte brauchen und suchen nach neuen Lösungen für diese Bedürfnisse. Wenn man dann noch zusätzlich Informationen zu den Materialien bekommt, ist das Paket perfekt. Natürlich freut man sich aber auch über neue Impulse und Hinweise zu möglichen Trends.“

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen gehören also nicht nur die Präsentationen der neuen Objekttextilien zum Muss, sondern auch das schon erwähnte Trendareal, der „Theme Park“. Dort rechnet Corinna Kretschmar-Joehnk mit Inspirationen, die man mit nach Hause nehmen kann. Die Innenarchitektin schätzt aber ebenso die Ausstellungen der Studentenwettbewerbe. Der „Young Creations Award“ steht unter dem Motto „Upcycling“. Sie weiss, wovon sie spricht, denn in den vergangenen Jahren war sie mehrfach in der Jury und fand es stets sehr spannend, wie die nachfolgende Designergeneration mit dem Thema „Stoff“ umgeht.

Interessierte Architekten werden sich also auf die professionellen Führungen freuen, denn gerade in der Doppelbesetzung Kretschmar-Joehnk/Weiß erhält die avisierte Auswahl ja ein besonderes Gewicht. Planungsspezialistin und Hotelprofi werden sich auf anregende, wichtige oder schlicht überzeugende Produkte geeinigt oder verständigt haben müssen. Das ist spannend. Aber auch diese Führung ist nach vielleicht anderthalb Stunden und angesichts des Gesamtangebotes allein im Objektbereich kaum mehr als ein fundierter Schnelldurchgang. Schon klar, dass jeder Planer anschliessend Zeit braucht, seine Eindrücke im Alleingang zu vertiefen.

Eine ergänzende Führung bieten die Redakteure der Fachzeitschrift AIT zu den interessantesten Produktinnovationen für den Objektbereich aus Architektensicht. Man wird dabei etablierte Hersteller und Newcomer besuchen. Leistungen von jungen Leuten, die noch im Vor-Newcomer-Status sind, kann man hingegen im Nachwuchsareal „Campus“ bestaunen. Absolventen und Studierende der Fachbereiche Design und Innenarchitektur von 15 europäischen Hochschulen präsentieren visionäre Einrichtungskonzepte. Unter dem Titel „Hotel Europe“ wurde experimentiert: Was können sich junge Leute unter dem Hotel der Zukunft vorstellen? Wie werden Komfort, Funktionalität und Design in neue Standards überführt? Welche Materialien werden den Ton angeben? Diese und andere Fragen waren der Ausgangspunkt für 15 verschiedene Zimmer im „Hotel Europe“ – jeweils eins von jeder teilnehmenden Hochschule. „Campus“ entstand aus einer Kooperation der Heimtextil mit Best of Design powered by rooms for free e.V.

Es gibt weitere Events; das Spektrum ist beindruckend. Was man der Messe mittlerweile ja schon traditionell hoch anrechnen kann – ganz gleich, ob man als Planer, Hotelier oder Designer unterwegs ist, ist die durchgängige Professionalität, mit der das Begleitprogramm konzipiert und umgesetzt wird. Es ist nicht allein die Vielfalt, es ist auch die Qualität – die Qualität aus Kompetenz und Engagement von Workshopleitern, Vortragenden oder Diskussionsmoderatoren. Allein die zahlreichen Juries der verschiedenen Awards, Scoutings und Wettbewerbe im Vorfeld und während der Messe fordern Respekt.

Am Ende zählt immer das Gefühl, eine Messe mit Gewinn oder nur pflichtgemäss besucht zu haben. Vielleicht gibt es Architekten und Innenarchitekten, die hin müssen, weil die Heimtextil so alternativlos ist, aber in der Regel ist es schon beim zweiten Besuch ein Hin-Wollen. Kein Wunder.