Im Februar ging die Ausstellung „ISKRA: NON-ALIGNED DESIGN 1946–1990“ im Architekturmuseum Ljubljana AML zu Ende. Sie bot einen Einblick in das goldene Zeitalter slowenischen Produktdesigns von den 1960-er bis 90-er Jahren. .Nun macht nun eine neue Generation junger slowenischer Designer auf sich aufmerksam.

Der Iskra-Konzern entstand aus einer kleinen staatlichen Radiowerkstatt und entwickelte sich zu seiner Blütezeit Mitte der 80-er Jahre zu einem der führenden Hersteller elektrotechnischer Produkte mit mehr als 85.000 Angestellten.

Plakat für die Iskra Ausstellung 1971 im Design Center Stuttgart

Slowenisches Design | Aktuelles

Plakat für die Iskra Ausstellung 1971 im Design Center Stuttgart

×

Im Sommer 1971 fand eine Ausstellung über Iskra im Design-Center in Stuttgart statt, deren Hauptanliegen es war, ISKRA als jugoslawisches Pendant zur Firma Braun zu präsentieren.
Wie auch die Designabteilung unter der Leitung von Dieter Rams den Produkten von Braun ihren typische Ästhetik verlieh, so gab es auch bei Iskra ein legendäres Design-Departement das von 1961-1971 unter der Leitung von Davorin Savnik stand.
Nach 1971 wirkte er als Freelancer und Berater der Generaldirektion weiterhin stilbildend mit.
Albert Kastelec, Marijan Gnamuš, Janez Smerdelj, und Janja Lap waren weitere wichtige Industriedesigner, die für Iskra tätig waren.
Miljenko Licul und Ranko Novak prägten den graphischen Auftritt der Firma.

ATA 30 Telefon, Designer Davorin Savnik, 1965

Slowenisches Design | Aktuelles

ATA 30 Telefon, Designer Davorin Savnik, 1965

×

Oszilloskop von Iskra, DesignerDavorin Savnik, Produktgrafik Danica Petrovič und Stane Abe, 1965–1969

Slowenisches Design | Aktuelles

Oszilloskop von Iskra, DesignerDavorin Savnik, Produktgrafik Danica Petrovič und Stane Abe, 1965–1969

×

Da im sozialistischen Jugoslawien nur eine begrenzte Auswahl an Gütern erhältlich war, besass nahezu jeder Haushalt ein Produkt von Iskra – und die meisten Slowenen identifizieren sich mit diesen Dingen des täglichen Gebrauchs, von denen nicht wenige gestalterische Meisterstücke waren.

Pobi Batterieladegerät von Iskra, Designer Marijan Gnamuš, 1973

Slowenisches Design | Aktuelles

Pobi Batterieladegerät von Iskra, Designer Marijan Gnamuš, 1973

×

Doch abgesehen von Iskra gibt es noch weitere wichtige Referenzen in der Designgeschichte Sloweniens:
Marko Turk war der erste Slowene, der einen internationalen Designpreis erhielt für seine Mikrophon-Marke AOL. Turks Mikrophone sind Bestandteil der MOMA Kollektion, wie auch der Klappstuhl Rex von Nico Kralj. Der Formholzstuhl aus dem Jahre 1952 ist bis heute ein Verkaufsschlager und wird mittlerweile von der slowenischen Firma Impacta produziert. Rex ist mittlerweile zu einer Kollektion erweitert worden mit einem dazu passenden Tisch, Beistelltisch, Bank und Schaukelstuhl.

Rex Stuhl , Designer Niko Krajl, 1952

Slowenisches Design | Aktuelles

Rex Stuhl , Designer Niko Krajl, 1952

×

ECS – Alpina Elite Racing Skate, Designer Jure Miklavc, 2008

Slowenisches Design | Aktuelles

ECS – Alpina Elite Racing Skate, Designer Jure Miklavc, 2008

×

Offenbar fehlte es Jugoslawien nach dem Untergang von Iskra an einer neuen Talentschmiede für die junge Design-Elite und der Staat braucht seine Zeit, um die neue Rollenverteilung zu etablieren.
Die „Academy of Fine Arts and Design in Ljubljana“ ist derzeit die einzige Ausbildungsstätte für Design, mit Spezialisierungsmöglichkeit auf Industriedesign und Kommunikationsdesign. Jure Miklavc, Dozent am Departement für Industriedesign,
nennt uns neue Firmen, die junge Designer fördern, darunter der bekannte Sportartikelhersteller Elan, Leuchtenhersteller Intra, Badhersteller Kolpa sowie Trimo, Produzent von Bauteil – Elementen.
Kolpa erhielt für seine Badmöbel-Kollektion „Yumi“, die aus dem firmeneigenen Komposit „kerrock®“ hergestellt wird, den „Red Dot Design Award“.

Yumi Badmöbelkollektion, Hersteller Kolpa, 2010, Foto © Kolpa

Slowenisches Design | Aktuelles

Yumi Badmöbelkollektion, Hersteller Kolpa, 2010, Foto © Kolpa

×

Jure Miklavc selbst hat für Alpina unter anderem Spezial-Langlaufschuhe und Kinderskischuhe entworfen, sowie eine LED Leuchte für intra und ist als Architekt und Designer tätig.

Tywa LED Leuchte, Hersteller Intra, Design Jure Miklavc

Slowenisches Design | Aktuelles

Tywa LED Leuchte, Hersteller Intra, Design Jure Miklavc

×

Eigeninitiative ergriff der Designer Asobi, der nach Messe-Erfolgen in Mailand und auf der IMM seine eigene Marke Marvin gründete und mittlerweile auch die Outdoor-Sitzmöbelkollektion „Ljubljana“ beim deutschen Hersteller Movisi platzieren konnte.
„Ljubljana“ besteht aus linear addierbaren Einzelelementen mit und ohne Lehne, die sich zu Stuhl, Hocker und Bank formieren lassen.

Sitzmöbelkollektion „Ljubljana", Hersteller Movisi, Designer Asobi

Slowenisches Design | Aktuelles

Sitzmöbelkollektion „Ljubljana", Hersteller Movisi, Designer Asobi

×

Sitzelement aus der Kollektion „Ljubljana", Hersteller Movisi, Designer Asobi

Slowenisches Design | Aktuelles

Sitzelement aus der Kollektion „Ljubljana", Hersteller Movisi, Designer Asobi

×

Asobis bekanntestes Produkt ihrer Eigenmarke ist das „Isle Lounge Sofa“, das an der imm, am Salone del Mobile, der ICFF und am London Design Festival ausgestellt war.
Die innovative Pendelleuchte „Gwig“, die vom Designmagazin „ID“ mit einem Designpreis ausgezeichnet wurde, ist nur eine von vielen Leuchten Asobis, die vom Leuchtenhersteller intra produziert werden.

Isle Lounge, Designer Asobi, 2007

Slowenisches Design | Aktuelles

Isle Lounge, Designer Asobi, 2007

×

Gwig pendant light, Hersteller Intra, Designer Asobi

Slowenisches Design | Aktuelles

Gwig pendant light, Hersteller Intra, Designer Asobi

×

Gwial Pendelleuchte, Hersteller Intra, Designer Asobi

Slowenisches Design | Aktuelles

Gwial Pendelleuchte, Hersteller Intra, Designer Asobi

×

Auch Nika Zupanc, mittlerweile international bekannter Designerin aus Slowenien, schloss an der „Academy of Fine Arts and Design“ in Ljubljana ab - mit Auszeichnung.
Wie ihrem Lebenslauf zu entnehmen ist, erhielt sie 2001 den „renommierten Presernova Award für höchste Leistungen im Industriedesign“.

Nika Zupancs Pavillion für ihren Auftritt im Rahmen des Salone del Mobile 2009; Material: Fassadenelemente "Qbiss" von Trimo

Slowenisches Design | Aktuelles

Nika Zupancs Pavillion für ihren Auftritt im Rahmen des Salone del Mobile 2009; Material: Fassadenelemente "Qbiss" von Trimo

×

Q-biss Fassadenelemente, Hersteller Trimo

Slowenisches Design | Aktuelles

Q-biss Fassadenelemente, Hersteller Trimo

×

Nika Zupank ist bereits für viele namhaften Hersteller als Designerin tätig.
Ihre Entwürfe sind mehrheitlich durch einen burlesquen, leicht frivolen Stil gekennzeichnet.
Für ihr eigenes Label „La femme et la maison“ entstand ein Sofa namens „Tapisserie“, dessen hohe Lehnen die Privatheit des Nutzers schützt.

Sofa "Tapisserie", Designer Nika Zupanc

Slowenisches Design | Aktuelles

Sofa "Tapisserie", Designer Nika Zupanc

×

"Tailored Chair", Hersteller Moroso, Designer Nika Zupanc

Slowenisches Design | Aktuelles

"Tailored Chair", Hersteller Moroso, Designer Nika Zupanc

×

Die „Boy’s Lamp“ für den slowenischen Leuchtenhersteller Vertigo Bird hat durchaus phallische Züge und für Moroso entwarf sie den „Tailored Chair“ , der dem Wespentaillen-Torso einer Schneiderpuppe ähnelt; für das niederländische Label Moooi entstanden die Stehleuchten mit Spitzen(-unterwäsche) – Optik.

"Boy's Lamp", Hersteller Vertigo Bird, Design Nika Zupanc

Slowenisches Design | Aktuelles

"Boy's Lamp", Hersteller Vertigo Bird, Design Nika Zupanc

×

"Lolita" Leuchtenkollektion, Hersteller moooi, Designer Nika Zupanc

Slowenisches Design | Aktuelles

"Lolita" Leuchtenkollektion, Hersteller moooi, Designer Nika Zupanc

×

Leuchte ,,Force", Hersteller Vertigo Bird, Designer Nika Zupanc

Slowenisches Design | Aktuelles

Leuchte ,,Force", Hersteller Vertigo Bird, Designer Nika Zupanc

×

Die ,,Mrs. Dalloway" Mini-Heizplatte für Gorenje, die an eine Puderdose erinnert, wurde ebenfalls im Rahmen des Superstudio Più 2009 präsentiert, ging jedoch leider nie in Produktion.

Mini-Heizplatte "Mrs. Dalloway", Designer Nika Zupanc, 2009

Slowenisches Design | Aktuelles

Mini-Heizplatte "Mrs. Dalloway", Designer Nika Zupanc, 2009

×

Ausser mit der „Boy’s Lamp“ ist Zupanc auch noch mit dem Chandelier „Force“ bei Vertigo Bird vertreten, das von unten betrachtet an das Düsentriebwerk eines Flugzeugs erinnert.
Eine linear-minimalistische Floureszenzleuchte, deren Kabelführung die Ästhetik eines Umspannwerkes zu zitieren scheint, wurde vom niederländisch-slowenischen Architekten-Duo bevk perović arhitekti für Vertigo entworfen.
Einer der Partner, Matija Bevk, schloss 1999, ein Jahr vor Nika Zupanc, an der Faculty of Architecture der University of Ljubljana ab.

"Slim" Fluoreszenz-Leuchte, Hersteller Vertigo Bird, Designer bevk perović arhitekti

Slowenisches Design | Aktuelles

"Slim" Fluoreszenz-Leuchte, Hersteller Vertigo Bird, Designer bevk perović arhitekti

×

"Bubble" Rauchmelder, Hersteller Vertigo Bird

Slowenisches Design | Aktuelles

"Bubble" Rauchmelder, Hersteller Vertigo Bird

×

Die politische Isolation des früheren Ostblocks und die limitierten kulturellen Einflüsse auf Slowenien bis Anfang der 90-er Jahre können auch einen gute Grundlage für die Entwicklung neuer Ideen sein.
Nika Zupanc ist zumindest ein Beispiel, wie man mit einer neuen Ästhetik innerhalb kurzer Zeit die Designszene des „alten“ Europas aufmischt.